S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.04.2025 um 10.30 UTC

Bis zum 1. Mai ruhiges, oft sonniges und zunehmend warmes Hochdruckwetter mit
nur geringem Gewitterrisiko. Danach dann markante Kaltfrontpassage?

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.05.2025

Die Mittelfrist ist bis zum Monatswechsel von meist ruhigem und
niederschlagsarmem, vor allem nach Südwesten zu auch zunehmend warmem
Hochdruckwetter geprägt. Rund um das erste Mai-Wochenende könnte eine
Kaltfrontpassage dann allerdings wieder eine unbeständigere und kühlere
Wetterphase einläuten.

Verantwortlich für das ziemlich ereignisarme Wettergeschehen über weite Strecken
der Mittelfrist ist eine Höhenantizyklone, die mit ihrer ~576 gpdam Kernisohypse
von England und der Nordsee über Mitteleuropa bis zum nördlichen Balkan reicht.
Flankiert wird das Höhenhoch von gleich drei hochreichenden Cut-Offs westlich
der Iberischen Halbinsel sowie über dem zentralen und östlichen Mittelmeer,
wobei die letzten beiden über dem Ostmittelmeer miteinander verschmelzen.
Dazwischen wölbt sich ein Rücken von Nordafrika über das westliche Mittelmeer
bis nach Frankreich auf und nimmt dabei Tuchfühlung mit dem Höhenhoch auf.
Daraus ergibt sich eine zunächst recht stabile, Omega-ähnliche
Blockierungssituation. Die Frontalzone verläuft nach Norden verschoben von
Kanada über Grönland und das Nordmeer bis nach Skandinavien, wobei ein Trog von
der Labradorsee bis zum Raum Island schwenkt und ein weiterer von der Barentssee
und Fennoskandien nach Russland. Im Bodenfeld stützt die Höhenantizyklone eine
umfangreiche Hochdruckzone, deren 1025 hPa-Kernisobare von der Nordsee über
Deutschland bis zum Schwarzen Meer reicht.
Im Einfluss dieser herrscht von Montag bis Mittwoch (28.-30. April) oft sonniges
und trockenes Wetter. Nur der äußerste Norden und Nordosten kommt nördlich der
Divergenzachse des Hochs in eine schwache Nordwestströmung, mit der zeitweise
etwas feuchtere, wolkenreichere und nur mäßig warme Meeresluft herangeführt wird
(T850 meist zwischen 6 und 9 Grad). Ansonsten kann sich die Luft bedingt durch
das fortwährende Absinken und die nunmehr positive Strahlungsbilanz langsam
weiter erwärmen (T850 bis Wochenmitte auf 9 bis 12 Grad ansteigend). Allerdings
hält sich im Süden und Südwesten etwas feuchtere Luft. Diese wird durch die
bodennahe Erwärmung, eventuell auch durch Abkühlung in der Höhe im Umfeld eines
kleinen, aber nur schwierig vorherzusagenden Höhentief labilisiert, sodass sich
Quellwolken, insbesondere über den Bergen auch einzelne Schauer oder Gewitter
bilden können.

Am Donnerstag (1. Mai; Tag der Arbeit) beginnt sich die Wetterlage umzustellen.
Vorderseitig eines kräftigen Troges über Ostkanada und der Neufundlandbank kann
sich über dem Nordatlantik durch einsetzende, kräftige WLA ein neuer Rücken
aufwölben, innerhalb dessen sich im Verlauf eine neue, blockierende
Höhenantizyklone ausbildet. Aufgrund von „Downstream Development“ kann sich der
vorgelagerte Trog bei Island amplifizieren und über das Nordmeer nach
Skandinavien verlagern, wo er sich am Wochenende dann auch einnistet. Das
Höhenhoch über Zentraleuropa wird abgebaut, sodass Deutschland zwischen dem
übrig gebliebenen Rücken über Westeuropa und dem Trog über Nordeuropa in eine
nordwestliche Strömung gelangt.
Während wir am Feiertag wahrscheinlich noch nichts von der Umstellung bemerken,
dürfte zum Wochenende die Kaltfront des mit dem nordeuropäischen Trog
korrespondierenden Sturmtiefs von Norden her übergreifen und einen
wechselhafteren und wohl auch mehr oder weniger deutlich kühleren
Wetterabschnitt einläuten. Es soll allerdings an dieser Stelle nicht unerwähnt
bleiben, dass noch fraglich ist, mit welchem Timing und mit wieviel Wucht die
Kaltfront hereinkommt (zumindest markante Gewitterlage ja/nein?). Es steht sogar
noch zur Disposition, ob die Kaltfront überhaupt den Süden erreicht und nicht
doch von dem kräftigen Cut-Off vor den Toren Südwesteuropas vorher
zurückgehalten wird (siehe Modellvergleiche).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Von Montag bis Mittwoch (28.-30. April) rechnet IFS sehr konsistent. Zwischen
den Modellläufen lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ausmachen. Ab
Donnerstag (1. Mai) nehmen die Diskrepanzen aber nennenswert zu. Im gestrigen
IFS-Lauf von 00z gelangte Deutschland noch auf die Vorderseite des deutlich
kräftiger gerechneten Cut-Offs mit Kern knapp westlich der Iberischen Halbinsel,
womit die Advektion sehr warmer, frühsommerlich anmutender Luftmassen einsetzen
konnte. Die Kaltfront des hochreichenden Skandinavientiefs wurde dadurch stark
eingebremst und griff erst zögerlich im Laufe des Samstags (3. Mai) von Norden
her mit Schauern und Gewittern über. In den beiden Nachfolgeläufen hat das
Cut-Off bei Iberien nichts zu melden, sodass die Kaltfront bereits am Freitag
(2. Mai) relativ zügig nach Süden durchgereicht werden kann, nebst
nachfolgendem, markanterem Kaltluftvorstoß.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Mittwoch gibt es kaum Unterschiede zwischen den üblicherweise an dieser
Stelle betrachteten, deterministischen Modellen. Auch danach sehen die
großräumigen Strukturen in den verschiedenen Modellen erstaunlich ähnlich aus.
Dem neuen blockierenden Hoch über dem Nordatlantik und dem hochreichenden Tief
über Skandinavien steht das Cut-Off vor den Toren Südwesteuropas und der Rücken
über dem westlichen Mittelmeer gegenüber: ein klassisches Viererdruckfeld, bei
dem fraglich ist, welches System den dominierenden Part im hiesigen
Wettergeschehen übernimmt. Bei IFS und GFS ist es eher der Skandinavientrog, an
dessen Flanke die Kaltfront zügig bis zu uns durchgereicht wird und weit in den
Süden vorankommt. Bei GEM und NAVGEM ist es eher das südwesteuropäische Cut-Off,
das die Kaltfront stark einbremst und gar nicht erst bis zu uns vorankommen
lässt. ICON scheint eher eine Zwischenposition einzunehmen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS-Rauchfahnen:
Die Rauchfahnen sind bis einschließlich Mittwoch (30.4) eng gebündelt und der
deterministische Lauf gut eingebettet. Sowohl bei Temperatur als auch bei
Geopotenzial zeigt sich im Norden und Nordosten ein seichter, nach Südwesten zu
durchaus nennenswerter Anstieg (Hochdruckwetter und Erwärmung).
Ab Donnerstag (1.5.) blähen die Rauchfahnen plötzlich stark auf. Während im
Südwesten nur etwa 1/3 der Member einen substanziellen Temperaturrückgang
verbuchen und die anderen zusammen mit dem deterministischen Lauf eine Fortdauer
der warmen Witterung favorisieren, sind die „kalten Läufe“, zu denen dort auch
der Hauptlauf gehört, im Norden und Nordosten durchaus in der Mehrheit. Sprich
dort ist der Kaltlufteinbruch ab Freitag/Samstag wahrscheinlich, im Süden und
Südwesten eher noch fraglich.
Was aber überall zutage tritt, sind die zunehmenden, dann nicht mehr rein
tagesgangbedingten Niederschlagssignale ab Freitag (2.5.).

IFS-EPS-Cluster:
Im Zeitraum +72-96 h gibt es nur einen Cluster, der dem Regime BLOCK zugeordnet
wird.
Im Zeitraum +120-168 h hat man die Auswahl zwischen fünf Clustern. Es dominiert
weiter BLOCK, nur zwei Cluster vollziehen den Übergang zu ATLANTIC RIDGE. Gerade
diese beiden dürften zusammen den „kalten“ Cluster darstellen, zu dem neben dem
deterministischen Lauf auch der Kontrolllauf zählt und der insgesamt 20 Member
stark ist. Dem gegenüber steht folglich der 31 Member starke und somit etwas
gewichtigere „warme Cluster“.
Der Zeitraum +192-240 h wartet schließlich mit vier Clustern auf. Die beiden
„kalten“ des ATLANTIC RIDGE Regimes sind nun mit zusammen 31 Membern aber die
etwas gewichtigeren.

FAZIT:
Bis zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit, setzt sich das ruhige, oft sonnige und
niederschlagsarme Hochdruckwetter fort. Dabei wird es vor allem im Süden und
Südwesten fast frühsommerlich warm.
Zum ersten Maiwochenende wird die Lage diffizil. Einerseits nähert sich von
Norden die sehr markante Kaltfront eines kräftigen Skandinavientiefs,
andererseits drückt ein hochreichendes Cut-Off-Tief über Südwesteuropa mit
Warmluft dagegen. In jedem Fall deutet sich die Umstellung zu etwas zyklonalerem
Wettergeschehen an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Von Montag bis Donnerstag vornehmlich an den Alpen, eventuell auch über den
Mittelgebirgen Süd-, Südwest- und Mitteldeutschlands vereinzelte Gewitter. Dabei
geringe Wahrscheinlichkeit für lokalen Starkregen, stürmische Böen und kleinen
Hagel oder Hagelansammlungen.
Ab Freitag von Norden generell ansteigendes Gewitterrisiko. Markante
Gewitterlage nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det./EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser