S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.04.2025 um 10.30 UTC

Übergang in gradienschwache Sumpflage – wechselhaft mit zeitweiligen
Regenfällen/Gewittern, dabei mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.04.2025

Ostern steht vor der Tür und eines ist mal gewiss. Die berühmt berüchtigte
Eiersuche im Schnee – immer wieder gerne zitiert und tatsächlich auch das ein
oder andere Mal schon vorgekommen – fällt dieses Jahr aus. Es sei denn, jemand
erlaubt sich das zweifelhafte Vergnügen und lädt seine Mischpoke auf die
Zugspitze ein, karjolt die Ostereier mit der Seilbahn nach oben und findet in
der für Mitte/Ende April vergleichsweise dünnen Schneedecke (heute früh wurden
142 cm gemeldet) ein geeignetes Plätzchen zum Verstecken. Eher unwahrscheinlich,
würde ich sagen. Zurück zum eigentlichen Zweck dieses Bulletins, der
mittelfristigen Wettervorhersage, wo es mit der o.e. Gewissheit rasch vorbei
ist. Okay, dass der Wettercharakter ab Ostersonntag ein
wechselhafter/unbeständiger auf mildem bis sehr mildem Temperaturniveau wird,
kann als verbrieft abgehakt werden. Was die Details angeht, insbesondere alles,
was sich um das Thema „Niederschlag und Gewitter“ dreht, heißt es einmal mehr
„Nichts Genaues weiß man nicht“.

Am Ostersonntag, dem Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums, geht es noch
einigermaßen mit der Belastbarkeit der Vorhersage. Deutschland befindet sich auf
der Vorderseite eines hochreichenden, sich allmählich auffüllenden Tiefs über
Südwesteuropa, das vor allem in den Süden und die Mitte sehr milde und teils
labil geschichtete Subtropikluft (T850 10 bis 12°C, an den föhnigen Alpen etwas
darüber) steuert. Die Folge sind vornehmlich im Westen und Südwesten Schauer und
einzelne Gewitter, während es sonst tagsüber weitgehend trocken bleibt und
vielfach sogar die Sonne scheint. Ganz im Norden macht sich allerdings ein
kleines Tief über Südskandinavien mit dichteren Wolkenfeldern und niedrigeren
Temperaturen bemerkbar.

Am Ostermontag etabliert sich über dem nahen Atlantik ein neuer Trog, während
knapp östlich von uns das Potenzial steigt. Bedeutet für Deutschland eine eher
flaue südliche Höhenströmung, die bis Donnerstag kontinuierlich auf Südost
rückdreht, weil sich der Trog über das westliche bis zum zentralen Mittelmeer
ausweitet. Viel Dynamik lässt sich aus dieser Konstellation nicht ableiten, was
1:1 auch für die Bodendruckverteilung gilt. Die zeigt den Vorhersageraum
innerhalb einer gradientarmen, sich von UK/Irland bis nach Südosteuropa
erstreckenden Tiefdruckrinne, in der der Luftdruck stetig fällt mit dem Ende TM
(Tief Mitteleuropa). Etwas flapsiger formuliert verbringen wir die Woche über
weite Strecken in einer Art barischem Sumpf, der mit milder bis sehr milder und
relativ feuchter Luft gefüllt ist. Ein paar Wochen weiter und wir müssten mit
dem schlimmsten Wasserbombenszenarien durch Gewitter und Starkregen rechnen.
Konvektive Umlagerungen und Regen (meist schauerartiger Natur) gibt es nächste
Woche zwar ebenfalls, durchaus auch mit Starkregengefahr. Allerdings ist die
Luftmasse noch nicht so energiereich (latent und fühlbar) wie im Spätfrühling
oder im Sommer, so dass die Atmosphäre mit einigermaßen angezogener Handbremse
herumwerkelt. Was Zeit, Raum und Intensität der Regenfälle/Gewitter angeht –
typisch für struktur- und antriebsschwache Wetterlagen -, können nur sehr
allgemeine Vorhersagen konstruiert werden.

Ob in Richtung Weißer Sonntag (erweiterte Mittelfrist) uns von Nordeuropa her
eine Portion Polarluft ereilt (Tief zieht nach Osten ab, westlich von uns
Druckanstieg => nördliche Strömung), wie von IFS simuliert, bleibt abzuwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Wie fast schon zu erwarten ist die Modellkonsistenz insbesondere in Bezug auf
das Niederschlagsgeschehen in der nachösterlichen Woche Kraut und Rüben. Treu
ist sich die Numerik nur dahingehend, dass der Wetterablauf in der Mittelfrist
ein wechselhafter und unbeständiger wird auf einem milden bis sehr milden
Temperaturniveau. Wo genau es wann wieviel regnet und wo der Regen von Gewittern
begleitet oder sogar initiiert wird, ist noch mit großen Unsicherheiten
behaftet. Mit Blick über den Tellerrand hinweg auf andere Modelle lässt sich
lediglich konstatieren, dass der Südosten (vornehmlich Ober- und Niederbayern)
und der Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs + Berlin)
voraussichtlich! am wenigsten Regen abbekommen. Ansonsten muss in der Vorhersage
wie bereits erwähnt viel mit Allgemeinplätzen hantiert werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie im Kapitel zuvor schon angedeutet, haben alle verfügbaren Globalmodelle oder
zumindest die an dieser Stelle begutachteten (ICON, GFS, GEM, UK10) die gleichen
Schwierigkeiten wie IFS. Zwar ähneln sich die Grundmuster (Trog westlich, Rücken
östlich), der Impact ändert sich aber von Lauf zu Lauf.
Die Modelle, die über 168 Stunden hinausschauen (GFS und GEM), deuten in der
erweiterten Mittelfrist ebenfalls eine Abkühlung an, wenn auch abgeschwächter
als IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS zeigt für verschiedene deutsche Städte relativ eng gebündelte
Kurvenscharen (Pot500 und T850), die im Laufe der nächsten Woche zunächst nur
leicht und erst zum Ende hin stärker divergieren. Zu sehen ist im Wesentlichen
eine für die erwartete Großwetterlage typische Seitwärtsbewegung der Kurven, die
von einem soliden Niederschlagsrauschen inklusive einiger Starkregenpeaks
begleitet wird. Das o.e. RR-Minimum im Nordosten lässt sich anhand des
Meteogramms für Rostock gut nachvollziehen. Der Temperaturrückgang zum Ende hin
wird von den meisten Ensemblemitgliedern mehr oder weniger mitgetragen.

Nach einer fünfteiligen, für unseren Raum aber recht einheitlichen Eröffnung
(T+72…96h, Sonntag/Montag) reduziert sich die Anzahl der Cluster ab Dienstag
(T+120…168h) auf die Zahl Vier. Alle zeigen ein ähnliches Muster mit
anfänglichem Trog/Höhentief über UK/Irland sowie dem nahen Atlantik, bevor das
Geopotenzial dort bis Donnerstag ansteigt. Außerdem sind alle dem Klimaregime
„Blockierung“ zugeordnet. Von Freitag bis Sonntag (T+192…240h) bleibt es bei
vier Clustern, von denen die ersten drei eine ins östliche Mitteleuropa
gerichtete Austrogung anzeigen (=> für Deutschland mal mehr, mal weniger
substanzieller Streifschuss). In CL 4, ausgestattet mit gerade mal 5 Ensembles,
weitet sich der Rücken vom nahen Atlantik bis nach Mitteleuropa aus, wodurch
eine Konstellation BM (Brücke Mitteleuropa) geschaffen wird. Polare Kaltluft
würde in diesem Fall außen vor bleiben.

FAZIT:
Der allgemeine Wettercharakter (wechselhaft/unbeständig) sowie das
Temperaturniveau (mild/sehr mild) sind mittelfristig ausgemachte Sache. Was die
Details betrifft, insbesondere im Hinblick auf Regen und Gewitter, wird uns
einmal mehr eindrucksvoll vor Augen geführt, wo noch immer (kein Vorwurf!) eines
der Hauptprobleme numerischer Wettervorhersage liegt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Wie bereits anskizziert lassen die geschilderten Rahmenbedingungen markante
Gewitter erwarten. Primärer Begleitparameter dürfte dabei Starkregen sein, der
durchaus auch mal in Form ungewittriger Schauer fallen kann. Dass dabei lokal
die nicht üppig hoch angesetzte Unwetterschwelle von 25 mm/h überschritten wird,
käme nicht wirklich überraschend. Ebenso sind kleiner Hagel und/oder stürmische
Böen nicht ausgeschlossen. Nach größeren Unwetterszenarien riecht diese
Wetterlage mit dieser Luftmasse vor dem Hintergrund der Jahreszeit aber nicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann