SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.04.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

Vom Westen bis in den Südosten Gewitter. Markant mit Starkregen und Hagel.
Unwetterartige Entwicklungen durch heftigen Starkregen vor allem über der Mitte
gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… (Ostersonntag) liegen wir auf der Vorderseite eines Troges, der mit
eingelagerten Höhentiefs von Südskandinavien bis ins westliche Mittelmeer
reicht. Ein Höhentief über Frankreich und das damit verbundene Tief im
Bodendruckfeld nähern sich und lassen auf der Vorderseite wieder eine
südwestliche Strömung aufkommen, die feuchte und labile Luft zu uns in die Mitte
und den Süden transportiert. Dabei greift auch die Kaltfront des Tiefs von
Südwesten über.
Ausgehend von einem Leetief über Bayern formiert sich im Tagesverlauf eine
Rinne, die bis Nordrhein-Westfalen reicht. In ihr liegt die labilste und
feuchteste Luft, wo es u.a. durch positive Vorticityadvektion zu Hebung und zu
Gewitterbildungen kommt. Bei langsamer Verlagerung der Zellen, die abends zudem
Verclustern steht über den mittleren Landesteilen Starkregen im Focus, der lokal
unwetterartig ausfallen kann. Sei es durch kurzzeitig mehr als 25 l/qm oder bei
Mehrfachtreffern.

Nach Südosten hin, wo es vorderseitig der durchschwenkenden Kaltfront zu
Gewittern kommen kann, ist die Entwicklung dynamischer. Die Zellen ziehen
schneller und es steht ausreichend Scherung für organisierte Gewitter zur
Verfügung. Liniensegmente und einzelne Superzellen sind möglich, die mit
Sturmböen und größerem Hagel einhergehen können. Auch dadurch besteht zumindest
eine gewisse Unwettergefahr.

Im Südwesten passiert konvektiv nichts, weil die Wolken zu früh reinkommen und
kaum Cape aufgebaut wird. Im Norden und Nordosten ist die Luft trockener und
stabiler, dazu fehlt es an Hebung. In den Alpen herrscht zunächst Föhn durch die
südsüdwestliche Anströmung. Es gibt Sturmböen auf einigen Gipfeln und Windböen
in anfälligen Tälern. Die Föhnlage geht abends und in der ersten Nachthälfte zu
Ende, wenn die Rinne sich von den Alpen löst und eine nachfolgende Druckwelle
mit Böen aus West im Süden durchgeht. Die bringt es dann auf einzelne 7er Böen,
besonders im Alpenvorland.

Die Modelle simulieren das aber einigermaßen heterogen. ICON und UKMO offensiver
als der Rest. ICON D2 EPS hat geringe Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 in petto,
die stärksten Signale für Starkregen zeigt es von NRW bis Thüringen.

Ganz im Norden lässt sich die Sonne kaum blicken, hier werden am Rand eines
Tiefs über Dänemark viele Wolken ins Land gesteuert, sonst scheint sie
gebietsweise für längere Zeit. Die Maxima liegen bei 18 bis 24°C, ganz im Norden
deutlich darunter.

In der Nacht zu Ostermontag zieht der Trog nach NE Frankreich, die Bodenrinne
diffundiert in einem amorphen Druckfeld. Sie lässt sich hochaufgelöst über
Norddeutschland wiederfinden, wohin sich auch die Hebung und die Regenfälle
hinziehen. Die Gewitter- und Starkregengefahr nimmt ab. Auch in den Süden hängt
noch ein Regenstreifen zurück, wobei auch dort im Laufe der Nacht keine Gewitter
mehr auftreten. Gebietsweise bildet sich Nebel. Die Temperatur geht in der
feuchten Luft auf 10 bis 5, im Südwesten stellenweise bis 3°C zurück.

Montag… (Ostermontag) zieht der sich abschwächende Höhentrog nach
Westdeutschland, eine (sehr flache) Rinne deutet sich im Tagesverlauf über
Norddeutschland an. Dort hält sich aber etwas Regen aus der Nacht heraus und
starke Bewölkung, was die Labilisierung tagsüber erschwert.
Am ehesten bilden sich tagsüber bei wechselnder Bewölkung Schauer und einzelne
Gewitter über dem Westen und Südwesten in der Nähe zum Höhentrog. Starkregen und
Windböen sind dabei nicht ausgeschlossen, für unwetterartige
Belgleiterscheinungen sollte es aber nicht reichen, da die Luftmasse nicht das
Potential besitz und die Zellen etwas ziehen.

Auch ausgehend vom Alpenrand können sich nachmittags einige Gewitter ins Vorland
ausbreiten und selbst im Nordosten wird von ein paar Modellen (u.a. ICON D2) zum
Nachmittag und Abend bei auflockernder Bewölkung ein Gewitterpotential gesehen.
Hier deutet sich ein flacher Trog mit Hebung an. Die Entwicklungen sollten aber
auch in den letztgenannten Regionen maximal im markanten Rahmen bleiben
(Starkregen, kleiner Hagel, Wind- bzw. stürmische Böen).
Großartig skaliger Wind ist nicht zu erkennen. Am ehesten frischt der
Südwestwind über dem Westen und Südwesten etwas auf, warnrelevante 7er Böen sind
aber wahrscheinlich nur vereinzelt dabei, sodass Warnungen nicht nötig werden.

Die Sonne zeigt sich am häufigsten über der Mitte und die Temperaturen liegen
etwas niedriger als heute, nämlich meist zwischen 16 und 21°C, ganz im Norden
wieder weniger.

In der Nacht zum Dienstag nimmt der Höhentrog etwas Fahrt auf und erreicht den
Nordosten, wohin er auch die meiste Konvektion und vereinzelte Gewitter
mitnimmt. Die Entwicklungen sind dann, so denn überhaupt Gewitter auftreten,
eher „gelb“ als „ocker“. Ansonsten tröpfelt es noch etwas im Norden und
Nordwesten, sonst lockert die Bewölkung stärker auf und es sind wieder
Nebelfelder möglich. Die Luft kühlt auf 9 bis 3°C ab, die tiefsten Werte sind
wohl im Schwarzwald zu finden.

Dienstag… zieht der Trog zur Ostsee ab und hinterlässt über Deutschland eine
südwestliche Höhenströmung, die ziemlich glatt und hebungsarm ist. Das Druckfeld
am Boden ist ausgesprochen schwachgradientig ohne westliche Advektionen.

Im Norden führt der abziehende und ein in 300 hPa folgender kleiner Trog in
Verbindung mit dem Tagesgang der Temperaturen zu einer Lalisierung der Luft (ML
Cape bis 400 J/kg) mit der Folge von zahlreichen Schauern und einzelnen
Gewittern, die bei PPW um 20 mm auch markant durch Starkregen und kleinkörnigen
Hagel sein können. Unwetterartige Entwicklungen sind unwahrscheinlich, nicht
zuletzt weil keine Strömung oder Scherung da ist.
Daran schließt sich nach Südwesten hin ein Streifen an, der auch zur Konvektion
neigt, wo aber nicht die Feuchte und Labilität erreicht werden wie im Norden und
deshalb (schwächere) Gewitter vereinzelt dabei sind.

Im „großen“ Südosten passiert wettertechnisch, konvektiv nicht viel und auch im
Westen sickert trockenere Luft ein, die kaum für hochreichende Konvektion taugt.

Der Wind spielt keine Rolle, wahrscheinlich auch nicht bei den Gewittern, und
die Temperatur steigt auf 15 bis 20°C.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein Trog über England in Richtung Frankreich.
Die Strömung davor bleibt auf Südwest und wird über Deutschland antizyklonaler.
Damit lassen die Schauer bald nach und die Wolken lockern zum Teil stärker auf.
Gebietsweise bildet sich Nebel. Die Temperatur geht auf 8 bis 2°C zurück.

Modellvergleich und -einschätzung

Die synoptischen Strukturen werden im Wesentlichen ähnlich simuliert. Die
Konvektion unterliegt den üblichen Unschärfen, Unwetter bleibt isoliert. Auch
die Druckwelle über dem Süden wird mit Unsicherheiten simuliert, siehe Text.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner