S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.05.2025 um 10.30 UTC

Regional etwas Regen, vereinzelt Gewitter. Ab Wochenmitte im Süden gebietsweise
schauerartiger/gewittriger Regen möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.05.2025

Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Sonntag ist nicht nur der
diesjährige ESC Geschichte, bei dem sich Abor und Tynna zu einem höchst
respektablen 5. Platz „geballert“ haben. Auch in der ersten und dritten
Fußball-Bundesliga sind die Würfel gefallen und die Kandidaten für die
Relegationsspiele stehen fest. In Liga 2 stehen an diesem Tag dagegen noch
wichtige Entscheidungen an, worauf das Wetter aber keinen wirklichen Einfluss
haben sollte, auch wenn es – man glaubt es kaum – vor allem in der Nordosthälfte
etwas Regen geben wird.

Wie auch schon an den Vortagen zeigt sich das Isohypsenfeld über Europa und dem
nahen Atlantik in Form eines ausgeprägten Omegas: Ein Höhenhoch bei Island wird
auf seiner Westseite von einem großräumigen Höhentief südlich von Grönland und
einem Cut-Off-Tief westlich von Portugal flankiert, während auf der Ostflanke
ein ebenfalls großräumiges Höhentief über Polen zu finden ist. Wir liegen damit
unter einer nördlichen bis nordwestlichen Höhenströmung, die T850 größtenteils
zwischen 0 und 5 Grad hält. Nur im Südwesten liegt sie etwas darüber. Die
Strukturen aus der Höhe lassen sich so auch auf den Boden übertragen. Über dem
Nordosten und Osten liegen noch die Reste einer Okklusion des polnischen Tiefs,
die dort für etwas Regen sorgen. Im Tagesverlauf „schummelt“ sich ein
kleinräumiges, vor allem in der Höhe ausgeprägtes Tief um das Islandhoch herum
südwärts zur Nordsee und wird in die Zirkulation des Polentiefs aufgenommen.
Letzteres kippt dadurch von einer anfänglich eher meridional orientierten in
eine zonale Ausrichtung. In der Folge intensivieren sich die geringen
Niederschläge im Nordosten und Osten etwas und nehmen vermehrt Schauercharakter
an. Ganz vereinzelt ist vielleicht sogar ein Blitz dabei. Im großen Rest des
Landes bleibt es dagegen meist trocken.

Am Montag zieht das polnische Höhentief nach Osteuropa. Das ursprünglich
einverleibte kleinräumige Tief ist schon wieder auf Trennungskurs und zieht
langsam Richtung Ärmelkanal, während sich das atlantische Cut-Off-Tief ostwärts
aufmacht und abends mitten über der Iberischen Halbinsel liegt. Kurzum: Das
Omega bekommt ganz schön Schlagseite. Am Boden lässt das Osteuropatief von
Norden her eine Front auf Deutschland übergreifen. Warmluftadvektion sorgt dabei
im Norden für skaligen Regen, der zwar nicht allzu üppig ausfällt, aber
angesichts der Trockenheit nimmt man natürlich, was man kann. Im Westen hofft
man dagegen auf das kleinräumige Höhentief und den damit verbundenen ein oder
anderen Schauer.

Am Dienstag versucht das isländische Höhenhoch einen Keil zwischen den
Höhentiefs über Ost- und Westeuropa zu treiben, um so eine Brücke zu einem
Mittelmeerrücken herzustellen, der sich vorderseitig des iberischen
Cut-Off-Tiefs aufwölbt. Zu letzterem nimmt nun das westeuropäische Höhentief
Kontakt auf, indem es südwärts zu den Pyrenäen zieht. Der Potenzialanstieg über
Norddeutschland lässt die Niederschläge vom Vortag rasch abklingen. Im äußersten
Südwesten könnten dagegen einzelne Schauer und Gewitter aufziehen, denn mit dort
zunehmend auf Südwest drehender Strömung gelangt wieder deutlich feuchtere und
wärmere Luft in die Region (T850 > 10 Grad).

Bis Donnerstag zieht des kleinräumige Höhentief, in dem das ehemalige
Cut-Off-Tief aufgeht, von den Pyrenäen nach Norditalien. Die feuchtwarme Luft
kommt nordwärts voran und „flutet“ die Südhälfte Deutschlands, in der sich
schauerartige und gewittrige Regenfälle entwickeln. Örtlich besteht dabei die
Gefahr vor (mehrstündigem) Starkregen. Im Norden bleibt es unter
Hochdruckeinfluss dagegen trocken. Das isländische Höhenhoch wird von einem
atlantischen Rücken aufgenommen und über Nordosteuropa kommt es zu einem
neuerlichen Trogvorstoß Richtung Süden. Dazwischen gelangt mit nördlicher
Strömung ein Schwall Polarluft bis nach Mitteleuropa, von dem auch der Nordosten
unseres Landes angekratzt wird, wo T850 in den leicht negativen Bereich rutscht.

Noch ein kurzer Blick in die erweiterte Mittelfrist: Demnach würde das
Norditalientief in den stark positiv geneigten Nordosteuropatrog aufgenommen
werden. Demgegenüber kippt der atlantische Rücken und verläuft über die
Britischen Inseln hinweg bis ins südliche Skandinavien. Während im Südosten also
noch schauerartige Regefälle zu erwarten wären, würde es im großen Rest des
Landes unter Hochdruckeinfluss trocken bleiben bei einem insgesamt kühlen bis
mäßig warmen Temperaturniveau.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des 00-UTC-Laufs vom heutigen Donnerstag kann als ziemlich gut
angesehen werden, bezogen auf die großräumigen Strömungsmuster. Im Detail
ergeben sich dann aber doch mitunter größere Unterschiede, vor allem was die
Niederschlagsentwicklung angeht. Verantwortlich dafür sind besonders
Unsicherheiten hinsichtlich der genauen Position/Zugbahn des kleinräumigen,
westeuropäischen Höhentiefs und dessen späterer Interaktion mit dem Cut-Off-Tief
über der Iberischen Halbinsel.

Zu den Hauptfragen zählt zum Beispiel, wie weit der am Montag auf den Norden
übergreifende Regen nach Süden und Westen vorankommt. Ähnlich sieht es mit den
schauerartigen/gewittrigen Regenfällen über Südfrankreich und Norditalien aus,
wo noch nicht wirklich klar ist, wie weit sie ab Wochenmitte auf Deutschland
übergreifen. Hier ist der aktuelle IFS-Lauf deutlich forscher (Südhälfte) als
die beiden Vorgänger (äußerster Süden/südlich der Donau).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnliches wie für die Konsistenz gilt auch für den Vergleich mit anderen
Globalmodellen (ICON, GFS, UK10). Auffällig ist, dass GFS und UK10 das Höhentief
über Polen erst am Dienstag und damit einen Tag später ostwärts abziehen lassen,
was wettertechnisch aber wohl keinen großen Einfluss haben soll. ICON verfolgt
zwar eine ähnliche Variante wie IFS, lässt ausgehend vom Höhentief einen scharf
konturierten Trog bis in den Süden Deutschlands hineinragen. Im Südosten wären
dann einzelne Gewitter möglich.
Zudem wird die genaue Entwicklung des kleinräumigen Höhentiefs über Westeuropa
im Detail sehr unterschiedlich prognostiziert, was natürlich auch direkten
Einfluss auf die Niederschlagsentwicklung hat. Erwähnenswert ist jedoch, dass
alle Modelle ab Wochenmitte schauerartige Regenfälle (irgendwo) in
Süddeutschland im Programm haben, während der Norden trocken bleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die beschriebene Entwicklung des IFS-Hauptlaufs lässt sich in den Rauchfahnen
für verschiedene deutsche Städte insgesamt recht gut wiederfinden: Während in
der Nordosthälfte am Sonntag und Montag eine zwar auf geringem Niveau aber
dennoch vorhandene Aktivität bei den Niederschlagsprognosen zu erkennen ist,
nehmen die Ausschläge im Süden besonders ab Mittwoch deutlich zu. Dazwischen
(also vor allem in Teilen der Mitte) könnte es dagegen über die gesamte
Mittelfrist über trocken bleiben…
In Sachen Temperaturniveau ist bis etwa Mittwoch mit einem bundesweiten Anstieg
zu rechnen, ehe es danach tendenziell wieder bergab geht (im Norden mehr als im
Süden), wenngleich der Spread und damit die Unsicherheiten deutlich zunehmen.

Das Clustering von Sonntag bis Montag bietet stolze sechs Gruppierung an, die
allesamt dem Blocking-Regime angehören, aber kaum sichtbare Prognoseunterschiede
anbieten. Der Teufel steckt auch hier im Detail, vor allem was das Höhentief
über Polen und dessen Interaktion mit dem aus Norden ankommendem kleinräumigen
Höhentief angehen.
Von Dienstag bis Donnerstag wurde ordentlich aufgeräumt, sodass nur noch zwei,
recht gleichverteilte Lösungen vorhanden sind. Dabei wechseln beide im Verlauf
von Blocking zu Atlantic Ridge. Cluster 1 hat das Richtung Norditalien ziehende
Höhentief etwas kräftiger im Programm, ansonsten sind auch hier keine größeren
Unterschiede zu sehen. Der Haupt- und Kontrolllauf sind in Cluster 2
angesiedelt.
In der erweiterten Mittelfrist sind es schließlich wieder vier Cluster, die zwar
ebenfalls alle in einen Mix aus Atlantic Ridge und Blocking einzuordnen sind,
nun aber doch ein paar mehr Unterschiede offenlegen. Letztlich zeigen nur
Cluster 2 und 3(15 und 10 Member, Haupt- und Kontrolllauf in C2) ein
nachhaltiges Übergreifen des atlantischen Rückens (in C3 etwas schwächer
ausgeprägt). C1 (20 Member) belässt zumindest die Osthälfte im Einflussbereich
des skandinavischen Troges. C4 (6 Member) zeigt als Außenseiterlösung einen
Trogvorstoß vom Nordmeer über Frankreich bis in den westlichen Mittelmeerraum.

FAZIT: Es darf auf Regen gehofft werden – am Sonntag und Montag in der
Nordosthälfte, ab Wochenmitte dann im Süden, wo regional auch mal etwas mehr
zusammenkommen kann. Hinsichtlich einer genaueren Regionalisierung gibt es aber
durchaus noch größere Unterschiede. Vor allem über Teilen der Mitte könnte es
auch über die gesamte Mittelfrist hinweg trocken bleiben. In der zweiten
Wochenhälfte könnte sich von Westen her wieder hoher Luftdruck breitmachen. Wie
weit dieser ostwärts vorankommt und wie nachhaltig er sein wird, ist aber noch
ziemlich unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Liste markanter Wettererscheinungen ist recht übersichtlich und beschränkt
sich fast ausschließlich auf Gewitter, die am Sonntag in der Nordosthälfte und
am Montag im Südosten vereinzelt mit „gering wahrscheinlich“ zu betiteln sind.
Auch wenn lokaler Starkregen und kleinkörniger Hagel nicht komplett
ausgeschlossen sind, dürften die Gewitter größtenteils mit „gelb“ abgewarnt
werden.
Zur Wochenmitte nimmt dann im Süden die Gefahr von örtlichem (evtl. sogar
mehrstündigem und ungewittrigem) Starkregen zu.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON (-EPS), GFS, UK10, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz