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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.04.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HNa zu NEa

Schwache Kaltfrontpassage. Nachfolgend Hochdruckeinfluss. In den Nächten
zunehmend leichter bis mäßiger, bodennah regional auch strenger Frost.
Anhaltende Trockenheit und erhöhte Waldbrandgefahr. Heute im Umfeld der Oder,
sonst besonders im Südwesten zeitweise böig auffrischender Ost- bis Nordostwind.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… Fortdauer der Blockierungslage über weiten Bereichen Nord- und
Mitteleuropas.

Im Zuge eines über Osteuropa südwärts ziehenden Troges wird am Ostrand der
zwischen Island und Norwegen platzierten blockierenden Antizyklone ein Schwall
modifizierter Polarluft nach Süden geführt. Dank einer Bodentiefentwicklung über
Osteuropa (ZION II) wird dabei eine wetterinaktive Kaltfront südwärts gelenkt
und erfasst heute auch unseren Vorhersagebereich. Trotz dieser temporären
Frontpassage dominiert prä- wie auch postfrontal der beruhigende Einfluss des
umfangreichen Bodenhochs OLIVIA, das im Verlauf der Kurzfrist mit seinem Zentrum
von den Färöer nur unwesentlich südwärts wandert.

Der Tag beginnt in weiten Bereichen Deutschland noch wolkenarm bzw. wolkenlos.
Davon ausgenommen ist der Norden und Osten, wo hohen Frontalbewölkung aufgezogen
ist und einen eher blau-grauen Tagesbeginn zur Folge hat, was dort einige
Webcams zeigen.

Im Tagesverlauf breitet sich diese Bewölkung (in Form eines überschaubaren
Wolkenstreifens) rasch südwärts aus, erfasst zur Mittagszeit die Mitte und zum
Abend Süddeutschland. Auf dem Weg nach Süden wird die hohe Bewölkung jedoch dank
zunehmenden Absinkens im Bereich der Antizyklone immer dünner und bricht teils
stärker auf, sodass die Trübung des Sonnenscheins im gesamten Westen und Süden
eher begrenzt ausfallen sollte. Besonders zwischen Rügen und Erzgebirge werden
noch die größten Einbußen am Sonnenanteil erwartet. Gleichzeitig lockert die
Bewölkung rückseitig des Wolkenstreifens wieder rasch auf, sodass z.B. im
Nordwesten ein sonniger Nachmittag zu erwarten ist.
Postfrontal labilisiert die modifizierte Polarluft über der erwärmten Landmasse
etwas in Form parallel zur niedertroposphärischen Strömung angeordneter
Wolkenstraßen, die bis in etwa 800 hPa vorstoßen. Darüber/darunter ist die
Luftmasse aber sehr trocken, sodass niederschlagstechnisch nichts zu erwarten
ist. Eine Ausnahme gibt es, denn von Usedom bis in die Uckermark kann es
vielleicht für einzelne Tropfen reichen.
Zudem labilisiert die Luftmasse präfrontal an den Alpen geringfügig mit einer
sehr überschaubaren Schauertätigkeit vor allem zwischen dem Bayerischen Wald und
den Bayerischen Alpen, die besonders am Nachmittag/Abend lokal etwas Nass
bringt.

Ansonsten bleibt es im Großteil Deutschlands trocken, sodass sich die
oberflächennahe Trockenheit besonders im Norden und Westen bis zur Mitte nicht
entspannt. Parallel dazu dauert die mittlere bis hohe Waldbrandgefahr in den
genannten Bereichen weiter an und vereinzelte Brände in den vergangenen Tagen
heben dieses Potenzial deutlich hervor. Vorweggenommen sei schon mal gesagt,
dass sich die gesamten Kurzfrist über hinsichtlich Waldbrandgefahr und
Trockenheit nichts ändern wird.

Der Wind kommt im Westen und Süden schwach bis mäßig aus Nordost und frischt
während der Frontpassage sowie postfrontal etwas auf (besonders im gesamten
Osten). Bevorzugt im Umfeld der Oder dürfte der böige Nordostwind am Nachmittag
über mehrere Stunden warnrelevante Bft 7 Böen hervorrufen und Ähnliches gilt
auch für exponierte bzw. orografisch forcierte Bereiche des Erzgebirges.

Die Maxima liegen präfrontal im gesamten Süden und Südwesten zwischen 18 und 20
Grad, zwischen Eifel und Oberrhein um 22 Grad. Postfrontal gehen die Werte rasch
zurück und erreichen trotz Sonnenscheins nur noch 10 bis 14 Grad, in Richtung
Vorpommern sowie entlang der Küsten dank auflandiger Windkomponenten nur 7 oder
8 Grad.

In der Nacht zum Sonntag passiert die Kaltfront mit etwas Stau die Alpen, letzte
Niederschläge klingen dort jedoch bis Mitternacht ab und nachfolgend klart es
immer weiter auf. Sonst wird es eine sternklare Nacht, nur im Nordosten ziehen
wiederholt ausgedehnte tiefe Wolkenfelder vorüber und in Richtung
Usedom/Uckermark könnte schwacher „lake effect“ für den einen oder anderen
Tropfen/eine einzelne Flocke gut sein.

Nennenswert sind die Tiefstwerte mit Blick auf die Vegetationsentwicklung, denn
abseits vom Westen droht deutschlandweit leichter, besonders peripher der
windarmen Divergenzachse des Bodenhochs im Norden/Nordosten regional auch
mäßiger Luftfrost. Bodennah tritt im gesamten Osten und Norden zudem mäßiger
Frost auf. Im Westen verharrt die 2m Temperatur hingegen noch bei 3 bis 1 Grad.

Der Wind weht im Norden und Nordosten schwach bis mäßig aus Nord bis Nordost und
schläft im Verlauf der 2. Nachthälfte besonders Richtung Schleswig-Holstein,
Niedersachsen und westliches Mecklenburg-Vorpommern komplett ein. Derweilen
sorgt Druckanstieg von Norden für einen frischen, exponiert zeitweise auch
böigen Ostwind über der Mitte und dem gesamten Südwesten Deutschlands und
exponiert sind im Hochschwarzwald auch einzelne markante (stürmische) Böen aus
Ost denkbar.

Sonntag… Fortdauer des Hochdruckwetters mit viel Sonnenschein, nur im Osten
ziehen zeitweise tiefe Wolkenfelder durch, die bis zur Mittagszeit auch recht
dicht die Sonne für mehrere Stunden verdecken können. Das gilt besonders für
Brandenburg bis Sachsen sowie die Divergenzachse entlang über Anhalt nach
Schleswig-Holstein. Diese Bewölkung lockert zum Nachmittag jedoch zügig auf, nur
in Sachsen bleibt es wohl bis zum Abend recht stark bewölkt. Niederschlag fällt
keiner und das bei Maxima von 7 bis 15 Grad, mit den höchsten Werten den
Oberrhein entlang und den niedrigsten im Osten. Besonders im Stau des
Erzgebirges ist schon bei 2 bis 4 Grad Schluss, dank fehlender Einstrahlung und
H85 Temperaturwerten um -8 Grad.

Der Nord bis Nordostwind weht mäßig bis frisch. Besonders zwischen Eifel und
Pfalz bis zum Schwarzwald und der Schwäbischen Alb treten wiederholt Böen Bft 7
aus Nordost auf, exponiert im Hochschwarzwald hin und wieder auch eine
stürmische Bö.

Die Nacht zum Montag über ändert sich nicht viel, wenngleich das, was sich
verändert leider in eine Nacht mit hohem Impact münden wird. Das Bodenhoch
OLIVIA weitet seinen Einfluss weiter in Richtung Deutschland aus und etabliert
einen Rücken, der sich von der Deutschen Bucht bis zum Bayerischen Wald
erstreckt. Peripher dieser Divergenzachse schläft der Wind die Nacht über in
diesem Streifen ein, sodass sich eine ausgeprägte nächtliche Grenzschicht
ausbilden kann, was auch schön in den jeweiligen Vorhersagesoundings zu erkennen
ist. Die Kombination aus H85 Temperaturwerten von +2 bis -9 Grad (West nach Ost)
und guter nächtlicher/langwelliger Ausstrahlung ermöglicht Tiefstwerte im Westen
von 0 bis -4 Grad und sonst zwischen -3 und -9 Grad. Der Schwerpunkt der
niedrigsten Minima dürfte sich entlang der östlichen zentralen
Mittelgebirgsschwelle südwärts bis zur Donau erstrecken, während im Nordosten
Deutschlands zeitweise durchziehende Wolkenfelder die Abkühlungsrate wenigstens
etwas mindern. Bodennah muss man sich aber nahezu deutschlandweit auf mäßigen
bis regional strengen Frost einstellen, was nicht spurlos an der Vegetation
vorbeigehen wird.

Im Südwesten weht weiterhin ein mäßiger bis frischer, exponiert auch böiger
Ostwind mit stürmischen Böen im Hochschwarzwald und auch auf Rügen weht ein
frischer bis starker Wind aus Nordwest.

Montag… ergibt sich keine nennenswerte Änderung der eingefahrenen Wetterlage.
Unter Hochdruckeinfluss erwartet weite Bereiche Deutschlands wieder ein sonniger
und trockener Tag. Besonders in den Norden und Osten driften wiederholt
ausgedehnte Wolkenfelder peripher einer über Ostdeutschland südwärts ziehenden
Warmfront. Besonders im Umfeld der Oder fällt die Bewölkung dicht aus und dort
kann es auch einzelne Tropfen geben.

Die Höchstwerte liegen von Ost nach West zwischen 10 und 16 Grad, am Erzgebirge
um 7 Grad und der Wind weht im Nordosten frisch bis stark aus Nordwest und im
Süden und Südwesten aus Ost bis Nordost. Unter der Keilachse in einem Streifen
von NRW bis Bayern weht der Wind nur schwach, je nach Lage zur Divergenzachse
aus Nord bis Nordwest oder Nord bis Nordost.

In der Nacht zum Dienstag sickert in den Norden und Osten Deutschlands etwas
feuchtere Luft ein, sodass dort wiederholt teils ausgedehnte Bewölkung
vorüberzieht, während sonst die Nacht klar und natürlich trocken verläuft. Je
nach Bewölkung liegen die Minima zwischen +2 und -5 Grad, ICON-MOS setzt in
Franken sogar nochmal auf mäßigen Frost bis -7 Grad. Bodennah bleibt leichter
bis mäßiger Frost deutschlandweit ein Thema, südlich der Donau lokal auch
strenger Frost in Bodennähe.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Numerik hat die Entwicklung während der Kurzfrist gut im Griff. Einzige
Diskrepanzen entstehen bei der Ausprägung der kurzzeitigen Staulage am Alpenrand
in der Nacht zum Sonntag. AROME entwickelt heute Nachmittag/Abend recht rege
Schaueraktivität präfrontal über Süddeutschland. Diese Niederschläge werden in
der Folge in den Stau gedrückt und sind dort für 12 std. Niederschlagsmengen bis
knapp 10 l/qm gut (bis Sonntag 06Z). Die anderen Modelle agieren
konvektionstechnisch deutlich verhaltener und letztendlich mit 12 std. Mengen
von trocken bis 2 l/qm in 12h niederschlagstechnisch deutlich zurückhaltender.
Schaut man sich die Prognosesoundings von AROME an, so fällt eine deutlich
höhere Feuchte unterhalb der Inversion (grob 800 hPa) auf, was z.B. im ID2 nicht
zu erkennen ist. Ein Abgleich der letzten realen Radiosondenaufstiege stützt die
eher trockene/durchmischte Lösung der anderen Modelle, sodass die recht
aggressive AROME Variante momentan noch als Außenseiterlösung gesehen wird.
Eine Ostdeutschland am Montag streifende Warmfrontpassage wird bei ICON und IFS
etwas westlicher gesehen. Bei diesen Modellen wird ein umfangreiches Feuchtefeld
in den Osten gelenkt, während GFS etwas zurückhaltender agiert. UK10 dehnt die
Feuchteschliere bis nach Hamburg aus, wovon die anderen Modelle nichts wissen
möchte. Letztendlich hat dies nur Auswirkungen auf die Ausprägung der Bewölkung
und bei der Frage, ob zwischen Oder und Erzgebirge/Zittauer Gebirge einzelne
Tropfen ausgequetscht werden können.
Bezüglich der Minima wurde MOSMIX teilweise unterboten und es wurde mehr Gewicht
auf die Deterministik gelegt in Anlehnung an die vom EFI gezeigten negativen
Anomalieschwerpunkte (2m Minima) über der südlichen Mitte und mit Blick auf die
zu erwartende Bewölkungsverteilung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy