#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 10.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.06.2025 um 10.30 UTC
Ab Freitag kurze, aber heftige Hitzewelle, am Wochenende Gewitter bis hin zum
Unwetter, danach Wetterberuhigung, aber weiterhin warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.06.2025
Am Freitag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der sich vom westlichen
Mittelmeer bis zu den Lofoten erstreckt. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch
mit Schwerpunkt über dem Ostseeraum gestützt, das mit einem Keil bis zur
Ungarischen Tiefebene reicht. Aus diesem Hochkeil heraus strömt zunächst
trockene Luft nach Deutschland, die sich infolge Absinkens und kräftiger
Einstrahlung stark erwärmt. Im Westen und Süden Deutschlands werden vielerorts
Temperaturen über 30 Grad erreicht. Allerdings wird die Luft zusehends labiler,
so dass über dem südwestdeutschen Bergland und in der Nacht zum Samstag dann
auch im Emsland und über den Mittelgebirgen westlich des Rheins erste
Überentwicklungen in Form starker Gewitter vorstellbar sind.
Der Höhenkeil wird durch einen Trog flankiert, der am Samstag auf die Britischen
Inseln übergreift und der bis nach Galizien reicht. Da nach Osten hin der Keil
durch einen weiteren Trog flankiert wird, rückt die Keilachse nur wenig nach
Osten vor, so dass sich zunächst nur im Westen und Südwesten eine steile
südwestliche Strömung einstellt. Mit dieser fließt feuchtlabile Luft ein, die
durch diesen Trog aus dem westlichen Mittelmeerraum angezapft wird. Westlich der
Weser und im Südwesten entwickeln sich daher Gewitter mit erhöhter
Unwettergefahr, vor allem durch heftigen Starkregen und Hagel. Dies dürfte der
Höhepunkt der dann zu erwartenden Gewitterlage sein. Weiter nach Osten hin hält
sich noch Hochdruckeinfluss. Nahezu deutschlandweit wird die 30 Grad-Marke
erreicht, im Südwesten und Westen wird es mit Temperaturmaxima bis 35 Grad
schwülheiß.
In der Nacht zum Sonntag hält der nach Frankreich vorrückende Trog die
Konvektion am Leben, wobei weitere unwetterartige Entwicklungen, vor allem durch
heftigen und auch mehrstündigen Starkregen, zu erwarten sind. Von diesen
Gewittern werden dann auch Teile der Mitte erfasst. Wie weit diese ostwärts
ausgreifen, ist noch unsicher.
Am Sonntag verlagert sich der Trog mit seiner Achse in den Westen Deutschlands.
Hierdurch verschiebt sich der Bereich der stärksten Konvektion in den Osten und
Süden Deutschlands, wo erneut unwetterartige Entwicklungen, vor allem durch
heftigen Starkregen, nicht ausgeschlossen werden können. Dabei deutet sich
zusehends ein Niederschlagsmaximum am Alpenrand mit teils extremen Regenmengen
an. Zuvor kann im Osten und Süden bei entsprechender Einstrahlung noch einmal
die 30 Grad-Marke erreicht werden. Da aber die Luftmasse sowohl von Osten her
durch Entrainment aus dem über Polen liegenden Hochkeil entschärft wird und sich
auch von Westen zunehmender antizyklonaler Einfluss bemerkbar macht, dürfte der
Höhepunkt dieser Schwergewitterlage eindeutig der Samstag sein.
Von Nordwesten und Westen her setzt Wetterberuhigung ein, die in der Nacht zum
Montag auch Teile der Mitte erfasst. Schauerartige Niederschläge, die anfangs
noch von Gewittern begleitet sind, kommen dann noch von Vorpommern über den
östlichen Mittelgebirgsraum hinweg bis zu den Alpen zustande, wobei es
spätestens ab der zweiten Nachthälfte dann nicht mehr für Unwetter reichen
sollte.
Am Montag tropft der über Deutschland liegende Trog aus. Kaltluftadvektion
bewirkt Druckanstieg, so dass sich das Azorenhoch mit einem Keil bis nach
Deutschland ausweitet. Daher kann das Cut-Off-Tief hinsichtlich Schauertätigkeit
nicht viel ausrichten. Die feuchte Luft mitsamt schauerartigem Regen wird dann
nach Osten und zu den Alpen abgedrängt. Gegenüber den Vortagen erfolgt ein
spürbarer Temperaturrückgang auf Maxima deutlich unter 25 Grad.
Am Dienstag verabschiedet sich das Cut-Off-Tief zum Tyrrhenischen Meer, so dass
der Weg frei wird für einen Höhenkeil, der sich von der Bretagne bis nach Polen
ausweitet. Durch diesen wird der Keil des nach Deutschland reichenden Bodenhochs
gestützt. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone sind in Küstenbereich einzelne
schwache Schauer vorstellbar. Sonst bleibt es trocken und es erfolgt wieder ein
Temperaturanstieg.
In erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum läuft in der Frontalzone ein
Trog nach Osten ab und weitet sich bis Freitag nach Weißrussland aus. Hierdurch
stellt sich am Mittwoch im Norden und danach auch im östlichen Mittelgebirgsraum
und an den Alpen leicht unbeständiges Wetter mit einzelnen Schauern ein, wogegen
sich sonst der antizyklonaler Einfluss durchsetzt. Im Westen und Süden
Deutschlands erfolgt ein leichter Temperaturanstieg, durchaus auch wieder auf
Maxima über 25 Grad, nach Nordosten hin ab der Wochenmitte eine leichte
Abkühlung.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Danach lässt der aktuellste Modelllauf
den Trog am raschesten nach Osten vorrücken und auch austropfen. Der gestrige 12
UTC-Lauf ließ den Trog unter Auffüllung rasch nach Osten abziehen. Den ab Montag
sich von Westen her verstärkenden Hochdruckeinfluss haben alle Modellläufe im
Programm, wobei am Dienstag der aktuellste Modelllauf am antizyklonalsten
geprägt ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wäre nach dem 24 Stunden
zurückliegenden Modelllauf erneut eine breite, bis nach Mitteleuropa reichende
Austrogung zu erwarten. Der nachfolgende 12 UTC-Lauf hatte stattdessen eine
leicht antizyklonal gekrümmte und über dem Ostseeraum liegende Frontalzone im
Programm.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Samstag wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin
nicht erkennbar.
Am Sonntag lassen UK10 und EZMW sowie das Modell des kanadischen Wetterdienstes
den Trog rascher nach Osten vorankommen, ICON und erst recht GFS bremsen den
Trog aus. ICON und GFS lassen zu Wochenbeginn ebenfalls, wenngleich mit
unterschiedlicher Geschwindigkeit, austropfen. UK10 wie auch das kanadische
Modell verlagern diesen Trog unter Abflachung rasch nach Osten.
Übereinstimmend nach allem Modellen übernimmt im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein Hoch über Schottland und der westlichen Nordsee die
Regie, wogegen der Nordosten Deutschlands eher zyklonal (GFS) oder leicht
antizyklonal (kanadisches Modell) beeinflusst wird. Nach allen Modellen stellt
sich hinsichtlich der Temperaturen ein Nordost-Südwest-Gefälle ein.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Beim EPS des GFS findet sich die Trogpassage am Wochenende kaum wieder, vielmehr
macht sich antizykonaler Einfluss bemerkbar, der sich von den Britischen Insel
zum Ostseeraum ausweitet. Zur Wochenmitte baut sich dann, wie bei den anderen
Modellen auch, ein Hoch im Raum Schottland / Nordsee auf. Der Spread nimmt erst
ab Wochenbeginn merklich zu, wobei es „Ausreißer“ in beide Richtungen gibt. Auch
dann lassen sich noch deutschlandweit Niederschlagssignale finden. Im Südwesten
liegen mit Beginn der dritten Juniwoche die Temperaturen knapp über und sonst im
Bereich des vieljähringen Mittels (des EPS-Klimas des GFS).
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die oben beschriebe Entwicklung, wölbt aber
im Gegensatz hierzu ab Wochenbeginn über dem nahen Ostatlantik einen flachen
Rücken auf. Die Frontalzone wäre demnach gegenüber dem deterministischen Lauf
etwas nach Norden verschoben. Gemäß Clustering wäre der Rücken auch stärker
ausgeprägt als oben beschrieben.
Hinsichtlich der Gewitterlage am Wochenende lassen sich auch beim EPS Signale
für den Höhepunkt der Gewittertätigkeit am Samstag finden. Bemerkenswert ist,
dass Am Wochenende bis in die Nacht zum Montag hinein Einzellösungen des EPS am
Alpenrand Signale in Bezug auf mehrstündigen Starkregen bis weit in den extremem
Unwetterbereich für hinein anbieten.
Beim Clustering gemäß Großwetterlagen sieht man von dieser ausgewachsenen
Schwergewitterlage faktisch nichts. Hier dominieren antizyklonale
Strömungsmuster, wobei sich mit Beginn der dritten Juniwoche ein Übergang zu
einer nordwestlichen Strömung abzeichnet, was der oben beschriebenen Position
des dann steuernden Hochs entspricht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag können sich über dem südwestdeutschen Bergland erste Gewitter
entwickeln, dabei besteht Gefahr von Starkregen und kleinerem Hagel. Zudem wird
es im Westen und Südwesten heiß bis deutlich über 30 Grad bei zunehmender
Schwüle.
Am Samstag gibt es von der Nordsee bis zum Hochrhein und Allgäu Gewitter bis hin
zum Unwetter durch heftige Regengüsse bis über 40 l/qm in kurzer Zeit und
größeren Hagel. Dies ist der Höhepunkt der Gewitterlage. Bis in die Mitte hinein
ist es dann schwülheiß mit Temperaturen zwischen 30 und (im Südwesten) bis 35
Grad.
In der Nacht zum Sonntag werden diese Gewitter mit heftigem Starkregen
wahrscheinlich andauern. Dabei sind in wenigen Stunden bis über 50 l/qm nicht
auszuschließen. Schwerpunkt der Niederschläge, die bis in den extremen
Unwetterbereich hinein gehen können, verlagert sich dann an die Alpen und in
deren Vorland.
Am Sonntag entwickeln sich im Osten, Süden und in Teilen der Mitte erneut
Gewitter; Unwetter durch Regengüsse um 30 l/qm in kurzer Zeit oder um 40 l/qm in
wenigen Stunden sind möglich. In der Nacht zum Montag ziehen diese nach
Nordosten und zu den Alpen ab, wobei die Wahrscheinlichkeit für Unwetter
geringer wird. Von Nordwesten und Westen her erfolgt Wetterberuhigung.
Am Montag fällt im östlichen Bergland und an den Alpen und anfangs auch im
Nordosten nochmals teils gewittriger Regen, Starkregen nur dann nur noch wenig
wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann