S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.06.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit teils starken Gewittern und Regenfällen, regional
Unwettergefahr. Dabei mäßig warm bis kühl und zeitweise sehr windig.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.06.2025

Die Mittelfrist ist zunächst von einer Fortdauer der zyklonalen West- bis
Südwestlage gekennzeichnet, die uns wechselhaftes, zeitweise sehr windiges und
mäßig warmes, teilweise auch kühles Wetter beschert. Erst zu Beginn der nächsten
Woche setzt sich von Süden her stärkerer Hochdruckeinfluss durch und es wird
langsam wieder wärmer.

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag, den 5. Juni, befindet sich Deutschland
an der Südostflanke eines breiten Langwellentroges mit hochreichendem,
steuernden Drehzentrum knapp nördlich der Färöer. Blockiert wird der Trog von
einem quasi-stationären Rücken über Osteuropa. In der strammen,
west-südwestlichen Höhenströmung schwenkt ein flacher Kurzwellentrog
nord-ostwärts und labilisiert die niedertroposphärisch einfließende, mäßig warme
Biskayaluft (T850 zwischen 4 °C im Nordwesten und 10 °C im Südosten). Den
zahlreichen Schauer- und Gewitterzellen stehen wenige 100 J/kg CAPE zur
Verfügung und mäßige hochreichende Scherung, sodass sie sich zumindest
vorübergehend organisieren und markant ausfallen können.

Einem flachen Rücken folgt am Freitag der nächste, deutlich markantere
Kurzwellentrog. Dieser stützt ein Randtief, das sich über Südengland und die
südliche Nordsee in Richtung Skandinavien verlagert. Kräftige PVA- und
WLA-induzierte Hebung sorgt im Vorfeld der Warmfront für teils kräftigen Regen
im Nordwesten und Norden. Markante Warnschwellen können dabei knapp
überschritten werden. Die diffuse Kaltfront greift zunächst wenig wetteraktiv
von Nordwesten über, neigt durch die strömungsparallele Konfiguration aber in
der Folge diagonal über der Mitte zur Wellenbildung. Auf der „kalten“ Seite
gehen die Schauer im Verlauf daher wieder in länger anhaltenden, schauerartig
verstärkten Regen über. Präfrontal gelangt in die Südosthälfte ein Schwall
deutlich feuchterer Subtropikluft, die teils auch labil geschichtet und von
mäßiger bis starker hochreichender Scherung überlagert ist. Entlang der
Kaltfront, eventuell auch abgesetzt davon, können sich etwaige Gewitter demnach
wieder organisieren. Es besteht Unwettergefahr! Mit dem Randtief verschärft sich
der Luftdruckgradient, sodass der Südwestwind – mit Ausnahme des Südosten – auch
abseits der Gewitter in Böen zeitweise stark, teils stürmisch auffrischt.

Am Wochenende greift die Hauptachse des Langwellentroges langsam von Westen auf
Deutschland über. Die diffuse Kaltfront wird zögerlich nach Südosten verdrängt.
Vor allem der Südosten liegt aber anfangs noch in der wärmeren, sehr feuchten
und labilen Luft, in der Gewitter bis in den Unwetterbereich auftreten können.
Diese gehen mit Übergreifen der wellenden Kaltfront später dann in länger
anhaltenden Regen/Starkregen über. Auch die postfrontale, kühlere Meeresluft ist
labil und neigt zu reger Schauertätigkeit. Aufgrund des niedrigeren Wasser- und
Energiegehaltes dürften die einzelnen Gewitter trotz starker Scherung aber wohl
eher nur „markant“ ausfallen. Mit Durchschwenken eines Bodentroges ist
insbesondere am Sonntag wieder mit auffrischendem Wind zu rechnen. Stürmische
Böen sind dabei auch abseits von Gewittern nicht ausgeschlossen.

Zu Beginn der kommenden Woche stellt sich zwischen dem nach Osteuropa
abziehenden Trog und einem neuen über dem nahen Nordostatlantik eine westliche
Strömung ein, in der ein flacher Rücken über das Vorhersagegebiet ostwärts
gesteuert wird. Dieser stützt im Bodenfeld ein Hoch, sodass die zuvor
einfließende, ziemlich kühle maritime Subpolarluft (T850 auf 4 bis 1 °C
absinkend) zur Ruhe kommt und stabilisiert.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt die westliche Grundströmung mit leicht
antizyklonalem Touch erhalten. Allerdings macht sich vorderseitig eines
Cut-Off-Tiefs vor Portugal warme bis heiße Luft über Südwest- und Westeuropa
langsam auf den Weg nach Norden. Eventuell sickert diese zur Wochenmitte auch in
den Süden Deutschlands ein und sorgt dort für einen zunehmend sommerlichen
Wettercharakter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist sehr gut! Kleinere Verschiebungen der Wellen haben
keine signifikante Prognoserelevanz. Erst in der erweiterten Mittelfrist setzt
der neuste IFS-Lauf auf etwas stärkeren antizyklonalen Einfluss
(Hochdruckbrücke) und stärkere Erwärmung, vor allem im Süden Deutschlands. Die
beiden gestrigen Läufe waren insgesamt „troglastiger“ und bezüglich der
Temperaturentwicklung konservativer.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die groben Strukturen werden von allen vorliegenden Modellen über weite Strecken
sehr kongruent simuliert. Im Detail zeigen sich aber prognoserelevante
Unterschiede: Das betrifft vor allem das Randtief am Freitag, das von ICON und
GFS noch etwas markanter gerechnet wird als beispielsweise von IFS und UK10. Die
Ausprägung der Wind- oder Sturmlage sowie die Intensität der Niederschläge am
Freitag sind also noch unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS:
Bis einschließlich Sonntag sind die Rauchfahnen für Temperatur und Geopotenzial
relativ eng gebündelt und der deterministische Lauf stets gut eingebettet. Einem
für eine Westlage typischen Oszillieren folgt am Wochenende ein etwas
markanteres Temperatur- und Geopotenzialtal (Übergreifen der Haupttrogachse und
Durchschwenken der Kaltfront).
Ab Montag weiten sich die Rauchfahnen deutlicher auf. Ein Teil der Member sieht
eine recht zügige und nachhaltigere „Erholung“ des Geopotenzials und der
Temperatur (zunehmender Hochdruckeinfluss/Brücke Mitteleuropa und Erwärmung).
Andere gehen eher wieder zu einer Oszillation auf ähnlichem Niveau wie zu Beginn
der Mittelfrist über, wenige Member verbleiben sogar auf niedrigem Geopotenzial-
und Temperaturniveau (eher zyklonale West- oder Troglage).

CLUSTER:
In den Zeiträumen bis +168 h (bis Montag, 00z) werden alle Cluster dem positiven
NAO-Regime zugeordnet. Es lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ausmachen.
Im Zeitraum +192-240 h (Dienstag-Donnerstag) bleiben drei der vier Cluster
(46/51 Member) im NAO+ Regime, nur ein Cluster (5/51) vollzieht den Übergang zu
BLOCKING. Ursache ist eine stärkere positive Geopotenzialanomalie über dem
Nordmeer. Deutschland befände sich am Rande eines Cut-Offs über dem östlichen
Mitteleuropa eher unter leichten Trogeinfluss im Bereich kühler Luftmassen. In
den anderen Clustern läge Deutschland zunächst unter einer westlichen Strömung,
mit mal eher antizyklonalen, mal eher zyklonalen Touch. Zum Ende des Zeitraumes
soll dann aber ein Rücken vom westlichen Mittelmeer nach Mitteleuropa vorstoßen.
Damit würde such ruhiges und zunehmend sommerlich warmes Wetter durchsetzen.

FAZIT:
In der Mittelfrist setzt sich die zyklonale Südwest- bis Westlage zunächst fort.
In mäßig warmer, oft feuchter und gut gescherter Luft muss fortwährend mit
markanten, regional auch unwetterartigen Gewittern, ab Freitag durch die
schleifende Frontalzone teils auch mit kräftigen Regenfällen gerechnet werden.
Zu allem Überfluss könnte ein Randtief am Freitag in eine sommerlichen Sturmlage
münden.
Im Laufe des Wochenendes vollzieht sich schließlich die Trog- und
Kaltfrontpassage (am Sonntag mit einem Bodentrog nochmal mit Sturmgefahr) und es
wird vorübergehend mal richtig kühl.
Im Laufe der nächsten Woche deutet sich etwas mehr Hochdruckeinfluss an, zudem
könnte sich von Süden her langsam aber sicher deutlich wärmere Luft bemerkbar
machen. Dahingehend bestehen aber noch größere Unsicherheiten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Über weite Strecken der Mittelfrist (bis mindestens einschließlich Sonntag)
besteht ein latentes Gewitterrisiko. Da die stramme West- bis Südwestströmung
zudem eine mäßige bis starke hochreichende Scherung bereitstellt, muss stets mit
einem gewissen Organisationsgrad und folglich mit markanten Entwicklungen
(Starkregen, Hagel, Sturmböen) gerechnet werden. Vor allem am Freitag und
Samstag besteht in etwas energiereicherer Luft erhöhtes Unwetterrisiko,
bevorzugt in der Südosthälfte.

REGEN:
Die schleifende Frontalzone ruft vor allem zwischen Freitag und Sonntag
vorübergehend ein gewisses Risiko für Stark- und Dauerregen auf den Plan. Noch
sind die Hinweise in den Modellen diffus und die (geringen) Wahrscheinlichkeiten
aus den probabilistischen Verfahren stark verwaschen. Eine genaue Einschätzung
ist demnach noch nicht möglich.

WIND:
Ein Randtief am Freitag könnte in eine sommerliche Sturmlage münden. Noch
bestehen größere Unsicherheiten, doch vor allem in der Nordwesthälfte,
insbesondere aber im Bergland besteht eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9).
Am Sonntag herrscht mit Durchschwenken eines Bodentroges erneut Sturmgefahr,
dann durchaus auch bis in den Süden und Südosten des Landes.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det./EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm