#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 18.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.05.2025 um 10.30 UTC
Im Norden windig, Küsten teils stürmisch und wechselhaft. Im Süden anfangs
Schauer und Gewitter, im Alpenstau Regen. Besonders über der Mitte häufig
trocken und mäßig warm. In den Nächten über der östlichen Mitte teils leichter
Frost in Bodennähe.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.05.2025
Während der vergangenen Tage wurde an dieser Stelle bereits mehrfach darauf
hingewiesen – es liegt ein Wetterwechsel in der Luft. Dass dem so ist und auch
so eintreten wird ist unstrittig, doch interessant ist auch die Frage nach dem
„warum“ und „wie anhaltend“. Sollten Sie den technischen Part dieser Diskussion
überspringen und die aktuelle (und uns betreffende) Mittelfrist lesen wollen,
dann springen Sie bitte zum Absatz „MITTELFRIST“.
Es scheint, als würde nun der Einfluss der plötzlichen Erwärmung in der
Stratosphäre (engl. major sudden stratospheric warming (SSW), inklusive finaler
Erwärmung) vom 9. März 2025 erwartungsgemäß abebben zu wollen, wobei die Signale
noch etwas diffus daherkommen, da die Störung nun im Bereich der unteren
Stratosphäre/oberen Troposphäre angekommen ist und wohl durch einen finalen
Abtropfvorgang abgeschlossen wird. Das Signal ist deshalb etwas diffus, da sich
gleichzeitig auch der Sommermodus innerhalb der Stratosphäre einstellt.
Betrachtet man sich den NAM Index der Nordhemisphäre, so zeigt sich ein
klassisches, eigentlich fast schon ästhetisches Bild dieses wiederholten
Abtropfvorgangs, der um den 8. April, den 16. April, zwischen dem 20. und 27.
April, um den 4. Mai herum sowie nun seit dem 14./15. Mai stattfand und
stattfindet. Die Auswirkungen auf die NAO waren überwiegend gut zu erkennen in
Form eines mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten Rückgangs des Index.
Doch wieso brachte uns dieser SSW nicht einen unterkühlten und wechselhaften
Frühling, wie ja in der Vergangenheit nicht selten geschehen?
Das wiederholte Anregen für Blockierungslagen aus der Höhe erfolgte in diesem
Fall nicht so klassisch im direkten Umfeld von Grönland. Trägt man sich die
Anomalie z.B. von April bis Mitte Mai 2025 auf, dann lag das Zentrum der
positiven Geopotenzialanomalie in 500 hPa über Nordwesteuropa mit einem Maximum
über der Nordsee. Dort wurden auch mit Blick auf die Nordhemisphäre die höchsten
Abweichungen für diesen Zeitraum beobachtet. Im Zuge dieser beständigen Nähe zum
Hoch dominierte bei uns hoher Luftdruck bei einer nördlichen bis nordöstlichen
Anströmung – angenehm temperiert, perfekt für Freiluftveranstaltungen, aber als
große Kehrseite die teils extreme Trockenheit inklusive erhöhter
(Wald)Brandgefahr. Diese Anomalie wurde immer und immer wieder neu forciert und
findet erst jetzt allmählich ihr Ende.
Während die Mittelfristvorhersagen zur Zeit der Dominanz dieser positiven
Geopotenzialanomalie sehr persistent und gut abschätzbar waren, werden nun die
treibenden Kräfte mit Abebben des Einflusses von der Stratosphäre wieder
diffuser. Vorhersagen sehen einen „bleibenden Abdruck“ des SSW bis in den
Zeitraum dieser Mittelfrist. Dieses nun bevorstehende letzte Zucken wurde
innerhalb der Numerik seit mehreren Tagen für den Zeitraum vom 21. bis 24. Mai
gesehen und resultiert aus der noch vorhandenen „high-latitude“ Blockierung.
Somit dürfen wir uns in Mitteleuropa also nochmals auf einen Schwall stark
modifizierter mariner Polarluft freuen – der (hoffentlich?) letzte Gruß des SSW.
Nun stellt sich aber die Frage, wie es weitergeht. Schaut man sich die
Anomalievorhersagen an, so fällt ein Wechsel der Vorzeichen beim Geopotential
auf, was wirklich bedeutend ist und Fragen aufwirft.
Nachdem die Stratosphäre nun in den weniger spannenden Sommermodus wechselt,
treten nun andere Faktoren mehr und mehr in den Vordergrund und einer dieser ist
die globale Impulsbilanz der Atmosphäre, die u.a. stark von der ENSO beeinflusst
wird.
Letztere ist mittlerweile in ihren neutralen Zustand zurückgekehrt, was aber
nicht für alle Aspekte der Atmosphäre gilt, die teils noch im La Nina Zustand
verweilen (sozusagen das Gedächtnis der Atmosphäre). Entsprechende Parameter
wurden in früheren Mittelfristen bereits vorgestellt.
Was sagt uns nun diese Impulsbilanz, wobei dieser Themenbereich nur kurz
tangiert werden soll, da sonst der Rahmen dieses Berichts gesprengt wird.
Positive Werte deuten auf eine schneller rotierende Atmosphäre hin und vice
versa, was u.a. durch die Interaktion mit der Orografie oder durch tropische
Einflüsse wie der MJO gelenkt wird. Mit diesem Herangehen sind grobe
Abschätzungen von Witterungswechseln und/oder sich länger einstellender
Witterungsabschnitte häufig (aber natürlich nicht immer) möglich. Während der
kalten Phase der ENSO sinkt nun diese Bilanz gerne ins Negative und das ist auch
jetzt der Fall. Beim Blick auf die Hovmöller Diagramme der 850 hPa
Zonalwindanomalien im Bereich des Äquators erkennt man ein recht klassisches La
Nina Muster in Form einer unterdrückten Ostverlagerung des MJO sowie fehlender
sogenannter westerly wind bursts, also einer temporären Umkehr der Passatwinde.
Wieso ist das wichtig? Die zuletzt genannten Ereignisse können die Impulsbilanz
nachhaltig ändern und solange dahingehend nichts erfolgt, dürften sich keine
grundlegenden Änderungen des Wellenmusters mit Blick auf die Nordhemisphäre
ergeben. Oder vereinfacht gesagt: was sich nun als Grundmuster einstellt könnte
sich längere Zeit halten (bis weit in den Juni).
Seit nun mehr als 2 Monaten gab es bei der Impulsbilanz keine größeren
Änderungen mit einer insgesamt negativen Gesamtbilanz. Dies stützt die Tendenz
zu weniger stark mäandrierenden und eher zonal ausgerichteten Jets (zonal
gemittelt über die Nordhemisphäre). Das Maximum dieser negativen Werte
beschränkte sich den Großteil dieses Frühjahrs auf Bereiche südlich des 30
Breitengrad (Nord). Dieser Zustand hebt den zumindest in der Atmosphäre noch
vorhandenen La Nina Einfluss recht gut hervor. Also auch von dieser Seite eine
Bestätigung des Nachhallens der kalten ENSO.
Der geneigte Leser fragt sich nun sicherlich, wieso das von Bedeutung ist?
Es ist wichtig zu wissen, in welchen Zustand der Atmosphäre wir nach Abebben des
Einflusses des SSW wieder hineinrutschen. Da wir das nun erörtert haben, schauen
wir uns nun den sommerlichen Einfluss von La Nina Bedingungen an. Dieser findet
zu dieser Jahreszeit natürlich stark abgeschwächt statt und wird in unsere
Richtung eher in Form einer „Fernwirkung“ (z.B. per downstream development)
herangetragen. Dennoch lohnt sich ein kurzer Blick auf vergangene Jahre, die
einen ähnlichen Ablauf aufwiesen (ohne jetzt den lang nachhallenden SSW zu
berücksichtigen), wobei die Anomalien von Mai bis September berechnet wurden.
Diese zeigen positive Werte beim 500 hPa Geopotenzial (Anomalie) über
Zentralkanada, ebenso westlich der Biskaya über dem Nordostatlantik und
allgemein negative Anomalien über Grönland und Skandinavien. Beim Bodendruck
stehen tiefere Druckanomalien über Nordeuropa höheren über Südeuropa/dem
subtropischen Atlantik gegenüber. Der Zonalwind weist auf Höhe West- und
Mitteleuropas leicht positive Anomaliewerte auf. Entsprechende Jahre fielen
häufig (nicht immer!) über Teilen von Mittel- und Osteuropa recht trocken aus.
Das Spannende ist nun, dass die in dieser (erweiterten) Mittelfrist gezeigten
Anomaliewerte immer mehr den eben genannten ähneln und auch langfristige
Abschätzungen z.B. des Niederschlags für Juni bis August eine ähnliche
Anomalieverteilung aufweisen. Anscheinend erkennen die Modelle den vorhandenen
Grundzustand an, in den wir nun wieder reinkommen und der uns in diesen Sommer
begleiten dürfte (z.B. C3S multi-system Saisonvorhersagen)
Was bedeutet das nun für uns? Solange sich aus den Tropen keine substanziellen
Änderungen ergeben (MJO inaktiv, noch keine in die Außertropen ziehenden
Tropenstürme etc.) dürfte es nicht verwundern, wenn der anstehende Wechsel der
Anomalien bis weit in den Juni Bestand hat (vielleicht gar länger?). Der Blick
richtet sich nun also wieder gen Westen, denn bei dem leichten „Westdrang“ und
fehlender Blockierung dürften atlantische Tiefdruckgebiete nun wieder häufiger
bis nach Mitteleuropa ausgreifen. Der dominante positive Part der Anomalie des
Geopotenzials sollte im Bereich der Azoren zu finden sein mit wiederholt nach
Europa gerichteten Keilaufwölbungen. Dem gegenüber steht ein Ast des
Polarwirbels in der oberen Troposphäre, der sich im Bereich um Grönland
etabliert. Beide Protagonisten bestimmen nun bis auf Weiteres, wie wechselhaft
das Wetter sein wird: zieht sich der Trog weiter retrograd zurück wäre der Weg
frei für Hochdruckbrücken und abgetropften „Ostereier“, bleibt er recht nahe,
dann überwiegt der Westdrang mit häufiger Advektion mariner Atlantikluft.
Entsprechende Szenarien kann man sich bei der Betrachtung der positiven Anomalie
im subtropischen Bereich ausmalen. Zuletzt darf man auch den Resteinfluss aus
der SSW noch nicht komplett außen vorlassen, was ggf. noch weiter nördlich
ansetzende (aber weniger standhafte) Blockierungen nicht ausschließen würde.
Zusammenfassend lässt sich also zu alldem sagen, dass die Zeichen für eine
nachhaltige Umstellung der Anomalien im Geopotenzial gegeben sind und auch vom
vorhandenen Grundzustand der Atmosphäre gestützt werden. Dies bedeutet einen
größeren Einfluss aus westlichen und südlichen Gefilden, ohne jedoch die
klassischen Signaturen von beständigen und weit nordwärts ausgreifenden
Hitzewellen (u.a. durch die Ausrichtung des Azorenhochkeils beeinflusst). Dies
gilt für die erweiterte Mittelfrist bis weit in den Juni hinein. Man darf aber
nicht vergessen, dass dies nur prozentuale Abschätzungen sind, die z.B. je nach
Entwicklung in den Tropen neu angepasst werden müssen.
MITTELFRIST
Die Mittelfrist (vom Mittwoch, den 21. Mai bis Sonntag, den 25. Mai 2025) kommt
somit nochmals mit seinem allseits bekannten Muster daher, bevor es zum Ende der
Mittelfrist (endlich?) in die nachhaltige Umstellung geht. Dabei kann man die
Witterung im Norden mit etwas Überspitzung gar als „herbstlich angehaucht“
beschreiben.
Am Mittwoch deutet sich eine recht komplexe Geopotenzialverteilung an in Form
eines dominanten höhenkalten Zentraltiefs, das über Norwegen südwärts zieht und
in der Nacht zum Donnerstag Norddeutschland peripher (besonders in Form einer
markanten Abkühlung in der mittleren Troposphäre) erfasst. Eine in diese
Zirkulation über Nordwesteuropa eingefangene Kurzwelle wird über England nach
Frankreich geführt und spannt über Süddeutschland einen zarten Rücken auf. Diese
Konfiguration mündet im Bodenfeld in einer zonal über der Mitte Deutschlands
liegenden und allmählich südostwärts vorankommenden Kaltfront und in eine
teilokkludierte Kaltfront, die zum Abend und in der Nacht zum Donnerstag
wetterinaktiv Norddeutschland erreicht.
Wettertechnisch interessant ist der Tag in etwa südlich des Mains, wo eine mäßig
labile und gescherte Luftmasse wiederholt Schauer, im Tagesverlauf zunehmend
auch Gewitter hervorbringt. Aktuelle Anzeichen deuten über der Mitte eine
niedertroposphärisch durch KLA überlaufene Bodenfront an, was die eh schon
mäßige Scherung weiter hemmt und eher für pulsierende Konvektion gut wäre. Dies
gilt auch weiter südlich bei noch geringerer Scherung, was insgesamt den
Starkregen/kleinen Hagel in den Fokus rücken würde (PPW um 20 mm). Im Norden
bleibt es ebenfalls recht bewölkt aber trocken, bevor mit Passage der inaktiven
zweiten (teilokkludierten) Kaltfront im Küstenumfeld in den Nachtstunden
besonders postfrontal einzelne Schauer auftreten können.
Am Donnerstag wird die präfrontal nur noch gering labile Luftmasse an die Alpen
gedrückt und die Bodenfront selber wird von KLA überlaufen, sodass es zwar
besonders im Alpenvorland zahlreiche Schauer, im Stau auch länger anhaltenden
Regen geben dürfte, wohl aber nur noch örtlich begleitet von einem kurzen
Gewitter. Anders sieht das Wetter im Norden aus, wo die höhenkalte Luftmasse für
eine rege Schauertätigkeit gut ist inklusive eingelagerter kurzer
Graupelgewitter (stürmische Böen wenig wahrscheinlich). Letzteres betrifft vor
allem den Nordosten, während sich die Schauer bis in den Nordwesten ausweiten
sollten. Dazwischen zeigt sich aber auch immer wieder die Sonne. Trocken bleibt
es voraussichtlich über der breiten Mitte Deutschlands, wo sich ein Rücken von
Frankreich ostwärts ausdehnt. Die Statistik zeigt hier vom Saarland bis nach
Hessen ein großes Sonnenfenster mit einer guten Ausbeute an Sonnenstunden.
An diesem Wetterablauf ändert sich auch in der Nacht zum Freitag wenig mit
abklingenden Stauniederschlägen am Alpenrand und weiteren Schauern im Norden,
während sonst bei überwiegend klaren Verhältnissen kein Niederschlag zu erwarten
ist.
Noch ein Wort zum Alpenstau, wo EZ geringe Wahrscheinlichkeiten für markanten
Dauerregen im Berchtesgadener Land andeutet. Diese Signale weisen aber eine hohe
Inkonsistenz von Lauf zu Lauf auf und werden so nebenbei von anderen Modellen so
nicht gestützt.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag beeinflusst das umfangreiche und
kräftige Zentraltief über Skandinavien besonders den Norden Deutschlands und
bringt dort bis zur Mitte ausgreifend zahlreiche Schauer, im Nordosten auch
wiederholte Graupelgewitter. Besonders kräftig können diese Niederschläge im
Umfeld der Ostseeküste ausfallen, wo sich die Küstenkonvergenz verstärkend
auswirkt. Es würde nicht verwundern, wenn hier über den Tag akkumuliert markante
Niederschlagsmengen fallen, wie von EZ ansatzweise, von UK10 recht deutlich
hervorgehoben.
Über der Mitte und dem Süden von Deutschland dominiert hoher Luftdruck, was
südlich des Mains mit viel Sonnenschein und trockenen Verhältnissen einhergeht.
Nur im Alpenstau tummelt sich noch dichte Restbewölkung mit einem anhaltenden
Schauerrisiko.
Dann ist es aber soweit. Zum Wochenende schwenkt das Zentraltief nordostwärt
weiter und das erlaubt einem Keil sich von Westen einmal quer über Deutschland
nach Polen zu verlagern. Trotz der insgesamt hebungshemmenden Wirkung des Keils
dürften bereits erste Feuchtefelder auf den Nordwesten Deutschlands übergreifen.
Allerdings weist die Umstellung noch einige Unschärfen auf (siehe folgende
Abschnitte des Modellvergleichs). EZ hat sich innerhalb des letzten Laufs auf
eine eher defensivere Variante festgelegt, die dem Süden und Osten von
Deutschland ein insgesamt freundliches, teils auch sonniges und trockenes
Wochenende bringen würde.
Der Wind spielt besonders im Norden eine dominante Rolle, weht doch dank der
Nähe zum Zentraltief besonders küstennah ein durchweg böiger, teils auch
stürmischer Nordwestwind, exponiert gar mit einzelnen Sturmböen. Zum Ende der
Woche kippt der Wind mehr auf West bis Südwest und klingt wieder ab. Sonst
spielt der vornehmlich aus Nordwest wehende Wind warntechnisch keine größere
Rolle (sieht man von einigen stürmischen Böen auf dem Brocken ab).
Im Norden verbleiben die Maxima meist im (sehr) kühlen Bereich (Donnerstag und
Freitag 13 oder 14 Grad als Maxima), während diese sonst im restlichen
Deutschland zum Donnerstag und Freitag auf etwas unter 20 Grad zurückgehen und
zum Wochenende von Südwesten wieder auf etwas über 20 Grad ansteigen. Der
wärmste Tag scheint der Mittwoch (Beginn der Mittelfrist) zu werden, wo in
Richtung Brandenburg vielleicht gar ein Sommertag nicht ausgeschlossen werden
kann.
Die Tiefstwerte liegen meist unter 10 Grad und hervorgehoben werden sollten die
Nächte zum Freitag und Samstag, wo über der östlichen Mitte regional leichter
Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen werden kann.
Ein kurzer Blick in die erweiterte Mittelfrist deutet dann eine leicht
wechselhafte und mäßig warme Witterung an, wobei die Luftmasse vorerst noch
keine ernsthafte Gewitterlage hervorbringt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Entwicklung eines markanten steuernden Zentraltiefs über Skandinavien wird
innerhalb der jüngsten fünf Modellläufe sehr homogen gezeigt mit geringen
Diskrepanzen bei dessen Amplitude. Die jüngsten drei Modellläufe deuten ein
immer südlicheres Ausgreifen des Tiefs an, was letztendlich aber nur geringe
Unterschiede beim Wetterablauf hervorruft (wie weit nach Süden die Schauer
ausgreifen, wie hoch die Niederschlagsmengen im Umfeld der Küsten ausfallen und
wie weit der böige Nordwest-, später West-/Südwestwind ins Norddeutsche
Binnenland ausgreifen kann).
Zum Ende der Woche und am kommenden Wochenende (und somit auch zum Ende unserer
Mittelfrist) stellt sich das Wetter nachhaltig um und wir schauen nun nach
langer Zeit mal wieder nach Westen, wo sich Tiefausläufer in Stellung bringen.
Allerdings ist der Wetterwechsel noch mit Unschärfen behaftet, deutet doch der
jüngste EZ-Lauf zum Wochenende einen deutlich antizyklonaler geprägten
Wettercharakter an als dessen Vorläufe. Diese Diskrepanzen werden durch ein
steuerndes Tief bei Südgrönland hervorgerufen, das im jüngsten Lauf deutlich
westlicher ansetzt (sich mehr ICON annähernd, während die bis dahin vorhandene
Einigkeit mit GFS aufgegeben wird). Letztendlich sprechen wir aber wohl nur über
zeitliche Unschärfen mit Blick auf die Umstellung, denn letztendlich deuten alle
Modelle und EZ Läufe in der erweiterten Mittelfrist eine wechselhaftere
Westwindwetterlage an.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Modelle sehe die Einigkeit zum Beginn der Mittelfrist sehr ähnlich
und beginnen ebenfalls zum kommenden Wochenende auseinanderzudriften. Hauptgrund
der Unsicherheiten ist die sehr unterschiedliche Handhabe des dann steuernden
Tiefs bei Südgrönland, das nach EZ und ICON westlicher ansetzt als beim GFS. Die
an das begleitende Bodentief gekoppelten Fronten erfassen Deutschland daher mit
einem deutlichen zeitlichen Versatz. Nach EZ würde das kommende Wochenende unter
Hochdruckeinfluss recht stabil verlaufen (abgesehen vom Nordwesten), während
nach GFS ein sehr wechselhaftes und nasses Wochenende zu erwarten wäre. Diese
Diskrepanzen werden u.a. durch den aktuell konvektiv sehr aktiven Zeitraum über
Nordamerika hervorgerufen, was u.a. beim ENS durch zahlreiche Inkremente in
diesem Sektor hervorgehoben wird. Dahingehend müssen also noch weitere Läufe
abgewartet werden, die dann (hoffentlich) den Input der umfangreichen Konvektion
richtig assimilieren.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse zeigt zum Beginn der Mittelfrist drei dominante Cluster mit
dem einheitlichen klimatologischen Regime des noch „regierenden“
Atlantikrückens. Der stromab über Skandinavien liegende Trog wird bezüglich
Intensität und Lage recht einheitlich gezeigt.
Im Verlauf der Mittelfrist vollzieht sich dann allmählich die Umstellung der
Großwetterlage, was sich in fünf Clustern darstellt. Das anfangs noch
dominierende Regime eines blockierenden Rückens wird rasch in ein NAO+ Signal
umgewandelt, da der blockierende Keil durch tiefes Geopotenzial ersetzt wird.
Wie genau das geschieht ist noch unklar und liegt u.a. auch an der aktuell
konvektiv aktiven Phase über Nordamerika. Dass dies geschieht ist hingegen
unstrittig.
In der erweiterten Mittelfrist kräftigt sich das Signal einer Westwindwetterlage
deutlich. Bei nur einem Cluster wird dann durchweg NAO plus gezeigt und wir
gelangen in eine zyklonal geprägte West-/ Südwestströmung, die laut dieses ENS
Laufs auch bis Anfang Juni andauern dürfte und dann bezüglich der
Luftmassenqualität mit Blick auf die Gewitter immer interessanter werden könnte.
Die Meteogramme heben den erneuten Kaltluftvorstoß in Form eines breiten
Wellentals bei den Maxima hervor, bevor sich die Temperatur zum kommenden
Wochenende wieder erholt. Dabei wird es besonders im Norden und Süden
wechselhaft, während die Mittelfrist über der Mitte Deutschlands zunächst noch
trocken daherkommt. Inwieweit dann auch dort zum kommenden Wochenende
Niederschläge aufkommen ist noch unsicher, wird im CNTRL Lauf kaum gezeigt,
jedoch von zahlreichen Membern eifrig hervorgehoben. Aber man darf nicht
vergessen, dass erst der jüngste EZ Lauf umgesprungen ist, sodass die noch
vorhandene Streuung nicht verwundet.
Bei den Rauchfahnen ist die Delle ebenfalls gut zu erkennen mit einer
allmählichen Erholung zum kommenden Wochenende. Dabei liegt der Kontrolllauf gut
eingebettet in der Memberschar, beim Geopotenzial in 500 ha teils am oberen Rand
(Umstellung des det. Laufs auf eine deutlich antizyklonalere Lösung, die von den
meisten anderen Membern so ausgeprägt noch nicht mitgetragen wird).
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeiten für signifikanten Wettererscheinungen nehmen zwar
insgesamt etwas zu, bleiben aber weiterhin recht überschaubar.
WIND:
Bis Freitag treten besonders im Küstenumfeld wiederholt stürmische Böen Bft 8,
exponiert auch mal eine Sturmbö Bft 9 aus Nordwest, später West bis Südwest auf,
bevor sich der Wind zum Wochenende abschwächt. Tagsüber sind auch in Verbindung
mit Gewittern im Binnenland Norddeutschlands einzelne stürmische Böen aus
Nordwest nicht ausgeschlossen. Auch auf dem Brocken treten exponiert immer
wieder stürmisch Böen aus Nordwest auf.
GEWITTER:
Am Mittwoch treten im Süden einige Gewitter auf, die lokal mit Starkregen bis 20
l/qm in kurzer Zeit einhergehen können. Die Kaltluftgewitter am Donnerstag und
Freitag im Nordosten können durch stürmische Böen teils markant ausfallen.
Inwieweit am kommenden Wochenende (z.B. Sonntag) markante Gewitter auftreten ist
noch sehr unsicher und wird aktuell von EZ nicht mitgetragen.
DAUERREGEN:
Am Alpenrand sind in der Nacht zum Donnerstag und Freitag lokal markante 24 std.
Niederschlagsmengen nicht ausgeschlossen. Der teils konvektive Charakter bzw.
die sehr geringen Wahrscheinlichkeiten im IFS-ENS lassen eine reale Warnung aber
aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich erscheinen.
In der Nacht zum Samstag sind im Umfeld der Ostsee markante Niederschlagsmengen
nicht ausgeschlossen, aber im ENS ebenfalls mit sehr geringen
Wahrscheinlichkeiten hinterlegt. Allerdings könnte hier die Auflösung des ENS zu
gering ausfallen und den stark prägenden Konvektionsanteil inklusive die
Küstenkonvergenz unterschätzen, sodass das Potenzial etwas höher eingeschätzt
wird als die 1 bis 5 % im ENS.
Nicht signifikant, aber erwähnenswert: In den Nächten zum Freitag und Samstag
ist über der östlichen Mitte regional leichter Frost in Bodennähe nicht
ausgeschlossen.
Beim EFI wird der Wind im Küstenumfeld bzw. bis nach Norddeutschland ausgreifend
mit leicht erhöhten Werten hervorgehoben. Dies gilt auch für die Minima in den
entsprechenden Nächten, wo besonders die Mitte herausgearbeitet wird.
Basis für Mittelfristvorhersage
GEFS, IFS-ENS, IFS, und MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy