#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 11.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.06.2025 um 10.30 UTC
Am Wochenende Schwergewitterlage und teils schwülheiß. Danach Wetterberuhigung,
im Norden und Osten jedoch leicht wechselhaft.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.06.2025
Am Samstag liegt Deutschland noch unter einem Höhenkeil, der sich unter
Verkürzung der Wellenlänge allmählich nach Westpolen verlagert. Dieser Keil wird
durch einen Trog flankiert, der auf die Britischen Inseln übergreift und der bis
nach Galizien reicht. Da nach Osten hin der Keil durch einen weiteren Trog
flankiert wird, rückt die Keilachse nur wenig nach Osten vor, so dass sich
zunächst nur im Westen und Südwesten eine steile südwestliche Strömung
einstellt. Mit dieser fließt feuchtlabile Luft ein, die durch diesen Trog aus
dem westlichen Mittelmeerraum angezapft wird. Im Westen und zum Teil auch im
Südwesten entwickeln sich daher Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr, vor allem
durch heftigen Starkregen und infolge der extremen Labilität (MU-CAPE bis über
3000 J/kg) auch durch Hagel. Dies dürfte der Höhepunkt der dann zu erwartenden
Gewitterlage sein. Weiter nach Osten hin hält sich noch Hochdruckeinfluss. In
der Mitte und im Süden wird in schwüler Luft die 30 Grad-Marke erreicht, im
Südwesten wird es mit Temperaturmaxima bis 35 Grad schwülheiß.
In der Nacht zum Sonntag hält der nach Frankreich vorrückende Trog die
Konvektion am Leben, wobei weitere unwetterartige Entwicklungen, vor allem durch
heftigen und auch mehrstündigen Starkregen, zu erwarten sind. Von diesen
Gewittern werden dann auch Teile der Mitte erfasst. Wie weit diese ostwärts
ausgreifen, ist noch unsicher.
Am Sonntag verlagert sich der von den Britischen Inseln kommende Trog mit seiner
Achse in den Westen Deutschlands. Hierdurch verschiebt sich der Bereich der
stärksten Konvektion über die Mitte hinweg in den Osten und Süden Deutschlands,
wo erneut unwetterartige Entwicklungen, vor allem durch heftigen Starkregen,
nicht ausgeschlossen werden können. Dabei deutet sich ab dem Abend zusehends ein
Niederschlagsmaximum am Alpenrand mit Regenmengen bis über 50 mm an. Zuvor kann
im Osten und Süden bei entsprechender Einstrahlung noch einmal die 30 Grad-Marke
erreicht werden. Da aber die Luftmasse sowohl von Osten her durch Entrainment
aus dem über Polen liegenden Hochkeil entschärft wird und sich auch von Westen
zunehmender antizyklonaler Einfluss bemerkbar macht, dürfte der Höhepunkt dieser
Schwergewitterlage eher der Samstag sein.
Von Nordwesten und Westen her setzt Wetterberuhigung ein, die in der Nacht zum
Montag auch Teile der Mitte erfasst. Schauerartige Niederschläge, die anfangs
noch von Gewittern begleitet sind, kommen dann noch von Vorpommern über den
östlichen Mittelgebirgsraum hinweg bis zu den Alpen zustande, wobei es ab der
zweiten Nachthälfte dann nicht mehr für Unwetter reichen sollte.
Am Montag tropft der über Deutschland liegende Trog aus. Kaltluftadvektion
bewirkt Druckanstieg, so dass sich das Azorenhoch mit einem Keil bis nach
Deutschland ausweitet. Die Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern
konzentriert sich dann auf den Bereich des Cut-Off-Tiefs, d.h. den Nordosten und
Teile der Mitte. Gegenüber den Vortagen erfolgt ein spürbarer Temperaturrückgang
auf Maxima deutlich unter 25 Grad.
Am Dienstag verlagert sich das Cut-Off-Tief zum Bayerischen Wald und in der
Nacht zum Mittwoch in Richtung Ostalpen, so dass nördlich davon
Geopotentialanstieg erfolgt. Durch diesen wird der Keil des nach Deutschland
reichenden Bodenhochs gestützt. Bedingt durch die Lage des Höhentiefs, vielmehr
ein Kaltlufttropfen, konzentriert sich die Schauertätigkeit dann auf den
östlichen Mittelgebirgsraum und den Südosten.
Am Mittwoch greift ein in der Frontalzone eingelagerter Trog auf Skandinavien
über, der auch den Norden Deutschlands streift. Mit der vorgelagerten Kaltfront
setzt im Nordwesten und Norden Deutschlands schauerartiger Regen ein. Letzte
Regenschauer kommen auch noch am Alpenrand und somit im Randbereich des sich nur
zögernd weiter südostwärts verlagernden Kaltlufttropfens zustande. Ansonsten
lässt Absinken die Bewölkung auflockern.
In erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift ein weiterer
Höhenrücken auf Mitteleuropa über. Durch diesen wird eine Hochbrücke gestützt,
die vom mittleren Nordatlantik über Schottland bis nach Polen reicht. Die über
den Mittelgebirgsraum südwärts vordringende Kaltfront kann daher nicht mehr viel
ausrichten, ab Donnerstag sollte es deutschlandweit meist niederschlagsfrei
bleiben und von Südwesten her wieder ein Temperaturanstieg erfolgen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis in die Nacht zum Montag hinein ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich Probleme mit dem über
Deutschland austropfenden Trog. Hinsichtlich der Lage des Kaltlufttropfens
Dienstag 12 UTC ergeben sich signifikante Positionsunterschiede. Der 24 Stunden
zurückliegende Modelllauf hatte dieses Tief über dem Golf von Genua erwartet,
der nachfolgende 12 UTC-Lauf über der Danziger Bucht – macht ca. 2000 km
Unterschied. Der neueste Lauf hat die Mitte gewählt. Von dieser Entwicklung ist
ja abhängig, wie lange die Schauertätigkeit im osten und Südosten Deutschlands
noch andauert.
Den am Mittwoch auf den Norden Deutschlands übergreifenden Trog hatten weiter
zurückliegende Modellläufe auch noch nicht so ausgeprägt gesehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich dann wieder ein
ähnliches Bild.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Unterschiede hinsichtlich des Austropfprozesses zu Wochenbeginn lassen sich
auch im Vergleich mit externen Modellen finden. Nach ICON erfolgt kein
Austropfen, GFS verlagert dieses Cut-off-Tief bis Dienstagmittag zu den
Baltischen Staaten, UK10 und auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes zur
westlichen Ukraine.
Das Übergreifen des Troges auf den Norden Deutschlands am Mittwoch ist bei allen
Modellen zu finden, wobei dieser Trog beim kanadischen Modell am schwächsten
ausgeprägt ist. In der zweiten Wochenhälfte herrscht dann wieder Einigkeit bei
den betrachteten Modellen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung und zeigt hinsichtlich
der Anomaliefelder Signale für eine Blockierung über den Britischen Inseln und
der Nordsee. Dabei nimmt der Spread erst nach Wochenmitte deutlich zu. Dann
erfolgt im Westen und Süden ein Temperaturanstieg auf (gegenüber dem Modellklima
des EPS des GFS) leicht übernormale Werte, wogegen nach Nordosten hin eine
erneute Erwärmung ausbleibt. Niederschlagssignale sind ab Wochenbeginn nur sehr
spärlich vorhanden.
Das EPS des EZMW setzt im Laufe der dritten Juniwoche auch auf zunehmenden
antizyklonalen Einfluss, wobei der geringe Spread als Zeichen für eine gewisse
Stabilität zu sehen ist. Betrachtet man das Clustering, bleibt eine
ausgewachsene Blockierung jedoch aus, vielmehr rückt die Frontalzone etwas nach
Norden. Abgesehen vom Wochenende (am Alpenrand noch Montag) sind auch hier
Niederschlagssignale rar.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab Wochenbeginn nahezu durchweg
antizyklonale Lagen mit einem nordwestlichen Strömungsmuster. Erst ab Mitte der
dritten Juniwoche lassen einige (wenige) Member die Nordwestströmung etwas
zyklonaler werden. Dies ist als Signal für einen ab dem Wochenende eher
trockenen und mäßig warmen bis warmen Witterungsabschnitt zu sehen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag ist im Westen, Süden und in Teilen der Mitte aufgrund der Schwüle
eine starke Hitzebelastung zu erwarten. Zudem entwickeln sich im Westen
vermehrt, im Südwesten einzelne Gewitter mit Unwettergefahr durch heftigen
Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit und Hagel. In der Nacht zum Sonntag gehen
diese Gewitter in mehrstündigen, anfangs gewittrigen und unwetterartigen
Starkregen über und können auf Teile der Mitte übergreifen.
Am Sonntag sind im Osten und im gesamten Süden Gewitter zu erwarten, dort ist es
zuvor schwülheiß bei teils starker Hitzebelastung. Wahrscheinlich gibt es erneut
Unwetter durch heftigen, teils mehrstündigen Starkregen und Hagel. In der Nacht
zum Montag dauern die Starkregenfälle im Osten und an den Alpen an, dort muss
weiterhin mit Unwettern durch heftige Regengüsse, auch über mehrere Stunden
hinweg, gerechnet werden.
Am Montag sind im Nordosten und in Teilen der Mitte, am Dienstag im Südosten und
im östlichen Mittelgebirgsraum noch einzelne Gewitter, dabei besteht nur noch
eine geringe Wahrscheinlichkeit für Starkregen um 15 l/qm in kurzer Zeit.
Ansonsten erfolgt Wetterberuhigung und es setzt sich Hochdruckeinfluss durch.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann