S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.05.2025 um 10.30 UTC

Unbeständiger mit zeit- und gebietsweisem Regen. Anfangs sehr kühl, nachfolgend
zögerliche Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.05.2025

Zu Beginn der mittelfristigen Vorhersage am kommenden Freitag liegt ein
kräftiges Höhentief über Südschweden, der Ostsee und Norddeutschland. Das
dazugehörige Bodentief liegt achsensenkrecht darunter. Im Einflussbereich dieses
Tiefs ist sehr kühle Luft eingeflossen. Mit Ausnahme des äußersten Südens liegen
die 850hPa-Temperaturen bei 0 bis -3 Grad. Im Tagesverlauf zieht das Tief unter
Auffüllung etwas nach Norden. Südwestlich davon befindet sich ein Rücken mit
dazugehörigem Hoch über dem Atlantik und ein weiterer Rücken liegt über
Osteuropa mit den Resten eines Hochs. Vor allem der Norden Deutschlands steht im
Einfluss des mit Höhenkaltluft versehendem Tief, sodass sich dort zahlreiche
Schauer und Graupelgewitter mit Kaltluftcharakter ausbilden können. Auch an den
Alpen kann es Schauer geben. Dazwischen gibt es einen Mix aus Sonne und Wolken
und es ist weitgehend trocken. Es ist für die Jahreszeit sehr kühl mit
Höchstwerten von nur 11 bis 18 Grad.

Am Samstag zieht das Höhentief nordostwärts weiter, von Westen nähert sich in
der Höhe ein Keil, dessen Achse sich von der Biskaya über die Nordsee weiter
nordwärts erstreckt. Weiter westlich stößt ein Trog südwärts vor, an dessen
Vorderseite sich über Island sowie südlich davon ein Tiefdruckkomplex mit
mehreren Drehzentren bilden kann. Die dazugehörige Warmfront erreicht die
Nordsee, ist für Deutschland tagsüber aber noch nicht relevant. Bei uns bleibt
es in der Nordhälfte noch wechselhaft mit etwas Regen oder ein paar Schauern bei
weiterhin unterkühlten Temperaturen. Im Süden scheint häufiger die Sonne und es
ist auch eine Spur weniger kühl.

Am Sonntag erstreckt sich der Trog mit mehreren Drehzentren von Grönland über
Schottland/Irland bis zum Europäischen Nordmeer. Auch am Boden hat sich ein
umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik breit gemacht. Das
steuernde Tief liegt zur Mittagszeit nordwestlich von Schottland. Das
Frontensystem erfasst die Nordwesthälfte mit Niederschlägen, wobei es bei den
verschiedenen Modellen noch größere Unterschiede gibt. Im Südosten, der nach
aktuellem Stand noch von den Niederschlägen außen vor bleiben könnte, wird es
mit Sonnenunterstützung wieder etwas wärmer mit Temperaturen über 20 Grad, in
der Nordwesthälfte ist es mit um oder unter 20 Grad kühler.

Am Montag kommt der Tiefdruckkomplex noch etwas nach Osten voran. Deutschland
liegt an dessen Südostrand, weshalb sich das Wetter leicht unbeständig
gestaltet. Die Temperaturen liegen dabei um 20 Grad.

Am Dienstag stellt sich über dem Atlantik eine klassisch zonale Strömung ein mit
tiefem Luftdruck über dem nördlichen Nordatlantik und einem Azorenhoch weiter
südlich. Das Blocking scheint damit ein Ende zu nehmen, sodass zu vermuten ist,
dass sich eher unbeständiges und wechselhaftes Wetter auch in der erweiterten
Mittelfrist fortsetzt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Wesentlichen zeigen die Läufe eine recht gute Konsistenz. Am Sonntag ist die
Strömung im 12UTC-Lauf etwas zonaler, sodass die Front etwas rascher und
progressiver vorankommt und auch den Südwesten bereits erreicht, während die
Front im heutigen 00UTC-Lauf mit einer stärkeren strömungs-parallelen Komponente
reinläuft und daher sich auf den Westen und Norden beschränkt. Der gestrige
00UTC-Lauf stellt eine Zwischenlösung zwischen beiden Varianten dar. Lange Rede,
kurzer Sinn: Die Niederschlagsverteilung am Sonntag ist noch mit Unsicherheiten
verbunden. Den Übergang zu einer eher zonalen Strömungskonfiguration haben alle
Läufe auf der Agenda, wobei es bei den Details durchaus noch Unterschiede gibt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beim Vergleich mit anderen Globalmodellen zeigen sich insbesondere für den
Sonntag noch große Unterschiede. Während sich bei IFS die Niederschläge an der
Front auf den Westen und Norden beschränken und es im Osten, Süden und weiten
Teilen der Mitte trocken bleiben soll. Bei GFS ist die Strömung über Deutschland
zonaler, sodass sich das Frontensystem schleifend über Deutschland legt und
vielen Regionen anhaltenden und nicht unergiebigen Regen beschert, insbesondere
in der Landesmitte (wo es bei IFS komplett trocken sein soll). Bei ICON erfasst
die Front bereits am Morgen den Westen und verlagert sich unter Abschwächung
ostwärts. Ganz im Osten und im Südosten soll es demnach noch trocken bleiben.
ICON kann daher als Zwischenlösung zwischen IFS und GFS angesehen werden. Im
weiteren Verlauf sind sich die Modelle zwar einig, dass das Blocking beendet ist
und uns ein wechselhafter Witterungsabschnitt bevorsteht, bei den Details gibt
es aber noch größere Unterschiede.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Rauchfahnen verdeutlichen die noch große Unsicherheit bei den
Niederschlägen am Sonntag. Am Beispiel für Offenbach erkennt man zwar bei
T850hPa und 500hPa-Geopotential einen vergleichsweise kleinen Spread, sprich die
grundlegenden Strömungsmuster sind recht sicher. Allerdings entscheiden kleinere
Unterschiede, ob es in einer Region am Sonntag verregnet ist oder komplett
trocken bleibt. Für Offenbach soll es laut Hauptlauf komplett trocken bleiben,
jedoch gibt es durchaus einige Member mit signifikanten Niederschlägen. In
anderen Regionen sieht es ähnlich aus. Ab Montag nimmt der Spread etwas zu, ab
Mittwoch (erweiterte Mittelfrist) ist noch alles offen.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h vier Cluster angeboten,
wobei alle dem Strömungsregime einer positiven NAO zugeordnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) wird nur noch ein Cluster gezeigt,
in dem sich die positive NAO zunächst fortsetzt, zum Monatsende aber wieder in
das Regime „Blocking“ umschwenkt, was an einem Rücken über dem nordöstlichen
Europa liegt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zwar ist die blockierende Lage und das ruhige und trockene Wetter beendet,
markante Wettererscheinungen halten sich aber in Grenzen.

An der Nordsee ist es zeitweise windig bis stürmisch. Zudem sind am Freitag im
Norden unter Höhenkaltluft zahlreiche Schauer und kurze Graupelgewitter zu
erwarten, die auch mal eine stürmische Böe im Gepäck haben können. Am Sonntag
regnet es gebietsweise, möglicherweise auch länger anhaltend und zeitweise
kräftig (GFS). Überschreitungen von Warnschwellen sind aus heutiger Sicht aber
unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel