#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 28.05.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.05.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz, Übergang zu Wa
Heute anfangs in einigen Weststaulagen noch Dauerregen. Ab mittags teils
kräftige Gewitter, vor allem vom Westen bis in die Mitte vereinzelte Unwetter
möglich. Abends bis in die Nacht hinein an den Alpen teils konvektiv
durchsetzter Stark- bzw. Dauerregen möglich.
Lebhafter Südwest-, später West- bis Nordwestwind, in Schauernähe stürmische
Böen, in einigen Gipfellagen Sturmböen, abends und nachts abnehmend.
Donnerstag und Freitag voraussichtlich kaum markante Wettererscheinungen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… wird das Vorhersagegebiet im Tagesverlauf von West nach Ost von
einem Langwellentrog überquert. Dessen Drehzentrum befindet sich über der
Norwegischen See, kommt kaum mehr nach Osten voran und beginnt sich, ebenso wie
das korrespondierende, ebenfalls quasistationäre Bodentief („NORMAN I“)
allmählich aufzufüllen.
Begleitet wird die Trogpassage von kurzwelligen Troganteilen, die vor allem in
der Mitte und im Süden im Bereich bzw. am linken Ausgang eines von Westnordwest
Richtung Alpen vorstoßenden Jetstreams innerhalb der diffluent konturierten
Höhenströmung aufgrund von PVA durchaus kräftigen dynamischen Hebungsantrieb
generieren können.
Im Bodenfeld hat die Kaltfront von „NORMAN I“ inzwischen den äußersten Norden
Deutschlands erfasst, wurde allerdings durch eine Wellentiefentwicklung („OLE“)
zurückgehalten. Im weiteren Tagesverlauf wandert „OLE“ ohne großartiges
Entwicklungspotenzial zur südöstlichen Ostsee, was der Kaltfront auf dessen
Rückseite eine Schubkomponente verlieht, so dass sie bis zum Abend bereits
Süddeutschland erfasst.
Im Warmsektor gelangt sehr milde, vor allem aber feuchte Biskayaluft ins
Vorhersagegebiet. Mit Passage eines der erwähnten kurzwelligen Troganteile kann
sich diese aktuell bis in den Vormittag hinein besonders über den mittleren
Landesteilen voll entfalten, und das geschieht in Form teils länger anhaltender
Regenfälle. In den Weststaulagen der betroffenen Mittelgebirge werden dabei die
Warnschwellen für Dauerregen (25 bis 35 l/qm in 12 Stunden) überaschritten, aber
auch sonst regnet es in diesen Regionen teilweise flächig, so dass die
Trockenheit dort deutlich gelindert wurde bzw. wird. Zudem verschärft sich mit
Annäherung der Kaltfront der Gradient, so dass es zunächst in den Kamm- und
Gipfellagen für steife bis stürmische Böen aus Südwest reicht, auf exponierten
Gipfeln (Brocken, Süddeutschland) für Sturm-, vorübergehend auch für schwere
Sturmböen. Auch in den Niederungen frischt der Wind bereits im Warmsektor böig
auf mit steifen Böen in einigen Leelagen.
Nach Passage eines ersten Troganteiles klingen die Regenfälle von Westen her
allmählich ab und vor allem im Südwesten und Westen bekommt die Wolkendecke auch
mal Lücken. Die Luftmasse ist zunehmend potenziell instabil geschichtet und
durch etwas Einstrahlung können insbesondere im Westen und in der Mitte
gebietsweise 500 bis 800 J/kg ML-Cape generiert werden, das Ganze bei PPWs
zwischen 20 und 24 mm. Ein weiterer kurzwelliger Troganteil bietet vor allem
nachmittags und abends erneut dynamischen Hebungsantrieb, zudem ist die
Luftmasse kaum gedeckelt, so dass es alsbald erneut Schauer und zunehmend auch
Gewitter gibt. Vor allem mit Annäherung des Jets bzw. an dessen linken Ausgang
finden diese in einer recht markant gescherten unteren Troposphäre statt. Vor
allem in den unteren 3 km könnte diese im Westen und in den mittleren
Landesteilen mit der instabilen Luftmasse ganz gut überlappen, während die
stärkste hochreichende Scherung (25 bis 30 m/s 0 bis 6 km) eher weiter südlich
mit der zunächst noch weniger labilen Luftmasse interagiert.
Die Low Level Shear (0 bis 1 km) erreicht recht verbreitet Werte zwischen 10 und
15 m/s, wobei die Orografie mit der Modifizierung des bodennahen Windfeldes
örtlich zu einer leichten Krümmung beitragen kann. Die Numerik (hochauflösende,
Konvektion erlaubende Modelle, wie I-D2, ICON-RUC, SuperHD) springt auf diesen
Umstand durchaus an und zeigt in etwa von einer Region südliches
NRW/Rheinland-Pfalz/Saarland über Hessen, Nordbaden und Franken und eventuell
noch bis nach Thüringen und Sachsen ein erhöhtes Potenzial für markante
Entwicklungen, vor allem, was Hagel und – durch Linienstrukturen und den dazu
parallel ausgerichteten Zug- bzw. Scherungsvektoren – trotz recht hoher
Zuggeschwindigkeiten auch Starkregen angeht. Im Anfangsstadium der Zellen, vor
allem von Superzellen mit für längere Zeit rotierenden Aufwinden – die updraft
Helicity-Tracks der Modelle deuten das Potenzial dafür durchaus an – ist auch
größerer Hagel (2 bis 4 cm) möglich, mit weiterer Organisation zu
Liniensegmenten kann zudem das Unwetterkriterium für Starkregen (mehr als 25
l/qm in weniger als einer Stunde) örtlich gerissen werden. Da sich die stärkste
Scherung eher im unteren Bereich der Troposphäre abspielt und die Luftmasse
recht feucht ist, ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen eher etwas geringer
(Böen 7 bis 8 Bft, vereinzelt 9 Bft sind aber möglich). Das Potenzial für
kurzlebige Tornados ist dagegen leicht erhöht, insbesondere, wenn durch die
Orographie das bodennahe Windfeld modifiziert wird.
Bis zum Abend kommen die präfrontal auftretenden Gewitter allmählich nach
Süddeutschland voran, verlieren zum Abend hin bzw. eingangs der Nacht allerdings
an Intensität.
Auch mit Frontpassage bzw. postfrontal treten noch einzelne Schauer und Gewitter
auf. Über Norddeutschland ist die Scherung im Bereich der Trogachse aber nur
schwach, so dass diese teilweise nicht einmal markant ausfallen. Im Nordwesten
und äußersten Norden setzt am Nachmittag bereits auch eine gewisse
Stabilisierung ein, dort lockern die Wolken dann stärker auf und es gibt kaum
mehr Schauer.
Mit Frontpassage frischt allerdings der Wind allgemein böig auf und es gibt auch
außerhalb von Schauern bzw. Gewittern einzelne steife Böen aus West.
Spätnachmittags und abends kann es im höheren Alpenvorland präfrontal durch
Leitplankeneffekt auch einzelne stürmische Böen geben. Postfrontal im Norden
bzw. nach Osten zu spielt der Wind warntechnisch dagegen kaum eine Rolle.
Präfrontal liegen die Werte der 850 hPa-Temperatur meist zwischen 5 und 7 Grad,
während es postfrontal im Bereich der maritim erwärmten Subpolarluft nur wenig,
auf etwa 3 Grad abkühlt. Mit Höchstwerten zwischen 15 und knapp 20 Grad bleibt
es somit relativ mild, am Rhein können die 20 Grad auch knapp überschritten
werden.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Höhentrog nach Osteuropa, gefolgt
von einem flachen, aber breiten Rücken, der morgens auf Benelux, Westdeutschland
und die Nordsee übergreift. Die Kaltfront von „OLE“, der sich Richtung Baltikum
verabschiedet, erreicht in der ersten Nachthälfte den Alpenrand. Präfrontal gibt
es noch weitere Schauer und anfangs auch teils kräftige Gewitter, wobei dann der
Starkregen – auch mehrstündig – im Fokus steht. Vor allem am Alpenrand und im
südlichen Vorland gibt es entsprechende Signale, selbst unwetterartige Mengen
(über 35 l/qm in mehreren Stunden) sind nicht ausgeschlossen, am ehesten
vielleicht Richtung Allgäu. Warntechnisch lässt sich das schwer abbilden,
eventuell wird recht kurzfristig mit entsprechenden mehrstündigen
Starkregenwarnungen agiert. Bereits in der zweiten Nachthälfte lässt die
Intensität der Regenfälle an den Alpen aber wieder deutlich nach.
Postfrontal gibt es vor allem in der Mitte und im Süden zunächst noch einzelne
Schauer oder Gewitter, mit Annäherung des Rückens und der damit einhergehenden
mitteltroposphärischen WLA setzt aber eine deutliche Stabilisierung ein, die
Schauer klingen ab und die Wolken lockern auf. Der Bodendruck steigt rasch an
und von Südwesten her schiebt sich ein Azorenhochkeil nach Deutschland. Vor
allem im Norden und in der Mitte können die Wolken vorübergehend stärker
auflockern, im Westen und Nordwesten zieht später wieder dichteres WLA-Gewölk
auf, es bleibt aber noch trocken. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 12 und 6
Grad.
Ein Wort noch zum Wind: Mit Annäherung des Keils bleibt der Gradient vor allem
im Süden noch recht scharf ausgeprägt und fächert nur langsam auf. Im
Alpenvorland gibt es anfangs noch steife Böen aus West, auf den Alpengipfeln
noch bis weit in die Nacht hinein Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen aus
Nordwest. Auch auf dem Brocken muss noch länger mit stürmischen Böen gerechnet
werden.
Donnerstag… kommt der Rücken allmählich ins Vorhersagegebiet voran, wobei sich
eine antizyklonal konturierte westnordwestliche, im Süden eher nördliche
Höhenströmung einstellt. Der Bodenhochkeil streckt seine Fühler über die
Osthälfte des Landes bis nach Polen und zur südlichen Ostsee aus, wobei sich
über dem Westalpenraum bis zum Abend eine eigenständige Hochdruckparzelle mit
über 1025 hPa etabliert.
Vor allem über der Nordhälfte macht sich im Tagesverlauf kräftige
mitteltroposphärische WLA bemerkbar und von Westen her greift die Warmfront des
bis zum Abend zur nördlichen Nordsee ziehenden Tiefs „QUINTO“ auf den Nordwesten
über. Dort bleibt es stark bewölkt bis bedeckt und vor allem nachmittags fällt
im Nordseeumfeld, im nördlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein
zeitweise leichter Regen.
Im Südosten halten sich noch Reste der feuchtlabilen Luftmasse, so dass sich
insbesondere in Südostbayern, eventuell aber auch noch in den östlichen
Mittelgebirgen im Tagesverlauf (nach anfänglichem leichten Regen an den Alpen)
erneut einzelne Schauer entwickeln, für Gewitter sollte es aber kaum reichen.
Ansonsten kommt man aber – eventuell mit Bier und Bollerwagen – bei einem
Sonne-Wolken-Mix wohl weitgehend ohne Schauer durch den Feiertag. Die längsten
sonnigen Abschnitte dürfte es wohl vom Südwesten über die Mitte bis in den
Nordosten geben. Die Luftmasse kann sich langsam erwärmen, in 850 hPa steigt die
Temperatur bis zum Abend auf Werte zwischen 3 Grad im Nordosten und knapp 10
Grad in Südbaden. Das reicht für Höchstwerte zwischen 16 und 22 Grad, die
höchsten Werte im Südwesten/Westen, am Oberrhein können vielleicht knapp 24 Grad
erreicht werden, im Nordseeumfeld dagegen kaum mehr als 15 Grad.
Auf den Alpengipfeln weht anfangs noch in Böen stürmischer Nordwestwind, der nur
langsam nachlässt, an der Nordsee dreht er auf Südsüdwest und frischt auf mit
steifen, auf den nordfriesischen Inseln eventuell auch stürmischen Böen am
Abend.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der breite Rücken langsam über das
Vorhersagegebiet hinweg südostwärts, an dessen Nordflanke stellt sich eine meist
antizyklonale, nach Norden zu leicht zyklonal konturierte westliche
Höhenströmung ein.
Das Bodentief „QUINTO“ zieht nach Südnorwegen, dessen Warmfront passiert mit
dichten Wolken und vor allem präfrontalen leichtem Regen den Norden und
Nordosten Deutschlands, wobei die Regenfälle bis nach Ostsachsen ausgreifen,
aber maximal nur wenige l/qm zusammenkommen. Die Kaltfront gerät mangels
Schubkomponente über der mittleren Nordsee ins Schleifen, wobei es an ihr durch
Interaktion mit einem flachen Randtrog zu einer Wellenentwicklung kommt.
Entsprechend hört es im Warmsektor wieder auf zu regnen, es bleibt aber über dem
Norden und Ostend es Landes wohl überwiegend stark bewölkt bis bedeckt.
Der Bodenhochkeil zieht sich war etwas nach Süden zurück, bleibt aber robust mit
einer abgeschlossenen Hochdruckparzelle über dem Alpenraum. An dessen Nordflanke
verschärft sich der Gradient, angesichts der stabilen Schichtung im Warmsektor
reicht es aber lediglich im Nordseeumfeld für einzelne steife Böen aus Südwest.
Auf dem Brocken gibt es stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen.
Im Südwesten und Süden ist es teils gering bewölkt, dort wird es mit Minima
zwischen 12 und 7 Grad recht frisch, sonst bleibt es mit 16 bis 12 Grad recht
mild.
Freitag… zieht ein in die recht kräftige Westströmung eingebetteter flacher
Randtrog über die Nordsee und Südskandinavien zur Ostsee und verleiht der
Kaltfront des Richtung mittlere Ostsee ziehenden Tiefs „QUINTUS“ vorübergehend
eine leichte Schubkomponente. Somit kann diese vorübergehend auf Norddeutschland
übergreifen, ehe sie mit Annäherung eines flachen Rückens und durch eine
Wellentiefentwicklung über GB erneut eingebremst wird. In einem antizyklonalen
Umfeld erweist sie sich als wenig wetteraktiv, allerdings ist die nach
Norddeutschland advehierte Luftmasse sehr feucht, so dass es dort meist stark
bewölkt bis bedeckt bleibt mit etwas Regen oder einzelnen Schauern am ehesten in
der Norddeutschen Tiefebene und nach Osten zu.
Die Hochdruckzone über dem Süden und der Mitte des Landes wird dagegen kaum
abgebaut und somit bleibt über der Nordhälfte ein recht scharfer Gradient
aufrecht. Entsprechend frischt der Wind vor allem über der Norddeutschen
Tiefebene böig auf mit einzelnen steifen, exponiert an den Küsten eventuell auch
stürmischen Böen aus Südwest bis West, auf dem Brocken sind Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Im Warmsektor gelangt nun zunehmend eine Luftmasse subtropischen Ursprungs nach
Süddeutschland, in 850 hPa steigt die Temperatur auf Werte zwischen knapp 15
Grad am Hochrhein und 7 Grad an den Küsten. Somit wird es deutlich wärmer als am
Vortag; im Norden fällt die Erwärmung unter den Wolken und im Einflussbereich
der etwas kühleren Luftmasse nicht ganz so drastisch aus mit Höchstwerten
zwischen 17 und 22 Grad, im Nordseeumfeld um 15 Grad. In der Mitte und im Süden
wird es dagegen mit 23 bis 28 Grad sommerlich warm, die höchsten Werte am
Oberrhein.
In der Nacht zum Samstag ändert sich nur wenig an der Gemengelage. Die recht
glatte, nach Süden zu antizyklonale westliche Höhenströmung bleibt erhalten, die
Kaltfront schleift wenig wetteraktiv über Norddeutschland und kommt ausgangs der
Nacht tendenziell eher wieder etwas nach Norden voran.
Die Luftmasse im breiten Warmsektor ist vor allem über der Mitte und dem Süden
Deutschlands oberhalb der stabilen Grundschicht zunehmend instabil geschichtet,
eventuell gibt es mit Passage eines flachen kurzwelligen Troganteils über den
mittleren Landesteilen einzelne kurze Schauer oder Gewitter, die meisten Modelle
lassen es aber trocken.
Im Norden bleibt es bewölkt und auch über die Mitte ziehen Wolkenfelder,
entsprechend fällt die Nacht meist recht mild aus mit Minima zwischen 17 und 12
Grad. Nur dort, wo es mal länger aufklart, kühlt es auf 10 Grad oder etwas
darunter ab.
Der anfangs noch frische Wind im Norden und Nordosten flaut im Laufe der Nacht
ab und ist nicht mehr warnrelevant.
Modellvergleich und -einschätzung
Mal abgesehen von den üblichen Differenzen, die Konvektion am heutigen
Nachmittag und Abend betreffend, fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs.
Wie im Text bereits beschrieben, können einzelne unwetterartige Entwicklungen
nicht ausgeschlossen werden. Für eine Vorabinformation ist das Potenzial dafür
aber deutlich zu gering.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff