#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 22.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.05.2025 um 10.30 UTC
Wechselhafter Wetterabschnitt mit zeitweiligem Regen, Schauern und vereinzelten,
in der Regel nicht allzu kräftigen Gewittern. Gemäßigte Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 29.05.2025
In der nächsten Woche geht es mit Macht auf die Zielgerade, nicht nur was den
Mai angeht, auch der meteorologische Frühling steht kurz vor dem Ende. Am
übernächsten Sonntag startet der Sommer, der ja nach Angaben einiger
„Vollexperten“ die Hölle, ein Jahrhundertsommer wird. Nun, lassen wir das mal so
stehen und widmen und viel lieber dem atmosphärischen Geschehen der kommenden
Woche, das uns etwas fast Vergessenes zu bieten hat: Westlage und Regen, ja
gibt`s sowas noch. Anscheinend ja, wenn man die mittelfristigen Prognosen
durchscannt, doch der Reihe nach.
Bereits in der Kurzfrist wurde ja schon reichlich Kärrnerarbeit geleistet, um
die atlantische Blockade aufzulösen. So hat es aktuell ein Trog bis nach
Deutschland respektive Mitteleuropa geschafft, der mit Hilfe des Sturmtiefs
MAGNUS kühle Polarluft heranschafft, die vor allem zum Samstag hin unter
leichten Zwischenhocheinfluss (USCHI) kommt. Bereits am Abend, spätestens in der
Nacht zum Sonntag greift dann aber ein grundsolides Frontensystem, ein Klassiker
bestehend aus Warmfront, Kaltfront und Okklusion auf Deutschland über. Absender
ist das Nachfolgetief von MAGNUS, ein mehrkerniges System im Raum
Island/Schottland. Präfrontal weit vorauslaufende WLA überläuft spielend den
flachen Rücken des Zwischenhochs und lässt stratiforme Bewölkung rasch ostwärts
ausgreifen. Doch nicht nur das, wahrscheinlich schon im Laufe des Samstagabends
setzt ganz im Westen skaliger Regen ein, der sich in der Nacht und tagsüber
ostwärts ausbreitet. Dabei deutet sich an, dass alle was vom Regenkuchen
abbekommen, auch wenn im Süden sehr wahrscheinlich deutlich weniger fällt als im
Norden (24-stündig meist unter 5 l/m², im Norden gebietsweise 10 bis 15 l/m²).
Von Westen her geht der Regen am Sonntag in Schauer über, wobei direkt vor bzw.
an der Front auch vereinzelte kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen sind
(wenig Labilität, recht viel Scherung => Böen bis 8 (9) Bft).
Zu Beginn der neuen Woche ist das Frontensystem weitgehend nach Osten abgezogen,
nur im Süden hängt die teilokkludierte Kaltfront zurück. Die eingeflossene
subpolare Meeresluft (T850 3 bis 6°C, nur ganz im Süden etwas wärmer) gelangt
auf die Vorderseite eines flache, dafür relativ breit aufgestellten
Potenzialtroges über dem nahen Atlantik, der im Norden und Westen für einzelne
Schauer sorgt. In der Mitte schließt sich ein weitgehend trockener Streifen mit
kompensatorischem Absinken an, wohingegen im Süden mitunter noch frontal
motivierte, vereinzelt gewittrige Regenfälle auftreten.
Zum Dienstag hin löst sich ein erster kurzwelliger Randtrog aus dem Haupttrog,
dem am Mittwoch der nächste folgt. Letzterer korrespondiert mit einem kleinen
Wellentief, das von der Nordsee kommend über Jütland zur Ostsee zieht und im
Norden den westlichen Wind kurzzeitig auffrischen lässt. Ansonsten fällt immer
mal wieder Regen, am Dienstag vornehmlich im Norden und Westen, am Mittwoch dann
auch in der Südhälfte.
Am Donnerstag ist Feiertag (Christi Himmelfahrt, landläufig auch „Vaddertach“),
was die Natur aber nicht daran hindert, ihren eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.
Bereits in der Nacht greift die nächste Warmfront eines unscheinbaren Randtiefs
bei Schottland über, begleitet von einem sehr soliden Landregen, der sich rasch
ostwärts ausbreitet. Vor allem nach Osten und Südosten hin könnte es ein
regnerischer Feiertag werden, auch wenn gerade das Timing der Prognose zum Ende
der Mittelfrist zu wünschen übriglässt. Nach Westen hin deutet sich im Zuge
einer flachen Potenzialaufwölbung eine zunehmende Abtrocknung an.
Trend für die erweiterte Mittelfrist bis Sonntag:
Großwetterlagentypus Wa (West antizykonal oder umgangssprachlich nördliche
Westlage), meint im Süden Azorenhochkeil (=> überwiegend trocken und relativ
warm), im Norden immer mal wieder Störungen (=> wechselhaft, mitunter Regen,
mäßig warm bis kühl).
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz von IFS (ECMF) ist zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag/Montag
noch gut, um danach aber an Qualität einzubüßen. Unstrittig ist, dass sich eine
Westlage einstellt, die für einen wechselhaften und zunächst auch nicht
überbordend warmen Wetterverlauf sorgt. Offen ist dagegen, mit welchem Timing
und mit welcher Intensität die vom Atlantik kommenden Störungen den
Vorhersageraum heimsuchen. Das im gestrigen 00-UTC-Lauf für Dienstag/Mittwoch
noch angebotene Abtropfen des vom Atlantik übergreifenden Troges scheint vom
Tisch. Hat zur Folge, dass für nächsten Mittwoch und Donnerstag (Christi
Himmelfahrt) deutlich mehr Regen simuliert wird, was – seien wir ehrlich – keine
so schlechte Nachricht ist.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Grundsätzlich ist zu sagen, dass auch die anderen an dieser Stelle für
gewöhnlich auf dem Prüfstand stehenden Modelle (ICON, GFS, GEM und UK10) ein
großes Interesse haben, statt Blockade mal wieder atlantische Störungen
respektive Frontensysteme am hiesigen Wettergeschehen teilhaben zu lassen. Dass
das wie bei Westlagen üblich nicht durchweg im Einklang passiert, heißt, die
Unterschiede hinsichtlich Timings, räumlicher Exposition und Intensität der
bestimmenden Wellen/Fronten mit zunehmendem Prognosehorizont zunehmen, ist nicht
neu.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die gleiche Aussage lässt sich auf die Ensemblevorhersagen projizieren. So
zeigen die Kurvenverläufe von IFS-EPS (Temperatur 850 hPa und Potenzial 500 hPa)
bis einschließlich Montag einen vergleichsweise eng gebündelten Verlauf. Danach
beginnen sie langsam zu divergieren, ohne die ganz großen Ausreißer zu
produzieren. Bis zum übernächsten Wochenende lässt sich ein einigermaßen gut
definierter Medianbereich detektieren, der bei beiden Parametern aufsteigende
Tendenz signalisiert. Begleitet werden die Kurven von einem vor allem im Norden
sehr regelmäßigen, sonst etwas asymmetrischen Grundrauschen beim Niederschlag.
Erklärbar ist das damit, dass im Norden auf die skaligen Regengebiete Schauer
folgen, die in den übrigen Regionen nur bedingt oder gar nicht auftreten.
Wie so oft wartet die erste Abteilung der Clusterung T+72…96h (Sonntag/Montag)
mit satten sechs Clustern auf, die aber ein sehr ähnliches Aussehen haben und
allesamt dem Strömungsmuster NAO+ zugeordnet werden. Mit etwas gutem Willen
lassen sich klitzekleine Phasenverschiebungen zwischen den beteiligten Wellen
ausmachen. Die Zeiträume von Dienstag bis Donnerstag (T+120…168h) und Freitag
bis Sonntag (T+192…240h) werden in einem einzigen Cluster zusammengefasst, der
ebenfalls im NAO+-Regime unterwegs ist. Das heißt nicht, dass nicht gewisse
Unterschiede innerhalb des Ensembles zu Tage treten (siehe Rauchfahnen). Der
Algorithmus erkennt aber offensichtlich sehr ähnliche Strömungsmuster, die kein
Anbieten weiterer Cluster erforderlich machen. Und vor allem wird dadurch der
beschriebene Witterungscharakter untermauert.
FAZIT:
Blockade war mal, jetzt darf der Atlantik mal wieder. Die Westlage mit
wechselhaftem Wettercharakter und wiederholten Regenfällen, aber nur moderaten
Winden ist nach Sichtung sämtlicher numerischer Produkte ausgemachte Sache.
Unschärfen offenbaren sich im Hinblick auf Timing, Intensität und genaue
räumliche Ausdehnung der bestimmenden Systeme. Am übernächsten Wochenende deutet
sich von Südwesten zunehmender Hochdruckeinfluss an, der den Norden zunächst
aber im Randbereich belässt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Trotz Wechselhaftigkeit ist auf dem Sektor markanter Wettererscheinungen nur
wenig zu holen. Die Gewitter am Sonntag, so sie denn überhaupt auftreten, haben
das Potenzial für Böen 8-9 Bft. Danach nimmt die Wahrscheinlichkeit markanter
Entwicklungen ab.
Zwar fällt immer wieder Regen, es zeichnen sich aber weder nennenswerte Stark-
noch signifikanter Dauerregen ab.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit Mos-Mix und Modell-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann