S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.05.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft und meist nur mäßig-warm, zum Wochenende vorübergehend
Warmlufteinschub. Dabei am Freitag im Nordosten windig, am Sonntag im Westen und
Südwesten teils kräftige Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 02.06.2025

Nach dem Ende des Dauerblockings dieses Frühjahrs als Folge der SSW mit direktem
Final Warming im März stellt sich nun die Frage, wohin die Reise geht. Bleibt es
feucht-kühl bis mäßig-warm, kehrt das Blocking mit Hochdruckeinfluss ohne große
Hitze zurück oder erwartet uns tatsächlich die von den Medien schon verkündete
„Südwestdüse“ mit großer Hitze?

Der erste Blick in die Karten und Vorhersagen verrät bereits, dass die viel zu
früh ins Spiel gebrachte Hitze Anfang Juni ziemlich auf das Abstellgleis geraten
ist, was sich seit mehreren Läufen abzeichnet. Stattdessen sieht es eher
wechselhaft bei mäßig-warmen Temperaturen aus.

Zuvor beginnt die Mittelfrist am kommenden Donnerstag (Christi Himmelfahrt)
ebenfalls unbeständig. Die recht glatte zonale Höhenströmung vom Nordostatlantik
bis nach Mitteleuropa wird von einem Randtrog nahe Schottland begleitet, welcher
wiederum ein nahezu achsensenkrecht darunter liegendes Bodentief stützt. Dieses
wiederum lässt auch mithilfe kräftiger WLA ein klassisches Frontensystem auf
Deutschland übergreifen. Da die Frontalzone über dem Norden liegt, gibt es dort
mehr Niederschlag als nach Süden hin, zudem wird es im Nordwesten bei
zunehmenden Gradienten recht windig. Die T850 hPa bewegen sich zwischen 3 Grad
im Norden und 10 Grad im Süden. Das Wetter am Vatertag ist für Touren im Süden
also besser geeignet als im Norden.

Am Freitag verschlägt es den Randtrog über die Nordsee und Norddeutschland
hinwegziehend rasch zum Bottnischen Meerbusen, stromab kann daraufhin ein Rücken
die zonale Strömung bei den Britischen Inseln durchbrechen. Die Höhenströmung
dreht deshalb bei uns schlussendlich auf Nordwest. In der Nähe zu dem den
Randtrog begleitenden Bodentief kommt es gebietsweise zu Niederschlägen, die im
Nordosten deutlich häufiger sind als im Südwesten. Der Gradient verstärkt sich
sogar noch einmal, im Norden wird es teils stürmisch, nach Süden hin ist der
Wind nicht ganz so stark ausgeprägt.

Am Samstag überquert der Rücken unter leichter Abflachung recht zügig die
Nordsee, dahinter folgt ein neuer Trog, der unter Amplifizierung die Britischen
Inseln ansteuert. Auch mit diesem Trog korrespondiert ein Bodentief, dessen
Warmfront von Südwest nach Nordost im Tagesverlauf über Deutschland hinwegläuft.
Dahinter folgt ein Schwall subtropischer Warmluft, die die T850 hPa
vorübergehend auf 7 bis 12 Grad steigen lässt. Im Warmsektor des Tiefs ist es
größtenteils trocken.

Bereits am Sonntag beehrt uns dann aber auch schon die Kaltfront, die bis abends
mit konvektiv verstärkten Niederschlägen bis in die Mitte des Landes vordringt
und in der Nacht zum Montag den Osten erreicht. Hebung ist auf der Vorderseite
des nach Nordfrankreich amplifizierenden Trogs reichlich vorhanden, KLA könnte
allerdings ein limitierender Faktor werden. Postfrontal sinkt die T850 hPa unter
einströmender kühlerer Meeresluft auf 2 bis 4 Grad, womit die hohen T850 hPa vom
Samstag zum meteorologischen Sommeranfang rasch wieder Geschichte sind.

Am Montag schlägt der Trog dann über Norddeutschland auf und schreibt in
westlicher Strömung mit feuchter Luft ein neues Kapitel mit unbeständigem Wetter
und konvektiven Niederschlägen. Bei T850 hPa von 2 bis 4 Grad ist es nur noch
mäßig-warm, im Norden teils sogar kühl.

In der erweiterten Mittelfrist ab nächste Woche Dienstag verbleiben wir
weiterhin unter dem Einfluss dieses Troges, der durch zahlreiche Randtröge
beständig regeneriert wird und damit seine Position nicht wesentlich verändert
(Großwetterlage TrW). Die um den Trog herumlaufenden Randtröge gestalten unser
Wetter wechselhaft, die Temperaturen pendeln je nach Anströmungsrichtung aus
West oder Südwest zwischen 3 und 8, im Südosten vorübergehend bei bis zu 10
Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der jüngsten 3 Läufe des EZMW ist bis in die erweiterte
Mittelfrist hoch. Eine kleinere Abweichung gibt es am Samstag und Sonntag, wenn
das Frontensystem mit Warm- und Kaltfront zeitlich gesehen um etwa 12 Stunden
schneller bei uns durchzieht als in den beiden gestrigen Läufen. In der
erweiterten Mittelfrist ab nächste Woche Dienstag unterscheiden sich die Details
des Langwellentrogs westlich von uns zwar ein wenig, einen größeren Einfluss auf
das zu erwartende Wetter hat das aber nicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS zeigt am Freitag und Samstag einen kräftigeren Rücken als das EZMW, sodass
die Warmluftzufuhr schneller und ausgeprägter ist. Ab Sonntag übernimmt
allerdings auch beim GFS eine Kaltfront das Geschehen.
ICON bleibt am Freitag und Samstag zonaler, womit keine kühleren Luftmassen von
Nordwesten nach Deutschland kommen und die T850 hPa auf dem höheren Niveau des
Donnerstags verbleiben. Dafür tropft am Sonntag der Trog über der Nordsee
Richtung Frankreich ab, was ein kräftiges Tief über Benelux mit ausgeprägtem
Gradienten (Windig im Nordwesten) zur Folge hat. Damit setzt sich von Westen
ebenso kühlere Luft durch, es könnten jedoch zusätzlich noch dynamische Aspekte
das konvektiv geprägte Niederschlagsgeschehen befeuern.
Beim UK10 ist der Rücken am Freitag und Samstag wie beim GFS stärker, dafür
kippt er bereits am Samstag nach Südosten hin. Der kurzzeitige Wärmeberg über
Deutschland mit T850 hPa bis 16 Grad wird damit rasch wieder verdrängt.
Nachfolgend ähnelt das Modell dem EZMW.
GraphCast ML ist dem EZMW bis in die erweiterte Mittelfrist sehr nahe.
AIFS ähnelt der EZMW ebenfalls lange Zeit, in der erweiterten Mittelfrist wird
der Trog aber weiter westlich gerechnet. Das würde die Zufuhr warmer Luft aus
Südwesten begünstigen und Hitze in den Bereich des Möglichen bringen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen ein Auf und Ab bei den 850 hPa
Temperaturen, wobei der Hauptlauf sich stets nahe am Median hält. Bereits ab
Freitag verbreitern sich Spread und Median allerdings, ab Montag gibt es einige
deutlich wärmere Ausreißer. Beim Geopot 500 hPa ist ebenfalls zunächst ein Auf
und Ab zu sehen, ab Sonntag fällt das Geopotenzial bei allen. Das lässt
neuerlich anhaltenden Hochdruckeinfluss unwahrscheinlich werden und erklärt auch
die immer wieder vorhandenen Niederschlagssignale, die für die Natur aber ein
Segen sind.

CLUSTER:
Zunächst fällt auf, dass die Cluster für alle Zeiträume bis auf eine Ausnahme
alle NAO+ Regime haben, womit ein erneutes Blocking vorerst ausbleiben dürfte.
Zwischen Samstag 0 UTC und Montag 0 UTC werden 3 Cluster benötigt, die sich für
Mitteleuropa aber nicht allzu groß unterscheiden und nur in der Räumlichkeit des
neuen Trogs leichte geografische Unterschiede offenbaren. Das hat für
Mitteleuropa jedoch kaum Relevanz.
Zwischen Dienstag 0 UTC und Donnerstag 0 UTC nächste Woche sind ebenfalls 3
Cluster vorhanden, die schon etwas größere Unterschiede des neuen Trogs
aufweisen. Alle verhindern aber Hochdruckeinfluss bei uns, sodass die Zeichen
mehr auf wechselhaft und nur mäßig-warm stehen. Eine Hitzewelle ist bei allen 3
nicht zu erkennen.

FAZIT:
Die Mittelfrist gestaltet sich wechselhaft und zunächst mäßig-warm, anfangs
teils auch windig. Zum Wochenende kommt es zu einem rasch vorübergehenden
Warmlufteinschub, der am Sonntag wahrscheinlich von einer Kaltfront mit teils
kräftigen Gewittern schon wieder ausgeräumt wird. Danach deutet sich weiterhin
eher wechselhaftes und mäßig-warmes Wetter an. Optionen für die von den Medien
zu früh ausgerufene Hitzewelle sind dagegen dünn gesät.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Von EFI werden am Donnerstag im Nordwesten, am Freitag außer im Südwesten
Signale für überdurchschnittlich starken Wind geliefert. In den Ensembles sind
die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 vor allem am Freitag im
Nordosten erhöht, im Küstenbereich werden dann geringe Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen Bft 9 oder vereinzelt sogar schwere Sturmböen Bft 10 gerechnet.

GEWITTER:
Am Sonntag hat EFI schwache Hinweise für CAPE Shear, zudem wird CAPE bis etwa
1500 J/kg berechnet. Das dürfte im Westen und Südwesten zu markanten Gewittern
mit lokal stürmischen Böen, kleinem Hagel und Starkregen führen. Vereinzelt
unwetterartige Entwicklungen sind dabei nicht ausgeschlossen, eine
Schwergewitterlage zeichnet sich derzeit (noch?) nicht ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler