S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.05.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit (etwas) Regen, Schauern und einzelnen (lokal markanten)
Gewittern. Dabei zeitweise windig und moderat temperiert.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.05.2025

In der Mittelfrist setzt sich das unbeständige und windige Wetter mit
wiederholten, meist aber nur schauerartigen und in der Fläche damit nicht
übermäßig ergiebigen Niederschlägen fort. Dabei ist es zwar nicht mehr so frisch
wie teils in der Kurzfrist, Sommerwärme ist aber bis auf Weiteres eher nicht zu
erwarten.

Das hochreichende Zentraltief „Magnus“, das in der Kurzfrist die gefühlt
monatelange Hochdruckdominanz endlich durchbrechen konnte, füllt sich zu Beginn
der Mittelfrist am kommenden Wochenende (24./25.5) über Skandinavien weiter auf
und entfernt sich Richtung Nordmeer. Der zugehörige Trog schwenkt mit der Achse
über uns ostwärts durch und tropft aufgrund der blockierenden Wirkung des
osteuropäischen Rückens wahrscheinlich zum zentralen Mittelmeer oder Balkan ab.
Der nächste Langwellentrog mit hochreichendem Zentrum über der Irmingersee hat
sich aber bereits in Stellung gebracht und greift zunehmend auf Nordwesteuropa
über. Vorderseitig eines zu den Britischen Inseln schwenkenden Kurzwellentroges
wird ein Randtief gestützt, das sich unter Wirkung starker Höhendivergenz am
linken Ausgang eines für die Jahreszeit markanten Jet-Streaks zu einem Sturmtief
mausert und sich mit einem Kerndruck von wahrscheinlich rund 980 hPa nahe der
Shetlands und Färöer positioniert. Vorderseitige WLA stützt einen Rücken, der
zwischen den beiden Trögen von West- nach Mitteleuropa vorstößt. Der
korrespondierende Azorenhochkeil sorgt am Samstag zunächst mal für eine
Wetterberuhigung, bevor später mit einer Warmfront von Nordwesten neuer Regen
einsetzt, der sich am Sonntag süd- und ostwärts ausweitet. Unklar ist aber, ob
der Regen den äußersten Süden und Südosten erreicht, hier hält der Hochkeil noch
dagegen. Der Warmfront folgt im Laufe des Tages die Kaltfront, die in der
Nordwesthälfte dann neben Schauern auch einzelne Gewitter bringt. Die Labilität
der präfrontalen Warmluft (T850 vorübergehend auf 5-8 °C ansteigend) ist zwar
nicht sonderlich ergiebig, wird aber von mäßiger bis starker Scherung überlappt,
sodass markanten Entwicklungen zumindest im Hinblick auf die Gewitterböen
möglich sind. Auch abseits der Gewitter frischt der südwestliche Wind auf, an
der Nordsee sowie in Hochlagen des westlichen und nördlichen Berglandes sind
stürmische Böen oder Sturmböen möglich.

Am Montag (26.5.) bleiben wir zunächst vorderseitig des auf Westeuropa
übergreifenden Troges. Erst am Dienstag (27.5.) greift er unter deutlicher
Verkürzung seiner Wellenlänge auf Deutschland über und zeigt dort
Abtropftendenzen. Die weiter nach Südosten schwenkende Kaltfront des sich zum
Nordmeer verlagernden und sich wieder abschwächenden Sturmtiefs gerät dabei
vorübergehend ins Schleifen, sodass zumindest der Südosten und äußerste Osten
eventuell noch länger in der wärmeren Luft verbleiben könnten (T850 um 7 °C),
während sich ansonsten wieder maritime Subpolarluft durchsetzt (T850 auf rund 3
°C absinkend). Mangels nennenswertem Hebungsimpuls büßt die Kaltfront an
Wetterwirksamkeit ein. Schauer und einzelne Gewitter gibt es bevorzugt in der
feucht-warmen Luft im Südosten und Osten (dort zumindest geringes
Starkregenpotenzial) und in der höhenkälteren Luft im Norden und Nordwesten.

Ab Wochenmitte wird die Vorhersage deutlich unsicherer. Nach IFS-Lesart befindet
sich Deutschland am Mittwoch (28.5.) wahrscheinlich noch im Einflussbereich des
abtropfenden oder zögerlich nach Osten schwenkenden Troges. Eventuell bekommt er
sogar nochmal Gesellschaft von Atlantik, bevor sich dann im Laufe der
erweiterten Mittelfrist die Hinweise mehren, dass sich über Westeuropa ein
markanter, blockierender Rücken etablieren könnte. Damit würde sich das Wetter
auch bei uns wieder beruhigen, wenngleich eine nennenswerte Erwärmung zunächst
wohl noch ausbleibt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumigen Strukturen werden in den verschiedenen Läufen zunächst ziemlich
konsistent gerechnet. Im Detail erweist sich die Blockadewirkung des
Osteuropahochs allerdings als Unsicherheitsfaktor. In den gestrigen Läufen von 0
und 12Z war die Blockadewirkung noch etwas stärker als im heutigen 0Z-Lauf,
sodass die am Sonntag übergreifende Kaltfront über Deutschland in der Folge
stärker ins Schleifen geriet. Dadurch befand sich die Südosthälfte zu Beginn der
kommenden Woche noch länger in der Warmluft.

Gewisse zeitliche Unschärfen gibt es beim Übergreifen der Haupttrogachse zur
Wochenmitte. Die gestrigen Läufe waren etwas progressiver und ließen den Trog
auch recht zügig durchschwenken. Dahinter konnte sich dann eine zyklonale
Westlage durchsetzen. Im neusten Lauf tropft der Trog über Mitteleuropa ab,
zudem entfaltet ein Rücken über Westeuropa zunehmend eine blockierende Wirkung.
Die Entwicklung ab Wochenmitte scheint somit noch sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Wochenmitte gibt es zwischen den üblicherweise an dieser Stelle betrachteten
Modellen keine wirklich signifikanten Unterschiede. Danach zeigen sich dann aber
prognoserelevante Diskrepanzen. Während IFS den übergreifenden Trog bekanntlich
abtropfen lässt, wird er in ICON zögerlich aber wenig markant über Deutschland
hinweggeführt. In GFS wird der Trog schon über Nordwesteuropa stärker
regeneriert und schwenkt weitaus „schärfer“ nach Deutschland herein. Die
Kaltfrontstaffel eines kräftigen Tiefs über der Nordsee und Südskandinavien,
welches in den anderen Modellen dort nicht zu finden ist, sorgt dabei nochmal
für „Bambule“ in Form teils kräftiger Schauer und markanter Gewitter sowie
mitunter stürmischem Wind.
In der erweiterten Mittelfrist gleichen sich IFS und GFS insofern wieder an, als
dass beide Modelle einen kräftigen Rücken über Westeuropa rechnen. Den
„Nachzüglertrog“ wie in IFS hat GFS nicht auf der Agenda, sodass letzteres eine
raschere Wetterberuhigung simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS:
Die Rauchfahnen für Temperatur und Geopotenzial sind bis etwa Mittwoch (27.5.)
noch recht eng gebündelt und der deterministische Lauf gut eingebettet. Die
Talsohle wird dabei schon in der Kurzfrist am Freitag durchschritten, danach
geht es zunächst leicht bergauf. Zum Dienstag und Mittwoch ist dann zumindest in
der Nordwesthälfte wieder ein Temperatur- und Geopotenzialrückgang auszumachen
(langsam übergreifender Trog und Kaltfrontpassage, im Südosten fraglich).
Ab Wochenmitte weiten sich die Fahnen deutlich auf. Die Mehrheit der Member
sehen zwar wieder einen Temperatur- und Geopotenzialanstieg, allerdings mit
unterschiedlicher Magnitude und Geschwindigkeit (langsam zunehmender
Hochdruckeinfluss, aber unsichere Temperaturentwicklung). Einige wenige Member
verharren allerdings auf einem eher niedrigen Temperatur- und Geopotenzialniveau
(anhaltender Trogeinfluss).

Im Zeitraum +72-96 h (Sa-So) werden 4 Cluster gebildet, die alle der
vorübergehenden Zonalisierung über dem Nordatlantik Rechnung tragen und den
Übergang von „Atlantic Ridge“ oder „Blocking“ zu „NAO +“ vollziehen.
Nennenswerte Unterschiede gibt es nicht.
Im Zeitraum +120-168 h (Mo-Mi) stehen 3 Cluster zur Auswahl. Cluster 1 (18/51)
geht wieder zu „Blocking“ über, da sich das blockierende Hoch über Osteuropa
zunehmend bis nach Skandinavien ausweitet. Cluster 2 und 3 (23/51) bleiben bei
„NAO+“. Mit Fokus auf Deutschland springen keine größeren Diskrepanzen ins Auge.
Eventuell ist der auf Mitteleuropa übergreifende Trog in Cluster 1 und 2 etwas
markanter als in Cluster 3.
Im Zeitraum +192-240 h (Do-Sa) schlägt das Clustering trotz der vorher
besprochenen Unsicherheiten erstaunlicherweise fehl. Es gibt nur eine Option:
„NAO+“. Offenbar ist die großräumige Entwicklung mit dem Aufbau eines markanten
Rückens über Westeuropa eindeutig und zu dominant.

FAZIT:
Im Großen und Ganzen steht der Fahrplan bis Mitte der nächsten Woche: Nach
kurzer Wetterberuhigung stellt sich ab Sonntag wieder unbeständiges, zyklonales
und eher moderat temperiertes Wettergeschehen ein. Die Niederschläge sind
allerdings häufig konvektiver Natur und somit in der Fläche eher wenig ergiebig.
Auch sonst ist die Wahrscheinlichkeit für markante Wettererscheinungen gering.
Vielleicht treten am Sonntag im Nordwesten sowie in den einzelnen Gewittern bei
Kaltfrontpassage mal Sturmböen auf. Nach Wochenmitte mehren sich dann schon
wieder die Hinweise auf zunehmenden Hochdruckeinfluss, das ist aber tatsächlich
noch nicht in trockenen Tüchern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Sonntag in der Nordwesthälfte einzelne Gewitter. Dabei stürmische Böen oder
Sturmböen (Bft 8-9) gering wahrscheinlich, Starkregen eher unwahrscheinlich.
Am Montag und Dienstag weitere, vereinzelte Gewitter, aber nur geringe
Wahrscheinlichkeit für markanten Entwicklungen.
Ab Mittwoch abnehmendes Gewitterrisiko.

STURM:
Am Sonntag vor allem an der Nordsee, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch bis
ins nordwestdeutsche Binnenland ausgreifend sowie in Hochlagen der westlichen
und nördlichen Mittelgebirge stürmische Böen (Bft 8) auch abseits etwaiger
Gewitter.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det./EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser