#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 11.06.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.06.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Vor allem am Freitag im Westen und Südwesten hohe Wärmebelastung. Ansonsten
zunächst ruhiges Hochdruckwetter, Freitagabend/Nacht zum Samstag im Westen
eventuell erste kräftige Gewitter, Unwetter nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … und in den kommenden 24 bis 36 Stunden wandert ein robuster
Höhenrücken über Westeuropa allmählich ostwärts, so dass zumindest bis
Freitagabend erst einmal ein ruhiger Witterungsabschnitt ins Haus steht.
Heute Abend befindet sich die Achse des Rückens in 500 hPa aber noch recht weit
westlich von uns und reicht vom westlichen Mittelmeerraum über Frankreich und
die Britischen Inseln bis zur Dänemarkstraße. An der Südwestflanke eines von
Skandinavien Richtung Schwarzes Meer vorstoßenden Höhentroges resultiert daraus
eine nordwestliche Höhenströmung über Mitteleuropa. Diese steilt mit Annäherung
des Rückens, dessen Achse sich Donnerstagfrüh bzw. -vormittag anschickt, auf
deutsches Hoheitsgebiet überzutreten, im Laufe der Nacht etwas an und ist
zunehmend antizyklonal konturiert.
Der Rücken stützt im Bodenfeld eine langgestreckte, vom zentralen Mittelmeerraum
bis zum Nordmeer reichende Hochdruckzone (Hoch „XARA“ mit mehreren Scherpunkten
über der Nordsee bzw. der Norwegischen See). Somit dominiert über dem
Vorhersagegebiet großräumig Absinken. Die Achse des Bodenhochs reicht
mittlerweile etwa von Emsland bis zum Erzgebirge. Nordöstlich davon wurde bzw.
wird unterhalb einer markanten Absinkinversion (zwischen etwa 900 hPa im
Nordwesten und 750 hPa im Nordosten) von Nordwesten her noch bodennah etwas
feuchtere Luft in den Nordwesten und in die Osthälfte des Vorhersagegebietes
advehiert, so dass sich – neben dünneren Ci-Feldern, die WLA in der höheren
Troposphäre geschuldet ist – flache Cu-Bewölkung ausbilden konnte, die sich in
den kommenden Stunden aber tagesgangbedingt wieder auflösen dürfte.
Zudem ist die Luftmasse dort noch polaren Ursprungs und somit leicht
„unterkühlt“ (T850 hPa um 12 UTC noch unter 5 Grad), dennoch konnte sie sich mit
durchaus trotz Quellbewölkung noch wirksamer Einstrahlung abseits der
Küstenabschnitte mit auflandigem Wind (dort lagen die Maxima meist nur bei 15
bis 17 Grad) auf etwa 18 bis 21 Grad erwärmen. Vor allem Schleswig-Holstein und
der Ostseeküste bescherte der anfangs noch recht scharfe Gradient einen
lebhaften Nordwestwind, inzwischen nimmt er aber weiter ab und ist schon seit
den Nachmittagsstunden nicht mehr warnrelevant.
Südlich der Achse des Hochs, über dem Westen und Süden des Landes, befindet sich
noch immer eine ehemals feuchte, vor allem aber warme Luftmasse subtropischen
Ursprungs, die inzwischen durch Entrainment kontinentaler Luftmassen von Norden
und Osten her aber deutlich abgetrocknet ist. Die Taupunkte betragen meist nur
noch 7 bis 11 Grad (ganz im Süden eher noch 10 bis 13 Grad), die recht markante
Absinkinversion wurde auf etwa 800 bis 850 hPa gedrückt. Somit hat es zwar nicht
wirklich gut mit der Durchmischung geklappt, dennoch erreichten die
Höchsttemperaturen bei (abgesehen von einigen Cirren und hier und da etwas
flacher Cu-Bewölkung) fast ungehinderter Einstrahlung durchaus angenehme Werte
zwischen 21 und 25 Grad, in Südbaden und entlang des Oberrheins auch darüber
(Wolfach sogar 27,9 Grad).
Im Laufe der kommenden Nacht wandert die Achse der Hochdruckzone langsam weiter
nordostwärts und reicht Donnerstagfrüh in etwa von der westlichen Ostsee bis zur
Lausitz. Somit kann sich niedertroposphärisch die WLA, unterstützt durch
Absinken, bereits deutlich verstärken und die Temperatur in 850 hPa steigt bis
06 UTC auf Werte zwischen knapp unter 5 Grad auf Rügen und 16 Grad an der Grenze
zu Belgien bzw. Frankreich. Bodennah kann die Luftmasse dagegen bei meist klarem
Himmel und nur schwachem Wind noch einmal deutlich auskühlen. Im Norddeutschen
Tiefland sowie im Landesinnern von Schleswig-Holstein, aber auch in einigen
Senken und Tälern der zentralen bzw. östlichen Mittelgebirge liegen die Minima
oft zwischen 6 und 2 Grad, in ungünstigen Lagen kann sogar Frost in Bodennähe
nicht ausgeschlossen werden. Milder bleibt es dagegen an Küstenabschnitten mit
auflandigem Wind bzw. gebietsweise im Westen und Südwesten mit Tiefstwerten
zwischen 15 und 10 Grad.
Donnerstag … wandert die Achse des Höhenrückens weiterhin nur sehr gemächlich
in die Westhälfte des Vorhersagegebietes. Sie wird gestützt durch WLA
vorderseitig eines umfangreichen und zentralsteuernden Tiefdruckkomplexes über
dem nahen Ostatlantik westlich von Irland. Auf dessen Vorderseite überquert ein
recht kräftiger Randtrog im Tagesverlauf den Westen Frankreichs und den
Ärmelkanal nordnordostwärts.
Ein korrespondierendes Frontensystem zieht über den Westen/Nordwesten
Frankreichs nordwärts, so dass sich auch im Westen und Südwesten Deutschlands
der Druckfall vorübergehend etwas verstärkt, während sich die Achse des
Bodenhochs allmählich Richtung Zentralpolen verlagert und sich über Südschweden
eine kleinräumige eigenständige Hochdruckparzelle (knapp über 1025 hPa)
etabliert. Somit dreht die Grundströmung über dem Vorhersagegebiet allgemein auf
Südost und verstärkt sich; vor allem in freien und höheren Lagen frischt der
Wind auf, ist aber nicht warnrelevant.
Mit der langsamen Verlagerung der Hochachse macht die sehr warme Luftmasse
allmählich Boden nach Nordosten gut. Bis 18 UTC steigt die Temperatur in 850 hPa
auf Werte zwischen 8 Grad über dem Oderbruch und 19 Grad über dem Kaiserstuhl.
Vor allem im Westen und Südwesten weicht die Inversion auf, so dass es mit der
Durchmischung besser passt. Gleichzeitig wird in den Südwesten zum Nachmittag
hin bereits eine feuchtere und potenziell instabile Luftmasse advehiert mit PPWs
von über 25 mm, einer spezifischen Feuchte in den unteren 500 m von knapp über
10 g/kg und MU-Cape im Bereich lokaler Feuchteflusskonvergenzen von über 1000
J/kg. Das erhöht den Schwülegrad, der nach wie vor kräftige Deckel verhindert
aber Auslöse.
Im Rest des Landes bleibt die Luftmasse aber trocken und stabil geschichtet. Vor
allem über dem Westen macht sich die WLA in Form von Cirrusbewölkung bemerkbar.
Nicht viel weiter westlich, über Frankreich und Belgien, befindet sich bereits
eine flache Tiefdruckrinne, innerhalb derer sich eventuell erste kräftige
Gewitter entwickeln können, die es aber auch bis zum Abend bzw. eingangs der
Nacht nicht ins Vorhersagegebiet schaffen dürften, sich aber ganz im Westen
vielleicht in Form lockerer mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar machen.
Sonst scheint die Sonne aber vielerorts von einem nahezu wolkenlosen Himmel,
lediglich im Nordosten sowie über den Mittelgebirgen bilden sich flache
Quellwolken.
Bei auflandigem Wind liegen die Höchstwerte an der Ostseeküste sowie auf einigen
Nordseeinseln lediglich um 20 Grad oder knapp darunter, sonst werden im Norden
und Osten 21 bis 25 Grad erreicht, im Süden und Westen 25 bis 29 Grad, an
Oberrhein, Neckar und Mosel örtlich bis zu 32 Grad.
In der Nacht zum Freitag überquert der oben genannte Randtrog unter deutlichem
Konturverlust rasch England und die Nordsee nordwärts, wodurch der Höhenrücken
über dem Vorhersagegebiet einen leichten „Push“ nach Osten bekommt, aber nach
wie vor sehr robust bleibt. Dessen Achse erstreckt sich ausgangs der Nacht von
Süd nach Nord in etwa über der Mitte Deutschlands.
Die flache Tiefdruckrinne über Ostfrankreich und Benelux kommt noch etwas nach
Osten, mehr aber nach Norden voran, füllt sich aber mehr oder weniger auf,
während sich der Hochdruckschwerpunkt über Südschweden sich noch etwas
verstärkt. Dadurch verschärft sich der Gradient vor allem über dem Norden und
der Mitte Deutschlands noch etwas; eventuell reicht es über der offenen See
(Helgoland) für einzelne steife Böen aus Südost. Auch in den Kammlagen einiger
Mittelgebirge frischt der Wind im Bereich lokaler Low Level Jets auf, ist aber
wohl nicht warnrelevant.
Mit Annäherung der flachen Rinne macht die feuchte und potenziell instabile
Luftmasse über dem Südwesten des Landes allmählich Boden nach Norden gut und
erfasst allgenmein die Regionen entlang sowie westlich des Rheins. Eventuelle
Gewitter bleiben wohl nach wie vor westlich des Vorhersagegebietes, dennoch
ziehen aber zeitweise lockere hohe und mittelhohe Wolkenfelder durch, ein paar
Regentropfen nicht ausgeschlossen.
Die nun feuchtere und sehr warme Luftmasse macht sich im Südwesten/Westen aber
schon anhand deutlich höherer Minima als in den Vornächten bemerkbar; in einigen
Ballungszentren sinkt die Temperatur kaum mehr unter 20 Grad, meist werden
Tiefstwerte zwischen 18 und 13 Grad erreicht.
Im übrigen Land wird es bei oft klarem Himmel aber mit Tiefstwerten zwischen 14
und 8 Grad noch einmal angenehm frisch.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … und in der Nacht zum Samstag hat sich gegenüber der Frühübersicht
nichts Wesentliches geändert.
Höhenrücken und Bodenhoch bleiben robust, das gesamte Omega-Muster erweist sich
als recht stabil und verschiebt sich nur langsam nach Osten.
Die sehr warme bis heiße, nach Westen und Südwesten zu zunehmend potenziell
instabil geschichtete und feuchte Luftmasse subtropischen Ursprungs macht Boden
nach Nordosten gut, bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa auf Werte
zwischen 13 Grad an der Oder und 20 Grad in Südbaden.
Nur sehr langsam weitet sich innerhalb der feuchtwarmen Luftmasse eine flache
Tiefdruckrinne von Zentralfrankreich nordnordostwärts aus, ein klarer
dynamischer Hebungsinput mit einer gut definierten Rinne bzw. einem Bodentief,
der dem Ganzen eine gewisse Dynamik verleihen und die Progression nach Osten
verstärken würde, ist nach wie vor nicht auszumachen.
So stellt sich nach wie vor die Frage, ob es einerseits, orographisch
getriggert, in den Abendstunden für Auslöse in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen reichen könnte oder ob andererseits abends bzw. in der Nacht
eventuell ein MCS von Frankreich und Belgien her auch den Westen des Landes
zumindest streift. Angesichts der Zutaten (PPW über 30 mm, MU-Cape über 2000
J/kg, kaum Scherung) sind dann natürlich auch Unwetter bzgl. Starkregen und
(zumindest noch abends) Hagel denkbar.
Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass die Wärmebelastung im Westen und
Südwesten sehr hoch ausfällt bei Höchstwerten zwischen 29 und 34 Grad und
zunehmender Schwüle. Aber auch im Norden, Osten und Südosten wird es mit 25 bis
30 Grad sommerlich warm, lediglich ganz im Nordosten sowie an den Küsten und in
Schleswig-Holstein reicht es „nur“ für 21 bis 25 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle fahren einen einheitlichen Kurs.
Unklar ist allerdings, ob es bereits am Freitagabend bzw. in der Nacht zum
Samstag ganz im Südwesten/Westen für erste (dann teils unwetterartige) Gewitter
reicht. Die Konvektion erlaubenden Modelle sind derzeit noch eher defensiv
aufgestellt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff