S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.06.2025 um 10.30 UTC

Aus Südwesten zunehmender Hochdruckeinfluss, sehr warm bis heiß. Anfang nächster
Woche zunehmendes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.07.2025

Der Beginn des mittelfristigen Zeitraums fällt auf Freitag, den 27. Juni – ein
wahrlich ereignisreicher Tag: Geburtstag des Autors, Todestag von Bud Spencer,
„Gedenktag“ des Siebenschläfers. Moment, Siebenschläfer? Wie war das gleich
nochmal mit der Bauernregel? „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen
bleiben mag.“ heißt es. Dann schauen wir doch mal, was das Wetter an diesem Tag
so zu bieten hat.

Wir liegen anfangs noch unter einen straffen, leicht zyklonal konturierten
westlichen Höhenströmung. Im Tagesverlauf wölbt sich vorderseitig eines
hochreichenden Tiefdruckkomplexes bei Island ein Rücken auf, der abends von
Südwesteuropa bis nach Südskandinavien ragt. Am Boden schiebt sich ein Keil des
Azorenhochs aus Südwesten immer weiter nach Deutschland rein, wodurch einzelne
Schauer allmählich abklingen. Zwischen dem Hochkeil und dem ins Baltikum
abgezogenen „Gewittertief“ des Vortags nimmt der Gradient zu, wodurch es im
Nordosten und Osten recht windig wird. An exponierten Ostseeabschnitten sowie
auf dem Brocken und Fichtelberg könnte es auch für die ein oder andere
stürmische Böen reichen. Das Temperaturniveau hat für fast jeden was zu bieten:
Während im Norden bei niedertroposphärisch einstelligen Werten nicht mal ein
Sommertag zu erwarten ist, kratzt man im äußersten Süden bei Werten um 14 Grad
(T850) an der 30-Grad-Marke. Noch eine kurze Randnotiz: Ganz im Südosten könnte
sich in der feuchten Luft nochmals etwas CAPE aufbauen, sodass einzelne markante
Gewitter nicht auszuschließen sind. Ob es tatsächlich zur Auslöse kommt, ist
fraglich.

Am Wochenende bleibt uns der nun sehr breit angelegte Rücken treu. Die
Frontalzone verläuft knapp nördlich von uns, wodurch der Norden zeitweise von
schwachen Frontensystemen gestreift wird. Mit der Temperatur geht es steil nach
oben. Nur im äußersten Norden bleibt man noch unter der 25-Grad-Marke. Ansonsten
stehen vor allem in der Südhälfte Höchstwerte jenseits von 30 Grad an, am
Oberrhein am Sonntag lokal auch über 35 Grad (kein Wunder bei dortigen T850er
Werten von teils über 20 Grad).

Am Montag wird langsam damit begonnen, die Weichen Richtung Wetterlagenwechsel
zu stellen. Über dem Atlantik macht sich eine markante Austrogung auf den Weg
Richtung Westeuropa. Die Rückenachse verschiebt sich etwas nach Osten, wodurch
Deutschland langsam auf die Trogvorderseite gelangt. Ob das schon ausreicht, um
über dem Bergland erste Hitzegewitter hervorzubringen, ist fraglich.

Dieses Fragezeichen dürfte sich spätestens am Dienstag aber in ein
Ausrufezeichen verwandeln. Dann liegen wir auf der diffluenten Vorderseite des
nun über den Britischen Inseln befindlichen Troges. Bodennah schiebt sich eine
Rinne, ausgehend vom korrespondierenden Bodentief, von Westen her nach
Deutschland rein und die Kaltfront des angesprochenen Tiefs greift auf den
Nordwesten über. Im Zusammenspiel mit der heißen und energiegeladenen Luft liegt
im Prinzip alles bereit für eine Schwergewitterlage.

Und auch für die erweiterte Mittelfrist könnte dies gelten. Wir verbleiben unter
einer straffen südwestlichen Höhenströmung, in der immer wieder kurzwellige
Anteile über uns hinweg gesteuert werden. Viel Dynamik also, die das Potential
für eine kräftige, teils unwetterartige Gewittertätigkeit aufrecht erhält.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des 00-UTC-Laufs vom heutigen Dienstag kann als sehr gut
bezeichnet werden. Nach einem noch leicht unbeständigen Freitag, nimmt der
Hochdruckeinfluss von Südwesten her zu. Der Norden verbleibt unter leichtem
Tiefdruckeinfluss. Dazu wird es sehr warm, besonders in der Südhälfte auch heiß.
Ab Dienstag wird weiterhin mit einer Umstellung der Wetterlage gerechnet. Wir
gelangen demnach trogvorderseitig unter eine kräftige südwestliche bis westliche
Höhenströmung, in der immer wieder kurzwellige Troganteile über uns
hinweglaufen. Das Risiko für teils schwere Gewitter nimmt damit also zu.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch der Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) liefert zunächst
keine signifikanten Unterschiede. Interessant wird es ab Montag. ICON (und mit
Abstrichen auch GFS) befördert uns nämlich dann schon auf die recht dynamisch
anmutende Trogvorderseite und lässt die Kaltfront bereits in der Nacht zum
Dienstag übergreifen. Demzufolge würde die „Gewitterei“ schon ab Montagabend
starten und den Nachtdiensten eine potentiell arbeitsreiche Nacht bescheren.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte zeigen zunächst ein
einheitliches Bild. Mit der Temperatur geht es stetig aufwärts, Niederschläge
werden dagegen so klein wie möglich gehalten. Tatsächlich sieht man nach Freitag
nur im Norden geringes Gezappel beim Niederschlag, im Süden kommen die ersten
zarten Zuckungen am Montag. Am Dienstag nehmen die Signale dann insgesamt zu.
Bei der Temperaturentwicklung ist interessant, dass der Hauptlauf mit am
frühesten dran ist, was den Rückgang mit Übergreifen der Kaltfront angeht. Der
Großteil der Member sieht das erst für Mittwoch, dann jedoch deutlich
ausgeprägter. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Spread in der erweiterten
Mittelfrist aufgeht wie ein Hefezopf und am Donnerstag zum Beispiel für
Offenbach einen Bereich zwischen 5 und 22 Grad aufspannt.

Beim Clustering ergeben sich für Freitag und Samstag stolze 6 Cluster – warum
auch immer. Sie sind allesamt NAO+ zuzuschreiben und Unterschieden sich
lediglich geringfügig in der Ausprägung des über uns befindlichen Rückens. Von
Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC liegen nur noch drei Cluster vor, die
ebenfalls nahezu durchweg zum Regime NAO+ zählen. Unterschiede für unser Wetter
sind kaum auszumachen. In der erweiterten Mittelfrist muss man sich mit einem
einzigen Cluster begnügen (durchweg NAO+).

FAZIT:
Nach einem noch leicht unbeständigen Freitag, nimmt der Hochdruckeinfluss von
Südwesten her zu. Der Norden verbleibt dagegen unter leichtem Tiefdruckeinfluss.
Dazu wird es sehr warm, besonders in der Südhälfte auch heiß. Anfang nächster
Woche gelangen wir dann wohl auf die Trogvorderseite. Ob nun schon im Laufe des
Montags oder doch erst am Dienstag ist noch nicht so ganz klar. Das Potenzial
für die nächste Schwergewitterlage ist aber durchaus gegeben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Liste markanter Wettererscheinungen ist im mittelfristigen Zeitraum zunächst
sehr übersichtlich und beschränkt sich auf einzelne stürmische Böen an
exponierten Ostseeabschnitten am Freitag und Samstag sowie einem sehr geringen
Gewitterrisiko im äußersten Südosten am Freitag.

Spätestens am Dienstag (vielleicht auch schon ab Montagabend) steigt das
Gewitterpotential wieder deutlich an, lokal muss durchaus auch mit
unwetterartigen Entwicklungen gerechnet werden.

Der Vollständigkeit halber sei auch die zunehmende Wärmebelastung erwähnt, die
ab Samstag zu Buche schlagen wird. Der EFI quittiert dies mit erhöhten Signalen
für ungewöhnlich hohe Höchstwerte vor allem in der Südwesthälfte.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, EFI, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz