S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.04.2025 um 10.30 UTC

Anfangs Hochdruckeinfluss und warm, vereinzelt Gewitter. Zum kommenden
Wochenende von Nord nach Süd allmählich kälter und unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.05.2025

Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach IFS in
einem Bereich hohen Geopotentials, der sich ausgehend von einem atlantischen
Höhenrücken ostwärts und südostwärts über England bis nach Südosteuropa
erstreckt. Südwestlich davon lässt sich im Seegebiet zwischen Portugal und den
Azoren ein umfangreiches Höhentief finden. Die eigentliche Frontalzone verläuft
weiter nördlich im Seegebiet zwischen Island und Schottland und über
Skandinavien. Bodennah erstreckt sich eine umfangreiche Hochdruckzone in etwa
dem gleichen Bereich wie das hohe Potential, wobei in allen Niveaus ein
Druckmaximum im Bereich Nordsee/Benelux zu finden ist. Deutschland liegt also am
Rande des Hochdruckzentrums im Bereich schwacher nördlicher Winde. Diese können
etwas wolkenreichere Nordseeluft in den Norden des Landes advehieren, ansonsten
überwiegt unter Absinken trockene Luft und bei 850-hPa-Temperaturen zwischen 6°C
im Norden und 10°C im Süden wird es teils schon frühsommerlich warm.

Am Donnerstag ändert sich die Lage nur unwesentlich. Ein Trogvorstoß im Bereich
des Nordmeers lässt dort den Druck fallen und das Hoch spaltet sich in einen
östlichen (Polen) und einen westlichen (nordwestlich Irlands) Teil. Die Achse
verläuft dabei über die Mitte Deutschlands, so dass der Wind im Norden auf West
dreht. Am Wetter ändert sich zunächst wenig.

Am Freitag zieht sich die Achse des höchsten Geopotentials weiter nach Westen
zurück und liegt dann über Frankreich und Irland, während sich gleichzeitig von
Nordosten die Frontalzone annähert. Auch der Schwerpunkt des Bodenhochs liegt
weiter über den Britischen Inseln und nordwestlich davon. Damit kann die kaum
wetteraktive Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien in den Norden des Landes
eindringen. Sie bringt dort vor allem dichtere Bewölkung, aber kaum Regen. Im
Nordosten verschärft sich aber der Gradient und der Wind verstärkt sich
deutlich. Zudem ist die Kaltfront thermisch stark ausgeprägt, so dass in 850 hPa
die 0°C-Isotherme den Norden Deutschlands erreicht. Damit gehen im Norden die
Temperaturen spürbar zurück auf Höchstwerte unter 15°C, während sich im Süden
zunächst kaum etwas an dem sonnigen und warmen Wetter ändert.

Am Samstag zieht sich das Hoch weiter nach Westen in den Bereich des
Nordatlantiks zurück, während mit einer Erneuerung des Troges im Bereich
Skandinaviens dort ein Sturmtief über Südskandinavien entsteht. Mit böigem Wind,
an der See stürmisch, aus Nordwest dringt eine neue Kaltfront in die Nordhälfte
ein, die zwar wieder nicht viel Regen bringt, aber viele Wolken und noch einmal
einen Ticken kühlere Luft, so dass die Warmluft immer weiter in den Süden
zurückgedrängt wird. Bis zum Sonntagmorgen hat die Kaltfront mit ihren Wolken
und leichten Regenfällen den Süden Deutschlands erreicht und in 850 hPa ist die
Temperatur bis zum Main auf -2°C gesunken. Böiger Nordwestwind und recht viel
Bewölkung verhindert eine Frostnacht.

Am Sonntag zieht die Kaltfront nach Südosten ab und von Westen setzt sich
langsam ein Zwischenhoch durch. Dieses wird durch einen flachen Rücken gestützt,
der dem Höhentrog nachfolgt. In den Süden gelangt von Westen her insbesondere in
der Nacht zum Montag schon wieder mildere Luft, während sich im Norden die
Kaltluft hält. Da das Zwischenhoch über der Mitte des Landes liegt und der Wind
teils einschläft, besteht bei zumindest regional klarem Himmel in der Nordhälfte
Frostgefahr.

Ab Montag verbleiben wir voraussichtlich im Umfeld eines Langwellentroges,
geraten aber wieder zunehmend auf dessen Vorderseite, weil er sich hauptsächlich
westlich unseres Landes erneuert. Damit fließt von Südwesten wieder mildere Luft
ein. Dabei bleibt es unbeständig, auch zunehmend mit Potential wieder etwas
stärkerer Regenfälle.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis
Donnerstag gut. Bereits ab Freitag zeigen sich erste Unterschiede: So dringt am
Freitag beim gestrigen 00-UTC-Lauf der erste Trog mitsamt der Kaltluft schon
weiter nach Süden vor und erfasst Deutschland, während der gestrige 12-UTC-Lauf
mit dem aktuellen Laug weitgehend übereinstimmt. Die beiden jüngeren Läufe
zeigen dann auch übereinstimmend den erneuten Trogvorstoß am Samstag, der die
Kaltluft bis in den Süden vordringen lässt, während der gestrige 00-UTC-Lauf am
Samstag schon wieder einen schwachen Keil zeigte. Dieser bringt dagegen am
Sonntag wieder einen neuen Trog, der sich als Höhentief am Montag über Dänemark
einnistet. Dieser Trog wiederum fehlt bei den jüngeren Läufen, bzw. liegt weiter
westlich und stößt weniger nach Süden vor.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden aktuellen deterministischen Läufe zeigen bis Donnerstag eine
hohe Übereinstimmung. Am Freitag ergeben sich dann schon erste Unterschiede in
der Stärke des Vorstoßes des Troges nach Süden und dem Vorankommen der Kaltfront
über Deutschland. So liegt nach IFS, GFS und GEM die Kaltfront am Freitagabend
über der nördlichen Mitte des Landes, während sie nach ICON schon weiter nach
Süden vorgestoßen ist, bei UK10 dagegen nur den Nordosten streift.

Gehen wir 48 Stunden in die Zukunft, so hat die Kaltfront bei IFS und GEM die
Alpen erreicht, wenngleich beide Modelle einen starken Temperaturgradienten ganz
im Süden zeigen, wo sich die Warmluft nicht so leicht ausräumen lässt. Bei GFS
hält dagegen ein Tief über Frankreich dagegen, so dass die Kaltfront nicht ganz
so weit in den Süden vordringt und dort aber stärkere Regenfälle simuliert
werden.

Einig sind sich IFS und GFS dass sich in der Folgewoche bei zunächst recht
kühlen Luftmassen Tiefdruckeinfluss durchsetzt, bei GFS aber bald ein Hochkeil
nachrückt. GEM lässt dagegen sehr schnell ein neues Hoch über den Britischen
Inseln entstehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble auf insgesamt sechs Cluster. Dies ähneln sich zwar dahingehend,
dass sie sehr hohes Potential im nahen Nordostatlantik simulieren und einen Trog
nordöstlich von uns, im Detail gibt es aber Unterschiede. So scheint zwar der
Temperaturrückgang in trockenen Tüchern, mehr aber auch nicht. C1 und C2
(zusammen 29 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) zeigen am Sonntag einen Trog
über Skandinavien und Osteuropa. Bei C3 (8 Mitglieder) stößt dieser Trog
schneller vor und ein Kurzwellentrog nähert sich schon von der Nordsee. C4 (6
Mitglieder) lässt den Trog dagegen zunächst weniger weit nach Süden vorstoßen,
damit käme bei uns die Kaltfront langsamer oder gar nicht im Süden an. Bei C5 (4
Mitglieder) stößt der Trog weiter westlich direkt zu uns vor. Damit würde uns
die Kaltluft schneller von Norden her erfassen und es gäbe auch mehr
Niederschlagsgeschehen. Zu guter Letzt gibt es noch C6 (4 Mitglieder), das
wiederum C1 und C2 ähnelt.
In der erweiterten Mittelfrist ab Montag wird das Ensemble dagegen nur einem
Cluster zugeschlagen. Dieser zeigt Deutschland inmitten des Langwellentroges an
allen drei Terminen.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen anhaltend hohes
Potential und anhaltende hohe Temperaturen bis Donnerstag in ganz Deutschland.
Von Freitag bis Sonntag brechen beide Größen von Nord nach Süd ein, bei jeweils
kurz zuvor deutlich ansteigender Streuung. Die 0°C-Isotherme in 850 hPa kommt
dabei wahrscheinlich bis etwa in die südliche Mitte Deutschlands voran.
Nachfolgend verbleiben die Schwerpunkte der Kurvenscharen von Temperatur und
Potential bis zum Ende des Vorhersagezeitraums auf deutlich niedrigerem Niveau,
wobei es in allen Regionen auch einzelne Kurven gibt, die wieder deutlicher
ansteigen. Insbesondere zeigt der Hauptlauf wieder eine über den Schwerpunkt der
Kurvenschauer ansteigenden Verlauf, was die Trogachse westlich unseres Landes
widerspiegelt, während die Mehrheit der Läufe die Achse wohl näher bei uns
sieht. Als Fazit lässt sich daraus konstatieren, dass die Variante des
IFS-Hauptlaufs ab Montag nicht die wahrscheinlichste ist. Niederschlagssignale
gibt es in allen Regionen ab dem Einbruch der Kurven, zuvor ist es abgesehen vom
Süden trocken.

Die Rauchfahnen des GFS zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung wie die
Rauchfahnen des IFS. Allerdings liegt in der erweiterten Mittelfrist bei GFS der
Hauptlauf nahe am Ensemblemittel.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Der EFI zeigt am kommenden Samstag im Nordosten Deutschlands ein deutliches
Signal für starken Wind.

Gewitter:
Am Mittwoch muss bei etwas CAPE in der Südwesthälfte bei wenig Dynamik und
Hochdruckeinfluss nur über dem Bergland vereinzelt mit Gewittern mit
Starkregengefahr gerechnet werden.
Am Donnerstag bleibt es noch antriebsschwach, allerdings nimmt die Scherung
etwas zu. Ausgehend vom Bergland können sich vor allem in der Südwesthälfte
einzelne Gewitter bilden, bei denen dann neben Starkregen auch verstärkt Gefahr
von Hagel und Sturmböen besteht.
Am Freitag wird die gewitterträchtige Luftmasse etwas nach Süden zurückgedrängt,
dort dürfte aber die Gefahr von einzelnen starken Gewittern weiter ansteigen.
Am Samstag besteht dann nur noch in Alpennähe Gewittergefahr, dort aber bei
zunehmender Scherung auch die Gefahr von Superzellen und etwaigen
unwetterartigen Entwicklungen.
Am Sonntag sind die instabilen Luftmassen wohl weitgehend ausgeräumt.

Sturm:
Am Freitag zeigt das IFS-EPS Signale für stürmische Böen in Nordfriesland und an
der Ostsee.
Am Samstag ist dann die Wahrscheinlichkeit in Nordfriesland und an der
Mecklenburgischen Küste erhöht, im Nordosten Deutschlands besteht dann
verbreitet eine geringe Gefahr für stürmische Böen.

Frost:
Frostgefahr besteht nach aktuellem Stand wieder zum Ende des nächsten
Wochenendes.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann