#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 04.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.06.2025 um 10.30 UTC
Nach der windigen Schafskälte aufkommende Hitze
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.06.2025
Die Hitze kommt! Wie bereits am gestrigen Dienstag an dieser Stelle verkündet,
scheint nach der Schafskälte zu Pfingsten eine Hitzewelle mit Temperaturen
verbreitet über 30 Grad auf Deutschland zuzurollen.
Bevor es soweit ist, startet die Mittelfrist am kommenden Samstag aber noch sehr
wechselhaft mit Regen, Blitz und Donner. Ausgangslage ist ein Langwellentrog,
der von Grönland bis zu den Britischen Inseln und bis nach Skandinavien reicht.
Darin inbegriffen sind ein hochreichendes Tief über dem Nordmeer sowie Randtröge
über den Britischen Inseln und Finnland. Mit letzterem Randtrog ist ein Tief
über dem nördlichen Bottnischen Meerbusen gekoppelt, dessen Kaltfront sich bis
in die südliche Mitte Deutschlands erstreckt. Der Randtrog über den Britischen
Inseln ist ebenfalls mit einem Tief verbunden, das mit südwestlicher Strömung
feuchte und zunächst auch noch mäßig-warme Luft mit T850 hPa von 4 bis 10 Grad
nach Deutschland lenkt, präfrontal lagert südlich der Donau noch eine feuchte
subtropische Luftmasse mit T850 hPa bis 14 Grad und der Neigung zur Konvektion.
Beide Tiefs sorgen auch sonst gebietsweise für Niederschläge und einzelne
Gewitter, die in gut gescherter Umgebung vielleicht auch organisiert auftreten
können. Durch den Randtrog über den Britischen Inseln ist zudem kräftige PVA im
Spiel, die die Konvektion anfacht. Da außerdem auch noch der Gradient erhöht
ist, ist es windig mit steifen Böen Bft 7, vereinzelt auch mit stürmischen Böen
Bft 8, vornehmlich im Westen und im Bergland.
Der Pfingstsonntag steht dann im Zeichen des Trogdurchgangs, der durch den
Randtrog angeschoben wird, Richtung Süddeutschland amplifiziert und dabei seine
Wellenlänge verkürzt. Im Zuge dessen zieht das zugehörige Bodentief von den
Britischen Inseln zum Bottnischen Meerbusen. Weiterhin ist ordentlich PVA,
nachfolgend jedoch auch KLA im Spiel, womit die Konvektion anhält, aber auch
schon einen Dämpfer erhält. Die Scherung ist ebenfalls auf dem absteigenden Ast.
Der Gradient allerdings verstärkt sich mit dem Durchzug des Tiefs nördlich von
Deutschland nochmal ein wenig, womit der Wind mit steifen, im Norden lokal
stürmischen Böen weiterhin prominent vertreten ist. Mit nordwestlicher Strömung
sinken die T850 hPa auf 0 Grad im Norden bis 4 Grad im Südwesten, was getrost
als Schafskälte angesehen werden kann und temperaturtechnisch die Talsohle der
Mittelfrist darstellt.
Am Pfingstmontag wandert der weiter seine Wellenlänge verkürzende Trog nach
Nordosten ab. Dadurch wird Platz frei für einen schmalen und flachen Rücken, der
sich Richtung Nordsee aufwölbt. Zunächst aber bringt der abziehende Trog noch
Schauer, die am Nachmittag von Westen und Südwesten her bei steigendem Druck
nachlassen. Bei etwas rückdrehender Strömung auf West steigen die T850 hPa
leicht an und erreichen 2 Grad im Norden bis 5 Grad im Süden.
Am Dienstag schlägt ein neuer Trog in der nördlichen Nordsee auf, dessen
gekoppeltes, nahezu achsensenkrecht darunter liegendes Bodentief mit seinen
Ausläufern den Norden von Deutschland mit leichten Regenfällen touchiert. Nach
Süden hin greift allerdings Hochdruckeinfluss, da sich über der Biskaya ein
neuer Rücken aufwölbt, der ein neues Hoch über dem Ärmelkanal generiert. Bei
weiter auf Südwest drehender Strömung sickert im Süden wieder wärmere Luft ein,
die die T850 hPa auf über 10 Grad steigen lässt.
Am Mittwoch zieht der Trog zwar bereits nach Nordskandinavien ab, das zugehörige
Tief liegt mit seiner Kaltfront aber noch über Norddeutschland. Sie geht über in
die Warmfront eines weiteren Tiefs nordwestlich der Britischen Inseln, das mit
einem weiteren Trog über dem Nordostatlantik verbunden ist. Im Norden sind daher
immer noch leichte Niederschläge zu erwarten. Ansonsten werden die Weichen für
die Hitze gestellt: Amplifizierung des neuen Trogs über dem Nordostatlantik bis
zur Iberischen Halbinsel und im Gegenzug stromaufwärts Aufwölbung eines
kräftigen Rückens bis ins Nordmeer. Das bedeutet eine Drehung der Strömung auf
Süd, sodass die T850 hPa 10 Grad-Isotherme die Mitte des Landes erreicht und im
Süden schon die 15 Grad in Sichtweite kommen.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag resultiert daraus unter
Hochdruckeinfluss eine Trogvorderseite mit der Zufuhr subtropischer bis
tropischer Luftmassen, wobei die T850 hPa 10 Grad-Isotherme den Norden anvisiert
und im Süden gar die 20 Grad überschritten werden sollen. Kleine, den Trog
umlaufende Kurzwellen könnten jedoch insbesondere im Westen für Schauer und
Gewitter sorgen, die in der energetischen Luftmasse dann auch kräftiger
ausfallen können.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten 3 Läufe des EZMW-Modells ist abgesehen von
Detailfragen bis in die erweiterte Mittelfrist sehr hoch. In der erweiterten
Mittelfrist zeigen sich dann kleinere Abweichungen vor allem bei den den Trog
umlaufenden Kurzwellen, die für kräftige Konvektion sorgen könnten. Die
Hitzewelle wird aber von allen Läufen propagiert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das bis in die erweiterte Mittelfrist dem EZMW sehr ähnliche GFS zieht bei der
Hitzewelle ebenfalls mit, die Luftmasse ist aber feuchter und daher
konvektionsträchiger als beim EZMW.
ICON ist nur bis zum Montag ähnlich, ab Dienstag misst es dem neuen Trog bei den
Britischen Inseln mehr Bedeutung zu. Demnach würde die Kaltfront des gekoppelten
Tiefs bis Mittwoch sogar bis in den Süden Deutschlands vorankommen und den
Warmluftvorstoß bereits im Ansatz wieder ersticken.
Mit dieser Meinung steht ICON allerdings ziemlich alleine dar, weil auch andere
Modelle wie das kanadische GEM oder die KI-Modelle GraphCast ML und AIFS nicht
mitmachen, sondern sich der Lösung des EZMW anschließen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen den Hauptlauf durch enge Verläufe
bis mindestens Montag. Danach gibt es wenige Ausreißer, die die Kurven öffnen.
Der Hauptlauf bleibt jedoch stets im gut definierten Median eingebettet. Sowohl
die Talsohle bei Temp 850 hPa und Geopot 500 hPa am Pfingstsonntag sowie der
anschließende kräftige Anstieg wird jeweils gut sichtbar, womit an der kommenden
Hitzewelle keine großen Zweifel bestehen. Niederschlagssignale gibt es bis
Sonntag häufig, danach deutlich seltener. Einzelne Peaks tauchen dann wieder ab
Freitag auf, die ein Hinweis für erneut aufkommende Schauer und Gewitter sind.
CLUSTER:
Von Montag 0 UTC bis Mittwoch 0 UTC werden 3 Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im Ensembleraum zu beschreiben (alle NAO+). Die Unterschiede sind
für Mitteleuropa nicht allzu groß, bei C3 wird dem neuen Trog weniger Bedeutung
zugeschrieben. Kein Cluster ähnelt der kälteren ICON-Lösung.
Zwischen Donnerstag 0 UTC und Samstag 0 UTC kommender Woche werden sogar 5
Cluster ausgegeben (Blockierungs-Regime am Ende bei allen dominant). Bei allen
ist eine Trogvorderseite zu erkennen, wobei der Trog mal mehr, mal weniger weit
entfernt ist, was die Dauer der Hitze bzw. das Aufkommen neuer kräftiger Schauer
und Gewitter zeitlich beeinflussen könnte.
FAZIT:
Der Fahrplan steht: Bis zum Pfingstsonntag zunächst wechselhaft, windig und kühl
mit lokal teils kräftigen Gewittern. Ab Pfingstmontag Wetterberuhigung und
nachfolgend deutlicher Temperaturanstieg bis hin zur ersten stärkeren Hitzewelle
des Jahres. Wann diese wieder endet (vermutlich mit Bambule), ist unsicher, in
den jüngsten Läufen gab es aber eine Tendenz zu einem längeren Anhalten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
EFI zeigt am Samstag und Sonntag gebietsweise sowie am Montag im Nordosten
Hinweise für überdurchschnittlich viel Wind. Die Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen Bft 8 sind aber nur lokal erhöht, am meisten am Samstag im
Westen und am Sonntag im Norden und Nordosten. An der See und im Bergland sind
zeitweise Sturmböen Bft 9 wahrscheinlich, schwere Sturmböen Bft 10 gering
wahrscheinlich.
GEWITTER:
Das Gewitterpotenzial ist am Samstag vor allem südlich der Donau erhöht, wobei
EFI in diesem Bereich auch Signale für erhöhtes CAPESHEAR liefert. Bei guter
Scherung in feuchter Subtropikluft sind lokal Unwetter bezüglich Starkregen und
Hagel wahrscheinlich. Am Samstag und Sonntag besteht zudem auch im Norden und
Teilen der Mitte Gewittergefahr. Dabei handelt es sich jedoch um
Kaltluftgewitter, folglich ist das Unwetterpotenzial entsprechend geringer. Der
Fokus liegt dort eher auf den Böen, da der Grundwind ja schon stärker ist.
DAUERREGEN:
Am Samstag gibt es von EFI im Nordwesten Signale für überdurchschnittlich viel
Regen. Wahrscheinlichkeiten dafür sind in den Ensembles allerdings kaum
vorhanden. Dafür zeigen sich am Alpenrand lokal erhöhte Wahrscheinlichkeiten,
die aber vermutlich ein Signal für die kräftigen Gewitter sind, sodass der
meiste Regen in kürzerer Zeit fallen dürfte. Am Sonntag sind am Alpenrand dann
auch beim EFI Signale vorhanden, die auf Stauniederschläge bezogen werden
können. Die Ensembles weisen leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für das Allgäu
und für das Berchtesgadener Land auf für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS. „Hinten raus“ eher EZMW, da MOSMIX dann zu klimalastig
ist.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler