#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 24.06.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.06.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
An der See nachts und am Mittwoch weiter teils stürmisch. Erste markante
Gewitter ab der Nacht auf Donnerstag. Am Donnerstag erhöhtes Unwetterpotential
mit noch größeren Unsicherheiten.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich der Vorhersageraum unter einer recht strammen
westlichen bis nordwestlichen zonalen Höhenströmung. Das Wettergeschehen ist
damit zweigeteilt. Die Nordhälfte wird mit der Nähe zur Frontalzone eher
zyklonal beeinflusst. So zieht in der Nacht auf Mittwoch ein flacher
Kurzwellentrog durch, der neben vielen Wolken auch neue Niederschläge bringt.
Ganz anders in der Südhälfte. Dort verstärkt sich das Absinken sogar noch, da
ein Rücken Frankreich seine Fühler in Richtung Deutschland ausstreckt. Es bleibt
damit vielfach gering bewölkt oder klar.
Während der Wind in tiefen Lagen und im Binnenland tagesgangbedingt nachlässt,
bleibt er an den Küsten und in Küstennähe weiterhin sehr lebhaft, mit
stürmischen Böen an der See und Sturmböen auf der Nordsee. Auch im höheren
Bergland gibt es weiter Windböen, Brocken und Fichtelberg Sturmböen.
Davon abgesehen verläuft die Nacht ruhig, warnfrei und mit 19 bis 11 Grad auch
verhältnismäßig mild.
Mittwoch … gibt es zu Tagesbeginn im Norden noch schauerartige Niederschläge,
durch den abziehenden kurzwelligen Trog. Nachfolgend stabilisiert sich auch dort
das Wetter. Das liegt in allererster Linie daran, dass sich der Rücken über
Frankreich etwas amplifiziert und damit seinen Einfluss auf größere Landesteile
ausweiten kann. Somit sind nachmittags auch im Norden sonnige Abschnitte möglich
und es bleibt vielfach trocken. Die Höchstwerte bleiben aber eher kühl mit 19
bis 24 Grad.
Ganz anders von der Mitte bis in den Süden. Die 15 Grad Isotherme in 850 hPa
erreicht die Mitte des Landes und den Südwesten und Süden rutscht sogar die 20
Grad Isotherme. Dementsprechend steigen die Maxima in der Südhälfte auf über 30
Grad, mit den Spitzenwerten von 35 Grad am Oberrhein.
Zwar nimmt von Südwesten im Tagesverlauf die Labilität zu. Die Luftmasse ist
aber durch das Absinken stark gedeckelt und die Grundschicht sehr trocken,
sodass keine Gewitter zu erwarten sind.
Das einzige Warnelement bleibt der Wind, der in der Nordosthälfte durch den
weiter recht guten Gradienten lebhaft unterwegs ist. Im Osten und Nordosten
reicht es wieder für Windböen (Bft 7), entlang der Ostseeküste muss mit
stürmischen Böen gerechnet werden, Brocken und Fichtelberg Sturmböen.
Interessant ist die Entwicklung über Frankreich. Ein derzeit noch
selbstständiges Höhentief bei Portugal wird auf der Vorderseite eines breiten
Langewellentroges über dem Atlantik in die Frontalzone eingebunden. Der
resultierende scharfe Trog zieht über der Biskaya und Nordfrankreich bis
Donnerstagmorgen nach Belgien und verliert dabei immer mehr an Kontur (er wird
quasi in den Haupttrog aufgenommen).
Am Boden entwickelt sich vorderseitig eine meridional orientierte Tiefdruckrinne
über Zentralfrankreich. Am späten Nachmittag und Abend werden damit Gewitter
initiiert, die rasch zu einem oder zwei größeren Gewitterclustern
zusammenwachsen können.
Für Deutschland wird es dann frühestens in der zweiten Nachthälfte interessant,
wenn die Reste der Cluster über Belgien und Nordostfrankreich bis in den Westen
und Südwesten von Deutschland vorankommen. Im Vergleich zur gestrigen
Modellguidance schaut es aber mittlerweile weniger schlimm aus. Vornehmlich
liegt das daran, dass sich der ursächliche Höhentrog schneller abschwächt bzw.
in den Haupttrog eingebunden wird und damit der Antrieb rascher verloren geht.
Die deutsche Modellkette bietet mittlerweile weder Sturm noch größere Signale
für Starkregen an. Bei externen Modellen sind diese aber durchaus noch zu finden
(z.B. SuperHD mit Böen bis in den schweren Sturmbereich). Aber es lässt sich
feststellen, dass die Mehrheit der externen Modelle eher die Prognose der
ICON-Schiene stützt. Die genaue Entwicklung muss weiter aufmerksam gemonitort
werden, eine leichte Entwarnung ist aber durchaus gegeben.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … Die Prognosen für den Donnerstag sind schwierig, da kleine
Rädchen ineinandergreifen und entscheiden, wie es am Ende sein wird. Was wir
wissen: Der Randtrog auf der Südostflanke des Haupttroges mit Zentrum bei
Island, überquert Deutschland im Tagesverlauf. Im Vorfeld kann sich in der
labilen Luftmasse nochmal ordentlich Energie aufbauen. Die Prognosen liegen bei
500 bis lokal 1500 J/kg. Bei moderater bis guter Windscherung (um 15 m/s) sind
besser organisierte Entwicklungen denkbar.
Die Problematik liegt am Vorhandensein mehrerer Einflussfaktoren. Da bleibt die
Frage nach den Resten der nächtlichen Konvektion. Diese könnten die Winde schon
weit nach Osten vorgreifend auf West drehen. Die resultierende Konvergenzlinie
liegt dann weit voraus über dem Osten des Landes, wo sich die Labilität noch in
Grenze hält. Die Kaltfront würde mittags von Nord nach Süd über der Mitte des
Landes liegen. Im Vorfeld würden durch eine deutliche Feuchtezunahme die
höchsten Werte an CAPE zu finden sein. Interessant könnte aber auch der Bereich
des Troges im Westen des Landes sein. Dort gibt es postfrontal zwar deutlich
weniger CAPE aber vor allem in den unteren Schichten weiter gute Scherung.
Entscheidend ist, wie die einzelnen Einflussgrößen miteinander interagieren und
sich ausprägen. Es besteht durchaus das Potential für unwetterartige
Entwicklungen bei sehr hohen ppw Werten über 35 mm, sowie ansprechender
Scherung. Auch der Wind ist sicher von Interesse, bei einem recht ausgeprägten
Gradienten und ebenfalls stärkeren Winden in der unteren Troposphäre.
Kurzum: Im Moment lassen sich noch keine fundierten Aussagen zur
Gewitterentwicklung in Deutschland am Donnerstag machen. Die Lage ist potentiell
gefährlich, es ist aber durchaus auch möglich, dass der Tag glimpflich durchgeht
und man nur markante Warnungen braucht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Unsicherheiten zum Donnerstag wurden zur Genüge besprochen. Es bleibt zu
hoffen, dass die Modelllage am morgigen Tag klarer sieht.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer