#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 17.06.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.06.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Ruhiges Hochdruckwetter ohne markante Wettererscheinungen. Dabei zunächst warm
bis sehr warm, nach Passage einer schwachen Kaltfront vor allem im Norden
kühler.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … hat sich über Mitteleuropa eine antizyklonale Nordwestlage
eingestellt, die uns weiterhin einen ruhigen und auch angenehm temperierten
Witterungsabschnitt beschert, der auch – mit Tendenz über Hoch Britische Inseln
zu Hoch Mitteleuropa – bis mindestens zum Wochenende andauern wird.
So ganz störungsfrei geht diese Phase aber dennoch nicht vonstatten, denn vor
allem am morgigen Mittwoch bzw. in der Nacht zum Donnerstag kommt uns die
aktuell noch recht weit nördlich verlaufende Frontalzone mit Passage eines
Troges über Skandinavien vorübergehend mal ziemlich nahe.
Momentan jedoch – und das gilt auch für die erste Hälfte der kommenden Nacht –
befindet sich Deutschland weiterhin im Einflussbereich einer langgestreckten,
von den Azoren über den Süden von GB bzw. Frankreich bis ins östliche bzw.
südöstliche Mitteleuropa reichenden Hochdruckzone („YVONNE“). Diese wird aktuell
noch gestützt durch einen von Frankreich nach Süddeutschland reichenden, somit
also zonal ausgerichteten Höhenkeil.
Somit scheint aktuell noch verbreitet die Sonne, gebietsweise (vor allem im
Nordwesten) zeigen sich etwas dichtere Cirrenfelder, eventuell vorhandene flache
Quellwolken lösen sich alsbald auf.
Die ehemals maritime Luftmasse (mPs) konnte sich sowohl durch Absinken als auch
diabatisch weiter erwärmen, die 850 hPa-Temperatur schwankt meist zwischen 9 und
13 Grad bei einer Absinkinversion zwischen etwa 900 und 800 hPa, die im Süden
etwas höher liegt als im Norden. Mit fast ungehinderter Einstrahlung reichte es
dennoch für Höchstwerte zwischen 23 und 28, örtlich knapp 29 Grad, lediglich
ganz im Norden (insbesondere an den Küsten) sowie in den Mittelgebirgen und in
Alpennähe blieb es etwas frischer.
Nach Norden wird der Rücken von einer gut definierten Frontalzone über dem
mittleren Nordatlantik und dem Norden der Britischen Inseln flankiert. Im Laufe
der Nacht kann sich diese mit Passage eines Höhentroges über dem Seegebiet
zwischen Island und Schottland zur Nordsee und bis nach Südskandinavien bzw. zur
westlichen Ostsee ausweiten.
Mit Annäherung der Frontalzone geht bereits aktuell über Mitteleuropa leichter
Druckfall einher, der sich im Laufe der Nacht weiter fortsetzt. Die
Hochdruckzone schwächt sich in ihrem Ostteil also ab, während sie sich weiter
westlich mit einer eigenständigen Hochdruckparzelle („ZORA“) südwestlich der
Britischen Inseln bis Mittwochfrüh wieder regeneriert.
Somit wird der Weg frei für das Frontensystem des Tiefs „YANNICK“, das als
anfangs flache Welle heute Abend das Norwegische Küstengebirge überquert, mit
einem flachen kurzwelligen Troganteil interagiert und sich etwas verstärken
kann. Bis Mittwochfrüh zieht es zur mittleren Ostsee und dessen teilokkludierte
Kaltfront greift in den Frühstunden auf Norddeutschland über. Der dynamische
Hebungsantrieb im Umfeld der Front hält sich allerdings sehr in Grenzen, da PVA
durch zunehmende Kaltluftadvektion teilkompensiert wird. So ziehen im Laufe der
Nacht zwar dichte Wolkenfelder Richtung norddeutsche Tiefebene, aber nur
gebietsweise fällt etwas Regen oder Nieselregen, am ehesten an der Nordsee und
in Schleswig-Holstein.
Auch über der Mitte und dem Süden des Landes wird die Cirrusbewölkung ein wenig
dichter, im Großen und Ganzen bleibt es aber gering bewölkt. Lediglich ICON-EU
simuliert relativ weit abgesetzt von der Front über den mittleren Landesteilen
ein durchbrochenes Band tieferer Bewölkung. In etwa 850 hPa ist dort etwas
höhere Feuchte auszumachen und ein flacher kurzwelliger Troganteil könnte
geringen dynamischen Hebungsantrieb bieten. Wie auch immer – diesbezüglich
ziehen die anderen Modelle jedenfalls nicht wirklich mit.
Die Minima liegen im Norden und in der Mitte meist zwischen 16 und 10 Grad, im
Süden und Südosten wird es mit 13 bis 7 Grad etwas frischer.
Mittwoch … verlagert sich der Höhentrog über die Norwegische See Richtung
Norwegen. Somit weitet sich die Frontalzone noch etwas nach Südosten aus und
schrammt nur knapp nordöstlich am Vorhersagegebiet vorbei. Der Höhenkeil über
Süddeutschland wird etwas nach Süden, in den Alpenraum abgedrängt, gleichzeitig
kann sich der breite Höhenrücken über Südwesteuropa regenerieren und ein
weiterer Keil wölbt sich – gestützt durch WLA – südwestlich der Britischen
Inseln Richtung Ostatlantik auf.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt somit langsam zu den Britischen
Inseln und schiebt erneut einen recht robusten Hochkeil ins Vorhersagegebiet.
Somit kommt die Kaltfront des nach Südfinnlands ziehenden Tiefs „YANNICK“ trotz
vorhandener Schubkomponente nur zögernd südwärts voran, erreicht abends in etwa
die Landesmitte und zeigt mehr und mehr Auflösungstendenzen, zumal die
postfrontal folgende maritime Polarluftmasse durch den sich verstärkenden
Hochkeil zunächst noch zurückgehalten wird und die Front somit thermisch kaum
unterstützt wird.
Entsprechend kommen die etwas dichteren Wolkenfelder allmählich noch bis zur
Mitte des Landes voran, lockern dort aber mehr und mehr auf. Auch über der
norddeutschen Tiefebene bekommt die anfangs teils recht dichte Wolkendecke
allmählich Lücken, hier und da fallen noch ein paar Regentropfen.
Zum Nachmittag und Abend hin nähert sich ein flacher Bodentrog von Norden her
an, so dass sich der Gradient im Nordosten etwas verschärft und der Wind aus
West bis Nordwest auffrischt. Für warnrelevante Böen sollte es aber (noch) nicht
reichen.
In der Südhälfte verläuft der Tag dagegen überwiegend sonnig oder nur leicht
bewölkt. Präfrontal kann sich die Luftmasse noch etwas erwärmen, während sich
die Abkühlung postfrontal noch in Grenzen hält. Die Temperaturen in 850 hPa
schwanken um 18 UTC zwischen 8 Grad ganz im Norden und 14, vielleicht 15 Grad
über der Südhälfte. Dort und in der Mitte werden Höchstwerte zwischen 25 und 31
Grad erreicht, mit den „Hotspots“ an Rhein, Main, Neckar, Mosel und unterer
Donau. Im Norden wird es mit 21 bis 25 Grad nicht ganz so warm, an den Küsten
reicht es kaum für 20 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog von der Norwegischen See zur
mittleren Ostsee, wodurch die Frontalzone knapp östlich von uns noch ein wenig
nach Süden gedrückt wird. Gleichzeitig nähert sich der Höhenkeil über Westeuropa
unter leichter Amplifizierung allmählich den Britischen Inseln an. Die
nordwestliche Höhenströmung steilt somit ein wenig auf.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt allmählich über die Britischen Inseln
hinweg Richtung (süd)westliche Nordsee und kann sich noch ein wenig verstärken.
Gleichzeitig nähert sich von Nordwesten her ein flacher Bodentrog der westlichen
Ostsee an. Dadurch verschärft sich der Gradient über dem Nordosten des Landes
und der Wind frischt weiter aus Nordwest auf. Vor allem ausgangs der Nacht
könnte es für steife Böen entlang der vorpommerschen Küste sowie auf Fehmarn
reichen, nach Lesart einiger Modelle eventuell auch auf den nordfriesischen
Inseln bzw. auf den Halligen.
Die Kaltfront macht über der Mitte des Landes kaum mehr Boden nach Süden gut und
löst sich im zunehmend antizyklonalen Umfeld (der Hochkeil verstärkt sich und
verlagert sich Richtung Landesmitte) mehr und mehr auf.
Mit zunehmendem Druckgradienten verschärft sich die Advektion maritimer
Polarluft nach Norddeutschland, die Temperatur in 850 hPa sinkt bis
Donnerstagfrüh auf Werte zwischen 3 Grad im Norden und 8 Grad in der Mitte,
während sie weiter südlich zwischen 10 und 13 Grad verharrt.
Während es im Norden bewölkt bleibt und auch über die mittleren Landesteile
zeitweise Wolkenfelder ziehen, zeigt sich der Himmel im Süden weiterhin nur
gering bewölkt oder klar. Die Minima liegen meist zwischen 16 und 10 Grad; in
einigen „Kältelöchern“ bei Aufklaren darunter, in den Ballungszentren West- und
Südwestdeutschlands etwas darüber.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … ist den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Substanzielles
hinzuzufügen. Auch der aktuelle Modelllauf bringt kaum neuen Erkenntnisse.
Es steht also ein vor allem im Westen und Süden sonniger und angenehm warmer
(nicht heißer), im Norden und Osten ein etwas wolkigerer und nicht ganz so
warmer, aber durchaus nicht unfreundlicher Feiertag (zumindest in einigen
Bundesländern) ins Haus.
Etwas unklar ist noch, wie stark der Wind im Nordosten auffrischt. An der Ostsee
wird er wohl warnrelevant sein (Bft 7, rund um Rügen vielleicht Bft 8), ob er es
auch im angrenzenden Binnenland bzw. an der nordfriesischen Küste ist, wird man
sehen.
Modellvergleich und -einschätzung
Mal abgesehen von Nuancen (Bewölkungsverhältnisse in der kommenden Nacht und am
Mittwoch, Windentwicklung im Nordosten in der Nacht zum und am Donnerstag)
fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff