#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 09.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.04.2025 um 10.30 UTC
Keine oder nur vereinzelte markante Witterungserscheinungen (bei hoher
Unsicherheit), beispielsweise am Sonntag einzelne stürmische Böen in exponierten
Lagen des Westens und Nordwestens sowie an der Nordsee oder lokale Gewitter,
die, wenn überhaupt, aber nur vereinzelt eine markante Ausprägung annehmen.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.04.2025
Am Samstag überquert uns ein Höhenrücken ostwärts, zum Abend erstreckt sich
seine Achse etwa von Nordafrika über Oberitalien und Vorpommern hinweg bis nach
Skandinavien, ausgangs der Nacht zum Sonntag liegt sie schon über dem östlichen
Mitteleuropa. Entsprechend schiebt sich auch das bisher wetterbestimmende Hoch
OLIVIA weiter nach Ost- bzw. Südosteuropa, die 1020er Isobare ist nur noch über
Rumänien zu finden. Immerhin kann das Hoch den samstäglichen Tagesverlauf noch
trocken und weitgehend sonnig gestalten. Das Wort „weitgehend“ lässt Ausnahmen
zu, und diese finden sich vor allem im Nordosten, wo im Bereich eines
Bodentroges tiefe und mittelhohe Wolken durchziehen. Ein von Westen
übergreifender Langwellentrog gestaltet das Wetter in der Nacht über der
Westhälfte schon wechselhafter und vor allem in der zweiten Nachthälfte
zeitweise regnerisch, nachdem ab dem späten Nachmittag und Abend von Südwesten
und Westen dichtere Wolken ins Land gesteuert werden. Die Hauptachse des
Langwellentroges erreicht zwar erst in der zweiten Nachthälfte die Britischen
Inseln und die Iberische Halbinsel, allerdings sorgen auf der Trogvorderseite
ablaufende kurzwellige Anteile sowie das allgemein zyklonalere Strömungsmuster
für Hebungsimpulse. Im Bodendruckfeld korrespondiert mit dem Langwellentrog ein
kleinräumiges Tief, das von Samstagfrüh bis Sonntagfrüh von der Biskaya bis in
die westliche Nordsee zieht. Sowohl nieder- als auch mitteltroposphärisch wird
somit Warmluft advehiert. Die 850er Temperatur steigt entsprechend von 2 bis
10°C am Samstagmorgen auf 7 bis 13°C in den Frühstunden des Sonntags. Das lässt
laut MOSMIX am Samstag Höchstwerte von 16 bis 25°C erwarten, in der Nacht gehen
die Werte auf 11 bis 4°C zurück. Mit dem von Westen hereinschwappenden Druckfall
zieht im Westen auch der Gradient etwas an, warnwürdige Böen werden aber nicht
erwartet (ICON simuliert eine Art Druckanstiegswelle, aber selbst diese sollte
in der Nacht wenn überhaupt allenfalls 1)im Westen 2)lokal und 3)in
Mittelgebirgslagen für Böen Bft 7 sorgen.
Am Sonntag gewinnt der Langwellentrog allmählich ostwärts an Raum. Die mit dem
Langwellentrog und dem Nordseetief verbundenen zumeist leichten Regenfälle
greifen langsam auf den Norden über. Am Nachmittag ist über dem Nordwesten dann
laut IFS (deterministisch) mit einer Intensivierung des Regens zu rechnen, da
dann die Kaltfront des Nordseetiefs von Nordwesten auf Deutschland übergreift.
Dann sind 6-stündige Mengen von um die 10 l/qm zumindest lokal nicht
ausgeschlossen, wobei diesbezüglich die Modellunsicherheit zunimmt. Das
amerikanisch GFS zeigt ähnliche Niederschlagsmuster wie IFS, allerding mit
reduzierter Intensität, ICON oder UK10 lassen die Front rascher nach Südosten
vorankommen und sehen die Niederschlagsschwerpunkte dementsprechend etwas weiter
im Südosten, etwa von der Nordsee bis nach Hessen und Ostwestfalen. Am
regenärmsten, vermutlich sogar recht verbreitet trocken bleiben der Osten und
Südosten, wo sich auch immer nach der weiter nach Osten ausgreifende Höhenrücken
bemerkbar macht. Eventuell sind im Süden einzelne kurze Gewitter möglich. In der
Nacht zum Montag kommt die Front zwar weiter nach Osten voran, sie verliert aber
an Wetterwirksamkeit, dies auch, weil die Höhenströmung durchglättet und damit
die Hebungsimpulse nachlassen. Ferner ist aber auch zu beobachten, dass der
Langwellentrog im Bereich des Löwengolfs ein Tief induziert, so dass von der
Nordsee bis zu den Seealpen der Gradient auseinandergezogen wird. Mithin fehlt
der Front in der Nacht zunehmend die Schubkomponente, auch dies ein Grund für
die nachlassende frontale Aktivität. Diese Schubkomponente ist im Tagesverlauf
dagegen durchaus vorhanden. Das verleitet IFS zur Prognose starker bis
stürmischer Südwestböen, die anderen hier schon genannten Modelle sind bezüglich
des Windes am Tage aber deutlich zurückhaltender. Das induzierte Tief sorgt in
der Nacht zum Montag für intensive Stauniederschläge am westlichen Alpenbogen,
möglicherweise schwapp von diesen Niederschlägen auch ein bisschen etwas in den
Südwesten herein. Ansonsten ziehen in der Nacht die dann wieder moderaten
Niederschläge aus dem Osten heraus, teilweise soll es des nachts sogar
Aufklaren. Dabei stehen Tageshöchstwerten von 17 bis 22°C nächtliche Minima von
10 bis 5°C gegenüber.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag kommt der Langwellentrog erneut langsam,
aber kontinuierlich nach Osten voran. Ein Kaltluftvorstoß über dem Nordatlantik
in seine Rückseite hinein regeneriert ihn und führt zur Ausbildung einer neuen
dominierenden Achse über dem Ostatlantik. Über Europa zeigt die insgesamt
südwestliche Höhenströmung leicht unterschiedliche Konturen. Über dem Südosten
Deutschlands soll die Höhenströmung nach IFS (deterministisch) leicht zyklonal
gekrümmt sein, obendrein soll dort ein Kurzwellentrog ablaufen, der für
zusätzliche Hebungsimpulse sorgt. Im Lee der Alpen soll sich über Südostbayern
ein kleines Tief bilden, dass unter Intensivierung in der Nacht zum Dienstag
nach Nordwestpolen zieht. Entsprechend werden südöstlich einer Linie Eifel-
Altmark-Vorpommern mit Ausbildung einer Gegenstromlage recht intensive
Regenfälle vorausberechnet, eventuell gewittrog durchstezt (Stand jetzt ist dies
aber eine individuelle Meinung, die z. B. von GFS oder IK10 nicht geteilt wird –
mehr noch, die Modelle zeigen teils stark unterschiedliche Lösungen!). Über dem
Nordwesten soll die Höhenströmung dagegen leicht antizyklonal konturiert sein,
und dies auch ohne kurzwellige Anteile. Entsprechend bleibt es dort trocken,
zwischen einem Tiefkomplex westlich von Irland und dem Leetief soll sich sogar
eine schwache Hochdruckzone ausbilden. Die Höchstwerte gibt MOSMIX mit 15 bis
21°C an, nachts sollen es 9 bis 3°C werden.
Am Dienstag und Mittwoch bleibt uns das wechselhafte Wetter unter
Tiefdruckeinfluss bei tiefem Geopotential erhalten. Der entsprechende
Langwellentrog bleibt westlich von uns, Troganteile sorgen immer wieder für
Hebung und Niederschläge, die auch gewittrig sein können. Die genaue Verteilung
der Regenfälle und ihre Intensität sind heute noch kaum abzuschätzen. Nach
jetzigem Stand wird es zögerlich etwas kälter.
Der Trend für die erweiterte Mittelfrist sieht unbeständig aus, nach dem
deterministischen Lauf des IFS soll es auch deutlich kühler werden (was die
Ensembles so nicht stützen). zum Samstag steigen die Chancen auf leichten
Hochdruckeinfluss.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS und der gestrige 12-UTC-Lauf zeigen bis in den
Dienstag hinein eine recht gute Übereinstimmung. Danach werden die
Modellunterschiede größer, was einerseits einem in der südwestlichen Strömung
auf der Nordseite der Alpen (etwa Berchtesgadener Land) entstehenden Leetief
geschuldet ist, welches nur der aktuelle Lauf zeigt und das dann weiter nach
Nordosten ziehen soll. Andererseits werden die Unterschiede auch auf dem
Atlantik größer. Dies hängt mit einem Kaltluftvorstoß in die Rückseite des
ostatlantischen bzw. westeuropäischen Langwellentroges zusammen, der sich auch
auf des Bodendruckfeld auswirkt.
Der gestrige 00-UTC-Lauf dagegen zeigt schon ab Montag größere Abweichungen zu
den jüngeren Läufen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
In der internationalen Phalanx zeigen sich im Mittelfristzeitraum schon recht
früh Unstimmigkeiten. Schon am Sonntag wird die Druckentwicklung über der
Nordsee stark unterschiedlich eingeschätzt, das von IFS simulierte
abgeschlossene Bodentief über der Nordsee zeigen die übrigen Vertreter (GFS,
UK10, ICON) nicht oder nicht so stark, meist belassen die Genannten es bei einem
Bodentrog.
Im Weiteren driften die Modelle weiter auseinander. Ob es um die Struktur der
nordeuropäischen bzw. nordatlantischen Tiefdruckzone und ihrer Schwerpunkte geht
(in die IFS im Verlauf auch sein Nordseetief einbettet), ob es Wellenmuster im
Geopotentialfeld oder dem Bodendruckfeld geht, die Unterschiede werden größer.
Am Dienstag zeigen dann z. B. IFS und UK10 über Deutschland völlig
gegensätzliche Muster. Laut UK10 soll zwischen einem Leetrog nördlich der Alpen
und höherem Luftdruck über Nordosteuropa eine Ostströmung vorherrschen, laut IFS
soll ein Leetief nach Nordwestpolen ziehen, was dann für eine Nord- bis
Nordwestströmung über Deutschland sorgt.
Letztendlich sind sich die Modelle einige, dass es wechselhafter wird, wie der
Wechsel aber ablaufen soll, darüber herrscht noch Uneinigkeit.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles des IFS bieten im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden 6 Cluster an,
die alle von der Klasse „Atlantischer Rücken“ in die Klasse „Positive NAO“
wechseln. Bemerkenswert dabei auch die Clustergrößen: 10, 10, 9, 8, 8 und 6
Mitglieder. Letztendlich sehen sie aber alle, ohne auch die Details der
Unterschiede einzugehen, für den Wetterwechsel und die zonalere Grundausrichtung
der Strrömung.
Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden dann das andere Extrem: Nur noch ein
Cluster, der von der „Positiven NAO“ zur „Negativen NAO“ wechselt. Dies bedeutet
aber für uns keinen Grundlegenden Wetterwechsel. Vielmehr bleibt und der
Langwellentrog über dem Ostatlantik und Westeuropa mit seinem Wechselhaften
Wetter erhalten. Die Ensembles bzw. der repräsentative Lauf deuten aber an, dass
der Osten unseres Landes tendenziell weniger von Störungen betroffen sein könnte
als der Westen.
Im Weiteren bleibt es bei einem durchgängig in der Kategorie „Negative NAO“
befindlichen Cluster, mit anhaltendem „störendem“ Einfluss ostatlantischer Tiefs
bzw. entsprechendem Trogeinfluss.
Die IFS-Rauchfahnen für Offenbach zeigen im Mittelfristzeitraum ab Samstag einen
Rückgang der 850er Temperaturen (Hauptlauf von +11°C bis -1°C am Samstag. Dabei
nimmt die Streuung aber schon ab Sonntag deutlich zu und bleibt bis zum
übernächsten Wochenende hoch. Für das Geopotential zeigt sich ein ähnlicher
Abnahmetrend, ebenfalls bei zunehmender Streuung. Letztendlich deutet auch dies
die unbeständigere Witterung an.
Die Ensembles des GFS deuten eine etwas andere Lösung an. Nach diesem Modell
bleiben die 850er Temperaturen auf einem hohen Niveau (mit zeitweiligem, schwach
ausgeprägtem Minimum von +6°C am Montag/Dienstag und absolutem Maximum der 850er
Temperaturen beim Hauptlaufe am Mittwoch mit +12°C. Danach soll erst der
eigentliche Temperaturrückgang einsetzen, der bei den IFS-Ensembles schon am
Wochenende startet.
Letztendlich ist auch dies ein Zeichen für die noch deutlichen
Modellunterschiede.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Mittelfristzeitraum gibt es schwache Signale für Sturmböen im Westen,
Nordwesten und an der Nordsee am Sonntag von dem IFS-Ensembles und von
COSMO-LEPS.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas