SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.06.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In der ersten Nachthälfte im Südosten abziehende Gewitter, teils Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … wird in den Südosten Deutschland eine labile subtropische Luftmasse
geführt, weiter nach Nordwesten schließen sich Übergänge zu weniger warmen
Luftmassen an, die mit zwei Frontenzügen markiert sind. In der Warmluft
herrschen mit hoher Feuchte und Labilität, sowie in gut gescherter Strömung für
Gewitterbildung gute Bedingungen. Diese wurde nur von (zu)viel Bewölkung und
einer etwas mageren Föhndryline am Alpenrand gedämpft.

Vorderseitig eines Höhentroges mit ungewöhnlich starkem Sturmtief über dem
Nordmeer liegen wir unter einer zyklonalen Südwestströmung, mit der die beiden
Kaltfront nach Südosten vorankommen und die warme Gewitterluft in der kommenden
Nacht nach Österreich und Tschechien ausgeräumt wird.

In den Nachmittagsstunden haben sich im Süden (vor allem von BaWü und Bayern in
den Nordosten) Gewitter, teilweise stark und Unwetter gebildet, die abends und
in der ersten Nachthälfte recht rasch nach Osten ziehen. Die Gewitterlage ist
aber noch nicht vorbei. Auch in den weiteren Abendstunden können sich über
Ostbayern schwere Gewitter mit Superzellen- und Unwetterpotential bilden.
Diese können mit großem Hagel, Sturmböen und Starkregen verbunden sein; dürften
aber bis Mitternacht nach Österreich und Böhmen abziehen. Auch die Gewitter in
der Warmluft weiter nördlich, über das Erzgebirge bis zur Ostsee, haben abends
ganz vereinzelt Unwetterpotential und ziehen in der ersten Nachthälfte nach
Polen ab.

Die beiden Tiefausläufer kommen in der Folge schleifend über Deutschland langsam
nach Osten voran; der Luftmassenwechsel im Südosten kommt davor zum großen Teil
mit dem Durchzug der organisierten Gewitter zustande. Da dann Kaltluftadvektion
so ziemlich alles über der Mitte und im Süden überlagert, verlieren die
Tiefausläufer ihre thermische Struktur. Sie bleiben aber mit Feuchtefeldern und
Regen oder Schauern im Südosten und über der Mitte erkennbar. Die Labilität in
der postfrontal einfließenden Luft ist limitiert, sodass vereinzelt eingelagerte
Gewitter zwar möglich sind, aber nicht wahrscheinlich. Sollten sie auftreten
kann die vorhandene Feuchte (PPW 20 bis 25 mm) für Starkregen reichen.
An den frontalen Resten über dem Südosten regnet es auch kräftiger, mit 10 bis
15 l/qm in 6 bis 12h.

Donnerstag … ändert der Haupttrog und das Drehzentrum seine Lage nur wenig. An
dessen Südflanke dreht die Strömung mehr auf Westsüdwest und weitere
Kurzwellentröge schwenken mit etwas Hebung über uns hinweg. Dabei werden aus
thermischer und energetischer Sicht moderate Luftmassen zu uns geführt. Im
Nordwesten mit 5°C in 850 hPa, im Südosten >10°C. Der Übergang ist dabei aber
einigermaßen fließend, sodass sich keine Front bei uns finden lassen dürfte. Die
warmlabile Luftmasse liegt dann südlich der Alpen und über SE Europa.
In der Luftmasse bei uns baut sich im Tagesverlauf wieder etwas Cape von wenigen
hundert J/kg, im Nordosten dank höherer Feuchte und etwas mehr Einstrahlung mit
den höchsten Werten von MU CAPE bis 600 J/kg.
Dabei bilden sich über dem Norden und der Mitte wieder zahlreiche Schauer oder
schauerartiger Regen mit eingelagert einzelnen Gewittern. Die weiter gut
vorhandene Scherung führt zu etwas Organisation oder Linien, was auch kräftigere
Gewitter mit stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel bedingen kann. Ein
leichtes Unwetterpotential gibt es im Nordosten, wo sich die feuchteste Luft und
höchstes CAPE hält. Die Gewitter kratzen die Unwetterschwellen aber eher an und
haben wenig gemein mit den Gewittern vom Mittwochabend.
Auch im Südosten sind einzelne Gewitter möglich, auch wenn dort zunächst aus
starker Bewölkung zeitweise Regen fällt und erst im Tagesverlauf mit größeren
Auflockerungen eine gewisse Labilisierung möglich ist. Am ehesten trocken bleibt
es vom Oberrhein Richtung Franken. Die Temperatur rangiert von 18°C an der
Nordsee bis vereinzelt 25°C Richtung Oder und Neiße.

Zum Abend nähert sich über Frankreich eine Welle, deren vorlaufende
Warmluftadvektion von Westen her starke Bewölkung bringt und abends und nachts
gebietsweise länger anhaltenden Regen. Im Laufe der Nacht nimmt mit Passage der
Kaltfront im Nordwesten der Regen eher konvektiven Charakter an. Die Mengen sind
nicht warmwürdig, allerdings
Dazu frischt der Wind auf mit steifen Böen im Bergland, an der Nordsee und
exponiert in tiefen Lagen. Im höheren Bergland und auf exponierten Gipfeln gibt
es Sturmböen aus Südwest bis West. Die Windzunahme beginnt allerdings auch schon
vorher, Donnerstag tagsüber.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … steht mit der Passage der Welle und der nachfolgenden schleifenden
Kaltfront ein windiger und nasser Tag an. Geprägt von Windwarnungen und mit
kurzen Gewittern.

Dank der recht guten Konsistenz der Modelle behalten die Aussagen der
Frühübersicht ihre Gültigkeit.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellvorgaben für die aktuelle Gewitterlage waren dürftig. Zumindest bis
dato sind die erwarteten schweren Gewitter nur in Ansätzen aufgetreten. Die Lage
ist freilich noch nicht vorbei. Auch für die weiteren Abendstunden besteht noch
Unwettergefahr im Süden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner