#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 24.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.04.2025 um 10.30 UTC
Übergang zu weitgehend trockenem und sonnenscheinreichen Hochdruckwetter.
Tagsüber Schritt für Schritt wärmer, nachts weiterhin recht frisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.05.2025
Manch einer mag es nicht glauben, aber es ist so: Es regnet! Okay, nicht überall
kommt gleich wieder der Einwand, aber das liegt in der Natur der Sache. Gerade
Niederschlag gehört zu den Klimaelementen, deren räumliche Verteilung häufig
äußerst „ungerecht“ ausfällt. So auch in diesem Fall – und es ist nicht das
erste Mal -, wo der gesamte Nordosten in die Röhre guckt, während sich sonst
weite Landesteile nicht beschweren können. Zumal der Regen zwar nicht durchweg,
aber vielfach in Form soliden Landregens auftritt, wie man sich das gemeinhin
wünscht. Und warum erzählt uns der Hoffmann das an dieser Stelle, ist doch alles
Tagesgeschäft und Kurzfriststoff. Richtig, liebe Freunde des Atmosphärensports,
aber schon bald ist es mit dem nassen Spaß wieder vorbei und wir schlittern in
die nächste Trockenphase, womit wie mitten drin wären in der Mittelfrist.
Die beginnt ganz offiziell am kommenden Sonntag, den Deutschland auf der
Süd-Südwestflanke eines potenten Hochs (über 1030 hPa) mit Zentrum über dem
Baltikum verbringt. Das Hoch pflegt eine Verbindung zu einem weiteren kleinen
Hoch, das vorm Westeingang des Ärmelkanals liegt. Mit schwachen bis mäßigen
östlichen Winden wird eine kontinental geprägte, inzwischen erwärmte Polarluft
advehiert (xPs; T850 von NO nach SW 0 bis +6°C), in der im größten Teil der
Nation die Sonne scheint. Gestützt wird die Hochdruckzone von einem breiten,
weite Teile West- und Mitteleuropas umspannenden Potenzialrücken, der Richtung
Südwesten allerdings von einem schwachen Trog mit eingelagerten Drehzentren
(Höhentiefs) unterlaufen wird. Mit der Konsequenz, dass es in Süddeutschland, wo
sich noch Reste feuchterer und labilerer Luft befinden, nicht ganz so sonnig
wird wie weiter nördlich. Neben Quellwolken, die sich tagesgangbedingt bilden,
sind gerade an den Alpen, evtl. auch über den südwestdeutschen Mittelgebirgen
einzelne Schauer oder auch ein Gewitter (Alpen) drin.
Zu Beginn der neuen Woche verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt in Richtung
Ukraine, von wo aus sich ein wuchtiger Keil bis UK/Irland erstreckt. Heißt für
uns weiterhin Hochdruckeinfluss, auch wenn der Keil im Süden eine kleine
Schwachstelle aufweist. Dort verläuft auch der Montag wieder etwas wolkiger als
in den übrigen Regionen, einzelne (gewittrige?) Tagesgangschauer am Alpenrand,
evtl. auch über dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb inklusive. Durch das
Absinken erwärmt sich die alternde Polarluft nicht nur diabatisch
(Sonneneinstrahlung), sondern auch adiabatisch (Anstieg T850 auf 5 bis 10°C um
12 UTC).
Bis einschließlich Donnerstag (1. Mai, Feiertag) setzt sich der
Hochdruckeinfluss in Deutschland fort. Zwar verliert das Bodenhoch in der
Ukraine an Substanz und auch der korrespondierende Höhenrücken flacht etwas ab.
Knapp west-nordwestlich von uns regeneriert sich der Rücken aber neu und auch
der Luftdruck steigt an. Das resultierende neue Hoch wandert bis Donnerstag
unter Verstärkung auf über 1030 hPa über Süd- und Mittelskandinavien hinweg gen
Baltikum, wo das Vorgängerhoch ja auch schon ein Stück seiner wertvollen
Lebenszeit verbracht hat. Zwar gestaltet sich der Wetterablauf bei uns nicht
komplett störungsfrei (tagsüber einzelne Schauer über dem Bergland (Süden/Mitte)
nicht ausgeschlossen), meist bleibt es aber trocken mit einem Überangebot an
Sonne (der April endet diesbezüglich wenig überraschend überdurchschnittlich).
Darüber hinaus erwärmt sich die Luftmasse weiter, so dass spätestens am Mittwoch
im Westen und Südwesten der ein oder andere Sommertag verzeichnet werden kann.
In den klaren Nächten bleibt es zunächst noch ziemlich frisch (häufig
einstellig), was hohe Tagesgänge der Temperatur zur Folge hat.
Abschließend noch ein kurzer Ausblick auf die erweiterte Mittelfrist in Richtung
erstes Maiwochenende. Demnach hat IFS genug vom Hochdruckeinfluss und gewährt
gleich mehreren Tiefs (Biskaya, Iberische Halbinsel, Norwegische See) wieder
mehr Spielräume. Wie genau diese genutzt werden (z.B. eher mit feuchter Warmluft
von Südwesten oder kühler Polarluft von Norden), bleibt abzuwarten.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz vom IFS (ECMF) ist zwar nicht überragend, gleichwohl lassen sich
die wesentlichen Aussagen der Mittelfrist belastbar extrahieren. Zumal auch
andere Globalmodelle inkl. statistischer Produkte ins gleiche Horn stoßen:
Hochdruckeinfluss (häufig als Randlage) in Verbindung mit trockener
Kontinentalluft => viel Sonne, überwiegend, aber nicht durchweg
niederschlagfrei, kontinuierlicher Temperaturanstieg (aber noch relativ frische
Nächte, anfangs gebietsweise sogar mit leichtem Frost in Bodennähe).
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wie bereits angedeutet sind auch die anderen etablierten Globalmodelle auf dem
Trip HPI (High Pressure Influence). Trotzdem offenbaren sich mit zunehmendem
Prognosehorizont gewisse Unstimmigkeiten, insbesondere im Hinblick auf die
Schwerpunktsetzung des wetterbestimmenden Hochs. So fällt auf, dass ICON, GFS,
GEM und auch UK10 das zweite Hoch zunächst westlich oder nordwestlich des
Vorhersageraums und nicht wie IFS gen Baltikum wandern lassen. Das macht zum
Donnerstag hin zumindest den Nordosten anfällig für die Attacke einer
nordeuropäischen Kaltfront, wenn auch auf relativ antizyklonaler Spur. Der
Höhentrog, der dazu gehört, ist nicht so weit weg, auf alle Fälle dichter als
bei IFS. Kurzum, zumindest das Ende der offiziellen Mittelfrist ist aus
deterministischer Sicht durchaus noch mit ein paar Fragezeichen versehen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die verschwinden auch nicht, wenn man die gängige Produktpalette der
mittelfristigen Probabilistik begutachtet. Eindrucksvoll dabei die
IFS-EPS-Rauchfahnen diverser deutscher Städte, die bis einschließlich Dienstag
eng gebündelt einen seichten Anstieg der Temperatur und des Potenzials ohne
nennenswerte RR-Peaks zeigen. Danach beginnt die Kurvenschar erst langsam, ab
Freitag dann deutlicher zu streuen, wobei einige Ensemblemitglieder ordentlich
nach unten abrauschen. Am Beispiel Rostock für den Nordosten lässt sich am
übernächsten Wochenende mit ein wenig Fantasie sogar eine bifokale
Temperaturverteilung mit einem kühlen (T850 um -3°C) und einem milden (T850 um
+9°C) Ast detektieren, während der HRES genau dazwischen liegt (am Ende aber
auch eine Abkühlung zeigt). Kurzum, das Übergreifen einer Kaltfront nebst
Höhentrog ist in welcher Form auch immer zum Ende der nächsten Woche hin
möglich, aber keinesfalls sicher.
Das belegt übrigens auch die Clusterung, die für den Zeitraum T+120…168h
(Dienstag bis Donnerstag) vier Schubladen öffnet. HRES findet sich mit 12
Unterstützern nur in CL 3 wieder. CL 1 ist mit 15 Fällen besetzt und zeigt einen
allmählichen Abbau der Hochdruckzone von Nordwesten her (Übergang von
Blockierung in NAO+). CL 2 (14) und CL 4 (10) setzen auf nahezu lupenreinen
Hochdruckeinfluss bei uns.
Ab Freitag (T+192…240h) erhöht sich die Anzahl der Cluster auf fünf. Interessant
dabei, dass CL 1 (14) und CL 3(11) einen Trog auf Deutschland übergreifen
lassen. CL 2 (13 + HRES) geht in Richtung Zonalisierung (NAO+) von Norden her,
während CL 4 (9) weiterhin sehr antizyklonal aufgestellt ist, wenn auch mit
Schwachstellen nach Westen und Südwesten zu. Auch in CL 5 überwiegt
Hochdruckeinfluss mit leicht zyklonalem Touch im Nordosten. Ergänzend sei an
dieser Stelle vermerkt, dass die hausinterne GWL-Analyse nach P. James ab
übernächsten Freitag (2. Mai) beginnt, wieder deutlich mehr, aber nicht
ausschließlich zyklonale Wetterlagen ins Spiel zu bringen.
FAZIT:
Nach der zunächst noch unbeständigen und in Teilen sehr nassen Kurzfrist stellt
sich mittelfristig eine weitgehend trockene (insbesondere über dem Bergland
einzelne Tagesgangschauer möglich) und sonnenscheinreiche Wetterphase mit großen
Tagesgängen der Temperatur (tagsüber von Tag zu Tag wärmer, nachts aber
weiterhin frisch) ein. In der zweiten Wochenhälfte, vor allem zum ersten
Maiwochenende hin nehmen die Unsicherheiten zu. Eine Verlängerung der
antizyklonale Witterung ist durchaus möglich, auch wenn sich die Anzeichen einer
Zyklonalsierung mit einhergehender Abkühlung und zeitweiligen Niederschlägen
verdichten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Auf dem Sektor markanter Wettererscheinungen ist ab Sonntag erst mal nichts
Substanzielles mehr zu holen, auch wenn ein vereinzeltes Gewitter am Alpenrand
nicht ausgeschlossen werden kann.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit Modellmix und IFS-EPS.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann