S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.06.2025 um 10.30 UTC

Am Sonntag in der Südosthälfte schwül-heiß und teils schwere Gewitter. Kommende
Woche ruhiges Wetter, im Süden und in der Mitte bei sommerlichen Temperaturen,
im Norden etwas weniger warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.06.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Sonntag befindet sich über Mitteleuropa
ein Rücken, dessen Achse sich vom zentralen Mittelmeerraum über Tschechien bis
zur Ostsee erstreckt und sich damit bereits weite Teile Deutschlands auf der
Rückseite des Rückens befinden. Über Großbritannien liegt derweil ein
Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf zur Nordsee zieht. Das dazugehörige
Bodentief liegt nördlich davon über der nördlichen Nordsee. Die zum Tief
gehörende Kaltfront greift im Tagesverlauf auf den Nordwesten Deutschlands über.
Damit ist die Ausgangssituation einer klassischen Gewitterlage gegeben. Über der
gesamten Südosthälfte lagert nämlich noch schwül-heiße und energiegeladene Luft,
die sich auch nochmal durch Einstrahlung aufheizen kann. In der Westhälfte gibt
es schon morgens schauerartige Niederschläge und Gewitter und dort ist die heiße
Luft bereits ausgeräumt. Im Tagesverlauf breiten sich die präfrontalen Gewitter
dann auch auf den Osten und Südosten aus und das Unwetterpotential steigt
deutlich, v.a. in Bezug auf Starkregen und Hagel.

In der Nacht zum Montag kommt die Kaltfront rasch nach Südosten voran und damit
ziehen bis Montagmorgen voraussichtlich die meisten Gewitter schon wieder aus
Deutschland raus. Westlich des zur östlichen Nordsee ziehenden Kurzwellentrogs
erstreckt sich ein Rücken und das dazugehörige Bodenhoch streckt von Westen her
seine Fühler nach Deutschland aus. Der Schwerpunkt des Hochs befindet sich
nordwestlich von Frankreich. Folglich kommt es zu einer raschen Wetterberuhigung
und uns erwartet ein recht freundlicher Sonne-Wolken-Mix. Einzelne schwache
Schauer sind zwar in der postfrontalen Luft über der Nordhälfte Deutschlands
nicht ganz ausgeschlossen, sollten aber die Ausnahme bleiben. Die Luft ist
deutlich angenehmer temperiert und nicht mehr schwül mit Höchstwerten zwischen
20 und 27 Grad.

Am Dienstag ändert sich am Wettercharakter recht wenig. Der Kurzwellentrog zieht
endgültig ostwärts ab und wir profitieren weiterhin vom Hoch mit Schwerpunkt
westlich von uns. Vor allem im Süden und in der Mitte kann sich die Luft wieder
etwas mehr erwärmen und es wird mit 25 bi 30 Grad sommerlich warm. Im Norden ist
es hingegen etwas weniger warm, aber auch recht freundlich.

Am Mittwoch verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs allmählich nach
Großbritannien und Irland, sodass sich Deutschland an dessen Südostflanke
befindet. Mit 850hPa-Temperaturen von 8 bis 13 Grad liegen die Temperaturen
weiterhin mit Ausnahme des Nordens im sommerlichen Bereich, am Oberrhein, wo die
Luftmasse am wärmsten ist, kann wahrscheinlich sogar wieder die 30-Grad-Marke
knapp geknackt werden.

Am Donnerstag verlagert sich das Hoch noch ein stückweit nach Norden.
Gleichzeitig vertieft sich ein Tief über Fennoskandien, sodass mit einer
nordwestlichen Strömung eine schwache Kaltfront auf die Nordhälfte übergreift,
sodass noch etwas kühlere und v.a. trockenere Luft einfließen kann. Die Front
ist aber wenig wetteraktiv (ein paar mehr Quellwolken und einzelne schwache
Schauer), während sich im Süden Deutschlands am Wetter nichts ändert. Das
Süd-Nord-Gefälle bei der Temperatur bleibt uns also die gesamte Woche erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Sonntag zeigen alle IFS-Member das Setup einer klassischen sommerlichen
Gewitterlage mit Unwetterpotential in der präfrontalen schwül-heißen Luftmasse.
Allerdings gibt es noch kleinere Unterschiede dahingehend, wie schnell die
Kaltfront auf Deutschland übergreift respektive wie schnell die Gewitter in den
Osten und Südosten vorankommen, was natürlich auch Auswirkungen auf die
Unwettergefahr hat (je später, desto heftiger). Während der Kurzwellentrog in
den beiden 00UTC-Läufen in den Folgetagen ostwärts über uns hinwegschwenken und
nachfolgend abziehen soll, tropft im gestrigen 12UTC-Lauf ein Höhentief ab und
zieht nach Ostfrankreich. Bei dieser Konstellation würde die Gewittertätigkeit
im Süden auch am Montag noch anhalten, in den anderen Varianten käme es hingegen
schnell zu einer Wetterberuhigung. Bis zur Wochenmitte setzt sich aber in allen
Läufen das ruhige und angenehm temperierte Wetter, bedingt durch den Einfluss
des beschriebenen Hochs.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Vergleicht man die Simulationen der gängigen Globalmodelle, so besteht an der
beschriebenen Gewitterlage am Sonntag kein Zweifel. Die Wetterlage wird von den
Modellen ähnlich simuliert. Auch in der kommenden Woche sind sich die Modelle
abgesehen von den erwartbaren Unschärfen recht ähnlich, sodass auch am Übergang
zu ruhigerem Sommerwetter wenig Zweifel aufkommen. Interessant ist, dass das
Abtropfen des durchschwenkenden Kurzwellentrogs vom gestrigen 12UTC-Lauf des IFS
weder von ICON noch von GFS gestützt wird, sodass dieser Ablauf als eher
unwahrscheinlich angesehen werden kann.

FAZIT:
Am Sonntag beendet eine Kaltfront die erste kleine Hitzewelle des Jahres, wobei
in der gesamten Südosthälfte das Potential für örtliche unwetterartige Gewitter
in der präfrontalen schwül-warmen Luftmasse recht hoch ist. Nach Durchzug der
Kaltfront in der Nacht zum Montag beruhigt sich das Wetter rasch wieder. Unter
Hochdruckeinfluss erwartet uns kommende Woche recht freundliches Sommerwetter,
wobei es im Süden und in der Mitte sommerlich warm wird (25-30 Grad, teils etwas
mehr), während im Norden die Temperaturen meist unter 25 Grad bleiben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen Wetterabläufe. Die Hitzewelle wird am
Wochenende wieder beendet, wobei die einzelnen Member noch eine Unsicherheit von
etwa 12h zeigen, wie schnell die Front ostwärts vorankommt. Nach Durchschwenken
des Trogs steigt in den meisten Members das Geopotential rasch wieder an, nur
einzelne Member bleiben auf niedrigem Niveau. Nach den kurzzeigen (konvektiven)
Niederschlägen, verbunden mit dem Wetterwechsel, sind in der kommenden Woche
unter dem sich verstärkenden Hochdruckeinfluss kaum noch Niederschläge zu
erwarten.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h ganze sieben Cluster (à
4-15 Member) angeboten, wobei in den meisten Clustern das Blocking in ins Regime
„Atlantic Ridge“ oder „positive NAO“ übergeht (letzteres beim Hauptlauf, der
sich in Cluster 4 mit 7 Members befindet).

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden nu noch drei Cluster
gezeigt, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 (23 Member)
wiederfinden, wobei hier das Regime „Atlantic Ridge“ dominiert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen beschränken sich voraussichtlich hauptsächlich
auf den Sonntag, wo von Mecklenburg-Vorpommern über den gesamten Osten und die
Mitte bis in den Süden mit teils unwetterartigen Gewittern gerechnet werden
muss, wobei die Hauptgefahr von heftigem Starkregen, etwas größerem Hagel (2-3
cm) und größeren Hagelansammlungen ausgehen dürfte. In der Nacht zum Montag und
Montagvormittag ziehen die Gewitter dann südostwärts ab und es kommt zu einer
Wetterberuhigung.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel