#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 01.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.06.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft mit teils kräftigen Schauern/Gewittern, zeit- und gebietsweise mit
Unwetterpotenzial. Mäßig-warm bis warm. Zum Ende der Mittefrist von Südwesten
Chancen auf Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.06.2025
Insgesamt steht mittelfristig ein wechselhafter Witterungsabschnitt mit teils
auch kräftigeren, konvektiven Entwicklungen (Schauer/Gewitter) an. Dabei
verbleibt Deutschland recht nachhaltig vorderseitig eines Langwellentroges über
Westeuropa bzw. dem westlichen Mitteleuropa, der vom Atlantik zum Wochenende hin
regeneriert wird. Dabei gelangen in einer häufig südwestlichen, teils auch
südlichen Strömung feucht-labile Luftmassen zu uns, die je nach Verfügbarkeit
von Hebungsimpulsen (Kurzwellentröge, Kaltfront, Orografie) zu Schauern und
teils auch kräftigen Gewittern führen kann.
Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch liegt Deutschland vorderseitig eines
relativ markanten Langwellentroges. Mit einer Südwest- bis Südströmung gelangt
insbesondere in die Südosthälfte eine wärmere (850 hPa-Temperaturen 10 bis 17/18
Grad), feucht-labile Luftmasse. Von Nordwesten greift gestaffelt kühlere Luft
entlang eines Frontensystems über, das mit einem Nordmeertief sowie einem
potenziellen Randtief in Zusammenhang steht. Die rückseitig einfließende
Luftmasse weist 850 hPa-Temperaturen um 5 bis 8 Grad auf. Von Südwesten breitet
sich bereits in den Frühstunden ein konvektiv durchsetztes Niederschlagsgebiet
über die Südosthälfte aus, im Tagesverlauf treten dabei zunehmende und teils
auch kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen auf. Lokale Unwetter
sind insbesondere in punkto Starkregen und Hagel möglich. Die potenziell
labilste Luftmasse liegt im Tagesverlauf über dem Süden/Südosten, dort wird
einiges an CAPE und Scherung sowie ppws um 35 mm simuliert, außerdem liegt der
rechte Jeteingang in diesem Bereich. Von daher werden strichweise bereits
erhöhte (24-stündige) Regenmengen über der Südosthälfte angedeutet, der
Schwerpunkt ist aber noch sehr unsicher. In der Nacht nachlassende Konvektion
bzw. vor allem im Süden Übergang in zeitweiligen, teils schauerartig verstärkten
Regen. Im Nordwesten, in der stabileren Luftmasse, hier und da etwas Regen bzw.
einzelne Schauer eventuell im Küstenumfeld.
Am Donnerstag zieht zumindest über dem Norden ein kurzwelliger Troganteil
ostwärts ab, daran gekoppelt kann im Osten/Nordosten noch der ein oder andere
Schauer auftreten. Die Kaltfront hängt im Südosten zurück, so dass dort die
feucht-labile Luftmasse noch nicht gänzlich ausgeräumt ist. Insgesamt
zonalisiert die Strömung vorübergehend leicht, am Boden steigt der Luftdruck von
Süden leicht an. Der Regen aus der Nacht zieht zunächst ostwärts ab. In der
feucht-labilen Luftmasse im Südosten dürfte sich mit Hilfe der Orografie, also
insbesondere im Alpenraum, recht bald erneut einzelne Schauer oder auch Gewitter
bilden. Von der Intensität her aber deutlich geringer als am Vortag. Im
Tagesverlauf nähert sich bereits ein weiter, eher flacher Kurzwellenanteil. Bei
dem Britischen Inseln hat sich ein Randtief gebildet, dessen Vorderseite samt
Warmluftadvektion auf den Westen/Nordwesten übergreift. Es setzt dort gegen
Abend Regen ein.
Am Freitag zieht das Rand-/Wellentief von den Britischen Inseln nordostwärts
über die Nordsee in Richtung Südskandinavien. Der Trog über Westeuropa
amplifiziert, die Strömung dreht wieder mehr auf Süd bis Südwest und die
wärmere, feucht-lable Luftmasse kann über Deutschland recht weit nach Norden
ausgreifen. Die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht abends den Norden, im
Süden sind es dann um 15 Grad in 850 hPa. Im Bereich des Wellentiefs regnet es
im Nordwesten zeitweise (Überschreitung von Regenwarnschwellen deuten sich dabei
aktuell nicht an). Auf der Südflanke des Wellentiefs frischt der Wind in der
Mitte und im norden recht verbreitet stark, im Bergland und eventuell auch an
der Nordsee teils stürmisch auf. Die feucht-labile Luftmasse im Süden/Südosten
kann aus aktueller Sicht nur selten auslösen und Schauer oder Gewitter bringen.
Die Strömung scheint leicht antizyklonal gekrümmt, es fehlt also wahrscheinlich
an Hebungsimpulsen. Orografisch bedingt lassen sich allerdings einzelne Schauer
oder Gewitter nicht ausschließen. Abends ändern sich die Verhältnisse
dergestalt, dass sich der Trog und die Kaltfront des Wellentiefs von Westen her
nähert und dann auch auf die potenziell feucht-labile Luftmasse im Süden trifft.
Damit kommen in der Nacht zum Samstag von Frankreich und der Schweiz her
voraussichtlich schauerartig verstärkte, teils gewittrige Regenfälle auf, die
sich im Nachtverlauf nordostwärts ausbreiten. Es deuten sich dabei erhöhte
Labilitätswerte an (EFI CAPEshear, rechte Eingangsflanke des Jets), so dass
lokal kräftige Entwicklungen möglich erscheinen.
Am Samstag liegt Deutschland weiter trogvorderseitig, ein kurzwelliger Anteil
läuft im Tagesverlauf nordostwärts durch. Bereits aus der Nacht heraus treten im
Süden/Südosten schauerartig verstärkte, teils gewittrige Regenfälle auf, die
sich im Tagesverlauf zunehmend in den Südosten (vom Alpenrand bis zum Bayerwald)
zurückziehen. Dabei muss mit Starkregen, Hagel und Sturmböen gerechnet werden,
lokal sind unwetterartige Entwicklungen (Starkregen, Hagel) nicht
ausgeschlossen. Die rückseitig der nach Südosten vorankommenden Kaltfront eines
Tiefkomplexes über Skandinavien sickert, kühlere, stabilere Luft ein. Die
Hauptachse des Westeuropatroges nähert sich in der Nacht zum Sonntag weiter an.
Vorderseitig dieser Haupttrogachse hat sich nordwestlich der Britischen Inseln
ein weiteres Tief gebildet, das sich im Verlauf des Samstages südostwärts in
Richtung südliche Nordsee verlagert. Vorderseitige Warmluftadvektion sorgt im
Nordwesten und Westen Deutschlands daher im Tagesverlauf für einsetzende
Regenfälle, die sich in der Nacht zum Sonntag bis in die Mitte ausbreiten.
Außerdem nimmt an der Südflanke des Tiefs der Wind zu und dreht auf West, starke
bis stürmische Böen können daher im Westen und Südwesten auftreten, im Bergland
teils Sturmböen. auch die Schauer im Südosten/am den Alpen klingen nur langsam
ab.
Am Sonntag liegt das Tief mit seinem Zentrum über Dänemark, die rückseitig
einfließende, kühlere Luftmasse (teils unter 5 Grad in 850 hPa, im Süden um 8
Grad) erreicht auch die Alpen. Im Tagesverlauf, spätestens in der Nacht zum
Montag schwenkt die Haupttrogachse voraussichtlich gänzlich ost-/nordostwärts
durch. Von Südwesten steigen Luftdruck und Geopotenzial. Gebietsweise regnet es
im Tagesverlauf über der Mitte und im Norden, nahe den Alpen fällt ebenfalls
noch teils schauerartiger Regen. Gewitter sind eher unwahrscheinlich. Ab dem
Nachmittag klingen die Niederschläge von West/Südwest ab bzw. ziehen in der
Nacht zum Montag nordostwärts ab, die Bewölkung lockert auf.
Zu Beginn der Folgewoche, also in der erweiterten Mittelfrist, deutet sich von
Süden zunehmender antizyklonaler Einfluss an, wie nachhaltig und wie weit in die
Mitte ausgreifend eine damit einhergehende Wetterberuhigung sein kann, ist
unsicher – zumal das der gestrige 12 UTC-Modelllauf überhaupt nicht im Programm
hat. Der Norden verbleibt recht klar in einer zyklonal geprägten West- bis
Südwestströmung und damit tendenziell weiterhin unbeständig.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist bis einschließlich
Donnerstag sehr gut, ab Freitag nehmen die Unterschiede hinsichtlich des Timings
und der genauen Ausgestaltung der Trogstruktur mit potenziellen, kurzwelligen
Randtrögen zu. Dabei lässt sich allerdings feststellen, dass der aktuellste 00
UTC-Modelllauf dem gestrigen 00 UTC-Modelllauf relativ stark ähnelt, allerdings
zeitlich etwas langsamer aufgestellt ist. Der Zwischenlauf von gestern 12 UTC
liefert dagegen doch deutliche Abweichungen in den Grundstrukturen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Andere Globalmodelle zeigen ähnliche Grundstrukturen (sich regenerierender
Langwellentrog West-/westliches Mitteleuropa samt kurzwelligen Anteilen),
allerdings sind Unterschiede im Detail und im Timing ab Donnerstag/Freitag recht
deutlich. So zeigen z.B. ICON und GFS am Freitag kein so prägnantes Wellentief
wie das IFS. Zum Wochenende simuliert GFS die Trogachse noch deutlich weiter
westlich und ICON hat einen sehr Breiten, nicht wirklich durchgehenden Trog im
Programm, der sehr dem IFS 12 UTC-Lauf von gestern ähnelt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Zeitraum von Mittwoch 00 UTC
bis Donnerstag 00 UTC (+72 bis +96 h) nur noch drei Cluster (gestern waren es
fünf) mit 20, 18 und 13 Membern, Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 2
einsortiert. Leichte Unterschiede in der Trog-Keil-Struktur bzw. bei den
kurzwelligen Anteilen sind erahnbar, die auch Einfluss auf
Niederschlagsschwerpunkte über Deutschland haben könnten. Insgesamt bestätigt
sich die Trogvorderseite. Auch im Folgezeitraum von Freitag 00 UTC bis Sonntag
00 UTC (+120 bis +168 h) werden drei Cluster simuliert (22, 18 und 11 Member,
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Cluster 1 und 3 zeigen den Langwellentrog
markanter als Cluster 2, in dem dieser recht breit aufgestellt ist und keinerlei
„Durchschwenk-Ambitionen“ zeigt. In den anderen beiden Clustern deutet sich
dagegen die Ost-Verlagerung der Haupttrogachse an – wie auch im
deterministischen IFS-Lauf. Dieses Durchschwenken scheint in Cluster 3
allerdings etwas langsamer vonstatten zu gehen. Für die erweiterte Mittelfrist
zu Beginn der Folgewoche (+192 bis +240 h) werden ebenfalls drei Cluster gezeigt
(24, 14 und 13 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Cluster 1 zeigt
dabei die vorübergehend allgemeine Wetterberuhigung nach Durchschwenken des
Troges und nachfolgend ein flacheres Trogmuster, das nach Süden hin
antizyklonale Optionen zulässt. Cluster 2 lässt den Trog recht markant, aber
verzögert durchschwenken und dann Richtung Südosteuropa abtropfen, um dann
nachfolgend (Dienstag/Mittwoch) von Westeuropa her einen markanteren Keil
aufwölben zu lassen, der für die westlichen Landestiele wohl mit einer
Wetterberuhigung verknüpft wäre, während die östlichen Landestiele eventuell
noch von dem Cut-off-Tief beeinflusst wären. Cluster 3 hat einen etwas weniger
markanten, nicht abtropfenden Trog im Programm, der unser Vorhersagegebiet noch
bis mindestens Dienstag beeinflussen würde und eine Wetterberuhigung von
Südwesten ab Mittwoch andeutet.
Die Rauchfahnen bringen keine neuen Erkenntnisse: Bis einschließlich Donnerstag
relativ geringer Spread bei Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa,
nachfolgend zunehmende Unsicherheiten. Viele, insbesondere im Süden/Südosten
zeitweise auch erhöhte Niederschlagssignale, die zur erweiterten Mittelfrist hin
abnehmen.
Fazit: Überwiegend wechselhafte Witterung im gesamten Mittelfristzeitraum
eigentlich gesetzt, vor allem für den Süden zum Ende hin bzw. in der erweiterten
Mittelfrist Chancen auf Wetterberuhigung.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Warnwürdige Wetterereignisse stehen vor allem in Zusammenhang mit den
konvektiven Erscheinungen (Schauer/Gewitter). Dabei sind dann Starkregen, Hagel
und Sturmböen zu erwarten, aus aktueller Sicht vor allem am Mittwoch sowie in
der Nacht zum Samstag/am Samstag mit etwas erhöhter Unwettergefahr vor allem im
Süden/Südosten.
Am Freitag kann der Wind südlich eines Wellentiefs, am Samstag/Sonntag eventuell
im Zusammenhang mit einem Tief über der Nordsee mal stark, im Bergland und an
der Nordsee teils auch stürmisch auffrischen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger