#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 04.05.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.05.2025 um 10.30 UTC
Im Süden anfangs regnerisch, im Osten zeitweise leicht unbeständig, sonst
zunehmend ruhiges und sonniges Hochdruckwetter, langsam wärmer, anfangs vor
allem im Südwesten und Bergland windig.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.05.2025
Der mittelfristige Zeitraum wird entsprechend des IFS-EPS von antizyklonalen und
somit hohem Luftdruck geprägt. Demnach soll sich am Mittwoch ein Wechsel von der
Wetterlage Hoch Nordmeer zyklonal hin zu Hoch Nordmeer-Fennoskandien
antizyklonal vollziehen. Die Wetterlage soll dann bis zum Ende der Mittelfrist
dominierend sein, wenngleich im Verlauf weitere antizyklonale Wetterlagen wie
Na, BM, oder HNa im EPs auftauchen und einzelne Member vereinen. Die Anzahl an
Mitgliedern, welche die zyklonale Wetterlage HNFz beschreiben sinkt dabei. Doch
wo ordnet sich der Hauptlauf ein?
Der det. IFS-Lauf von 00 UTC zeigt zum Start in den mittelfristigen Zeitraum ein
Höhenhoch zwischen Island und den Britischen Inseln sowie einen Trog, der von
Nordosteuropa südwestwärts bis in den zentralen und westlichen Mittelmeerraum
reicht. Bodennah spannt das Höhenhoch korrelierend eine Hochdruckzone auf, die
vom Nordostatlantik über die Britischen Inseln und die Nordsee hinweg bis ins
westliche Skandinavien liegt. Gleichzeitig stützt der Trog einen
Tiefdruckbereich über nahezu dem gesamten Mittelmeerraum sowie Osteuropa. In die
Tiefdruckzone sind dabei zahleiche kleine Tiefs eingelagert, die dort für viel
Wirbel sorgen. Über Deutschland dominieren gleichzeitig noch hochreichend,
überwiegen leicht zyklonale Strömungsbedingungen. Für Hebung sorgen von den
Vogesen bis nach Oberbayern Tiefs über dem Alpenraum (Aufgleiten) sowie leicht
konvergente Strömungsbedingungen über der Mitte des Landes. Entsprechend kann es
in und um de Alpenraum länger, schauerartig verstärkt regnen. Über die Mitte
hinweg wären nach dem IFS wiederholt einzelne, wohl wenig intensive Schauer
möglich. Das gesamte Wettergeschehen spielt sich weiter bei recht moderaten
Temperaturen ab. In 850 hPa liegen die Werte zwischen -2 Grad im Nordosten und
bis 7 Grad direkt an den Alpen. Der Wind weht meist schwach bis mäßig au
Nordost, kann aber im Südwesten stark böig auffrischen (Bise).
Der Wind mit den entsprechende potentielle Windböen (Bft 7) sowie einzelne
Sturmböen auf den Süddeutschen Gipfeln wäre auch der einzigen Warnparameter.
Zudem ist zumindest der Bodenfrost in Teilen des Ostens und Nordostens noch
einen Hinweis wert. Ob für die höheren Lagen der Alpen eine Warnung vor leichtem
Schneefall nötig wird, muss kurzfristig entschieden werden.
Am Donnerstag bildet sich in der Höhe über West- und Zentraleuropa nahezu ein
High over Low Situation auf. Während vom Nordostatlantik bis nach Norwegen das
Höhenhoch auftrumpft, bleibt von den Azoren über die Iberische Halbinsel, West-
und Mitteleuropa bis nach Nordosteuropa das tiefe Geopotential dominierend. Am
Boden bleibt die Verteilung wenig verändert. Der großräumigen Hochdruckzone über
Nordwest- und Nordeuropa steht der Tiefdrucksumpf über dem Mittelmeerraum
gegenüber. Da sich vor allem über Norditalien der tiefe Luftdruck stärkt und
dort zwei kleine Tiefs wirbeln, können die Aufgleitniederschläge auch
hierzulande über die Alpen hinweg etwas weiter nach Norden ausgreifen und fast
bis in die Mosel-Main-Schiene reichen. Zudem sorgt ein Trog, dessen Achse über
den Osten hinweg schwenkt, durch PVA von der Ostsee her vor allem in den
Regionen östlich der Elbe für einzelne Schauer. Über der nördlichen Mitte hinweg
ist dagegen kompensierendes Absinken zu verzeichnen. Die Temperaturen bleiben
moderat und erreichen in 850 hPa von Nordost nach Südwest Werte zwischen -4 und
+4 Grad. Bodennah ist aber durch die zunehmenden Sonnenanteile ein leichtes
Ansteigen der Höchstwerte zu verzeichnen, sodass im Westen örtlich wieder die
20-Grad-Marke fallen könnte.
Aus Warnsicht ist nur der leichte Schneefall in den höheren Alpen interessant.
Der böig auffrischende Wind in den Hochlagen der Mittelgebirge sollte noch
unterhalb der Warnschwelle liegen oder in den Bereich der Einzelfallentscheidung
fallen. Erwähnenswert bleibt dann weiter der Bodenfrost, der vor allem im Osten
gebietsweise auftreten kann.
Am Freitag kann der Rücken über den Britischen Inseln den Trog von der Nordsee
her langsam südwärts schieben. Zudem gibt es in dem Schlauch von tiefem
Geopotential nun einige Sollbruchstellen bzw. Rückenanteile. Resultierend kann
sich das zum Rücken korrelierende Hoch am Boden langsam in de Nordsee verlagern
und weite Teile Deutschlands zumindest bodennah antizyklonal prägen. Ansonsten
hat die Tiefdruckzone von den Azoren und die Iberische Halbinsel und den
Mittelmeerraum hinweg bestand. Daher bleibt auch der Süden Deutschland noch im
Einflussbereich von Tiefs über Norditalien. Entsprechende Aufgleitniederschläge
prägen dort somit weiter das Wetter. Zudem kann der durchschwenkende Trog im
Osten östlich der Elbe nochmals einzelne Schauer hervorbringen. Im Rest des
Landes macht sich aber der Hochdruckeinfluss schon mit viel Sonnenschein
bemerkbar. Allerdings sind die Temperaturen in 850 hPa weiter sehr moderat
unterwegs. Auf der Ostflanke des Hochs kann von Norden bzw. Nordosten nochmals
ein Schwall kühlere Luft nach Deutschland gelangen, sodass die Werte in 850 hPa
nur zwischen -5 und +3 Grad liegen. Bodennah kann allenfalls die schon recht
starke Sonne die Temperaturen zum klettern bewegen und im Westen und Nordwesten
teils über die 20-Grad-Marke schieben. Unter den Regenwolken im Süden sind aber
kaum 16 Grad möglich.
Als potentieller Warnparameter ist höchstens der Wind auf der Agenda. Ob der
teils kräftige und stark böige Nordostwind jedoch in den Hochlagen oder
exponierten Tallagen warnwürdig (Windböen Bft 7) wird, ist derzeit noch nicht
absehbar. Nacht bleibt weiter der Bodenfrost ein Thema, der nun vor allem den
Süden und Südosten örtlich besuchen könnte.
Am Samstag und Sonntag kann sich vom westlichen Mittelmeerraum ein Rücken
nordwärts aufbäumen und über der Nordsee ein Höhenhoch induzieren. Gleichzeitig
schwenkt der Trog mit seiner Achse etwas nach Osten und amplifiziert sich nach
Süden bis in den östlichen Mittelmeerraum. Westlich des Rückens wirbelt zudem
ein hochreichender Tiefdruckkomplex über dem Ostatlantik. Bodennah korreliert
der Rücken mit einer Hochdruckzone vom Nordostatlantik über die Nordsee hinweg
bis nach Skandinavien und kann dabei über Italien einen Ast nach Süden setzen.
Während der Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa nun warme Subtropikluft
nordwärts transportiert, wird auf der Ostflanke des Hochs über Nordosteuropa und
der Ostsee kalte Polarluft südwestwärts geschoben. Nach derzeitigem Stand könnte
die Luftmassengrenze über dem Osten von Deutschland liegen. Dort würden die
konvergenten Bedingungen zusammen mit PVA der zyklonal geprägten Strömung
ausreichend Hebung induzieren, dass in der Nordosthälfte schauerartige
Niederschläge auftreten würden. Nach Südwesten zu wäre dagegen Hochdruckeinfluss
wetterbestimmend. Vor allem am Samstag würde nahezu landesweit die Sonne
scheinen, nur direkt an den Alpen besteht ein geringes Schauerrisiko. Am Sonntag
gibt es bevorzugt im Osten noch die beschriebene Unbekannte, während an den
Alpen weiter einzelne Schauer nicht ausgeschlossen wären.
Aus Warnsicht würde kaum etwas anstehen. Für eine Einordnung potentieller,
konvektiv geprägter Niederschläge im Osten am Sonntag ist es noch zu früh. Der
Wind sollte nur auf einzelnen Alpengipfeln in Böen stürmisch daherkommen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe kann bis einschließlich Donnerstag als sehr
gut bezeichnet werden. Sowohl in der Höhe als auch bodennah gibt es kaum
nennenswerte Abweichungen bei den großskaligen Strukturen. Auch im Detail sind
die Unterschiede gering. Ab Freitag nehmen de Unterschiede deutlich zu. Während
der gestrige 00 UTC Lauf zum Samstag hin ausgehend vom zentralen Mittelmeerraum
noch einen markanten Rücken bis nach Norwegen und Schweden amplifizierte, lassen
die neueren Läufe die Rinne tiefen Geopotential länger bestehen. Zudem
verschieben die neueren beiden IFS-Läufe die Rücken-Trog-Kombination weiter nach
Westen. Resultierend kann am Freitag und Samstag der Trog über Osteuropa bei den
neusten Berechnungen noch den Nordosten und Osten von Deutschland tangieren,
während der gestrige 00 UTC-Lauf die Wetteraktivität erst über Polen sah.
Gleichzeitig liegt aber auch das potentielle Frontensystem über Westeuropa nun
signifikant westlicher ohne Einfluss auf das Wetter hierzulande.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bis Freitag die letzten Läufe
ausgehend vom Tiefdruckeinfluss südlich des Alpenhauptkamms homogen Regenfälle
von den Vogesen bis nach Ober- und dem südlichen Niederbayern. Ab Freitag lassen
die Niederschläge an den Alpen Lauf übergreifend nach. Dafür sind im Nordosten
und Osten geringe Niederschläge möglich, wenngleich diese mit den neueren Läufe
deutlich schwächer ausfallen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) simulieren die großskaligen
Geopotential- und Luftdruckverteilungen zum Start in den mittelfristigen
Zeitraum am Mittwoch und Donnerstag vergleichbar zum IFS.
Ab Freitag nehmen die Unterschiede zu. Demnach zeigen vor allem ICON und Uk10
den Trog über Polen, der beim IFS auch den Osten Deutschland tangiert östlicher
und somit mit noch weniger Einfluss auf das Wetter hierzulande. Nur GFS ist
ähnlich zum IFS unterwegs. Die Niederschläge im und im Umfeld des Alpenraums
haben auch alle Modelle im Programm. Allenfalls die nördliche Ausdehnung weicht
zeitweise von Modell zu Modell etwas ab.
Am Samstag stützt das UK10 die Entwicklung des IFS. Das GFS simuliert den Trog
über dem östliche Mitteleuropa intensiver, lässt diesen dafür deutlich
zurückhängen. Das ICON will von dem Trog fast nichts wissen und setzt dagegen
das Höhenhoch über Dänemark. Resultierend hat das ICON im Nordosten kaum
Niederschläge im Visier. Das GFS lässt die Niederschläge am weitesten nach
Westen ausgreifen, während sich IFS auf die Regionen östlich der Elbe
beschränkt, das UK10 liegt dazwischen. Am Sonntag weist das ICON insgesamt eine
etwas nach Osten geschobene Phase der Trog-Rücken-Trog-Kombi auf. Nach ICON
würde Deutschland abgesehen von geringem Geblubber an den Alpen komplett von
hohem Luftdruck profitieren. Das GFS mit dem schwächsten Rücken lässt dagegen
potentielle Niederschläge in Deutschland noch weiter als das IFS westwärts
vorankommen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Modelle bis einschließlich
Freitag das Wettergeschehen recht übereinstimmend zeigen. Am Wochenende gibt es
dann größere Unterschiede. Während ICON bei Hochdruckeinfluss sonnige und
trockene Bedingungen präsentiert, würde sich bei den anderen Modellen über der
Nordosthälfte eine Luftmassengrenze ausbilden und dort eher unbeständigeres
Wetter bringen. Warten wir es ab!
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen für die Temperatur in
850 hPa bis einschließlich Freitag einen stetigen, aber auch nennenswerten(4-6
Grad) sowie einen signifikant definierten Bereich der höchsten
Auftrittswahrscheinlichkeit. Der Hauptlauf liegt in dem beschreiben Zeitraum
recht mittig im Bereich der höchsten Wahrscheinlichkeit. Ab Samstag wird der
EPS-Raum deutlich aufgespannt (Spread 7-10 Grad). Auch der Bereich der höchsten
Auftrittswahrscheinlichkeit ist nicht mehr definiert, sondern eher verwaschen.
Der Hauptlauf tendiert im Verlauf zum oberen Drittel des EPS. Auffällig sind
zudem die wenigen Ausreißer am Freitag hin zu deutlich tieferen Temperaturen.
Beim Geopotential in 500 hPa weist ein recht geringer Spread bis einschließlich
Donnerstag auf eine gute Vorhersagegüte hin. Ab Freitag spannt sich aber auch
dort der EPS-Raum deutlich auf (20-25 hPa), wenngleich die Tendenzen der Member
vergleichbar sind. Auch beim Geopotential liegt der Hauptlauf zunehmend im
oberen Drittel des EPS-Raums.
Bei der Einordnung des IFS-EPS in Grundmuster wird für den ersten Zeitraum von
+72 bis +96h nur eine Lösung benötigt, um alle Unsicherheiten zu erklären.
Dieses Cluster startet mit dem Schema eines atlantischen Rückens und wechselt
zum Ende hin zum Blocking.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden drei Lösungen benötigt, um alle
Unsicherheiten im EPS-Raum zu beschreiben. Das erste und das dritte Cluster
weisen dabei komplett das Schema Blocking auf, die zweite Lösung wechselt vom
atlantischen Rücken zum Blocking. Der Haupt- und der Kontrolllauf liegen im
ersten Cluster, welches insgesamt über 25 Member verfügt. Analog zu den Schemata
weisen Cluster 1 und Cluster 3 viele Gemeinsamkeiten auf, wenngleich Cluster 3
den Trog über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa weniger stark nach Osten
schiebt als Cluster 1. Das zweite Cluster lässt das tiefe Geopotential insgesamt
stärker und länger. Demnach wird Deutschland noch über den gesamten beschrieben
Zeitraum vom Trog beeinflusst, sodass auch der bodennahe hohe Luftdruck noch
nicht richtig wirksam wird.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h beschreiben erneut drei
Lösungen die Unsicherheiten im EPS-Raum. Das erste Muster mit Haupt- und
Kontrolllauf und insgesamt 26 Member sowie die dritte Lösung werden dabei
komplett dem Schema eines atlantischen Rückens zugeschrieben. Die zweite Lösung
mit 18 Unterstützern zeigt dagegen komplett das Blocking. Die Schemata zeigen
dabei schön die jeweiligen Entwicklungsprozesse. Während die zweite Lösung
ausgehend vom westlichen und zentralen Mittelmeerraum recht stabil einen Rücken
nordwärts amplifiziert, stärken die anderen beiden Cluster eher einen Rücken
über dem Atlantik und überlassen das Festland erneut zunehmend dem tiefem
Geopotential.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI des ECMWF zeigt bezüglich des Modellklimas keine signifikant
überdurchschnittlichen Witterungsbedingungen. Allenfalls im Osten und Südosten
sind zeitweise im vieljährigen Vergleich etwas zu kühle Temperaturen zu
verzeichnen.
Von Seiten der Probabilistik gibt es über den mittelfristigen Zeitraum keine
Hinweise auf markante Wetterereignisse.
Unter Berücksichtigung der Zutatenmethode könnten jedoch die meist inneralpinen
Gewitter aufgrund der geringen Verlagerungstendenzen sowie des Wassergehalts der
Luft (PPW) mit Starkregen einhergehen. Unsicher bleibt, ob sich diese bis ins
Allgäu und das Werdenfelser Land schieben können.
Zudem kann der teils stark böige Nordostwind am Mittwoch im Südwesten eventuell
gebietsweise steife Böen (Bft 7) bringen (Bise), was auch die Probabilistik mit
(sehr) geringen Wahrscheinlichkeiten für Bft 7 andeutet.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, anfangs auch det. ICON/IFS, für TT auch MoMix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel