#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 29.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.04.2025 um 10.30 UTC
Am Wochenende mit Passage einer Kaltfront von Nord nach Süd kälter und
unbeständiger.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.05.2025
Nachdem der Frühsommer rund um den Tag der Arbeit ein erstes, durchaus
prägnantes Stelldichein gegeben hat, steht am kommenden Wochenende mit der
Passage einer Kaltfront ein ebenso markanter Wetterumschwung mit einem
ordentlichen Temperatursturz ins Haus.
Verantwortlich dafür ist ein Höhentrog, der am Freitag und in der Nacht zum
Samstag von Nordwesten her Skandinavien überquert und dem ein ebenso markanter
Randtrog folgt, der sich Samstagfrüh über Südwestnorwegen befindet. Dadurch wird
der bisher für das Vorhersagegebiet wetterbestimmende Höhenrücken nach Süden
abgedrängt und es stellt sich eine recht glatte westnordwestliche Höhenströmung
ein.
Die Kaltfront des mit dem Trog korrespondierenden Bodentiefs über
Nordskandinavien greift Freitagmittag auf den äußersten Norden des Landes über.
Sie interagiert ungünstig mit dem Trog, erweist sich somit zunächst als wenig
wetterwirksam und weist aufgrund höhenströmungsparalleler Exposition auch nur
wenig Schubkomponente auf. Bis Samstagfrüh schafft sie es grade so, die
Norddeutsche Tiefebene zu überqueren.
Somit steht in der Mitte und im Süden am Freitag nochmals ein durchaus
sommerlicher Tag ins Haus mit viel Sonne und Höchstwerten zwischen 25 und nahe
30 Grad. Ob es präfrontal vor allem in den mittleren Landesteilen für einzelne,
teils kräftige bzw. markante Gewitter reicht, ist noch unklar, ebenso die
Wetterwirksamkeit in Punkto Niederschläge an der Kaltfront selber. IFS ist
diesbezüglich etwas offensiver aufgestellt als die anderen vorliegenden Modelle.
Im Norden bleibt es bereits stärker bewölkt und an den Küsten reicht es kaum
mehr für 15 Grad. Samstag, 06 UTC erreicht die 0 Grad-Isotherme in 850 hPa dann
bereits Norddeutschland, während in der Südhälfte die 10 Grad noch deutlich
überschritten werden.
Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag überquert die Achse des oben erwähnten,
von Südwestnorwegen zum Baltikum ziehenden markanten Randtroges den Norden und
Osten Deutschlands, ein weiterer Randtrog erreicht Sonntagfrüh die Kimbrische
Halbinsel.
Die Trogpassage verleiht der Kaltfront im Laufe des Samstags nicht nur mehr
Schubkomponente, sondern auch eine größere Wetterwirksamkeit. Bis Samstagabend
überquert sie die mittleren Landesteile und erreicht Sonntagfrüh nach Lesart des
IFS das Alpenvorland. Unmittelbar präfrontal setzen im Laufe des Nachmittags
verstärkt schauerartige Regenfälle ein, die auch von einzelnen Gewittern
begleitet werden können und in der Nacht zum Sonntag langsam über Süddeutschland
südwärts vorankommen. Dabei können gebietsweise durchaus auch die Warnschwellen
für Stark- bzw. Dauerregen (6 bis 12-stündig) gerissen werden, eventuell gibt es
am Samstagnachmittag bzw. -abend in der Südhälfte auch einzelne markante
Gewitter, zumal dort nochmals Höchstwerte bis 25 Grad erreicht werden.
Rückseitig gewinnt maritime Polarluft nach Süden an Raum; Sonntagfrüh liegen die
Temperaturen in 850 hPa zwischen -4 Grad in Nordwestdeutschland und +5 Grad an
den Alpen. Der Nordwestwind frischt im Norden spürbar auf, an den Küsten reicht
es eventuell sogar für stürmische Böen. Zudem gibt es im Norden auch noch
einzelne Schauer, die aber nur wenig ergiebig ausfallen.
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag überquert der oben erwähnte Randtrog über
der Kimbrischen Halbinsel das Vorhersagegebiet nordwestwärts, dahinter stellt
sich vorderseitig eines flachen Höhenrückens über der nördlichen Nordsee eine
nördliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein.
Die Kaltfront überquert die Alpen langsam südwärts, gefolgt von einem weiteren,
vor allem über dem Norden und der Mitte des Landes wetteraktiven Bodentrog. Von
Nordwesten her setzt dann aber in der Nacht zum Montag deutlicher Druckanstieg
ein.
Im Bereich der über dem Alpenraum vorübergehend schleifenden Kaltfront kann es
an den Alpen noch längere Zeit regnen (voraussichtlich ohne Überschreiten der
Warnschwellen), wobei die Schneefallgrenze langsam auf unter 2000 m sinkt.
Ansonsten gibt es vor allem im Norden, Osten und in der Mitte noch einzelne
Schauer, während im Südwesten sowie vom Main bis zur Donau sich bereits wieder
häufiger die Sonne durchsetzt und es meist trocken bleibt. Mit Höchstwerten
zwischen 12 und 18 Grad bleibt es deutlich frischer als bisher.
In der Nacht zum Montag kommt die Schauertätigkeit nach Lesart des IFS im Osten
und an den Alpen nur zögernd zum Erliegen, während ansonsten die Wolken auch mal
stärker auflockern. Im Einflussbereich der maritimen Polarluft kann es vor allem
im Bereich der Norddeutschen Tiefebene bzw. in Schleswig-Holstein bei längerem
Aufklaren in ungünstigen Lagen eventuell leichten Frost geben.
Zu Beginn kommender Woche, am Montag und Dienstag, schwenkt der flache
Höhenrücken von der Nordsee allmählich nach West- bzw. ins westliche
Mitteleuropa und verstärkt sich, so dass sich eine antizyklonal konturierte
nordwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet einstellt.
Der Rücken stützt einen Bodenhochkeil, der sich allmählich über den Süden und
die Mitte des Vorhersagegebietes nach Osten ausweitet.
Innerhalb der eingeströmten, leidlich und nicht sonderlich hochreichend labil
geschichteten Polarluft können sich am Montag vor allem in der Südosthälfte noch
einzelne unergiebige Schauer entwickeln, während im Westen und Nordwesten
bereits länger die Sonne scheint.
Am Dienstag bleibt es dann, abgesehen von vereinzelten Schauern an den Alpen,
meist trocken, allerdings ziehen nördlich der Divergenzachse der etwas nach
Süden abgedrängten Hochdruckbrücke über den Norden und Nordosten zeitweise
dichtere Wolkenfelder, aus denen es örtlich etwas nieseln kann.
Die Temperatur macht an beiden Tagen keine großen Sprünge, mehr als 12 bis 18
Grad sind weiterhin kaum drin. Nachts kann es bei Aufklaren in ungünstigen Lagen
zumindest Frost in Bodennähe, vereinzelt aber auch Luftfrost geben.
Nach Lesart des IFS bleibt das Vorhersagegebiet auch über die Wochenmitte hinaus
im Einflussbereich der über Mittel- bis weit nach Ost- bzw. Südosteuropa
reichenden zonal ausgerichteten Hochdruckbrücke mit einer zunehmend kräftigen
Frontalzone weiter nördlich. Deren Wolkenfelder streifen zeitweise den Norden
und Nordosten des Landes, ansonsten stellt sich aber ruhiges und trockenes
Wetter ein bei wieder steigenden Temperaturen (T850 hPa am Donnerstag bereits
wieder zwischen 7 und 11 Grad).
Dieses Szenario wird aber nicht von allen Modellen geteilt, dazu in den
folgenden Abschnitten mehr.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Wetterumstellung am Wochenende haben auch die gestrigen IFS-Läufe auf der
Agenda, allerdings sind die beiden Randtröge im aktuellen Lauf markanter
ausgeprägt als vor allem im gestrigen 00 UTC-Lauf, was natürlich entsprechend
Einfluss auf die Niederschlagsprognose, insbesondere am Samstag, hat.
Zu Beginn kommender Woche ist der aktuelle Lauf dann allerdings antizyklonaler
aufgestellt als seine beiden Vorgänger. Insbesondere nach Lesart des gestrigen
12 UTC-Laufes, soll der Trogeinfluss noch den Dienstag über anhalten und auch
danach steht die flache Hochdruckbrücke nur auf sehr wackligen Beinen.
Der gestrige 00 UTC-Lauf hat für den Montag zwar auch die Hochdruckbrücke auf
der Agenda, allerdings ebenfalls schwächer ausgeprägt, außerdem erfolgt am
Mittwoch nach Lesart des Laufes ein markanter Trogvorstoß von Norden her
Richtung Vorhersagegebiet und im Zuge dessen sogar eine zyklonale Nordwest- bis
Nordlage mit landesweit negativen 850 hPa-Temperaturen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die vorliegenden Globalmodelle zeigen die Wetterumstellung am kommenden
Wochenende, unterscheiden sich aber ein wenig in der Abfolge und bzgl. der
Intensität der Randtröge, was entsprechend Einfluss insbesondere auf die
Niederschlagsprognosen hat, die aber nicht wirklich warnrelevant sind.
Den folgenden Höhenrücken bzw. Höhenkeil haben UK10 und andeutungsweise ICON
ähnlich robust auf der Agenda wie das IFS, wobei ICON wieder ein schnelleres
Umschwenken Richtung (antizyklonale) Nordwestlage andeutet.
Nach Lesart des GFS dauern der Trogeinfluss sowie die unbeständige und kühle
Witterung (meist Nordwest zyklonal) dagegen, ähnlich wie in den gestrigen
IFS-Läufen, bis über die Wochenmitte hinaus an.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse ergibt im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden zwei Cluster, und mit
dem Trogvorstoß über Skandinavien gewinnt der Höhenrücken über dem mittleren
Nord- bzw. dem nahen Ostatlantik („Atlantic Ridge“) zunehmend an Bedeutung
gegenüber dem bisherigen Wetterregime „Blocking“ (Höhenrücken über Süd- und
Mitteleuropa). Beide Cluster unterscheiden sich bzgl. der Wetterentwicklung über
dem Vorhersagegebiet nur wenig; bei genauerem Hinschauen ist der über das
nördliche Mitteleuropa südostwärts schwenkende Randtrog in CL 2 (20 Member)
etwas markanter ausgeprägt als in CL 1 (31 Member, zzgl. Haupt- und
Kontrolllauf).
Auch im Zeitraum 120 bis 168 Stunden dominiert das Großwetterlagenregime
„Atlantic Ridge“ dem alle 4 Cluster zugeordnet sind. Alle Cluster deuten für
Mitteleuropa grob eine mehr oder minder zyklonale Nordwest- bis Nordlage an und
unterscheiden sich lediglich bzgl. der Geometrie und Verlagerungsgeschwindigkeit
des sich langsam von Nord- nach Osteuropa bzw. ins östliche Mitteleuropa
ausweitenden Troges bzw. bzgl. der Ausprägung des Höhenrückens über dem Atlantik
und Westeuropa. Auf den Wetterablauf im Vorhersagegebiet haben diese Differenzen
kaum Einfluss.
Wie bereits weiter oben angedeutet, bietet die erweiterte Mittelfrist (T+192 bis
240 Stunden) dann mit 6 Clustern ein ganzes Potpourri an Lösungen.
Generell dominieren weiterhin Blockadelagen, wobei einige Cluster (CL1 und 2 mit
12 bzw. 11 Member) den „Block“ eher wieder Richtung Europa verschieben, CL 4 (7
Member) sogar nach West- und Mitteleuropa. CL 3 (10 Member, zzgl. Haupt- und
Kontrolllauf), vor allem aber CL 6 (5 Member) es aber bei „Atlantic Ridge“
belassen. Nach Lesart des CL 5 (6 Member) ist die Großwetterlage nicht nur über
Nordeuropa, sondern auch im isländisch-grönländischen Raum eher zyklonal
aufgestellt, was hierzulande in eine mehr oder weniger antizyklonale Südwestlage
mündet – eher eine Außenseitervariante.
Auffällig ist, dass neben dem Hauptlauf auch noch viele andere Member über die
Mitte kommender Woche hinaus für Mitteleuropa antizyklonale Lösungen anbieten.
Für den Zeitraum richtig zyklonal aufgestellt (NWz bzw. Nz), wie z.B. der
gestrige 00 UTC-Lauf oder auch das aktuelle GFS, ist eigentlich lediglich CL 6.
In den Rauchfahnen spielen sich diese Unsicherheiten in der erweiterten
Mittelfrist eindeutig in einem sehr breiten Spread der Kurvenschar der 850
hPa-Temperatur der einzelnen Member wieder, der bereits zu Beginn kommender
Woche einsetzt.
Davor ist im Kurvenverlauf der 850 hPa-Temperatur vor allem auch der
Kaltluftvorstoß am kommenden Wochenende gut auszumachen. Dieser ist auch
gekoppelt an deutliche Niederschlagssignale, allerdings fallen die absoluten
Mengen nach Lesart fast aller Member recht übersichtlich aus.
FAZIT:
Der grobe Fahrplan bis zu Beginn kommender Woche steht fest: Am Wochenende geht
es mit den Temperaturen deutlich bergab. Flächendeckend ergiebige Niederschläge
sind allerdings nicht in Sicht, kleinräumig kann es aber vor allem in der
Südhälfte mal für ein Starkregenereignis reichen.
In der kommenden Woche gehen die Lösungen dann allerdings auseinander.
Dominieren eher zyklonale Lösungen, wie z.B. der 00 UTC-Lauf des GFS? Oder
pendeln sich die Modelle wieder auf eine niederschlagsarme Blockadelösung ein,
die neben dem Hauptlauf vor allem auch viele IFS-ENS-Member auf der Agenda
haben.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Signifikante Wettererscheinungen dürften sich auf die Front- und Trogpassage am
Freitag/Samstag beschränken.
Präfrontal ist die Luftmasse leidlich labil geschichtet, und obwohl am Freitag
noch ein dynamischer Trigger zur Auslöse kaum vorhanden ist, könnte es mit Hilfe
der Orographie vor allem in den mittleren Landesteilen für einzelne markante
Gewitter (Starkregen, kleinkörniger Hagel, Böen Bft 8 bis 9) reichen.
Vorderseitig des Troges kann am Samstag dann dynamischer Hebungsantrieb durch
PVA wirksam werden, so dass unmittelbar präfrontal in Süddeutschland
schauerartiger Regen einsetzt, der von einigen Gewittern begleitet wird und
langsam südwärts vorankommt. Mit geringer Wahrscheinlichkeit können gebietsweise
die Warnschwellen für Stark- oder gar Dauerregen überschritten werden.
Im Vorfeld sind Samstagnachmittag und -abend im Süden einzelne markante Gewitter
ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Postfrontal steigt je nach Ausprägung der Bodentröge vor allem am Samstag die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen aus Nordwest an den Küsten sowie für
einzelne Sturmböen auf dem Brocken vorübergehend an.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff