#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 09.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.06.2025 um 10.30 UTC
Kurze Hitzewelle, zum Wochenende teils starke Gewitter mit Unwetterpotential. In
der neuen Wetterberuhigung, unbeständig und keine Hitze mehr.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.06.2025
Am Donnerstag liegt ein stark amplifizierten Höhenkeil mit seiner Achse über dem
Westen Deutschlands und erstreckt sich bis zum Nordmeer. Damit kann sich auch am
Boden ein blockierendes Hoch mit meridionaler Achse von Zentraleuropa bis nach
Nordnorwegen etablieren. Die Folge ist Absinken und viel Sonnenschein. Die 850
hPa Temperatur steigt in der Südwesthälfte bereits auf über 15 Grad, sodass
Höchstwerte im teils hochsommerlichen Bereich erwartet werden. So steigen die
Werte am Oberrhein bis 32 Grad. Kühler bleibt es im Norden und Nordosten mit
Werten unter 25 Grad, an der See um 20 Grad. Nachts gehen die Werte in den west-
und südwestdeutschen Ballungszentren nur wenig unter die 20 Grad Marke zurück.
Am Freitag verschiebt sich die Achse des Keils etwas ostwärts und liegt damit
mitten über Deutschland. Flankiert von einem Trog über Osteuropa und einem
weiteren knapp westlich der Britischen Inseln, ergibt sich damit eine stabile
Omegalage. Absinken und viel Sonne sind die Folge. Einzelne Hitzegewitter über
Schwarzwald und Alb sind nicht ausgeschlossen. Durch die Verschiebung der
Trogachse macht rückseitig die heiße Luftmasse etwas Boden nach Nordosten gut.
An den Alpen steigt die 850 hPa Temperatur auf 20 Grad. Nur im Norden und
Nordosten liegen die Werte noch unter 30 Grad. Sonst werden Spitzenwerte
zwischen 30 und 35 Grad erwartet. In der Nacht auf Samstag kann es im Westen und
Südwesten häufig eine Tropennacht mit Werten nicht unter 20 Grad geben.
Am Samstag verschiebt sich die Keilachse über Deutschland liegend ein wenig
ostwärts, sodass der Nordwesten und Westen im Tagesverlauf in den Bereich der
Feuchtefelder des Trogkomplexes bei den Britischen Inseln gelangt. Im Vorfeld
des Troges kann sich über dem Westen eine meridional orientierte
Bodentiefdruckrinne mit Windkonvergenz entwickeln. Auch wenn die Dynamik aus
der Höhe sehr zu wünschen übrig lässt, so können sich in der labil geschichteten
Luftmasse mit sehr hohen CAPE-Werten einige Gewitter entwickeln. Der Fokus
dürfte bei geringer Scherung und schwachen Oberwinden wohl auf dem Starkregen
liegen. Bei hohen ppw-Werten und geringer Verlagerung dann mit
Unwetterpotential. Diese kommen dann am Abend ostwärts bis zur Mitte voran. Es
wird schwülheiß mit 30 bis 35 Grad, nur im Norden etwas darunter.
Am Sonntag riecht es nach einer Schwergewitterlage. Diffluente Trogvorderseite
mit entsprechend kräftigen Hebungssignalen, viel Feuchte und Labilität.
Allerdings passt die Labilitätsenergie nicht so recht mit den erhöhten
Scherwerten zusammen und der Bodentrog läuft dem Höhentrog sehr weit voraus.
Entsprechend muss im Moment noch ein größeres Fragezeichen dran gemacht werden
muss. Die große Hitze zieht sich in den Osten und Südosten zurück.
Am Montag tropft der Trog Richtung Mittelmeer ab und das Trogresiduum überquert
Deutschland, ehe sich ein flacher Rücken von Westen nähert. Damit trocknet die
Luftmassen im Tageverlauf von Nordwesten her ab. Größtes Gewitterpotential noch
im Süden und Südosten. Insgesamt weiter sommerlich warm.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es zu Beginn der neuen Woche noch
Hochdruckeinfluss ehe sich der nächste Trog mit Vorderseite (Dienstag) und
Trogpassage(Mittwoch) bemerkbar macht. Nachfolgend könnte es wieder deutlich
frischer werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der verschiedenen ECMWF-Läufe ist zunächst sehr gut. Zum
kommenden Wochenende fällt auf, dass der gestrige 00 UTC Lauf noch ein wenig
progressiver in Bezug auf die Trogannäherung war.
Unsicherheiten gibt es zu Beginn der neuen Woche. Ob und wo der Abtropfprozess
stattfindet ist noch etwas unklar. Gestern im 00 UTC Lauf sollte dies noch über
Zentralfrankreich stattfinden, nun eher über den Westalpen. Des gestrigen 12 UTC
Lauf hatte gar kein Abtropfprozess, sondern einfach ein deutliches Abflachen der
Strömung. Das wirkt sich dann auch auf die Folgetage aus. Es ergeben sich
Unterschiede im zeitlichen Ablauf der Wellenberge und -täler und wie stark sich
diese amplifizieren können.
In allen drei Läufen deutet sich aber in der neuen Woche ein wechselhafter
Witterungsabschnitt an, vor allem nach Norden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich verschiedener Globalmodelle zeigt zunächst eine gute
Einigkeit. Das gilt im Prinzip bis einschließlich des Wochenendes, wobei dann
aber Unsicherheiten auftauchen, wie progressiv der Westeuropatrog ist. Beim
ICON-Modell ist dieser kurzwelliger und schneller unterwegs, als beim ECMWF. Im
Gegenteil lässt das GFS noch lange die Achse des Hochkeils über Deutschland
liegen.
Zu Beginn der neuen Woche lässt ICON den Trog genau über Deutschland abtropfen,
sodass das Höhentief über dem Westen Deutschlands südostwärts zu den Alpen
wandert. GFS ist in weiterer Folge sehr ähnlich zum ECWMF mit dem Abtropfprozess
westlich von Deutschland zum Mittelmeer. Wie es dann im Detail weitergeht wird
aber noch sehr unterschiedlich simuliert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen zeigen eine konsistente Entwicklung sowohl bei T850, als auch
Geopotential 500 hPa. Der Hauptlauf verläuft bei schwachen Spread bis zum
Samstag im Bereich des Median. Erst zum Sonntag nimmt der Spread etwas zu. Das
hängt mit der Unsicherheit zusammen, wie schnell der Trog auf Deutschland
übergreifen kann.
Zur neuen Woche verlaufen die Rauchfahnen wieder recht eng auf niedrigerem
Temperaturniveau. Allerdings gibt es einen stärkere Spread bei Geopotential und
Niederschlag, was mit der Unsicherheit bei der Abfolge von Trögen und Keilen
zusammenhängt.
Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h bis +168 h (Sa00 bis Mo00) drei
Lösungen. Alle zeigen zu Beginn die starke positive Geopotentialanomalie durch
den blockierenden Rücken über Mittel- und Nordeuropa, die sich im weitern
erlauf abschwächt. Insofern gibt es nur marginale Unterschiede für Deutschland.
Im Zeitraum +192 h bis +240 h (Di00 bis Do00) werden wieder drei Lösungen
angeboten. Cluster 1 mit Haupt- und Kontrolllauf zeigt eine zonale Grundströmung
mit kurzwelligen Anteilen. Cluster 2 und 3 (zusammen gleichstark wie Cluster 1)
deutet den Aufbau eines neuen blockierenden Rückens mit deutlich positiver
Geopotentialanomalie an (Cluster 2 stärker als Cluster 3). Demnach würde
Deutschland trogrückseitig in eine Nordwestströmung gelangen. Damit wäre das
Temperaturniveau gedämpft und je nach Lage des Geopotentialanomalie die
Witterung mehr oder weniger zyklonal geprägt.
Dass Ensemble des GFS zeigt einen ähnlichen Verlauf wie das ECMWF. Nach dem
Hitzepeak zum Ende der Woche und am Wochenende, geht das Temperaturniveau auf
normale Sommerwerte zurück. Die Streubreite beim Geopotential nimmt zu. Es gibt
Niederschlagssignale, die aber nicht sehr kräftig sind und im Bereich der
erweiterten Mittelfrist tendenziell eher abnehmen.
FAZIT: Zunächst baut sich eine kurze Hitzephase auf, die ihren Höhepunkt am
Freitag und Samstag hat. Ab Samstag sind Unwetter durch Starkregengewitter
möglich. Am Sonntag kann es großflächig Gewitter geben, ob Schwergewitterlage
noch fraglich, da derzeit kein guter Überlapp von CAPE Scherung. Die
Progressivität des Troges und nachfolgende Abtropfprozess zum Montag wackeln
noch. Anschließend Übergang in einen eher zonal geprägten Abschnitt mit eher
kurzwelligen Anteilen und damit größeren Unsicherheiten. Nach Norden
unbeständiger als nach Süden. Im Laufe der nächsten Woche deuten Teile des EZ
EPS den Aufbau einer neuer Blockadelage über Westeuropa an. Für Deutschland
würde dies auf eine Nordwestströmung mit gedämpfterem Temperaturniveau und, je
nach Lage, mehr oder weniger Zyklonalität hinauslaufen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Donnerstag und Freitag allgemein keine markanten Wettergefahren. Einzig über
Schwarzwald und Alb einzelne Hitzegewitter mit Starkregengefahr nicht
ausgeschlossen.
Am Samstag in der Westhälfte im Tagesverlauf gebietsweise teils starke Gewitter.
Örtlich Gefahr von Unwettern, vor allem durch Starkregen.
Am Sonntag deutschlandweit erhöhtes Gewitterpotential. Gefahr von Unwettern,
insbesondere durch Starkregen. Genaue Ausprägung der anderen
Begleiterscheinungen noch unsicher
Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EZ-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer