S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.05.2025 um 10.30 UTC

Wiederholt Schauer und Gewitter, teils Unwetter. Vor allem Sonntag sowie
Dienstag.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.06.2025

Am Sonntag liegen wir unter einer zyklonalen Südwestströmung vor einem Trog über
der Nordsee und England. Im Warmsektor eines über das Nordmeer nach Nordosten
ziehenden Tiefs gelangt feucht warme Luft von der Biskaya in die größten Teile
Deutschlands. Dabei entwickeln sich in schwülwarmer Luft außer im Nordwesten
gebietsweise starke Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential.
Am Montag schwenkt ein Troganteil nach Südskandinavien, während sich der Trog
über Westeuropa regeneriert. Dabei kommt die Kaltfront bis Süddeutschland voran
und drängt die Warmluft in den Süden zurück, während postfrontal in den Norden
und der Mitte aus Westen eine gemäßigte Luftmasse einfließt. In ihr bringt der
Trog im Norden Schauer und einzelne Gewitter, die aber nicht die Intensität der
Konvektion erreichen, die nach wie vor im Süden möglich ist. Dort besteht weiter
Unwettergefahr.
Am Dienstag ändert sich die Großwetterlage nicht viel. Von einem Langwellentrog
über Westeuropa ausgehend schwenkt die nächste Trogachse über Frankreich und die
Nordsee nach Osten. In dem vorlaufenden Frontensystem wird Warmluft angesaugt
und wieder nordwärts gesteuert. Die Luftmasse ist energiereich (PPW > 30 mm,
Cape > 1000 J/kg) und mit der aufkommenden Scherung wird der Boden für die
nächste Gewitterlage bereitet, die steigende Unwettergefahr beinhaltet.
Am Mittwoch hat die Kaltfront große Landesteile überquert und wiederum gemäßigte
Meeresluft herangeführt. Sie schleift wahrscheinlich noch über dem Südosten,
sodass im Süden und Osten die Gewitterluft noch nicht ganz ausgeräumt wurde und
weitere, teils heftige Entwicklungen nicht ausgeschlossen sind. Ansonsten sorgen
leichte Kaltluftadvektion und die stabilere Luft für einen ruhigen Tag.
Am Donnerstag liegen wir zwar unter einer leicht zyklonalen südwestlichen
Strömung, die Energie der Luftmasse ist aber limitiert, weshalb der Tag
wahrscheinlich ohne größere Konvektion über die Bühne geht. Der Nordwesten wird
im Tagesverlauf von Tiefausläufern gestreift, die Bewölkung und etwas Regen
bringen können.
Die Entwicklung zum Pfingstwochenende wird sehr unsicher. Im Norden tendenziell
leicht wechselhaft, im Süden schon beständiger mit Trend zur Erwärmung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist mit mittelfristig gut. Es gibt die üblichen
Unwägbarkeiten bei den kurzen Wellen und den zugehörigen Tiefausläufern. In
groben Zügen passt es aber. Es gibt immer wieder teils kräftige Schauer und
Gewitter mit Unwettergefahr, die sich am Sonntag, vor allem aber am Dienstag in
den Norden ausbreiten und intensivieren können. Hinter dem Timing der jeweiligen
Kaltfronten stehen Fragezeichen und damit bleibt offen, inwieweit die
Gewitterlage am Mittwoch vorbei oder auf dem Rückzug ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle simulieren die ersten Tage der Mittelfrist ähnlich, ab
Dienstag werden die Unsicherheiten größer. Der von Westen aufkommende Troganteil
wird mit größeren Abweichungen simuliert und damit stehen Fragezeichen hinter
der aufkommenden Hebung und in welchem Maße davor die feuchtwarme Luft
einbezogen wird. ICON und UKMO sind langsamer und haben für größere Landesteile
Zwischenhocheinfluss auf der Karte. UKMO hat die Gewitterlage für den Mittwoch
auf dem Plan, während im ICON den Luftmassenwechsel im Südosten dann langsamer
berechnet, GFS aber schneller.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs. Die Warmluftvorstöße am Wochenende und zum Dienstag
werden auch von ENS abgebildet, dazu gibt es immer wieder Niederschlagssignale,
die den wechselhaften Charakter unterstreichen. Die Kurven fächern ab Mitte der
nächsten Woche stärker auf, es bleibt aber ein gut erkennbarer Schwerpunkt der
Kurven um den Hauptlauf erkennbar.
Die Clusterung zeigt für den ersten Zeitschritt Sonntag/Montag einen Cluster mit
dem Trog über Westeuropa. Der ist im nächsten Zeitraum Dienstag bis Donnerstag
immer noch da, die Ausprägung und genaue Lage variiert dann aber doch und es
werden 3 Cluster (alle NAO+) gebildet, mit dem Hauptlauf in Cluster 1, 23
Member. Die Unterschiede zwischen den Clustern laufen in etwa auf die
Abweichungen hinaus, die im Vorabschnitte bei den Modellen geschildert wurden.
In der erweiterten Mittelfrist sind 5 Cluster vorhanden, die über Mitteleuropa
einen Keil und Warmluftberg in den Focus rücken. Damit wäre über Pfingsten eine
Wärme/Hitzephase möglich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig gibt es immer wieder Schauer und Gewitter. Am Sonntag sowie
Dienstag/Mittwoch sind energiereiche Luftmassen kombiniert mit teilweise guter
Dynamik und Scherung. Dann schlagen aber auch die kleineren Unschärfen in der
Simulation zu und machen die Prognose unsicher. Auf jeden Fall sind in den EFI
Cape und Cape Shear Feldern Hinweise auf die entsprechenden Gewitterlagen zu
finden, die jeweils unwetterträchtig sein können.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS und EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner