#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 04.04.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.04.2025 um 10.30 UTC
Meist ruhiges Hochdruckwetter mit nur geringen Störelementen. In den Nächten
zunächst noch Frostgefahr.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.04.2025
Dem viel zu trockenen März scheint ein genauso trockener April folgen zu wollen,
was natürlich keine guten Nachrichten für die Natur sind. Ein Blick in die
Stratosphäre offenbart die Hintergründe. Dem am 9. März einsetzenden SSW folgte
eine Polarwirbelverschiebung in den europäischen Sektor, die durch Rückkoppelung
mit der Troposphäre ausgeprägte Blockierungen verursachte. Der Polarwirbel wird
Vorhersagen zufolge nicht mehr an seine angestammte Position zurückkehren,
sondern sich als Final Warming über dem europäischen Sektor auflösen. Das wird
vermutlich noch mindestens zwei Wochen dauern, womit Blockierungen weiterhin
dominieren dürften.
Kaum verwunderlich ist daher, dass nach Großwetterlagenklassifizierung
antizyklonale Wetterlagen in der Mittelfrist (NEa, HB) bzw. auch der erweiterten
Mittelfrist (HB, NWa) die Oberhand behalten. Erst zum Ende der erweiterten
Mittelfrist Mitte April tauchen wieder zykonale Exemplare mit einem z oder Tr in
der Abkürzung auf – abwarten.
Im Detail präsentiert sich die Wetterlage in der am Montag beginnenden
Mittelfrist mit einem opulenten Rücken, der sich von der Iberischen Halbinsel
über die Britischen Inseln bis nach Island und ins Nordmeer aufwölbt. Er stützt
ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über der Nordsee, wobei ein Keil dieses Hoch bis
nach Deutschland reicht.
In den Folgetagen wird der Rücken an seiner Ostflanke wiederholt von Trögen
traktiert. Zeitweise wird er dabei von Osten durch kleine Höhentiefs
unterwandert, sodass sich aus dem Rücken ein abgeschnürtes Höhenhoch abspaltet.
Dieses verändert seine Position kaum, da es weiterhin etwa über den Britischen
Inseln verweilt und damit auch das Bodenhoch permanent gestützt wird. Zum Ende
der Mittelfrist am Freitag bekommt das Höhenhoch wieder Kontakt zu einem neuen
Rücken über dem westlichen Mittelmeer, sodass die Blockierung anhält.
Was bedeutet das für Deutschland? Die Kernfrage wird sein, ob Randtröge oder
Höhentiefs den Hochdruckeinfluss soweit schwächen können, dass sie bei uns Fuß
fassen können. Den Modellen nach passiert das am Dienstag durch einen Randtrog
über dem Osten Deutschlands (etwas dichtere Wolken und geringe Niederschläge)
und am Mittwoch durch ein sehr kleines Höhentief, das von Nordost nach Südwest
durchzieht (schwache Schauer möglich). Am Donnerstag spielt noch ein vor allem
in 300 hPa ausgeprägter Randtrog eine eher unbedeutende Rolle (im Norden und
Nordosten etwas dichtere Wolken und geringe Regenfälle möglich).
Ab Freitag bzw. in der erweiterten Mittelfrist ab Samstag kommender Woche
verschiebt sich der Schwerpunkt des Hochs durch die Kontaktaufnahme des neuen
Rückens mit dem Höhenhoch ein wenig nach Osten und legt sich dann über
Mitteleuropa. Randtröge und Höhentiefs haben damit zunächst keine Chance bei
uns. Das könnte sich zum Ende der erweiterten Mittelfrist ändern, wenn der
Rücken sich langsam Richtung Osteuropa auf den Weg macht und sich tieferes
Geopotenzial bzw. Tröge von Westen nähern können.
Interessant ist auch der Blick auf die Temperaturen. Zum Anfang der Mittelfrist
liegen die T850 hPa in nördlicher Strömung (mPA) bei -1 bis -5 Grad, was
weiterhin die nächtliche Frostgefahr schürt. Ab Donnerstag steigen die T850 hPa
in nordwestlicher Strömung auf 1 bis 6 Grad, weil um das Hoch herumgeholte
subtropische Luftmassen (mT) zu uns gelangen. Diese werden in der erweiterten
Mittelfrist adiabatisch durch Absinken erwärmt und steigen zum Teil auf über 10
Grad.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells ist bis zum Teil in die erweiterte Mittelfrist
sehr hoch. Selbst die Randtröge/Höhentiefs von Montag bis Donnerstag werden sehr
ähnlich simuliert. In der erweiterten Mittelfrist schwenkt der Höhenrücken
langsamer nach Osten durch, was den langsam wieder aufkommenden
Tiefdruckeinfluss, aber auch die Erwärmung auf T850 hPa zum Teil über 10 Grad
ein wenig verzögern könnte.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Gänzlich neue Wege zeigen ICON und GFS bis zum Donnerstag nicht auf. Danach wird
bei beiden Modellen ein kräftiger Trog über Skandinavien/Nordwestrussland ins
Spiel gebracht, der uns von Nordosten her erfassen soll. Infolgedessen würde es
von Nordosten her zyklonaler und kühler werden als beim EZMW-Modell.
Beim Graph Cast ML (Google-KI-Modell) liegt dieser Trog etwas weiter östlich,
weshalb der Höhenrücken flacher ist, schneller nach Osten durchschwenkt und
schneller von Westen Tiefdruckeinfluss aufkommen könnte.
AIFS (EZMW-KI-Modell) will von dem Trog dagegen nichts wissen. Bei dem bis zur
erweiterten Mittelfrist dem EZMW zunächst sehr ähnlichem Modell dringt ab
Sonntag kommender Woche ein Höhentief von Südosten her in den Südwesten
Deutschlands ein. Das könnte bei hohem Temperaturniveau eine Gewitterlage mit
sommerlichem Touch provozieren. Solche kleinen „Ostereier“ sind in der
Mittelfristvorhersage aber immer mit einiger Skepsis zu betrachten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bis zum
Donnerstag eng gebündelt. T850 hPa zeigt dabei einen kleinen Aufwärtstrend,
Geopot 500 hPa eine Seitwärtsbewegung. Ab Donnerstag öffnen sich die Spreads,
allerdings nur aufgrund einzelner Ausreißer nach unten. T850 hPa steigt dann
stärker, was den Hauptlauf bestätigt. Auch das Geopot 500 hPa zeigt zunächst
einen Aufwärtstrend, ab Sonntag übernächstes Wochenende (erweiterte Mittelfrist)
aber eine Abwärtsbewegung. Das hängt vermutlich mit der Annäherung des Trogs von
Westen her zusammen, der durch die Rauchfahnen also Unterstützung findet.
Niederschlagssignale sind überall dünn gesät.
CLUSTER:
Zwischen Mittwoch 0 UTC und Freitag 0 UTC werden 2 Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im Ensembleraum zu erfassen (Blockierung oder Atlantischer
Rücken). Die Unterschiede sind für Mitteleuropa nicht evident.
Von Samstag 0 UTC bis Montag 0 UTC (übernächstes Wochenende) gibt es 4 Cluster
(außer NAO- alle Regime vorhanden). Der Rücken wird zwar von allen 4 Clustern
angeboten, allerdings in unterschiedlicher Geometrie. C1 entspricht dem
Hauptlauf (20 Member), C3 zeigt die Progression langsamer (9 Member). C2 lässt
den Rücken abflachen, sodass sich von Norden her ein breiter Trog Deutschland
annähert (16 Member). C4 hat keinen Trog östlich von uns, weshalb der Rücken zum
Ende hin bis nach Russland breitlaufen kann, bodennah wäre Deutschland dann an
der Westflanke eines breiten Bodenhochs mit Schwerpunkt über Südwestrussland (6
Member).
FAZIT:
Der bis in die erweiterte Mittelfrist dominierende Hochdruckeinfluss unter
zunächst eher kühlen Temperaturen ist sicher, auch wenn es von Montag bis
Donnerstag kleine Störelemente in Form von Randtröge oder kleinen Höhentiefs mit
geringer Wetteraktivität gibt. Zum übernächsten Wochenende hin dominiert bei
steigenden Temperaturen der Hochdruckeinfluss voraussichtlich überall. Auch wenn
dabei nicht alle Modelle mitziehen, deutet die Mehrheit der Modelle/Ensembles
darauf hin. Wie lange der Hochdruckeinfluss in der erweiterten Mittelfrist
weiterhin anhält, ist unklar. Es gibt aber Hinweise für einen allmählich wieder
zunehmend zyklonaleren Witterungsabschnitt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Donnerstag sind im Ostseeumfeld stürmische Böen Bft 8 gering wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler