#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 06.04.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.04.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Antizyklonaler Luftmassenwechsel mit deutlicher Abkühlung und
Nachtfrostverschärfung. Weiterhin trocken.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … zeigt die großräumige Potenzialverteilung eine lupenreine
Omegakonfiguration: in der Mitte ein wuchtiges Blockadehoch mit Schwerpunkt über
UK, der Nordsee und dem Südteil der Norwegischen See, an den Flanken (Atlantik,
nahes Osteuropa) die zugehörigen Tröge. Das korrespondierende Bodenhoch OLIVIA
befindet sich mit seinem Zentrum von etwas über 1030 hPa zwischen Island und
Südnorwegen, von wo aus sich in den nächsten Stunden ein Keil in den Norden und
Osten des Vorhersageraums hineinschiebt. Der Keil ist das Resultat postfrontalen
Druckanstiegs, der sich hinter einer in Richtung Alpen vorstoßenden Kaltfront
eingestellt hat. Diese gehört zu einem sich im Grenzgebiet Russland-Ukraine
aufhaltenden Tief (ZION der Zwote), das sich nur wenig vom Fleck bewegt. Die
Kaltfront leitet auf extrem antizyklonalem Kurs (nämlich um das Hoch herum) von
Nordost nach Südwest einen spürbaren Luftmassenwechsel ein, weg von gealterter
Hausmannsluft (xSp) hin zu frischer und noch trockenerer Polarluft (xP)
arktischen Ursprungs. Die Zahlen vom heutigen frühen Nachmittag sprechen Bände:
gerade mal 8°C in Greifswald standen 24°C in saarländischen Weiskirchen
gegenüber, beide bei Sonnenschein wohlbemerkt.
Was die Kaltfront nicht so gut kann, ist Wetter. Zu mehr als ein paar noch nicht
einmal richtig dichten Wolkenfeldern hat es bisher nicht gereicht, so dass die
Trockenheit ihre Fortsetzung findet. Einzig und allein am Alpenrand werden in
der ersten Nachthälfte mit Mühe und Not sowie unter Zuhilfenahme topografischer
Hindernisse ein paar präfrontale schlappe Schauer ausgepresst, die in die
Kategorie „marginal“ fallen (keine Ahnung, woher das französische AROME den
Optimismus hernimmt, hier bis zu 10 l/m² abzuladen). Ansonsten präsentiert sich
Nacht in weiten Landesteilen gering bewölkt oder klar. Einzig im Osten und
Nordosten, also genau östlich der nach Süd-Südost gerichteten Keilachse, driften
später einige ausgedehnte tiefe Wolkenfelder durch, aus denen bei T850 um -10°C
vielleicht sogar mal ein, zwei Flocken fallen (Erzgebirge, Ostseenähe).
Das mit Abstand Wichtigste ist aber die Temperatur. Mit Ausnahme der meisten
Regionen im Westen und Südwesten, wo der Luftmassenwechsel noch nicht vollendet
ist und zudem etwas Wind aufkommt, kühlt es bis in den leichten Frostbereich ab.
Noch kälter wird es in weiten Teilen der Nordosthälfte am Boden, wo stellenweise
bis zu -8°C auf der Karte stehen. Während der Wind im Norden und Osten innerhalb
des Keils ins Land der Träume geschickt wird, lebt er nach Südwesten hin etwas
auf. Am spürbarsten ist das der Tageszeit entsprechend in freien Hochlagen, wo
Böen 6-7 Bft, auf Hochschwarzwaldkuppen sogar bis zu 8 Bft erreicht werden.
Sonntag … tut sich herzlich wenig an der eingefahrenen Großwetterlage. Nordost
antizyklonal NEa und Omega heißt das Motto, das Deutschland weiterhin am Rande
der fast schon penetrant persistenten OLIVIA sieht. Die Kaltluft erreicht nun
auch den äußersten Südwesten, wenn auch stark modifiziert und sehr flach (12 UTC
T850 um 0°C vs. -10°C an der Neiße). Immerhin, mit 20°C oder mehr ist es erst
mal vorbei, auch wenn das Rheintal und seine Nebenflüsse mit bis zu 14 oder 15°C
weiterhin an der Spitze im deutschlandweiten Temperaturvergleich stehen.
Ansonsten läuft es in der Westhälfte auf 9 bis 13°C, in der Osthälfte dagegen
nur auf 6 bis 10°C hinaus. Am Fuße des Erzgebirges sind es gar nur 4-5°C ebenso
wie in mittleren und höheren Lagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge,
wo auf den Tops sogar ein Minuszeichen vor der Temperatur aufblinkt.
Wettertechnisch scheint in weiten Teilen des Landes die Sonne, im Westen und
Südwesten sogar von einem wolkenlosen Himmel. Nach Osten und Nordosten hin
bilden sich tagesgangbedingte Kumuli bzw. gehen die nächtlichen Wolkenfelder in
Quellungen über, welche teilweise an der auf 800 hPa positionierten Inversion
breitlaufen. Im Laufe des Nachmittags beginnt die Bewölkung abzunehmen, was im
Stau des Erzgebirges am schwersten fällt.
Noch ein Sätzchen zum Wind, der an der Flanke des Bodenkeils im Südwesten
mitunter böig auffrischt. Vor allem von der Schwäbischen Alb über Bodensee,
Hochrhein und Schwarzwald bis hoch in die Pfalz und ins Saarland werden steife
Böen 7 Bft, im Hochschwarzwald auch stürmische Böen 8 Bft erwartet.
Die Nacht zum Montag wird eine kalte, für manche Pflanze wahrscheinlich sogar zu
kalte. Zwar verliert OLIVIA etwas an Substanz auf unter 1030 hPa, ihrer Wirkung
tut das aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil, durch den leichten Druckfall
fächert der Gradient im Südwesten allmählich auf, so dass nur noch in einigen
freien Hochlagen (insbesondere im Schwarzwald) ein flotter Ost-Nordostwind
übrigbleibt (Böen 7, vereinzelt 8 Bft).
Ansonsten präsentiert sich die Nacht verbreitet windschwach und bietet im
Verbund mit der sehr trockenen Kaltluft die besten Voraussetzungen für eine hohe
langwellige Abstrahlleistung, die in knackige Minustemperaturen mündet. Die Luft
kühlt verbreitet auf 0 bis -5°C, in einem von der Magdeburger Börde und dem Harz
über die östliche Mitte bis hinunter an die Alpen reichenden Korridor vielfach
sogar auf -5 bis -9°C ab. In Bodennähe tritt verbreitet mäßiger Frost zwischen
-5 und -10°C auf, regional eng begrenzt (vor allem im Süden) wird es sogar noch
etwas kälter. Abgeschwächter Frost, teils sogar Frostfreiheit gibt es im
äußersten Westen und Südwesten, direkt an der See bei auflandigem Wind sowie
gebietsweise im Nordosten, wo am Rande einer über das Baltikum und die Ostsee
schwenkenden Warmfront Wolkenfelder durchziehen.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … bietet nicht viel Neues: Hochrandlage mit weiter auffächernden
Gradienten. Viel Sonne, im Osten mitunter wolkig, aber weitgehend
niederschlagsfrei. Tagsüber allmählich wieder etwas milder, nachts zwar leichte
Frostabschwächung, aber immer noch verbreitet negative Tiefstwerte. WerŽs
genauer haben möchte, dem sei die Frühübersicht empfohlen.
Modellvergleich und -einschätzung
Den Ausführungen im Hauptteil ist an dieser Stelle nichts Substanzielles
hinzuzufügen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann