SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.05.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im äußersten Südwesten anfangs einzelne markante Gewitter mit Starkregen.

Sonst keine markanten Wettererscheinungen, von der Ostsee bis zum Erzgebirge in
der kommenden Nacht aber lokal leichter Frost.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … dreht sich vor der Westspitze der Bretagne ein hochreichendes Tief.
Der Höhenkern liegt dabei weitgehend lotrecht über dem Bodenkern, was für ein
nahendes Ende der Tiefdruckaktivität spricht. Bis dahin gehen zwar noch ein paar
Tage ins Land, aber wenn man ICON Glauben schenkt, dann geht es in der Nacht mit
dem Kerndruck schon etwas hoch, nämlich von etwa 1008 auf 1009 hPa. Das ist
natürlich keine bombastische Veränderung, da ist es schon interessanter, dass
das Tief sich auch ein wenig nach Westen und somit von uns wegbewegt. Wenn man
dazu noch im Hinterkopf hat, dass die mit dem Tief in Verbindung stehende
Luftmassengrenze heute noch den äußersten Südwesten und Süden tangiert, dann
kann man nicht ganz unberechtigter Weise annehmen, dass dieses „Tangieren“ bald
der Vergangenheit angehört.

Tatsächlich wird die etwas labilere und feuchtere Luft dort in der Nacht etwas
nach Westen abgedrängt. Der Grund dafür ist ein Höhenhoch über dem Nordatlantik,
welches sich von Nordwesten her bis zur Nordsee ausweitet. Dieses Höhenhoch ist
Teil einer etwa halbkreisförmig gebogenen Hochdruckzone, die, vom zentralen
Atlantik ausgehend, in einem weiten Bogen südlich an Island vorbeilaufend bis in
den Bereich der Alpen und des westlichen Mittelmeeres reicht. Damit stützt die
Hochdruckzone einen großräumigen Bereich hohen Luftdrucks, in dem sich
einerseits Hoch TABEA (Seegebiet südlich von Island und westlich von Irland),
andererseits aber auch Reste des vorherigen Hochs SIMONE II über der nördlichen
Nordsee und SIMONE III über der westlichen Ostsee tummeln. Der bis in den Süden
und Südwesten reichende Druckanstieg macht den Gewittern über dem äußersten
Süden und Südwesten (neben dem Tagesgang) den Garaus, und im Zuge dieser
Prozesse sortieren sich auch die verschiedenen Hochdruckkerne neu. Am Morgen hat
TABEA das Seegebiet zwischen Island und Schottland erreicht, SIMONE II klopft
über der südlichen Nordsee an und SIMONE III gefällt es in Südpolen. Man kann an
der nunmehr weiter südlich liegenden „Perlenkette“ von Hochs ablesen, dass die
Divergenzachse des Hochs den Nordosten unseres Landes erreicht hat. Dort ist ob
des praktisch komplett einschlafenden Windes am ehesten mit Nebel zu rechnen,
allerdings ist die Luftmasse staubtrocken, also wird es nix mit Warnungen
werden. Dazu kommt noch eine geringe Chance auf Nebel im Südwesten, wenn dort am
heutigen Nachmittag durch einen Schauer oder ein Gewitterchen die Grundschicht
angefeuchtet wurde. Ansonsten ist die Nacht verbreitet gering bewölkt oder klar,
was entsprechende Auskühlung nach sich zieht. Im Osten, genauer zwischen Ostsee
und Erzgebirge, wo 850er Temperaturen nahe null eine kühle Luftmasse erkennen
lassen, kann es lokal leichten Frost bis -1°C geben. Ansonsten liegen die Minima
bei 10 bis 2°C mit den höchsten Werten im Westen. Frost in Bodennähe tritt in
der Osthälfte häufiger, teils aber auch im Norden und der Mitte auf.

Dienstag … verlagert sich Hoch TABEA nur noch wenig nach Osten. In 500 hPa
nimmt es eine Position zwischen Schottland und Island ein und von dort weist ein
kräftiger Rücken bis zu den Alpen und nach Oberitalien. Im Bodendruckfeld
befindet sich TABEA am Abend mit seinem Zentrum von etwas über 1025 hPa über dem
Seegebiet zwischen Island, Schottland und Südnorwegen. Davon ausgehend erstreckt
sich ein breite Hochdruckbrücke ins östliche Mittelmeer und zum Schwarzen Meer.
Auf der Südflanke des Hochs driftet das Bretagnetief ganz langsam über die
nördliche Biskaya hinweg nach Westen, wodurch der zaghafte Einfluss auf unseren
Raum wohl endgültig versiegt. So die Modelle denn überhaupt noch Signale für
Schauer über dem Südschwarzwald haben sind diese sehr zurückhaltend –
verständlich bei PPW-Werten bis 12 mm, spezifischer Feuchte unter 5g/kg oder
CAPE-Werten von knapp unter 50 J/kg (alle Daten nach ICON-EU). Ansonsten ist
niederschlagstechnisch sowieso nix zu erwarten. In den Norden und Nordosten
ziehen am Rande eines osteuropäischen Langwellentroges ein paar hohe und
mittelhohe Wolken, obwohl die Höhenströmung insgesamt eine antizyklonale
Krümmung aufweist, dazu können sich insbesondere über den Mittelgebirgen auch
mal flache Quellungen bilden. Das bedeutet in der Summe wieder einen sehr
sonnigen, oft auch wolkenlosen Tag. Im Osten werden meist um 20°C angepeilt,
wobei es an den Küsten nur knapp über 15°C werden. Am Niederrhein werden es
dagegen 25, eventuell auch 26°C werden. Der Wind legt im Tagesverlauf auf, ohne
warnwürdig zu werden. Er kommt zumeist aus östlichen Richtungen, im Nordosten
dreht er allmählich auf Nord.

In der Nacht zum Mittwoch kräftig sich TABEA auf knapp über 1030 hPa im Zentrum,
welches zum Datumswechsel knapp nordwestlich der Färöer zu finden ist. Auf
seiner Südostflanke zieht ein kleines Randtief von Südschweden in Richtung
südöstliche Ostsee, das schon am Tage den Nordosten, nunmehr aber sogar die
gesamte Nordosthälfte und Teile der Mitte mit hohen und mittelhohen
Wolkenfeldern versorgt. Das Ganze geht aber leider trocken über die Bühne, dafür
bleibt es mit 11 bis 1°C milder als in den Vornächten. Auch in den übrigen,
wolkenarmen bis wolkenlosen Regionen dürfte Luftfrost nur noch ganz vereinzelt
auftreten, wohingegen der Frost in Bodennähe im Süden und auch in ungünstigen
Mittelgebirgslagen nicht aufgibt.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … dominiert weiter hohes Geopotential, über dem Nordosten wird die
Höhenströmung aber allmählich zyklonaler, was einem kräftigen Höhentief
geschuldet ist, dass bis zum Donnerstagmorgen von Lappland bis ins südliche
Baltikum vorankommt. Das zugehörige kleine Bodentief wandert von der
südöstlichen Ostsee nach Belarus, im Tandem schieben sie kühle Luft in den
Nordosten (T 850 am Donnerstagmorgen in Vorpommern unter -2°C). Der Tag bleibt
trocken, in der Nacht bestehen geringe Chancen, das vom Stettiner Haff bis zum
Erzgebirge in Verbindung mit einer schwachen Kaltfront mal ein paar Tropfen
fallen. Tagsüber steigen die Temperaturen an der Küste auf Werte um 16°C,
ansonsten im Norden auf etwa 20°C, die übrigen Gebiete spannen etwa eine Range
von 22 bis 26°C auf. Nachts ist es frostfrei bei 9 bis 4°C, wobei dies im
Nordosten bei einströmender Polarluft dem lebhaften Wind und der damit
verbundenen Turbulenz zu verdanken ist. Der Wind macht auch am Tage schon auf
sich aufmerksam, der weht im Norden sehr lebhaft, zu warnwürdigen Böen Bft 7
wird es aber wohl nur lokal reichen. Da der Wind aber im Süden nicht greift, ist
dort eventuell in ungünstigen Lagen wieder mit Frost in Bodennähe zu rechnen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die Abläufe der kommenden Tage recht ähnlich.
Unterschiede deuten sich z. B. beim Wind am Mittwoch/Nacht zum Donnerstag an
(UK10 kräftiger als IFS und das wiederum kräftiger als ICON). Auch bezüglich der
möglichen geringen Niederschläge in der Nacht zum Donnerstag im Osten gibt es
unterschiedliche Lösungsvorschläge (wovon keiner die gewünschten und erhofften
kräftigen Niederschläge bringt). Letztendlich haben die Modellunterschiede auf
die Warnstrategie keinen Einfluss.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas