#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 05.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.06.2025 um 10.30 UTC
Am Sonntag Trogpassage mit gewittrigen Schauern, stürmischen Böen und kühl.
Danach zunächst im Westen und Süden, zum Ende der Mittelfrist auch im Norden und
Osten vorübergehend freundlicher und wärmer.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.06.2025
Zu Beginn der Mittelfrist, am Pfingstsonntag, steht eine markante Trogpassage
ins Haus, die einiges an „Vollwetter“ verspricht.
Der knackige Kurzwellentrog verlagert sich mit seinem Drehzentrum im
Tagesverlauf, ebenso, die das korrespondierende Bodentief von der Deutschen
Bucht über Dänemark hinweg nach Südschweden, die Trogachse dürfte bis zum
Nachmittag weite Landesteile überquert haben. Der Südosten Bayerns befindet sich
anfangs noch im Einflussbereich eines über den Ostalpenraum schleifenden
Frontensystems, so dass es dort zumindest vormittags noch längere Zeit regnet.
Ansonsten breiten sich mit Bodentrogpassage (inklusive eingebetteter Konvergenz)
von Nordwest nach Südost Schauer und kurze Graupelgewitter aus, dazu weht
lebhafter Nordwestwind mit stürmischen Böen vor allem in Schauernähe. Mit
Annäherung eines Azorenhochkeils klingen die Schauer in der Nacht zum Montag im
Westen und Süden rasch ab, während es im Norden und Osten noch leicht
unbeständig und an den Küsten auch windig bleibt.
Von Nordwesten her wird das ganze Land von maritimer Polarluft geflutet, die 850
hPa-Temperatur geht in der Nacht zum Montag auf 0 bis 4 Grad zurück. Somit
werden tagsüber die 20 Grad allerhöchstens noch in der Osthälfte überschritten,
ansonsten liegen die Höchstwerte meist zwischen 15 und 19 Grad, nachts kühlt es
auf unter 10 Grad, in ungünstigen Lagen sogar auf unter 5 Grad ab.
Am Pfingstmontag zieht der Trog rasch nach Osteuropa ab, rückseitig stellt sich
eine recht kräftige westliche Höhenströmung ein, die vorübergehend antizyklonal
konturiert ist, ehe am Dienstag ein weiterer kurzwelliger Randtrog auf
Südskandinavien übergreift und zumindest den Norden und Osten Deutschlands
streift.
Somit steht im Westen und Süden ein freundlicher und trockener Pfingstmontag ins
Haus mit längeren sonnigen Abschnitten und etwas ansteigenden Temperaturen (T850
hPa am Abend 5 bis 9 Grad, also Tmax zwischen 18 und 22 Grad), während es im
Norden und Osten noch leicht wechselhaft bleibt mit mehr Wolken, einzelnen
Schauern und Höchstwerten zwischen 15 und 19 Grad.
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch verlagert sich ein mit dem Randtrog
korrespondierende Bodentief über Südskandinavien hinweg zur mittleren Ostsee.
Dessen Kaltfront überquert mit schauerartigen Regenfällen und auch einzelnen
Gewittern (vor allem Dienstag tagsüber) bis Mittwochfrüh den Norden und Osten
Deutschlands, während der Süden und Westen im Einflussbereich eines von
Westeuropa zum Alpenraum reichenden Bodenhochkeils verbleiben. Dort scheint
meist die Sonne und es bleibt trocken. Unklar ist noch, wie weit die Kaltfront
des Tiefs nach Süden vorankommt; voraussichtlich wird sie in der Nacht noch die
mittleren Landesteile erreichen. Postfrontal sinkt die 850 hPa-Temperatur auf 0
bis 4 Grad, präfrontal steigt sie über Süddeutschland dagegen auf 10 bis 14
Grad. Somit wird es im Süden und Südwesten mit 22 bis 26 Grad sommerlich warm,
während im Norden und Osten maximal 16 bis 22 Grad erreicht werden.
Am Mittwoch verlagert sich der Höhentrog ins Baltikum und über Westeuropa baut
sich ein markanter, in der Nacht zum Donnerstag bereits bis ins Nordmeer
reichender Höhenrücken ein. Auf dessen Vorderseite dreht die Höhenströmung über
Mitteleuropa auf Nordwest und ist konfluent konturiert, somit dominiert
Absinken. Entsprechend etabliert sich eine vom Nordmeer über die Nordsee bis ins
westliche Mitteleuropa reichende Hochdruckzone, die sich in der Nacht zum
Donnerstag ins Vorhersagegebiet ausweitet.
An der Ostflanke der Hochdruckzone gelangt in den Norden und Osten Deutschlands
am Mittwoch zunächst noch recht kühle und teils auch feuchte, wolkenreiche Luft,
Schauer sollte es aber kaum mehr geben und später lockern die Wolken von Westen
her auf.
Im Westen und Süden steht dagegen erneut ein recht sonniger Tag ins Haus. T850
hPa steigt bis Mittwochabend auf Werte zwischen 1 Grad im Nordosten und 15 Grad
im Südwesten. Somit wird es im Norden und Osten mit 17 bis 23 Grad (an der
Ostsee eher noch etwas darunter) maximal mäßig warm, während im Westen und Süden
sommerliche 23 bis 27 Grad, im südlichen Oberrheingraben bereits bis zu 29 Grad
erreicht werden.
Am Donnerstag wird der Höhenrücken durch den sich über dem Baltikum
etablierenden Höhentrog blockiert und kommt nur langsam nach osten voran; in der
Nacht zum Freitag reicht dessen Achse über Westdeutschland und die Nordsee
nordwärts bis ins Nordmeer. Gleichzeitig greift ein kurzwelliger Randtrog von
der Biskaya her auf Westfrankreich über.
Das Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem Nordmeer verstärkt sich weiter und weist
in der Nacht zum Freitag nordwestlich der Lofoten eine geschlossene 1035
hPa-Isobare auf. Von dort aus reicht ein breiter Hochkeil nach wie vor südwärts
über die Nordsee bzw. Südskandinavien bis ins Vorhersagegebiet, dessen
Divergenzachse sich nur langsam bis in die Nordosthälfte verlagert.
Somit gelangt in den Nordosten von Skandinavien her nach wie vor recht kühle
bzw. nur mäßig warme Luft, die 850 hPa-Temperatur steigt dort bis zum Abend auf
etwa 5 Grad. Ansonsten macht die Erwärmung aber weitere Fortschritte; im
Südwesten setzt mit Annäherung einer Tiefdruckzone über Frankreich bereits
stärkerer Druckfall ein, so dass sich der Gradient verschärft und in den
äußersten Südwesten eventuell bereits wieder eine subtropische Luftmasse
eingesteuert wird. Die 850 hPa-Temperatur steigt nach Lesart des IFS dort auf 15
bis 19 Grad.
Wettertechnisch passiert also nicht viel; im Norden und Nordosten ist es
zeitweise locker bewölkt bei maximal 21 bis 26 Grad, an den Küsten um 20 Grad,
sonst scheint die Sonne bei 25 bis 30 Grad, im Südwesten eventuell auch darüber.
Ob dann in der Nacht zum Freitag mit Annäherung der Tiefdruckrinne von
Frankreich her im Westen/Südwesten bereits erste Schauer und Gewitter auftreten,
ist noch unklar.
In der erweiterten Mittelfrist wird der Höhenrücken über West- und
Nordwesteuropa in die Zange genommen, da sich vom Atlantik her ein neuer Trog
annähert und der Höhentrog bzw. das Höhentief über dem Baltikum bzw. dem Westen
Russlands weiterhin blockierend wirkt.
Das Nordmeerhoch zieht sich Richtung Barentssee zurück, ein breiter Keil reicht
aber nach wie vor über Skandinavien bis ins östliche Mitteleuropa.
Über dem Vorhersagegebiet kann sich an dessen Südwestflanke eine Tiefdruckrinne
von Frankreich her nach west- und Südwestdeutschland ausweiten, so dass dort am
Freitag und Samstag in schwülwarmer Luft eventuell eine markante Gewitterlage
ins Haus steht. Der Norden und Osten des Landes bleiben im Einflussbereich des
Hochkeils; von Skandinavien und der Ostsee her gelangt nur mäßig warme Luft
dorthin (T850 hPa nach Lesart des IFS am Freitag und auch am Samstag zwischen 5
Grad in Ostvorpommern und 15 Grad im Südwesten und Süden).
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großräumige Wetterentwicklung wird von den gestrigen IFS-Läufen zumindest
bis Mitte kommender Woche ähnlich simuliert wie vom aktuellen. Detailfragen
bleiben aber noch offen, in erster Linie die Trogpassage am kommenden
Dienstag/Nacht zum Mittwoch betreffend. Der aktuelle Lauf lässt den Trog etwas
weiter nach Süden ausgreifen als seine beiden Vorgänger und auch die Kaltfront
überquert bis Mittwochfrüh noch die mittleren Landesteile. Nach Lesart der
beiden gestrigen Läufe wird der nachfolgende Höhenrücken etwas progressiver
simuliert und entsprechend auch der Bodenhochkeil, so dass die maritime
Polarluft, statt bis zur Mitte voranzukommen, lediglich den Norden und Osten
streift.
Auch danach, am Donnerstag und Freitag, setzt sich die langsame Progression des
Rückens nach Osten in den beiden gestrigen Läufen fort, während im aktuellen
Lauf der Trog über Osteuropa blockierend wirkt. Entsprechend setzt sich in den
beiden gestrigen Läufen die (schwül)warmen Luftmasse spätestens am Freitag dann
auch im Nordosten durch und auch die von Frankreich auf Westdeutschland
übergreifende Gewitteraktivität wird etwas progressiver, nämlich schon für den
Donnerstag, simuliert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die aktuell vorliegenden Globalmodelle verfolgen einen ähnlichen Kurs wie das
IFS. Die Trogpassage am kommenden Dienstag/Mittwoch wird nach Lesart des GFS und
auch des kanadischen GEM etwas markanter simuliert als nach ICON, IFS und UK10.
GEM lässt die 0 Grad-Isotherme in 850 hPa in der Nacht zum Mittwoch sogar bis in
die mittleren Landesteile vorankommen.
In der erweiterten Mittelfrist (Freitag, Samstag) simuliert GFS den Schwerpunkt
hohen Luftdrucks über dem fennoskandischen Raum, an dessen Südflanke etabliert
sich bis Samstag eine Tiefdruckrinne über dem Vorhersagegebiet, so dass sich die
schwülwarme Luftmasse mit Schauern und Gewittern weiter nach Nordosten
ausbreitet als nach Lesart des IFS mit wieder beginnender leichter Abkühlung von
Westen her.
Nach beiden Modellen stünde aber am Freitag und Samstag eine durchaus markante
Gewitterlage ins Haus.
GEM belässt den Hochschwerpunkt am Freitag über Osteuropa, an dessen Westflanke
kann sehr warme bis heiße Subtropikluft vorübergehend bis nach Norddeutschland
vordringen. Dabei stünde vorderseitig eines Troges über Westeuropa vor allem
über Westdeutschland eine knackige Gewitterlage ins Haus.
In weiterer Folge, am Samstag, wird die heiße Luftmasse aber wieder etwas nach
Süden (Richtung Süddeutschland) abgedrängt und es etabliert sich eine
Hochdruckzone über dem Vorhersagegebiet, an deren Südflanke es in Süddeutschland
in schwülheißer Luft weitere kräftige Gewitter geben sollte, während es in der
Mitte und im Norden trocken und sommerlich warm (aber nicht heiß) bleibt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden als auch im nächstfolgenden (120 bis 168
Stunden, also bis kommenden Donnerstag) verteilen sich die ENS-Member des IFS,
der Haupt- und der Kontrolllauf auf nur einen Cluster, wobei zunächst das
Großwetterlagenregime NAO positiv den Ton angibt, dann aber in eine Blockade
über Südwest- bzw. Westeuropa übergeht.
Diese relative Einigkeit der Member spiegelt sich auch anhand der Kurvenschar
der 850 hPa-Temperatur in den „Rauchfahnen“ einiger über das Vorhersagegebiet
verteilter Gitterpunkte wieder. Diese verläuft vor allem bis Mittwoch in einem
sehr engen Spread mit (nach dem Minimum am Sonntag/Montag) vor allem über
Süddeutschland steigender Tendenz bei deutlich abnehmender (ab Montag in der
Mitte und im Süden kaum mehr vorhandener) Niederschlagsaktivität.
Ab Donnerstag, vor allem danach, wird der Spread dann aber rasch größer.
Das Cluster Szenario hat in der erweiterten Mittelfrist zwei Cluster auf der
Agenda:
Nach Lesart des CL 1 (29 Member) verlagert sich der blockierende Höhenrücken
allmählich über Mittel- nach Osteuropa. Somit wird von Südwesten her der Weg
frei für sehr warme bis heiße Luft subtropischen Ursprungs ins Vorhersagegebiet,
wobei sich über dem Vorhersagegebiet eine antizyklonale, in einigen Membern auch
zeitweise zyklonale Südwestlage etablieren könnte mit teils kräftigen Gewittern.
CL 2 (22 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) hat eine Blockade des Rückens
durch das Höhentief über Osteuropa auf der Agenda. Der Rücken wird dadurch nach
Norden abgedrängt und der Schwerpunkt hohen Luftdrucks ist dann eher über
Nordeuropa bzw. vom Azorenhoch ausgehend vor Südwesteuropa. Dazwischen etabliert
sich über Mitteleuropa eine Tiefdruckrinne mit mäßig warmen bis warmen
Luftmassen und häufigen, konvektiv geprägten Niederschlägen.
Diese beiden Szenarien zeigen sich auch in den Rauchfahnen. Der Spread der 850
hPa-Temperatur läuft deutlich auseinander, wobei allerdings wirklich kalte
Member fehlen, aber sich auch gleichzeitig keine länger anhaltende Hitzewelle
andeutet, wenngleich durchaus kurzzeitige Hitzeeinschübe nicht wegzudiskutieren
sind.
FAZIT:
Bis Mitte nächste Woche steht der Fahrplan. Nach „Vollwetter“ mit Schauern und
Gewittern, begleitet von teils stürmischen Böen und kühlen Temperaturen am
Sonntag stellt sich zunächst vor allem im Südwesten und Süden zu Beginn
kommender Woche eine rasche Wetterberuhigung bei steigenden Temperaturen ein.
Der Norden und die Mitte werden am Dienstag und Mittwoch noch einmal von einem
Frontensystem überquert, dem nochmals ein Schwall maritimer Polarluft folgt,
während es im Süden bereits sommerlich warm wird.
Danach, also in der zweiten Wochenhälfte, setzt sich die Erwärmung allmählich
auch nordostwärts durch, tendenziell bleibt es aber wohl eher unbeständig.
Eine länger andauernde Hitzewelle sollte uns also erspart bleiben, wenngleich
kurze Hitzeeinschübe vor allem im Südwesten nicht ganz von der Hand zu weisen
sind.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit der Trogpassage am Sonntag steht fast schon herbstliches „Vollwetter“ auf
der Agenda: In mehreren Staffeln ziehen zahlreiche Schauer und Gewitter über das
Vorhersagegebiet hinweg südostwärts. Die Gewitter werden begleitet von Graupel
bzw. kleinkörnigem Hagel und steifen bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8),
Sturmböen (Bft 9) sind nicht ganz ausgeschlossen.
Auch außerhalb der Gewitter kann es in freien Lagen einzelne stürmische Böen aus
West bis Nordwest geben, in exponierten Gipfellagen auch Sturmböen.
In der Nacht zum Montag nimmt der Wind rasch ab, lediglich an der vorpommerschen
Ostseeküste muss anfangs noch mit stürmischen Böen gerechnet werden.
Am Dienstag und Mittwoch steht die nächste Trogpassage ins Haus, die aber
hauptsächlich den Norden und die Mitte betrifft. Erneut kann es zumindest am
Dienstag in der Nordhälfte einzelne Gewitter geben, dabei sind stürmische Böen
nicht ausgeschlossen. Etwas häufiger treten diese an den Küsten auf, am Mittwoch
vielleicht noch an der Ostsee, wobei sich dann aber schon eine deutliche
Wetterberuhigung andeutet.
In der erweiterten Mittelfrist, also am Freitag/Samstag, steht dann eventuell
eine markante Gewitterlage ins Haus; diese Entwicklung ist aber noch sehr
unsicher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff