S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.05.2025 um 10.30 UTC

Im Norden phasenweise windig mit einzelnen Sturmböen an der Nordsee. Im Süden
und Südwesten, eventuell auch bis in die Mitte ausgreifend kräftige Gewitter mit
lokalem Starkregen und einzelnen Sturmböen sowie kleinerem Hagel. Im Norden
dagegen in der zweiten Wochenhälfte einzelne kurze Graupelgewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.05.2025

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag tummelt sich ein
hochreichender Tiefdruckkomplex über dem westlichen Mittelmeer, wobei das
amöbenhafte Bodentief bis nach Süddeutschland hineinreicht. In der Höhe zeigt
sich ein abgeschlossenes Höhentief, das im Tagesverlauf über Südfrankreich
ostwärts zieht und ausgangs der Nacht die Toskana erreicht. Nach Lesart der
IFS-Deterministik sollen die mit dem Tief verbundenen Regenfälle zwar weite
Teile Südfrankreichs und Norditaliens betreffen, allerdings kaum bis nach
Süddeutschland vorankommen (allenfalls Alpenrand und äußerster Südwesten).
Andere Modelle wie ICON, aber auch UK10 oder GFS deuten im Süden und im
Südwesten zumindest gebietsweise konvektiv durchsetzte Niederschläge an, was
dann punktuell auch Starkregen und Sturmböen bedeuten könnte. Im Rest des Landes
bleibt es aus heutiger Modellsicht aber auf jeden Fall trocken, verbreitet wird
es sonnig, vor allem über dem Mittelgebirgsraum können sich lockere Quellwolken
bilden. An den weitgehend trockenen Verhältnissen kann auch ein Höhentief über
der Irischen See nichts ändern. Es schiebt sich zögerlich nach Süden bis zum
Ärmelkanal und gelangt dabei zunehmend in das Zirkulationsmuster eines
skandinavischen Langwellentroges. Letztendlich kommt in der Folge vor allem der
Nordwesten auf die Vorderseite ebenjenes Troges und des damit verbundenen
Bodentroges, nennenswerte Hebungsimpulse vermag aber auch dieser nicht zu
setzen. Ansonsten zeigt sich das Geopotential- wie auch das Bodendruckfeld
schwachgradientig, was eine windarme Wettersituation erwarten lässt, wenngleich
Ausgangs der Nacht im Nordwesten vorderseitig des genannten Troges der Wind
etwas auffrischt. Bei 850er Temperaturen von 5 bis 12°C liegen die Höchstwerte
im Südwesten bei bis zu 27°C, im Norden werden es nur um 20°C.

Am Mittwoch zieht das Toskanatief als Kurzwellentrog nach Südosteuropa, das
Höhentief über Westeuropa verlagert sich vom Ärmelkanal in die Biskaya. Von
Norden nähert sich der eigentliche skandinavische (Haupt-)Trog, mit dem ein
kleinräumiges Tief über Südschweden korrespondiert. Dieses kräftig sich durch
die trogvorderseitigen Hebungsprozesse, es zieht am Abend knapp nördlich an
Gotland vorbei und peilt in der Nacht als Ziel die nördliche Ostsee an. Seine
Kaltfront erreicht den äußersten Norden am späten Nachmittag oder frühen Abend
(womit der Tag präfrontal wieder verbreitet freundlich werden kann), bis zum
Morgen des Donnerstags nehmen die schwachen Regenfälle der Front (manche Modelle
rechnen sogar mit einer trockenen Frontpassage) mit der nördlichen Mitte
„Kontakt auf“. Rückseitig der Front strömt auch niedertroposphärisch Kaltluft
ein, die 0°C-Isotherme in 850 hPa liegt Donnerstagfrüh etwa im Bereich der
nördlichen Mittelgebirgsschwelle, während sich im Süden die entsprechenden Werte
noch um etwa 6°C bewegen. Das bedeutet im Norden Tiefstwerte um 7°C, im Süden
sind es meist um 9°C, am Tage kann es im Süden und in der Mitte präfrontal
nochmal bis knapp an die 25°C-Marke herangehen, der Nordwesten kommt, auch wegen
des böigen Nordwestwindes an der Küste mit verbreiteten Böen Bft 7 und einzelnen
Böen Bft 8 wohl nur noch auf knapp 20°C. Nicht verschwiegen werden soll, dass
die Südhälfte bei weiterhin etwas milderer und feuchterer Luft erneut von
markanten Gewittern betroffen sein können (Starkregen, Sturmböen, kleiner
Hagel). Dies sehen zumindest ICON, GFS oder auch UK10 so, IFS ist diesbezüglich
zurückhaltender (Gewitter grob nur vom Schwarzwald bis zu den Alpen).

Am Donnerstag erreicht das westeuropäische Höhentief die Iberische Halbinsel,
der skandinavische Trog erfasst zwar den Norden Deutschlands, er dreht aber
recht rasch auf eine nach Osten gerichtete Zugbahn ab. Somit greift die
-30°C-Isotherme in 500 hPa zwar auf die Ostseeküste, nicht aber auf das
Norddeutsche Binnenland aus. Trotzdem ist der vertikale Temperaturgradient über
Norddeutschland beachtlich (knapp über -30°C in 500 hPa, knapp unter 0°C in 850
hPa, was dort entsprechend einzelne Gewitter vom Typ „Kaltluft“ erwarten lässt.
Da der ostwärts abdrehende Trog die Kaltfront nicht mehr „anschiebt“, verliert
sich diese im Bereich Erzgebirge und Maineinzugsgebiet. Weiter westlich lief
diese schon vorher in den Keil eines Nordatlantikhochs hinein, was an der Front
deutliche Auflösungstendenzen zur Folge hat. Mit dem deutlichen Schwächeln der
Front über der Mitte Deutschlands bleibt dem Süden aber auch weiterhin die
warm-labile Luft mit der Chance für kräftige Gewitter erhalten. Das bedeutet
zusammengefasst: In der Nordhälfte ist es bei einströmender trockener Polarluft
von einzelnen Schauern und Gewittern (Graupel!) abgesehen freundlich (aber
weiterhin sehr windig), auf im Westen zeigt sich oft die Sonne. In den östlichen
Mittelgebirgen ist es durch die frontale Bewölkung nicht ganz so freundlich, im
Süden hat die Sonne gute Chancen, wenn sich nicht wieder Schauer und Gewitter
entwickeln. Die Höchstwerte? An Rhein und Main nochmal 20°C, im Norden teils nur
noch 16°C.

Am Freitag und Samstag bleiben sowohl der massive Langwellentrog über
Skandinavien als auch das Höhentief über der Iberischen Halbinsel erhalten.
Ersterer dreht sich über der zentralen Ostsee ein, wobei er auch mal das
Baltikum streift. Auf dem Nordatlantik bzw. über Nordwesteuropa deutet sich aber
eine Wetterumstellung an. Der blockierende Höhenrücken, der dort vom zentralen
Nordatlantik nach Norden bis ins Nordmeer ausgreift, wird schon am Freitag und
in der Nacht zum Samstag von einem hochreichenden Grönlandtief drangsaliert, so
dass am Samstag nur noch ein flacher kurzwelliger Anteil des Rückens über der
Nordsee übrigbleibt. Dieser läuft in der Folge rasch über Deutschland und Polen
hinweg nach Osteuropa, in der Folge weist die Höhenströmung vom Nordatlantik bis
nach Mitteleuropa durchweg eine zonale Grundkomponente auf. Kurzwellige
Troganteile, Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik und Nordeuropa sowie deren
Frontensysteme gestalten dann das Wetter wechselhaft und sorgen dann bzw. sind
selbst schon das Ergebnis einer deutlichen Umstellung des Wettergeschehens.

In der erweiterten Mittelfrist von Sonntag bis Dienstag bleibt uns der dann
vorherrschende wechselhafte Witterungsabschnitt voraussichtlich erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Das große Problem der mittelfristigen Vorhersage ist, die richtige
Positionierung der Tröge und Höhentiefs vorherzusagen. Die
Verlagerungsgeschwindigkeit des von Südfrankreich über die Toskana nach
Südosteuropa ziehenden Höhentiefs rechnet IFS von Lauf zu Lauf progressiver. Für
das westeuropäische Höhentief ist es genau umgekehrt. Nach dem aktuellen Lauf
soll sich dieses Tief langsamer bewegen als noch in den Vorläufen angedacht. Und
auch bezüglich des skandinavischen Langwellentroges und des mit ihm
korrespondierenden Bodentief deuten sich schon zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes unterschiedliche Lösungen bei den letzten IFS-Modellläufen
an.

Natürlich gilt das, was für das kleinräumige Skandinavientief gilt, auch für das
Tief im westlichen Mittelmeer (das im Süden und Südwesten vielleicht, vielleicht
aber auch nicht Schauer und Gewitter bringt). Bezüglich der Feuchtefelder in 700
hPa, die natürlich kein direkter Gewitterparameter sind, deutet der aktuelle
Lauf ein stärkeres Ausgreifen nach Norden in Aussicht, als dies noch bei den
Vorläufen der Fall war. Möglicherweise gehen zukünftige Läufe diesbezüglich noch
einen Schritt weiter (auch in Richtung mehr Schauer und Gewitter im Süden und
Südwesten), sie würden sich damit immerhin anderen externen Modellen wie auch
dem hauseigenen ICON annähern.

Bei allen Unterschieden in den Detailabläufen scheint aber auch erkennbar zu
sein, dass der zu Beginn des Mittelfristzeitraums deutlich ausgeprägte
blockierende Rücken zum nächsten Wochenende hin abgebaut werden soll sowohl der
aktuelle Lauf als auch die Vorläufe auf eine zonalere und damit eine
wechselhaftere Witterungsphase setzen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Als gemeinsames Ziel könnte man für die hier betrachteten Modelle (ICON, GFS,
IFS und UK10) die zunehmende Zonalisierung zum kommenden Wochenende ausmachen.
Davor bzw. in diesem Zuge wird auch von allen genannten Modellen der Höhenrücken
über dem Nordostatlantik abgebaut.

Im Detail zeigen sich aber ähnliche Unterschiede zwischen den Modellen wie bei
der Konsistenzbetrachtung des IFS. Die diversen Höhentiefs liegen auf leicht
unterschiedlichen Positionen oder die Trog- und Rückenstrukturen weisen eine
moderat unterschiedliche Ausprägung auf. Das hat wieder Einfluss auf das
Bodendruckfeld. So prognostiziert GFS das Südskandinavientief in der Nacht zum
Donnerstag (00 UTC) mit zonaler Ausrichtung über Südschweden, laut ICON soll es
zu dieser Zeit schon am Finnischen Meerbusen liegen. Andererseits soll am
Donnerstag um 12 UTC das Tief im westlichen Mittelmeer bzw. im Bereich des Golfs
von Genua laut GFS einen Kerndruck von 1003 hPa, nach ICON aber von 1009 hPa
aufweisen.

Insbesondere die Unterschiede des Mittelmeertiefs und des dazugehörigen
Höhentiefs haben Auswirkungen auf die potentiellen Schauer und Gewitter im Süden
und Südwesten. Während IFS deren Ausgreifen nach Norden sehr verhalten simuliert
(beispielsweise am Donnerstag nur im Alpenraum und im äußersten Südwesten
entsprechendes Potential erkennt), lassen ICON oder GFS die Gewitter bis über
die Mainlinie nach Norden vorankommen.

Letztendlich werden weitere Modellläufe hier (hoffentlich) Klarheit bringen. Das
gilt auch für die Details des Wetterwechsels am kommenden Wochenende und für die
Kaltluftgewitter in der zweiten Wochenhälfte im Norden (da ist aktuell IFS mit
recht flächigen und kräftigen Niederschlägen in der Vorhand).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Ensembles teilen sich im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden in drei
Cluster, die alle von der Blockierungslage zum ersten Zeitpunkt sofort in die
Kategorie „Atlantischer Rücken“ wechseln. Da schließt eine gewisse
Tiefdruckaktivität bei uns, also vorderseitig des blockierenden Rückens nicht
aus. Da der Rücken erst zum kommenden Wochenende abgebaut wird, verwundert es
nicht, dass…

…im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden die drei errechneten Cluster durchweg
weiterhin in der Lage „Atlantischer Rücken“ verharren, wenngleich die
repräsentativen Geopotentialfelder zum Ende dieses Zeitfensters schon verraten,
dass der Rücken an Kraft verliert (wie oben schon thematisiert).

Es folgt beim Zeitfenster +192 bis +240 Stunden erneut die Unterteilung in drei
Cluster, und es folgt bei allen drei Clustern der Übergang zur Kategorie
„Positive NAO“ (Cluster eins und drei liegen sogar von Anfang des genannten
Zeitfensters an in dieser Kategorie).

Mithin gilt: Die Wetterumstellung am Wochenende scheint sehr sicher, was aber
nicht gegen Unsicherheiten auf dem Weg dorthin spricht.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen zu Beginn des Mittelfristzeitraums bei
geringer Streuung 850er Temperaturen von etwa 9°C, wobei am Mittwoch ein
moderater, ab Donnerstag dann ein kräftigerer Temperaturrückgang einsetzt, bis
am Freitagmorgen in der Deterministik die -2°C erreicht werden. Damit ist der
Hauptlauf recht „kalt“, allerdings weist zu diesem Zeitpunkt eine Häufung der
Läufe um die 0°C-Marke herum schon darauf hin, dass der Temperaturrückgang recht
sicher ist. Dies gilt auch dann, wenn die Streuung der Ensemblemitglieder
insgesamt zunimmt. Es folgt auf das Minimum am Freitagmorgen ein
Temperaturanstieg, der bis ins Wochenende hinein anhält und über die
vorhergesagten Niederschläge auf einen Wetterwechsel hindeutet. Auch wenn
Statistik nie kausale Zusammenhänge liefert, so könnte der Temperaturanstieg
natürlich auch mit der Zonalisierung zusammenhängen.

Die GFS-Ensembles stützen die Aussagen der IFS-Ensembles.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Für den kommenden Samstag deutet der EFI an Oder und Neiße signifikant unter dem
Klimamittel liegende Temperaturen an.

Ansonsten liefert EFI keine Hinweise auf nennenswerte Wettererscheinungen.

ENSEMBLES
COSMO-LEPS zeigt am Mittwoch und am Donnerstag bis weit in die Norddeutsche
Tiefebene Wahrscheinlichkeiten von bis zu 50% für steife Böen an, die
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen liegen dagegen nur bei bis zu 30% und
Sturmböen bleiben, so sie überhaupt auftreten, auf die Küsten (vornehmlich
Nordseeküste) beschränkt. Die Wahrscheinlichkeiten der IFS-Ensembles für Wind
ähneln denen von COSMO-LEPS, dagegen sind die ICON-Ensembles diesbezüglich
zurückhaltender.

Die Starkregensignale aus den verschiedenen Ensembles liegen im Süden, so sie
überhaupt angezeigt werden, bei unter 10%.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas