#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 14.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.05.2025 um 10.30 UTC
Hochdruckrandlage mit zarten Niederschlagsoptionen – vor allem im Osten.
Insgesamt aber Fortdauer der Trockenheit ohne große Temperaturänderungen.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.05.2025
Zugegeben, als Bayer Leverkusen Fan war es aus gestriger Sicht weitaus
interessanter, sämtliche Transfernews zu Florian Wirtz zu verfolgen (Treffen
seiner Eltern mit Verantwortlichen von Manchester City, angebliche mündliche
Zusage und Vorverträge in München, holt ihn Alonso als neuer Trainer gleich mit
zu Real Madrid?), als sich in der festgefahrenen Wetterlage durch die
Mittelfrist zu „klickern“. Doch wie so häufig steckt der Teufel im Detail und so
ergeben sich nach Durchsicht der Morgenläufe tatsächlich kaum mehr für möglich
gehaltene Niederschlagsoptionen sogar für die Westhälfte Deutschlands. Kommt der
dringen benötigte Regen also doch und gar früher als erwartet? Eine Einordnung
dazu erfolgt in den kommenden Abschnitten…
Starten wir zunächst einmal mit dem Samstag, der das aus den vergangenen Tagen
allseits bekannte Zirkulationsmuster aus der Kurzfrist nahtlos übernimmt. Dabei
sei als Hautakteur weiterhin der umfangreiche, weit nach Norden ausgreifende
Atlantikblock genannt, der von der den Britischen Inseln bis nach Ostgrönland
reicht. Omegaförmig, und damit grundlegend langlebig, flankiert wird er von
Höhentiefs über der Labradorsee im Westen und einem weiteren Höhentiefkomplex
über dem Baltikum, Polen und dem Balkan. Daraus resultiert demnach eine
nördliche Strömung, die vor allem im Osten Deutschlands leicht zyklonal geprägt
ist, wohingegen im Westen Hochdruckeinfluss dominant bleibt. Immerhin umspannt
das Hoch TABEA mit über 1030 hPa weite Bereich der Norwegischen See, der
Tiefdruckeinfluss über Polen liegt bei rund 1010 hPa, was sich gerade östlich
der Elbe doch in einem lebhaften, stark böigen Wind äußert. Die eingesteuerte
Luftmasse aus Skandinavien mit polarem Ursprung ist naturgemäß feuchtetechnisch
limitiert und teilweise auch schon gealtert. Deren Labilisierung ist aber
zumindest im Osten und mit Abstrichen auch im Norden und an den Alpen groß
genug, um etwas ML CAPE und lokale Schauer zu induzieren. Ein flacher Randtrog
in der Höhe, der im Tagesverlauf von Nord nach Süd durchschwenkt, liefert
diesbezüglich auch noch leichte Unterstützung. Großartige Summen in der Fläche
sind jedoch nicht zu erwarten. Skalige Niederschläge im Zuge der rumgeholten
Okklusion verbleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit östlich des
Vorhersagegebietes. Bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken liegen die
Höchstwerte meist zwischen 15 und 20 Grad, im Westen und Südwesten lokal auch
leicht darüber.
Am Sonntag schwenkt der nördliche Teil des Höhentiefkomplexes entgegen dem
Uhrzeigersinn vom Baltikum über Südschweden im Tagesverlauf nach Norddeutschland
und zeigt in der Folge erste Abtropftendenzen nach Südwesten. Daraus ergibt sich
zwar mit dem Tagesgang auch im Westen Deutschlands die Chance auf einzelne
Schauer oder sogar vereinzelte Gewitter. Die Luftmasseneigenschaften, die
trockene Vorgeschichte nebst ausgetrockneter Böden und Grundschicht sowie die
bodennah nach wie vor antizyklonal geprägten Strukturen sprechen aber gegen eine
verbreitete Auslöse. So wird es wohl nur ehr lokal mal nass mit allenfalls
wenigen Litern auf den Quadratmeter, was am ehesten in den westlichen
Mittelgebirgen auftreten dürfte. Insgesamt höher bleibt die Schauerneigung
weiterhin in der Osthälfte, wenngleich auch dort keine nennenswerten
flächendeckenden Niederschläge zu erwarten sind. Bei den Temperaturen tut sich
wenig, die Nächte bleiben weiterhin frisch mit einstelligen Werten. Dort, wo es
einmal länger aufklart, ist Frost in Bodennähe weiterhin möglich.
Zum Start der neuen Woche tropft der westliche Troganteil voraussichtlich
Richtung Benelux und Frankreich südwestwärts ab. Das latente Schauerrisiko
bleibt damit zunächst für nahezu das gesamte Bundesgebiet erhalten, wenngleich
man nirgendwo wirklich fest mit Regenfällen planen kann. Zugegebenermaßen sehr
unbefriedigend, aber nicht zu ändern. Für den äußersten Nordosten und Osten sind
auch – je nach Modell und Lauf – immer mal wieder schwache Aufgleitprozesse in
der Verlosung. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist in den EPS’en aber gering bzw.
bleiben die Raten dabei nur sehr schwach. Vom Schwarzen Meer wird zumindest
recht kontinuierlich Warmluft mit einbezogen, die aber auf so weitem Bogen zu
uns gelangt, dass sie selbst in höheren Luftschichten dann schon weitestgehend
aufgebraucht ist. Unter anderen Voraussetzungen haben ich aus solchen Lagen
schon Hochwassersituationen für Elbe ergeben. Davon sind wir dieses Mal weit
entfernt. Für viele von uns wird sich deshalb in letzter Konsequenz am Wetter
der Vortage kaum etwas ändern.
Zur Wochenmitte kann sich der Keil des Nordmeerhochs nach erfolgtem Abtropfen
des Höhentiefs wieder kräftigen, was zu einer Zunahme der ohnehin nicht
unwesentlichen Sonnenanteile führt und auch die Temperaturen etwas ansteigen
lässt. Inwiefern eine kräftige Zyklogenese über dem westlichen Mittelmeerraum
für den Süden Deutschlands dann noch relevant wird, ist noch sehr unsicher.
Fakt ist aber, dass die Mehrzahl der Modelle für die erweiterte Mittelfrist eine
allmähliche Umstellung der Großwetterlage andeuten mit einer deutlich höheren
Atlantikaktivität und dem allmählichen Aufbruch des Blockings.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der Atlantikblock steht, aber die exakte Trogkonfiguration über dem östlichen
Mitteleuropa bereitet doch arge Probleme. So ist die Variante mit dem Abtropfen
des Randtroges nach Südwesten zum Montag erst mit dem 12z Lauf gestern so
richtig auf dem Schirm. Sonst sind die kleineren Unterschiede bis einschließlich
Mittwoch weniger von Bedeutung.
Inwiefern eine kräftige Zyklogenese über dem westlichen Mittelmeerraum für den
Süden Deutschlands danach relevant wird, ist noch sehr unsicher. Die
Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Haupteinfluss auf den westlichen
Mittelmeerraum, Südfrankreich und die Gebiete südlich des Alpenhauptkammes
begrenzt bleibt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wie so häufig: Was für die Konsistenzbetrachtung gilt, gilt auch für den
Modellvergleich. IFS hat bezüglich der Trogkonfugarion am Sonntag die schärfste
und westlichste Variante im Gepäck. ICON weist einen zeitlichen Versatz von etwa
+12h auf, simuliert den Randtrog S0 12z noch über Skandinavien. Dafür zeigt ICON
am Montag die Aufgleitniederschläge am westlichsten und dann würde sogar der
Norden Deutschlands von etwas Regen profitieren.
Die grundlegenden Strömungsmuster sind aber bei allen ähnlich.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Temperaturkurven sind vergleichsweise unspektakulär, pendeln jeweils recht
gut gebündelt im niedrigen einstelligen Bereich in 850 hPa. Damit ist klar, dass
selbst bei optimaler Durchmischung bei rund 20°C in vielen Regionen das
Tagesmaximum zu erwarten ist. Zur Mitte der nächsten Woche macht sich landesweit
ein leichter Anstieg bemerkbar bis nahe 10°C, womit Sommertage > 25°C wieder
näher rücken. Inwiefern danach aber ein rascher Abfall erfolgt, ist komplett
unsicher, er Spread geht ab Mi enorm auseinander.
Und die wichtigste Frage nach den Niederschlägen: Nun, wenn man ehrlich ist,
muss an angesichts der Diagramme von Norderney, Essen, Hannover, Trier und
Freiburg feststellen, dass in der Westhälfte nicht viel zu holen sein dürfte,
trotz schwacher Signale ab Sonntag. Dies geht aber ersten nur von wenigen
Membern aus und zweitens sind die Mengen auch meist im „Kommabereich“. Selbst im
Osten sind mit viel Wohlwollen kaum mehr als 1 bis 3 l/qm binnen 24 Stunden in
der Fläche zu erwarten. Aufgrund des konvektiven Niederschlagscharakters muss
man dort hoffen, dass es wenigstens lokal mal den ein oder anderen „Volltreffer“
gibt.
Für den Zeitraum Di/Mi kommende Woche ist ein neuerliches Niederschlagsminimum
zu erkennen, bevor die Signale im Anschluss wieder zaghaft zunehmen.
CLUSTER:
Während bis Mittwoch nächster Woche noch das Blockingregime regiert, wird das
Blocking in der Folge langsam aufgesplittet zwischen Hudson Bay und Azoren. Das
erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Aufleben des Atlantiks. Im Laufe der
erweiterten Mittelfrist steigt damit Richtung Monatsende die
Niederschlagsneigung deutlich an. Auch Lösungen mit Trog Mitteleuropa
(Starkregegefahr!) sind vertreten, wenngleich in der Unterzahl.
FAZIT:
Für alle diejenigen, die auf endlich auf Regen hoffen, heißt es weiterhin:
Durchhalten! Zwar ergeben sich etwas überraschend am So/Mo vorübergehend auch in
der Westhälfte zarte Optionen auf lokale Schauer, die aber voraussichtlich nur
sehr vereinzelt auftreten. Selbst im Osten, wo die Niederschlagsneigung
insgesamt bis Montag deutlich höher ist, wird es angesichts des konvektiven
Charakters und der beteiligten Luftmasse kaum zur Linderung der Trockenheit
reichen. Die Hoffnung liegt auf einer (nachhaltigen?) Umstellung der
Großwetterlage zum Monatsende hin. Bei den Temperaturen tut sich insgesamt
wenig.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Samstag sind an der vorpommerschen Ostseeküste sowie in den östlichen
Mittelgebirgen vorübergehend stürmische Böen (Bft 8) aus nördlichen Richtungen
nicht ausgeschlossen.
Auch in Schauernähe können diese in der Osthälfte auftreten.
Sonst sind bis Mitte nächster Woche keine markanten Wettererscheinungen zu
erwarten.
Die anhaltende Trockenheit dürfte im Osten kaum gelindert werden, sich sonst
höchstwahrscheinlich weiter verschärfen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen