#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 16.05.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.05.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Nz
Von Nordosten bis in den Süden in den kommenden Tagen einzelne Gewitter, lokal
mit stürmischen Böen Bft 8, Starkregen (mind. 15 l/qm in 1 Stunde) nicht
gänzlich ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… ist das Wettergeschehen geprägt von zwei Hauptprotagonisten, dem hoch
reichenden Hoch TABEA, dessen weitgehend ortsfestes Geopotentialmaximum knapp
nördlich von Irland zu finden ist. Das zugehörige abgeschlossene Höhenhoch,
aktuell noch weitgehend rund und symmetrisch konturiert, dehnt sich entlang der
Nord-Süd-Achse etwas aus und bekommt im Tagesverlauf eine mehr elliptische
meridionale Ausprägung. Die Achse des zugehörigen Rückens erstreckt sich etwa
von der Küste Portugals ins Nordmeer, und der Rücken selbst sorgt dafür, dass
die Höhenströmung über dem Westen noch weitgehend durchgeglättet ist. Das
zugehörige Bodenhoch ist ebenfalls kein Bewegungskünstler, der Druck zwischen
Schottland und Island liegt daher durchweg bei über 1030 hPa. Diesem
Hochdruckkomplex steht auf seiner Ostflanke ein ebenfalls hochreichender
Tiefkomplex gegenüber. Dieses Tief, LORENZ mit Namen, weist einen ähnlich
stationären Charakter auf wie TABEA. Sowohl im Bodenfeld als auch in der Höhe
ist es ganztägig über dem südlichen Baltikum und Nordostpolen auszumachen. Auf
der Westflanke werden um dieses Tief wiederholt kurzwellige Troganteile
herumgeführt, die für ein gewisses Maß an Labilität sorgen. Ein recht markanter
Vertreter des Typs Kurzwellentrog (in der Höhe wie auch im Bodendruckfeld gut zu
erkennen) greift am frühen Nachmittag, von Südschweden kommend, auf die
Ostseeküste über und erreicht am Abend die Mainlinie. Entsprechend wird, vor
allem über der Osthälfte, auch durch eine leicht diffluente Vorderseite des
Kurzwellentroges und etwas Vorticityadvektion, Hebung generiert, nach ICON-D2
soll sich am Abend über der Mitte sogar ein kleines abgeschlossenes Bodentief
bilden. Die Hebung trifft allerding auf eine nur wenig Potential aufweisende
Luftmasse. Die PPW-Werte liegen nur regional knapp über 15 mm, und auch die
Lapse-Rates schaffen es am Nachmittag allenfalls vom Erzgebirgsvorland bis an
die Alpen mal in den Bereich unter -0,7 K/100m. Dazu wird in homöopathischen
Dosen CAPE (KKN) aufgebaut, nach ICON-EU sind es lokal knapp dreistellige Werte,
meist jedoch liegt die verfügbare potentielle Energie nur im zweistelligen
Bereich – wenn überhaupt. Naturgemäß hat CAPE-MU etwas mehr zu bieten, aber auch
hier werden es kaum über 400 J/kg. Schaut man sich die CAPE-Flächen in den
Soundings an, so stellt man fest, dass diese doch immerhin bis in den Bereich
von -20°C reichen – was Gewitter aufgrund der Ladungstrennung wahrscheinlich
erscheinen lässt. In einem vor allem von Geschwindigkeitsscherung geprägten
Umfeld sind organisierte Entwicklungen nicht sehr wahrscheinlich, zu beachten
ist allerdings die recht trockene Grundschicht, die Fallböen Vorschub leistet.
Da der Gradient ohnehin etwas angeschärft ist und Böen der Stärke 7 auch abseits
von Schauern und Gewitter nicht ausgeschlossen sind (aber wohl nur bei klar
erkennbaren Schauerlinien bewarnt werden dürften, da sonst ein massives
Überwarnen zu befürchten ist), können kräftige Schauer oder potentielle Gewitter
durchaus mal in den Bereich der Bft 8 hineinreichen. Dafür, und das ist wohl für
viele bedauerlich, haben die konvektiven Entwicklungen eine gewisse
Geschwindigkeit, die die Niederschlagsmengen wohl überschaubar bleiben lässt.
Die globalen Modelle wie ICON, GFS oder IFS sehen über 12 Stunden in der Spitze
Mengen bis 10 l/qm, ICON-D2 bringt es ganz lokal mal auf Spitzen um 15 l/qm.
Mithin ist Starkregen nicht ausgeschlossen, aber doch sehr unwahrscheinlich,
eher schon gesellt sich kleiner Hagel in die Niederschlagsfelder – und es ist
klar, dass es auch wieder Gebiete geben wird, die nix abbekommen. Wind, Wolken
und Niederschlag fordern in der Osthälfte auch einen entsprechenden Tribut bei
den Höchstwerten, meist sind es dort um 16°C, mehr ist wohl nicht drin. Da
Wolken und Niederschläge allenfalls bis in das östliche Niedersachsen, nach
Osthessen und eventuell auch bis ins Nordöstliche Baden-Württemberg ausgreifen,
bleibt es von der Nordsee und Schleswig-Holstein bis in den Südwesten trocken,
dort präsentiert sich das Wetter oft freundlich, teils gibt es auch
langanhaltenden Sonnenschein und Maxima bis knapp über 20°C.
In der Nacht zum Samstag erreicht der Kurzwellentrog die Alpen und verzieht sich
anschließend nach Norditalien. Vor allem in der ersten Nachthälfte gibt es
südlich des Mains noch Schauer bei nachlassender Gewitteraktivität, in der
zweiten Nachthälfte ziehen sich die Niederschläge endgültig an die Alpen zurück
und schwächen sich ab. Bei einer grob um 1500 m liegenden Schneefallgrenze kann
es in den Hochlagen dort auch mal ein paar Schneeflocken geben, eventuell bildet
sich auch eine dünne Schneedecke aus, was früh aufbrechende Wanderer für den
Samstag im Hinterkopf haben sollten. Ansonsten glättet die Höhenströmung durch
und die Hebungsantriebe lassen nach, was entsprechend auch für die
Schauertätigkeit gilt. Abgesehen vom Süden verläuft die Nacht trocken,
tagesgangbedingt (oder besser nachtgangbedingt) lässt auch der Wind nach, nur im
Nordosten und damit in Tiefnähe weht ein frischer und böiger Nordwest. Vom
Norden bis in die Pfalz und an die Saar präsentiert sich der Himmel oft
wolkenarm oder klar, für Nebel, insbesondere für warnwürdigen Nebel mit
Sichtweiten unter 150 m, wird es in der trockenen Luft aber wohl nicht reichen.
Im Osten dagegen lockert die Bewölkung allenfalls vorübergehend auf, dies auch
deswegen, weil sich schon ausgangs der Nacht über Südschweden der nächste, sich
erneut sowohl in 500 hPa als auch am Boden klar abzeichnende Kurzwellentrog
nähert. Die Tiefstwerte bewegen sich in einer Spanne von 8 bis 5 Grad, in
ungünstigen Mittelgebirgslagen kann es bis knapp an (aber zumeist über) 0°C
heruntergehen, an den Küsten bleibt es dagegen milder.
Samstag… kann der o. a. Kurzwellentrog allmählich auf den Nordosten
übergreifen. Er bewegt sich deutlich langsamer als sein Vorgänger, obendrein
verliert er im Tagesverlauf an Kontur. Im Bodendruckfeld kommt er etwa bis auf
eine Linie Lausitz – Emsland voran, gleichzeitig verlagert sich aber auch das
Höhentief etwas, zum Abend kreiselt es über Zentralpolen, während das Bodentief,
das in der Vornacht etwas nach Süden vorangekommen ist, nunmehr wieder nach
Norden zurückgeschoben wird. Man wirkt so, als würden das Höhen- und Bodentief
um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Da sich der westlich von uns
befindliche Höhenrücken aber nicht in gleicher Weise in Bewegung ist, sondern
vielmehr weiterhin eine bemerkenswerte Ortstreue an den Tag legt, ändert sich an
der Grundkonstellation der synoptischen Felder (wenn man davon absieht, dass die
Höhenströmung über dem Westen einen deutlich zyklonalen Einschlag bekommt und
das Höhentief etwas nach Norden wandert) nichts Wesentliches. Die deutlichsten
Hebungssignale (im Omega-Feld) lassen sich zwischen Ostsee und Erzgebirge
erkennen, dort positionieren die Modelle auch den Schwerpunkt der Niederschläge,
eventuell reicht es auch von Schleswig-Holstein über Ostniedersachsen bis nach
Thüringen mal für ein paar Tropfen. Bei den Regenmengen rudern die Modelle im
Vergleich zum Vortag leicht zurück (maximal um 5 l/qm in 12 Stunden in der
Fläche), selbst ICON-D2 schafft es in der Spitze kaum noch an die 15 l/qm. Bei
den Gewitterzutaten kann man gerne den Rechenschieber bemühen, bei dem man
geringfügig höhere PPW-Werte gegen die etwas stabilere Schichtung stellt oder
die höheren Scherungswerte über dem äußersten Nordosten räumlich mit den zum
Vortag praktisch gleichbleibenden CAPE-Werten abgleicht (keine räumliche
Überlappung). Letztendlich kommt bis auf „Nachkommastellen“ das gleiche raus wie
am Vortag: Gewitter mit passabler Grundgeschwindigkeit und damit geringem
Starkregenpotential, dafür bei trockenem Fuß wieder mit der Gefahr von
stürmischen Böen Bft 8 und kleinerem Hagel. Eventuell bekommt der Niederschlag
im Bereich einer ausgeprägten feuchten Schliere, die sich um LORENZ
herumwickelt, auch mal skaligen Charakter. In dem Zusammenhang, da es sich bei
der Schliere letztendlich um ein okkludiertes Frontensystem handelt, kann auch
der Wind einmal konzentrierter aufleben. Die Modelle arbeiten diesbezüglich
einen Bereich vom Oderbruch über das südliche Brandenburg bis ans Erzgebirge
heraus, in dem flächiger die Bft 7 zu beobachten sein wird – was dann wohl auch
eine entsprechende Warnung nach sich ziehen dürfte. Neben den Niederschlägen im
Osten deuten alle Modelle auch, in unterschiedlicher flächiger Ausprägung, teils
konvektiv durchsetzte Stauniederschläge an den Alpen an. Hier sind die PPW-Werte
ebenso wie die CAPE-Werte oder die Labilität ähnlich hoch wie im Norden und
Nordosten, allerdings dürfte die Zuggeschwindigkeit der Zellen etwas niedriger
sein, was insgesamt zu einer etwas höheren, wenn auch immer noch geringen
Starkniederschlagsneigung führt. Als kleiner synoptischer Blick über den
Tellerrand sei noch erwähnt, dass LORENZ Verstärkung von einem international als
INES bezeichnetet Tief bekommt. INES zieht vom östlichen Mittelmeer über das
Schwarze Meer in die östliche Ukraine und fängt dort an, mit LORENZ in Form
einer Tiefdruckrinne zu interagieren. Die Höchstwerte bewegen sich etwa auf
Vortagesniveau, eventuell wird es im Osten ein „My“ wärmer. Etwas freundlicher
und trocken, wenngleich auch nicht mehr so sonnig wie an den Vortagen, bleibt es
nach wie vor im Westen, wobei die Sonnenanteile an den Küsten, im Nordwesten und
im Südwesten am höchsten sein dürften.
In der Nacht zum Sonntag beginnen INES und LORENZ mehr und mehr zu verschmelzen.
Entlang der Skandinavischen Alpen läuft ein markanter Kurzwellentrog von Nord
nach Süd ab, er erreicht zum Morgen die nördliche Nordsee, was auch für das
korrespondierende Bodentief gilt. Im Geopotentialfeld ist eine sehr moderate
Verlagerung des Höhentiefs nach Südosten zu erkennen, und der Wind im Nordosten
lässt etwas nach, was erneut dem Tagesgang geschuldet ist, rein nach der Analyse
des Druckfeldes hätte er eigentlich leicht anziehen müssen, denn der Gradient im
Nordosten wird von seiner Ausprägung her etwas markanter. Wie dem auch sei, die
am Tage wohl nötigen Windwarnungen werden in der Nacht nicht mehr gebraucht.
Immerhin kann aber der Kurzwellentrog noch ein paar kleinere Akzente setzen, so
dass bei insgesamt nachlassender Schauer- und Gewitteraktivität vornehmlich in
der östlichen Mitte und im Südosten durch die Nacht hindurch noch etwas an Regen
fällt. Trocken bleibt es vom Hochrhein bis zur Nordsee, 8 bis 2°C stehen bei
MOSMIX als Minima auf der Karte, an den Küsten bleibt es etwas milder.
Sonntag… und in der Nacht zum Montag schwächen sich LORENZ bzw. INES etwas ab,
da ein ausgeprägter Troganteil über den Westen Russlands hinwegschwenkt und für
Druckfall sorgt, bildet sich dort ein kräftiges Tief, das in dem osteuropäischen
Tiefdruckkomplex dann die Hauptrolle spielt. Nichtsdestotrotz wird nördlich um
das Tief herum feuchte, ursprünglich aus dem Mittelmeer stammende Luft in die
Westhälfte Polens geführt, was dort für kräftige Regenfälle sorgt. Von diesem
Feuchtefeld wird eventuell auch noch der äußerste Osten Deutschlands entlang von
Oder und Neiße tangiert, insbesondere für die Nacht zum Montag deuten dies
einige Modelle wie ICON, IFS oder UK10, in geringerem Maße auch GFS an. Was
tagsüber mögliche Schauer und Gewitter im Rest des Landes angeht (definitiv mit
Ausnahme des Südwestens), darüber herrsch dagegen noch Unsicherheit. ICON ist
diesbezüglich sehr zurückhaltend, IFS dagegen etwas positiver, GFS wie auch UK10
sogar noch etwas positiver gestimmt. Man wird sehen, was in der von Polen zur
nördlichen Nordsee verlaufenden Geopotentialrinne möglich ist. Diese ist aber
über dem Südwesten stark antizyklonal gekrümmt, woraus sich dort Absinken und
eben auch das Fehlen eines Niederschlagspotentials ergibt. Die Strömung bleibt
eine insgesamt nördliche mit leicht nordwestlichem Einschlag, und eventuell
lassen sich in zukünftigen Modellläufen wieder Regionen im Nordosten eingrenzen,
in denen sich bei erneut auflebendem Wind die Ausgabe einer flächigen
Windwarnung lohnt. Der Südwesten und der Nordwesten sind am freundlichsten,
entlang von Oder und Neiße hat die Sonne wohl keine Chance. Die Höchstwerte
liegen zwischen 16 und 23°C, die Tiefstwerte um 6°C, an den Küsten bleibt es mit
Werten um 10°C milder.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren sehr ähnlich, am Sonntag nehmen die Unterschiede mit der
Geopotentialrinne und den mit Unsicherheiten behafteten Veränderungen über
Osteuropa zu. Die warnrelevanten Parameter wurden in Text angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas