S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.06.2025 um 10.30 UTC

Hitze. Langsam zunehmende Gewitterneigung. Schwergewitterlage zur Mitte nächster
Woche möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.07.2025

Am Sonntag bestimmt ein breiter Höhenrücken über Süd-, West- und Mitteleuropa
den Wetterablauf in Deutschland. Nur der Norden liegt am Rand der Frontalzone
über Nordeuropa und wird von Tiefausläufern in abgeschwächter Form gestreift.
Dort halten sich dichtere Wolken, es regnet aber höchstens unbedeutend. Über der
Mitte und dem Süden scheint oft anhaltend die Sonne unter Absinken und dem
Einfluss einer langgestreckten Hochdruckzone vom Atlantik bis ins östliche
Mitteleuropa. Absinken und die diabatische Erwärmung lassen die Temperatur
gegenüber den ohnehin schon sehr warmen Vortagen weiter steigen. Der
Mittelfristzeitraum wird geprägt von einer Hitzephase.
Über der Mitte und dem Süden steigen die Werte am Sonntag dann auf mehr als
30°C, am Rhein und seinen Nebenflüssen werden gebietsweise 35°C erreicht und
knapp überschritten. Der Norden ist noch nicht ganz so warm und an den Küsten
bleibt es bei auflandigem Wind mit um oder knapp über 20°C ganz angenehm.
Ähnliche Temperaturen gibt es in Nacht zum Montag in West- und
Südwestdeutschland.
Am Montag ändert sich nicht viel. Der Höhenrücken kommt insgesamt nur wenig nach
Osten voran, amplifiziert sich aber, weil sich über dem Atlantik ein Trog
nähert. Dabei wird die Bodenhochdruckzone von Westen abgebaut und der
Hochschwerpunkt verschiebt sich zur westlichen Ostsee. Damit setzt sich auch im
Norden sonniges Wetter und Absinken durch. Die Erwärmung geht weiter. In 850 hPa
steigen die Werte im Süden bis 20°C, in 2m Höhe werden außer ganz im Norden mehr
als 30°C erwartet, gebietsweise, vor allem im Westen und Süden um 35°C,
vereinzelt bis 37°C. Mit den sehr warmen Nächten von teilweise um 20°C, ergibt
sich eine starke bis extreme Hitzebelastung. Die Luft wird von Südwesten wieder
feuchter, unter dem Rücken wird Konvektion aber weitgehend unterdrückt. Einzelne
starke Gewitter sind über dem Bergland im Südwesten und in den Alpen aber nicht
ausgeschlossen.
Am Dienstag nähert sich der Trog vom Atlantik nur sehr langsam, so dass der
Höhenrücken über Mitteleuropa vorerst nur wenig Anstalten macht abzuziehen. Die
starke Überhitzung dürfte dann aber zur Bildung einer Tiefdruckrinne geführt
haben die sich von Frankreich und Benelux langsam auch nach Westdeutschland
hereinschiebt. In deren Bereich kommt es zu einer weiteren Anfeuchtung der
Luftmasse über dem Westen, Süden und den mittleren Landesteilen. Die etwas
steigende Gewitterneigung breitet sich vom Süden zur Mitte hin aus. Dabei sind
starke, vereinzelt unwetterartige Gewitter möglich. Die teils extreme Hitze
bleibt und es wird teilweise schwül. Nach wieder sehr warmer Nacht steigt die
Temperatur außer an den Küsten und dem höheren Bergland auf mehr als 30°C,
vereinzelt sind bis 37/38°C möglich.
Am Mittwoch und Donnerstag greift von Westen die Tiefdruckrinne über und der
Höhenrücken zieht allmählich ostwärts ab. Die Strömung dreht dann zunächst auf
Südwest bevor am Donnerstag der stark verkürzte Höhentrog folgt. Am Mittwoch
bleibt es noch heiß bis sehr heiß mit sehr warmen Nächten und tagsüber
gebietsweise um 35°C und zunehmender Schwüle. In der Spitze sind vereinzelt 38
oder 39°C nicht ausgeschlossen. Am Donnerstag zieht sich die Hitze in die
Osthälfte zurück, während rückseitig der Rinne aus Nordwesten gemäßigt warme
Luftmassen einfließen. In den Focus dürften dann mehr und mehr die Gewitter
rücken. Die Hitze kann mit einer Schwergewitterlage (Unwetter) zu Ende gehen,
wobei deren Ausbreitung und das Timing unsicher sind.
In der erweiterten Mittelfrist geht der Trend zu leicht wechselhaftem Wetter,
wobei die Hitze besonders im Süden wieder einen neuen Anlauf nehmen kann.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist bis Dienstag gut. Die Zeichen stehen
auf eine Hitzewelle bei überwiegendem Hochdruckeinfluss. Die Unsicherheiten
mehren sich zur Mitte der nächsten Wochen. Das Übergreifen der Tiefdruckrinne
mit eingelagerter Kaltfront wird in den letzten Läufen unterschiedlich
gehandhabt. Vor allem aber der zum Donnerstag folgende Trog wird in der neuen
Lösung dynamischer präsentiert, während die Vorläufe ihn nur zögernd von Westen
näher kommen ließen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Modellvergleich sieht ähnlich aus. Die ersten Tage sind unstrittig. Ab
Dienstag schert das GFS aus und lässt rascher als die anderen Modelle eine
Kaltfront mit Gewittern und Abkühlung von Nordwesten übergreifen. Da sich IFS,
ICON und UKMO einig darin sind, dass das erst zum Donnerstag passiert, wird die
GFS Lösung als Außenseiter angesehen. Zur Wochenmitte taucht in den meisten
Lösungen eine über uns nach Osten schwenkende Tiefdruckrinne auf mit
nachfolgender Abkühlung. Timing und Wetteraktivität sind sehr unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte aus
Aussagen des Hauptlaufs. Während das Geopotential auf sehr hohem Niveau langsam
abnimmt oder gleich bleibt, steigt die 850 hPa Temperaturen bis zur Wochenmitte
langsam weiter an auf teilweise mehr als 20°C im Mittel um dann ab
Mittwoch/Donnerstag von Nordwesten abrupt um mehr als 10K zu fallen. Die
Streuung nimmt dann stark zu, was auch dem Timing des Ganzen zu verdanken ist.
Etliche Lösungen sind gerade im Norden und Westen schneller mit der
Kaltfrontpassage als der Hauptlauf. Die Niederschlagssignale zur Wochenmitte
sind zwar vorhanden, halten sich aber noch in Grenzen. Hier stehen wohl noch ein
paar Fragezeichen hinter der Interaktion vom langsam folgenden Trog mit der
energiereichsten Luft.
Die Clusterung liefert im Zeitraum Dienstag bis Donnerstag 3 Cluster, wobei der
Hauptlauf in Cluster 2 liegt, der aber fast genau so groß ist, wie der größte
Cluster. In Cluster 1 wird der weniger stark amplifiziert Rücken rascher nach
Südosten abgedrängt, was gut zu den Rauchfahnen für Norddeutschland passt. Für
die erweiterte Mittelfrist wird ein Cluster mit einer leicht flatternden
westlichen Höhenströmung angeboten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der Mittelfristzeitraum ist geprägt von einer Hitzewelle, die nach Stand der
Dinge erst nächsten Donnerstag zu Ende geht. Höhepunkt dürften der Dienstag und
Mittwoch der nächsten Woche sein. Nachtwerte um 20°C und Maxima von 30 bis 37,
vereinzelt bis 39°C führen zu teils extremer Hitzebelastung. Das bildet sich gut
im EFI ab.
Die Gewitterneigung nimmt nur langsam zu. In der heißen Luft ist bei den sich
nur wenig verlagernden Zellen die Unwetterschwelle im Zweifelsfall aber rasch
erreicht.
Ob und in welchem Maße die Hitze mit einer Schwergewitterlage zur Mitte der
nächsten Woche zu Ende geht, ist unsicher. Fehlende Dynamik und eine warme und
teils trockene mittlere Troposphäre schlagen sich in eher geringen CAPE, bzw.
CAPE SHEAR Werten (EFI) nieder.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS und EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner