#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 18.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.06.2025 um 10.30 UTC
Anfangs ruhig und (sehr) heiß, ab Sonntagabend von Westen ansteigendes
Gewitterrisiko und Kaltfrontdurchgang. Im Süden weiter heiß.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.06.2025
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag liegen wir (weiterhin) unter
einem kräftigen Rücken, dessen Achse in einem Bogen von Nordwestafrika über
Frankreich bis über Island hinaus verläuft. Um den Rücken herum oder besser
durch ihn hindurch wird ein Kaltlufttropfen/Kurzwellentrog direkt über
Deutschland hinweg südostwärts geführt. Wirklich wetteraktiv zeigt sich dieser
aber nicht und bringt allenfalls ein paar lockere Wolkenfelder mit sich.
Stromaufwärts befindet sich ein Trog, der sich ausgehend von einem Höhentief
nahe der Südspitze Grönlands bis nach Madeira erstreckt. Richtet man den Blick
auf die bodennahe Druckverteilung ergibt sich folgerichtig ein Hoch über
Mitteleuropa sowie ein Tief knapp südlich von Island samt bis nach Frankreich
ausgreifender Rinne.
Zwischen den Druckgebilden dreht die niedertroposphärische Strömung langsam auf
Südost bis Süd, wodurch T850 auf Werte zwischen 12 Grad im Osten und 18 Grad im
Südwesten ansteigt. Besonders im Westen und Südwesten werden die
Außenthermometer damit Höchstwerte jenseits der 30-Grad-Marke anzeigen, aber
auch sonst wird man nicht allzu weit davon entfernt sein.
Am Sonntag tropft der Trog westlich der Iberischen Halbinsel ab. Das
dazugehörige Residuum macht ordentlich Boden nach Südosten gut und treibt den
Rücken vor sich her. Abends liegt das Höhentief zwischen Schottland und Island
und die Achse des Rückens bereits östlich von uns. Die zunehmend auf Südwest
drehende Höhenströmung nimmt im Westen und Nordwesten allmählich Fahrt auf. Am
Boden greift die Tiefdruckrinne samt eingelagerter Konvergenz und nachfolgender
Kaltfront von Westen her auf uns über, sodass es in der sich allmählich
„aufladenden“ Luft die ersten kräftigen Gewitter geben könnte. Allerdings ist
die Luftmasse noch gedeckelt, sodass Hilfe durch die Orografie oder potentielle
kurzwellige Anteile innerhalb der Höhenströmung benötigt wird. Wie dem auch sei:
Der betrachtete IFS-Hauptlauf hat die Auslöse im Programm und lässt Schauer und
Gewitter in der Nacht zum Montag bis in den Osten und Südosten vorankommen.
Lokal besteht dabei Unwettergefahr durch Starkregen und Hagel. Bleibt noch zu
erwähnen, dass T850 weiter zulegt auf 15 Grad im Osten und 20 Grad im Südwesten.
Damit wird es bundesweit heiß, im Westen und Südwesten sind örtlich über 35 Grad
drin.
Am Montag zieht das Höhentief nach Südskandinavien und die straffe Höhenströmung
richtet sich zunehmend zonal aus. Die Kaltfront schwenkt weitgehend durch,
bleibt aber über dem (äußersten?) Süden liegen. Dahinter strömt wieder deutlich
kühlere Meeresluft ein, die im Nordwesten bei lebhaftem Westwind mit
T850er-Werten von gerade einmal 4 Grad (!) aufwartet. Generell liegen diese
sonst zwischen 6 und 12 Grad, im Süden dagegen noch zwischen 12 und 16 Grad. Im
Süden bleibt es also schwülwarm bis -heiß mit kräftigen Gewittern, während im
Norden mit der Kaltluftvariante zu rechnen wäre.
Am Dienstag verbleiben wir im Bereich der Frontalzone und während der windige
Norden unter Tiefdruckeinfluss in einer zum Teil nur mäßig warmen Luftmasse
liegt, macht sich im heißen Süden nach Abzug/Auflösung der Kaltfront hoher
Luftdruck bemerkbar.
Am Mittwoch greift von Westen her ein Rücken über, der sich vorderseitig eines
hochreichenden Tiefs südwestlich von Island aufwölbt. In der Folge steigt nun
auch im Norden der Druck an. Gleichzeitig nähert sich das fast schon in
Vergessenheit geratene Cut-Off-Tief westlich der Iberischen Halbinsel
(Abtropfprozess vom Sonntag) an und lässt langsam wieder etwas feuchtere Luft in
den Südwesten einsickern. Interessant hinsichtlich Wetter- oder besser
Gewitteraktivität dürfte das aber erst am Donnerstag, also in der erweiterten
Mittelfrist werden. Anschließend deutet sich die nächste Zonalisierung an.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-00-UTC-Laufs kann als gut angesehen werden. Die
großräumigen Strömungsverhältnisse werden ähnlich prognostiziert, wenngleich es
im Detail naturgemäß Unterschiede gibt. Alles in allem folgt auf das anfangs
hochdruckgeprägte und zunehmend heiße Wetter wohl spätestens ab der Nacht zum
Montag das Übergreifen einer Kaltfront. Während diese in den Vorläufen noch
recht wetterinaktiv gesehen wurde, werden nun teils kräftige Gewittern
gerechnet. Nachfolgend bleibt es im Süden heiß. Im Norden sind dagegen zum Teil
nicht einmal mehr Sommertage zu erwarten. Durch die nun etwas weiter südlich
gerechnete Frontalzone steht statt erneutem bundesweiten Hochdruckeinfluss,
zumindest im Norden nun tiefdruckgeprägtes Wetter auf der Agenda. Ab Mittwoch
nähern sich die Läufe wieder an.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Mit Blick auf weitere Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) herrscht hinsichtlich der
groben Wetterentwicklung eine fast schon bemerkenswerte Einigkeit:
Kaltfrontdurchgang am Sonntag/Montag, danach Zonalisierung und ab Wochenmitte
Übergreifen des Cut-Off-Tiefs von Südwesten her. Dass es im Detail natürlich
Unterschiede gibt, ist logisch und betrifft zum Beispiel die Einbettung
kurzwelliger Troganteile in die straffe Höhenströmung.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die beschriebene Entwicklung des IFS-Hauptlaufs lässt sich in den Rauchfahnen
für verschiedene deutsche Städte gut wiederfinden. Demnach geht es mit dem
Temperaturniveau zunächst steil nach oben, ehe in der Nacht zum Montag der
Absturz folgt. Zwar beginnt dabei der Spread deutlich auseinander zu gehen
(Timing und Ausprägung des Luftmassenwechsels), um den Hauptlauf herum verbleibt
jedoch der Großteil der Memberschar. Während sich im Süden die Frage stellt, wie
weit die Kaltfront vorankommt (sehr unsicher!), gibt es im Norden einen nicht
unerheblichen Ensembleanteil, der den Temperaturknick rasch wieder wegbügeln
möchte und die Frontalzone gerne ein gutes Stück weiter nördlich hätte. Die
Signale in Sachen Niederschlag zeigen am Dienstag und teilweise auch noch am
Mittwoch ein Minimum (Zwischenhocheinfluss, Norddeutschland mit Fragezeichen),
bevor sie in der zweiten Wochenhälfte wieder zunehmen
(Cut-Off-Tief/Zonalisierung).
Das Clustering quittiert die Wetterentwicklung am Wochenende mit drei
Gruppierungen und einer wenig überraschenden Zuordnung zum Blocking-Regime.
Danach ergeben sich für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch stolze sechs
Cluster, die zwar ebenfalls nahezu alle ins selbe Horn stoßen (Zonalisierung,
sprich NAO+), hinsichtlich der genauen Lage der Frontalzone und ihrer
(Anti-)Zyklonalität aber durchaus unterschiedlich sind. Cluster 1 (16 Member,
inkl. Haupt- und Kontrolllauf) zeigt dabei die südlichste und zyklonalste
Variante verglichen mit den beiden Folgenden (C2: 12 Member, C3: 10 Member;
beide auch im Norden eher antizyklonal eingestellt).
Für die erweiterte Mittelfrist hat man nur noch die Wahl zwischen zwei
grundverschiedenen Clustern. Während C1 (29 Member, inkl. Haupt- und
Kontrolllauf) nach Rückenpassage auf eine erneute Zonalisierung setzt (NAO+),
baut C2 (22 Member) ein Blockadehoch über der Nordsee und Westskandinavien auf
(Blocking).
FAZIT:
Der grobe Ablauf scheint klar zu sein: Erst sehr heiß, ab etwa Sonntagabend
Kaltfrontdurchgang mit teils kräftiger Gewittertätigkeit, anschließend
Zonalisierung mit Zwischenhocheinfluss und ab Wochenmitte wieder zunehmend
unbeständig. Im Detail gibt es dagegen noch größere Unsicherheiten (Wie
ausgeprägt/intensiv wird die Gewittertätigkeit? Wie schnell/weit kommt die
Kaltfront nach Süden voran? Wie nah rückt uns die Frontalzone auf die Pelle?).
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nach einem weitgehend ruhigen und heißen Wochenende steigt ab Sonntagnachmittag/
-abend die Gewittergefahr von Westen her an. Zunächst sind diesbezüglich die
westlichen Landesteilen im Fokus, in der Nacht zum Montag dann eventuell (auch)
die Südosthälfte. Am Montag selbst dürfte dann vor allem der Süden davon
betroffen sein, wo die feuchtwarme bis -heiße Luftmasse nicht oder nur zögerlich
ausgeräumt wird. Dabei besteht lokal stets Unwetterpotenzial – vor allem durch
heftigen Starkregen. Im Norden sind am Montag und eventuell auch am Dienstag
dagegen eher Kaltluftgewitter mit Sturmböen (Bft 8-9) zu erwarten.
Auch abseits von Gewittern wird es im Norden am Montag und Dienstag recht
windig, an Nord- und Ostsee können bevorzugt am Dienstag Sturmböen (Bft 8-9)
auftreten.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz