#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 27.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.05.2025 um 10.30 UTC
Teils kräftig Gewitter, örtlich auch Unwetter.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.06.2025
Die Mittelfrist startet am Freitag mit einer nach Osten abziehenden Warmfront
samt skaligem Regen. In der Höhe wölbt sich ein Keil ausgehend von Nordafrika
über Südwesteuropa und Teile Mitteleuropas. In 850 hPa liegen von Nord nach Süd
7 bis 14 Grad über uns. Am Boden dehnt sich hoher Luftdruck aus Süden über
Deutschland aus. Über Nordskandinavien sowie auf dem Atlantik vor den Britischen
Inseln herrscht tiefer Luftdruck vor, der uns in der Folge noch beschäftigen
wird. Rückseitig eines kleinen Bodentroges vom Skanditief sind im Norden und
Osten Schauer möglich, nach Westen und Süden ist es meist trocken. Der Trog
sorgt auch für einen frischen Wind an der Küste, der vereinzelt in Böen Bft 8
gipfelt.
Auch am Samstag liegt der Höhenkeil samt warmer Luft über uns. Der Bodendruck
sinkt jedoch etwas und kleine Bodentröge sorgen für Hebung der aus Westen
einfließenden feuchten Luft. Regional kommt es zu Schauern und Gewitter, die bei
ppw um 30 mm durchaus kräftig ausfallen können. Unwetterartige Entwicklungen
sind nicht vollkommen ausgeschlossen. Im Nordwesten nähert sich am Nachmittag
ein Bodentrog von den Britischen Inseln her. Er zieht samt schauerartigem Regen
und eingelagerter Gewitter in der Nacht vom Nordwesten in den Norden
Deutschlands und nordwärts ab.
Ausgehend vom Tief bei den Britischen Inseln zieht am Sonntag eine Kaltfront von
Nordwesten her ins Land. Vorlaufend bilden sich in feucht-warmer und
energiereicher Luft (MU-CAPE bis 2000 J/kg) teils kräftige Schauer und Gewitter.
Die ppw liegen meist um 30 mm, Starkregen oder örtlich auch heftiger Starkregen
(Unwetter) ist wahrscheinlich. Daneben sind auch stürmische Böen oder Sturmböen
sowie kleinerer Hagel möglich. Die Kaltfront wird stark ausgebremst und dringt
nur wenig ins Landesinnere. In der feucht-warmen Luft über der Südosthälfte
Deutschlands kommt es auch in der Nacht zum Montag zu Schauern und Gewittern.
Am Montag sinkt der Bodendruck weiter, die Kaltfront kämpft sich südostwärts
voran und erreicht gegen Abend voraussichtlich eine Linie
Erzgebirge-Nordschwarzwald. Südöstlich davon liegt weiterhin feucht-warme (10
bis 15 Grad in 850 hPa) und instabile Luft, die teils kräftige Gewitter, aber
regional auch länger anhaltenden Regen hervorbringt. Unwetterartige Gewitter
aufgrund heftigen Starkregens sind nicht ausgeschlossen. Nordwestlich der Linie
wird die Luft kälter (3 bis 7 Grad in 850 hPa) und stabiler und Schauer sind
eine Ausnahme.
Am Dienstag bildet sich an der Kaltfront ein Bodentief über der Lausitz
respektive Westpolen. Es verlagert sich rasch ostwärts, denn das umfangreiche
Tief bei den Britischen Inseln rückt zunehmend näher an Deutschland. Auf der
Vorderseite wird die feucht-warme Luft aus dem Süden wieder nordwärts geschoben
und es bilden sich verbreiteter Schauer und Gewitter. Die ppw sind weiterhin
recht hoch (25 bis 30 mm) und Starkregen ist wahrscheinlich. Die größte Energie
liegt im Süden (MU-CAPE um 2000 J/kg), über der Mitte muss man sich mit etwas
weniger energetisch angereicherter Luft zufriedengeben (500 – 1000 J/kg).
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt von Westen ein Bodentrog samt Kaltfront
herein, der sich tagsüber seinen Weg ost- und südostwärts bahnt. Vorderseitig
kommt es abermals zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. Rückseitig frischt
der Wind aufgrund des zunehmenden Druckgradienten vorübergehend stark bis
stürmisch auf. Mit Verlagerung des Tiefs nordwärts Richtung Nordmeer und
Skandinavien nimmt der Druckgradient in den Abendstunden des Mittwochs wieder ab
und der Wind lässt nach.
Aus Südwesten dehnt sich in der Nacht zum Donnerstag schon wieder hoher
Luftdruck aus, die Kaltfront liegt aber noch an den Alpen bzw. im Südosten
Deutschlands und sorgt dort für weitere teils kräftige Niederschläge. Am
Donnerstag ziehen die Reste der Kaltfront ostwärts aus Deutschland. Allerdings
wird in westlicher Strömung feuchte Luft advehiert, was hin und wieder, vor
allem im Norden und Westen, zu Schauern führen kann.
Fazit: Die Mittelfrist bringt teils kräftige Schauer und Gewitter mit dem
Potenzial für Unwetter. Dabei ist es am Wochenende mindestens in der Südhälfte
Deutschlands sommerlich warm, aber nicht heiß. Zu Beginn der neuen Woche dämpft
die westliche Strömung die Temperatur.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zum gestrigen 0z Lauf gibt es im aktuellen Lauf keine Ähnlichkeiten. Der Keil
ist dominant, der gestern noch geplante Trogdurchgang am Freitag ist
rausgerechnet. Allerdings weist der aktuelle IFS-Lauf zu Beginn der Mittelfrist
hohe Ähnlichkeiten zum gestrigen 12z Lauf auf. Er stellt also keinen Ausreißer
dar. In der neuen Woche werden die Unterschiede zwischen dem aktuellen Lauf und
dem Vorlauf größer, was jedoch angesichts des Vorhersagehorizonts eher normal
ist.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch im Vergleich mit anderen Modellen stellt der aktuelle IFS-Lauf keinen
Ausreißer dar. Die Modelle berechnen die großräumigen Strukturen ähnlich.
Größere Unterschiede ergeben sich Anfang kommender Woche in der Lage der
Tiefdruckgebiete über West/Nordwesteuropa sowie ihr Ausgreifen nach Süden und
Mitteleuropa.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt sechs Cluster, alle durchweg
NAO+, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster zwei. Der wesentlichste Unterschied für
Deutschland liegt in der Neigung und Stärke des Höhenkeils. Zeitschritt zwei
(Sonntag bis Dienstag) liefert drei Lösungen, weiterhin durchweg NAO+ und Haupt-
sowie Kontrolllauf in Cluster zwei. Der Keil verschwindet erkennbar nach Süden,
allerdings ist ein echter Trog nicht sichtbar.
Die erweiterte Mittelfrist liefert 5 Lösungen, wobei Haupt- und Kontrolllauf nun
in Cluster eins liegen, der bis zum bitteren Ende an NAO+ festhält. Cluster fünf
und sechs schwenken zum Ende um, sind mit je sechs Membern aber auch nicht
gerade repräsentativ.
Die Rauchfahnen sind erstaunlich schmal. Deutlich erkennbar ist der Anstieg der
Temperatur zum Wochenende und der Abfall am Montag. Zur Wochenmitte gibt es
wieder einen kleinen Anstieg. Der „Temperatursturz“ fällt am deutlichsten für
den Norden und Westen des Landes aus. Auffällig ist, dass der Hauptlauf im
oberen Drittel der Ensembles schwimmt.
Das Geopotenzial geht ab Samstag etwas zurück, hält sich aber ab Dienstag fast
linear bis zum Ende der Vorhersage. Deutliche Ausschläge gibt es beim
Niederschlag. Die lange Trockenheit findet ein Ende, ob der Starkregen überall
für einen Ausgleich sorgt, bleibt jedoch fraglich.
Die Ensembles von GFS und ICON sehen ähnlich aus: im Süden länger mild, im
Norden ab Montag Temperaturrückgang. Deutliche Ausschläge beim Niederschlag.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Das Potenzial für starke Gewitter, teils auch mit unwetterartigem Starkregen ist
gegeben. Zeitweise frischt auch der westliche Wind auf, stürmische Böen (Bft 8)
beschränken sich wahrscheinlich aber auf die Berge oder exponierte
Küstenabschnitte. Abgesehen davon werden keine markanten Wettergefahren
erwartet.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, MOS-IFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn