S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.04.2025 um 10.30 UTC

Endlich Regen in Sicht – Umstellung der Wetterlage auf Süd zyklonal, dabei
wechselhaft mit zeitweiligem Regen (Raum, Zeit und Intensität aber noch
unsicher). Mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.04.2025

Nachdem tage-, mit Unterbrechungen sogar wochenlang Synoptische Übersichten über
Hochdruckeinfluss, Niederschlagsarmut und Nachtfröste geschrieben wurden, stehen
nun – endlich möchte man hinzufügen – tatsächlich mal wieder andere Themen auf
der Agenda. Oder kurz: Regen in Sicht! Na wenn das nichts ist. Dass die
mittelfriste Entwicklung trotzdem nicht gewisser Schwierigkeiten und
Unsicherheiten entbehrt, dazu im Folgenden mehr.

Am kommenden Sonntag, dem offiziellen Beginn der Mittelfrist, hat sich die
Großwetterlage bereits umgestellt (wie sie das getan hat, kann der Synoptischen
Übersicht Kurzfrist entnommen werden). Das Dauerhoch OLIVIA hat sich von
UK/Irland nach Südosteuropa zurückgezogen. Der korrespondierende Höhenrücken,
leicht zum Bodenhoch nach Westen versetzt, befindet sich zum Sonntagsbraten
bereits östlich des Vorhersageraums. Auf der Vorderseite eines Troges über dem
nahen Atlantik hat sich bei uns eine indifferente bis leicht zyklonale
südwestliche Höhenströmung eingestellt, in der kurze Sekundärtröge nordostwärts
schwenken.
Im Bodendruckfeld gelangt Deutschland zunehmend in eine recht breit angelegte
Tiefdruckrinne, die sich ausgehend von einem zentralsteuernden Tief dicht bei
Island weit nach Süden erstreckt. Entscheidend ist, dass zunächst noch sehr
milde (T850 5 bis 10°C, in Südostbayern mit föhniger Unterstützung etwas
darüber), vor allem aber feuchte Luft südwesteuropäischer Herkunft advehiert
wird, in der es zeitweise schauerartig verstärkt und im Süden vereinzelt
vielleicht sogar gewittrig regnet. So gut diese Nachricht auch sein mag, gehen
doch die Schwierigkeiten der Vorhersage schon am ersten los. Timing, räumliche
Verteilung und Intensität werden nicht nur modellintern (IFS), sondern auch im
internationalen Modellvergleich inkonsistent gerechnet. Eine Aussage übrigens,
die sich durch die gesamte nächste Woche zieht. Es kann sehr gut sein, dass
einige Landstriche am Sonntag noch gar keinen oder nur marginalen Regen
(verdächtig, aber nicht verurteile Teile des Ostens und Südostens) abbekommen,
während andere mit 1 bis 5, lokal vielleicht auch mal um 10 l/m² einen mäßigen
bis soliden Appetizer serviert bekommen.

Zu Beginn der neuen Woche gelangt Deutschland in luftdrucktechnisch sumpfiges
Gelände ohne Gradienten. Aus dem Haupttrog löst sich ein kurzwelliger Anteil,
der via Frankreich auf Deutschland zusteuert, hier wohl aber erst spät am Tage
aufschlägt. Zuvor greift die baroklin nur mäßig aufgestellte Kaltfront eines
Randtiefs über der Norwegischen See über, der aber durchaus ein ordentlicher
Impact zugetraut wird. So breiten sich im Tagesverlauf von Südwesten her
Regenfälle nordostwärts aus, die regional das Zeug für mehrstündigen Starkregen,
evtl. auch für rund 12-stündigen Dauerregen haben und sogar mit einzelnen
Gewittern durchsetzt sein können. Vor allem in der Nacht zum Dienstag, wenn sich
ein flaches, durch Föhn induziertes Tief vom Alpenrand löst und sich in die
Szenerie einmischt bzw. mit dem aufschlagenden KW-Trog interagiert, könnte in
einigen Regionen ordentlich abgeladen werden. So zumindest die Lesart vom neuen
IFS-Lauf (00 UTC), der von Nordhessen/Westthüringen bis hoch in die Uckermark 10
bis 20, gebietsweise sogar 25 bis 30 l/m² innert 12 h simuliert – schön wärŽs.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Vorläufe weit entfernt von einem solch
üppigen Szenario waren.

Die Folgetage sind weiterhin geprägt von der Vorderseite des Troges, der unter
Verkürzung seiner Wellenlänge bei gleichzeitiger Ausweitung der Amplitude peu a
peu dichter an den Kontinent heranrückt respektive Westeuropa erreicht. Dabei
nimmt er eine zunehmend negative, also nach Südosten ausgerichtete Achsstellung
ein, an deren Ende (Donnerstag) ein Cut-Off knapp südlich der Alpen steht. Im
Bodendruckfeld bleibt uns Tiefdruckeinfluss erhalten, wobei sich nach Abzug des
ersten Föhntiefs am Mittwoch ein weiteres bilden soll. Nachdem der o.e. Regen in
Richtung Ostsee abgezogen ist, tritt am Dienstag eine kurze Pause mit längeren
trockenen Phasen oder nur schwachen Schauern ein, bevor es schon in der Nacht
zum Mittwoch von Westen her wieder stärker zur Sache geht. Ob dabei bis
Donnerstag, wie von IFS apostrophiert, in der Westhälfte vielerorts 10 bis 30,
lokal sogar bis an die 40 l/m zusammenkommen, bleibt angesichts der allgemeinen
numerischen Verunsicherung abzuwarten.

Thermisch lässt sich konstatieren, dass sie vorherrschende Luftmasse ein für
April mildes Tagestemperaturniveau etwa im Bereich zwischen 14 und 18°C
(+/-) generiert. Nachtfröste sind erst mal passé.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag deutet sich eine „Rückholaktion“ des
Cut-Off-Tiefs über die Alpen nach Norden an, während gleichzeitig Luftdruck und
Potenzial über Fennoskandien deutlich steigen (=> High-over-Low, bei uns
weiterhin unbeständig). Mal sehen, was daraus wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF ist zu Beginn der Mittelfrist gut. So
ist es inzwischen ausgemachte Sache, dass sich die Großwetterlage ändert: Der
Hochdruckeinfluss schwindet, stattdessen gelangen wir auf die Vorderseite eines
Troges über dem nahen Atlantik. Die Folge ist eine südliche, zeitweise feuchte
und milde Strömung, die uns nicht nur wechselhaftes Wetter, sondern auch den
langersehnten Regen bringt.

Je weiter wir in die nächste Woche abtauchen, desto schlechter die Konsistenz.
Grundsätzlich bleibt uns die Wechselhaftigkeit zwar erhalten, allerdings werden
die Details immer undurchsichtiger. Grund dafür ist vor allem das Verhalten
respektive die Entwicklung des Troges, die von Lauf zu Lauf immer anders
gerechnet wird. Eine der Hauptschwierigkeiten, die sich daraus ergibt, ist eine
nicht mögliche seriöse Bewertung der Regenfälle. Wo fällt wann wieviel ist nicht
belastbar zu prognostizieren, zumal auch im internationalem Modellvergleich
erhebliche Unterschiede zu Tage treten. Immerhin, eine Aussage lässt sich
ziemlich sicher treffen. Die Zeit der Nachtfröste ist erst mal vorbei.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Dass sich die Großwetterlage wie beschrieben grundlegend ändert, wird von keinem
der an dieser Stelle für gewöhnlich begutachteten Globalmodelle (namentlich
ICON, GFS, GEM und UK10) bestritten. Einigkeit herrscht auch darüber, dass wir
auf die Vorderseite eines LW-Troges über dem nahen Atlantik gelangen. Wie dieser
sich dann im Laufe der nächsten Woche aufstellt (Geometrie, Position etc.),
welche kurzwelligen Anteile er für uns parat hält, wo welche Tiefdruckgebiete
entstehen und aufschlagen, all das wird aber noch recht inhomogen und
inkonsistent gerechnet. Dass dieser Sachverhalt große Auswirkungen auf das
Niederschlagsgeschehen hat, ist evident. Betrachtet man in diesem Zusammenhang
nur mal die akkumulierte Regensumme bis nächsten Donnerstag, offenbaren sich
große Unterschiede hinsichtlich Menge und räumlicher Verteilung. Sehr auffällig
ist dabei die schon als penetrant zu bezeichnende Zurückhaltung seitens ICON,
das offensichtlich keinen rechten Bock auf Regen hat. Zumindest mal hinkt die
Gesamtsumme deutlich hinter den Werten der anderen Modelle hinterher, nur ganz
lokal (Südschwarzwald) reicht es mal für rund 20 l/m². Da sind die anderen
Vertreter wesentlich großzügiger, insbesondere im Norden und Westen des Landes.
Der Südosten kommt eigentlich in allen Modellen schlecht weg (wenig Regen), was
offensichtlich der über weite Strecken föhnigen Tendenz geschuldet ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis einschließlich
Sonntag einen eng gebündelten Kurvenverlauf (T850 und Pot500), bevor die
Lösungen im Laufe der nächsten Woche von Tag zu Tag langsam auseinanderdriften.
Insgesamt ist trotz vorhandener Schwingungen eine Seitwärtsbewegung erkennbar,
die bei der Temperatur am Donnerstag/Freitag in ein vorübergehendes Tal (fast
alle Lösungen) mündet. Allen gemein ist das am Sonntag einsetzende und täglich
wiederkehrende Niederschlagsrauschen mit relativ hohem Spread (von Stark- bis
Marginalregen alles dabei). Das zeigt, dass man sich nicht zu sehr auf die
deterministische Lösung verlassen sollte.
Die GFS-EPS-Kurven zeigen ein ähnliches Muster wie ihre Kumpels von IFS.

Interessant ist, dass bei der Clusterung anfänglich (T+72…96h, Sonntag/Montag)
vier Schubladen geöffnet werden, die für unsere Region aber keine erkennbaren
Unterschiede aufweisen. Ab Dienstag (T+120…168h) wird nur noch ein Cluster
angeboten, das dem Hauptlauf sehr ähnelt und von NAO+ am Anfang zu Blockierung
am Ende wechselt. Das Grundmuster scheint also zu stehen, was aber noch
keinesfalls eine sichere Vorhersage, insbesondere im Hinblick auf Niederschlag
bedeutet. Ab Freitag (T+192…240h) erhöht sich Anzahl der Cluster auf drei (29 +
HL, 12, 10 Member), von denen CL 2 am stärksten die Rückkehr zu
Hochdruckeinfluss herbeisehnt.

Die hausinterne Großwetterlagenklassifikation nach P. James favorisiert von
Montag bis Donnerstag ganz klar das Muster Sz (Süd zyklonal) vor TrW (Trog
Westeuropa).

FAZIT:
Die Umstellung der Wetterlage weg vom trocken HPI (High Pressure Influence) hin
zu feuchterer Trogvorderseite ist unstrittig. Unsicher ist, wie sich bei für
Mitte April thermisch milden Verhältnissen (ohne Nachtfrost!) die ab Sonntag
aufkommenden Regenfälle räumlich verteilen und wie stark sie ausfallen. Hier ist
noch viel Luft nach oben, wobei im Sinne der Natur zu hoffen bleibt, dass das im
00-UTC-Lauf sehr zurückhaltende, um 06 UTC mittlerweile aber etwas nach oben
angepasste ICON nicht rechtbehält.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für Stark- oder Dauerregen im Laufe der nächsten Woche
sind auf Basis der Ensembleprodukte nicht überbordend hoch. Es sind vor allem
einzelne deterministische Lösungen, die Hoffnung auf regional
überdurchschnittliche Regenfälle machen. Wie diese Lösungen zu bewerten sind,
wurde weiter oben schon mehrfach erörtert. Zwar können auch mal einzelne
Gewitter am Start sein, das große Feuerwerk wird aber noch ein wenig auf sich
warten lassen.

Die gestern für Sonntag im Nordwesten noch zart angedeuteten Sturmböen wurden
mittlerweile zurückgerechnet.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix + IFS-EPS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann