S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.05.2025 um 10.30 UTC

Anfangs im Nordosten, ab Mittwoch im Süden Niederschläge, sonst Fortdauer der
Trockenheit. Vorübergehend ansteigende Temperaturen, ab Donnerstag wieder
kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.05.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag befindet sich Deutschland zwischen
einem Hoch über Island und der Norwegischen See und einer Tiefdruckzone, die
sich von Polen bis nach Westrussland erstreckt. Letztere korrespondiert mit
einem Höhentief und hat vor allem Einfluss auf den Osten Deutschlands, wo es
zeitweilige Regenfälle gibt, während weiter westlich die Trockenheit weiterhin
anhält und die Sonne häufiger scheint. Ein weiteres Höhentief mit schwachem
Bodenkontakt befindet sich über Großbritannien, hat aber keine Auswirkungen auf
das Wetter in Deutschland. Es liegt anfangs eine eher kühle Luftmasse über
Deutschland mit 850hPa-Temperaturen um 3 Grad, wobei diese im Tagesverlauf nach
Osten mit Abzug des erwähnten Tiefs abgedrängt wird. Daher steigen die
Temperaturen entlang des Rheins wieder auf bis zu 25 Grad an, während es im
Osten bei unter 20 Grad noch eher kühl bleibt.

Am Dienstag zieht das Tief endgültig nach Russland ab und Deutschland befindet
sich sowohl am Boden als auch in der Höhe in einer sehr gradientschwachen
Umgebung. Das Höhentief über Großbritannien zieht unter Abschwächung zum
Ärmelkanal, hat aber auch weiterhin keinen Einfluss auf unser Wetter. Die
850hPa-Temperaturen steigen weiter an, sodass uns letztendlich ein freundlicher
Tag mit viel Sonnenschein und angenehmen 20 bis 25 Grad erwartet, an Rhein und
Mosel sind auch bis 27 Grad möglich.

Am Mittwoch zieht das Höhentief weiter nach Westfrankreich. Allerdings ist diese
Zugbahn noch unsicher und wird von anderen Modellen unterschiedlich simuliert
(s.u.). Zudem stößt über Skandinavien ein Trog allmählich nach Süden vor und die
Trogachse erreicht am Abend den äußersten Norden Deutschlands. In den Süden
sickert an der Vorderseite des Höhentiefs feuchtere und zu Gewittern neigende
Luft ein, wobei noch sehr unklar ist, wie weit diese nach Norden vorankommt.
Möglicherweise ist davon nur der Alpenraum betroffen; es gibt aber auch Lösungen
(z.B. ICON), die die schauerartigen und gewittrigen Regenfälle bis zur südlichen
Mitte ausgreifen lassen. Mit 20 bis 25 Grad bleibt es angenehm temperiert.

Am Donnerstag kommt der Trog weiter nach Süden voran und erfasst die
Nordosthälfte Deutschlands. Damit kann wieder kühlere Luft nach Deutschland
einfließen. Ganz im Süden hält sich hingegen die feuchte Luftmasse mit
gewittrigen Regenfällen. Ansonsten gestaltet sich das Wetter wieder weitgehend
ruhig mit Sonne und Wolken, aber bei recht verhaltenem Temperaturniveau (17 bis
22 Grad).

Am Freitag kommt der Trog südostwärts voran. Derweil steigt von Westen her das
Geopotential schon wieder an und wir kommen zunehmend in den Einfluss eines
umfangreichen Hochs über dem nahen Ostatlantik. Daher ist weiterhin mit wenig
Wetteraktivität zu rechnen. Es bleibt überwiegend trocken, häufig scheint die
Sonne und Schauer und Gewitter beschränken sich auf den unmittelbaren Alpenrand
und evtl. auf den äußersten Nordosten. An den eher unterkühlten Temperaturen
ändert sich wenig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Dienstag gibt es für Mitteleuropa keine prognoserelevanten Unterschiede.
Hauptunsicherheit ist die Zugbahn des Höhentiefs westlich von uns und inwiefern
dieses auch ein Bodentief über Frankreich ausbildet. Von diesen Faktoren hängt
ab, wie weit nach Norden am Mittwoch feucht-warme Luft auf Deutschland
übergreifen kann. Während im gestrigen 00UTC-Lauf signifikante Niederschläge
noch bis zur Mainlinie simuliert wurden, wurde dies in den letzten beiden Läufen
wieder zurückgerechnet. Im heutigen 00UTC-Lauf ist nur noch der Alpenrand davon
betroffen. Auch bei der Austrogung an den Folgetagen gibt es noch
Positions-Unterschiede, die aber nicht allzu relevant für den Wetterablauf sind.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beim Vergleich mit den anderen Globalmodellen fällt auf, dass GFS komplett von
den Strömungsmustern von ICON und IFS abweicht, weshalb GFS als
Außenseiterlösung angesehen wird. Während sich bei ICON und IFS das Höhentief
über Großbritannien ab Montag auf den Weg nach Süden macht, driftet es bei GFS
nach Norden ab, sodass so ein völlig abweichendes Strömungsmuster entsteht. Doch
auch die genaue Zugbahn nach Süden ist noch ziemlich unsicher. Mittwochabend
liegt es bei IFS an der Westküste Frankreichs, bei ICON hingegen über
Nordfrankreich. Bei ICON kann so auf dessen Vorderseite die feucht-warme Luft
deutlich weiter nach Norden vorankommen und es werden Schauer und Gewitter über
der gesamten Südhälfte Deutschlands erwartet, während nach IFS nur der Alpenrand
betroffen ist. Auch nach GFS bliebe es trocken, was aber am fehlenden Höhentief
liegt. Im weiteren Verlauf sind die grundsätzlichen Strömungsmuster bei ICON und
IFS recht ähnlich. GFS geht hingegen munter seine eigenen Wege.

FAZIT:
Nach anfänglichen Niederschlägen im Nordosten setzt sich erst einmal die
Trockenheit in Deutschland fort. Spannend wird es dann ab Mittwoch, inwiefern
und wie großflächig der Süden im Einflussbereich der feucht-warmen Luft von
schauerartigen Regenfällen und Gewittern mit Starkregen betroffen ist. Von
Westniedersachsen über NRW bis in die Nordhälfte von Hessen und Rheinland-Pfalz
werden kaum Niederschläge simuliert, sodass dort die Trockenheit unvermindert
weitergeht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen am Beispiel für Offenbach, dass bis einschließlich
Mittwoch die Member recht eng gebündelt sind. Interessant ist, dass nur ein
einziges Member am Mittwoch nennenswerten Regen simuliert, was darauf schließen
lässt, dass die ICON-Lösung, die den Regen bis auf die südliche Mitte ausgreifen
lässt, eher unwahrscheinlich ist. Deutlich stärkere Ausschläge zeigen die
Rauchfahnen weiter im Süden. Danach nimmt der Spread zu, was an der noch
unterschiedlich positionierten Austrogung liegt. Erst ab dem Wochenende nehmen
die Niederschlags-Ausschläge auch in der Mitte und im Norden zu, sodass ab
diesem Zeitpunkt Niederschläge allmählich wahrscheinlicher werden.

Bei den Cluster-Analysen werden die Member im Zeitraum t120h-168h in 3 Cluster
eingeteilt, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 (30 Member) liegt. Alle
Member werden dem Regime „Atlantic Ridge“ zugeordnet.

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) gehen die Member völlig
auseinander. Es werden 4 Cluster simuliert, bei denen alle
Strömungskonfigurationen vertreten sind.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Dienstag sind kein markanten Wettererscheinungen zu erwarten. Am Mittwoch
können dann auf den Süden schauerartig verstärkte, teils mit Gewittern
durchsetzte Regenfälle übergreifen, dessen Ausbreitung nach Norden noch unsicher
ist. Bis Donnerstag ziehen sich diese wieder an die Alpen zurück, wo sie
(zumindest nach ICON) noch länger anhalten können.

Vor allem im Westen und Nordwesten setzt sich die Trockenheit unvermindert fort.
Aber auch in den anderen Regionen ist kann das Niederschlagsdefizit im
mittelfristigen Zeitraum nicht ansatzweise ausgeglichen werden. Die
Niederschläge im Süden fallen in einer Region, die ohnehin am wenigsten von der
Trockenheit betroffen ist.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel