SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 30.03.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.03.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu Nord zyklonal (Nz)
Wetter: Heute teils stürmisch, in der Nordosthälfte Gewitter mit Sturmpotential.
Ab der Nacht in den östlichen Mittelgebirgen etwas Schneefall, in den Alpen
Beginn einer markanten Schneefalllage. Sonst zunehmend Hochdruckeinfluss.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Am heutigen Sonntag… befindet sich ein kräftiger Höhenkeil westlich unseres
Landes ausgehend von Marokko über Portugal hinweg sich bis ins Seegebiet
westlich der Biskaya erstreckend, wo sich ein Höhenhoch etablieren kann. Dieses
stützt auch das kräftige Bodenhoch Noemi. An der Nordostflanke dieses Systems
weitet sich derzeit ein Trog von der nördlichen Nordsee südostwärts Richtung
Dänemark aus. Hier setzt schon ein Abtropfprozess ein. Damit verbunden verlagert
sich auf der Vorderseite das Tief Yaro in den Skagerrak.
Zwischen diesem Bodentief und dem Hoch Noemi hat sich jetzt schon ein recht
kräftiger Druckgradient über dem Norden Deutschlands aufgebaut, wo es an der
Nordsee schon zu Sturmböen kommt. Weiter südlich erstreckt sich ein schmaler
Hochkeil über Süddeutschland hinweg ostwärts. In diesem Bereich war es heute
Nacht länger klar (bzw. die klaren Gebiete haben sich von Nordwest nach Südost
verlagert), so dass es dort zu leichtem Frost gekommen ist. Ganz im Südosten, an
der Südflanke des Hochkeils, sorgt bei niedertroposphärisch nördlichem Wind der
Stau an den Alpen noch für leichten Niederschlag, wobei die Schneefallgrenze
deutlich über 1200 m liegen sollte.
Nachdem der Hochkeil im Tagesverlauf weiter nach Süden gedrückt wird, lassen
dort die Niederschläge rasch nach. Im Norden verlagert sich dagegen Tief Yaro
unter leichter Abschwächung südostwärts und erreicht am Abend Schonen. Damit ist
vorübergehend noch eine weitere Gradientzunahme insbesondere vom Nordwesten bis
zur Mitte des Landes zu erwarten. Mit der Verlagerung des Tiefs ist auch die
Passage einer Okklusion mit Kaltfrontcharakter verbunden. Diese bringt heute
früh von Schleswig-Holstein bis nach Niedersachsen schauerartige Regenfälle und
soll sich bis zum Abend bis nach Süddeutschland verlagern, wobei ihre Lage aber
immer schwieriger auszumachen sein dürfte. Auf ihrer Rückseite dreht aber der
Wind von aktuell Südwest auf West bis Nordwest. Die rückseitig einfließende
Luftmasse ist niedertroposphärisch nicht allzu kalt und weist in 850 hPa etwa
-2°C auf. Allerdings stößt auf der Rückseite auch der Trog und damit das
Höhentief weiter südostwärts vor und erreicht am Abend die mittlere Ostsee.
Höhenkaltluft mit -28 bis -30°C stößt über der Osthälfte Deutschlands bis zum
Abend schon bis in den Nordosten Bayerns vor.
Der starke Gradient und die Labilisierung der Luftmasse sorgen vor allem in
einem Breiten Streifen, der von der Nordsee bis nach Mitteldeutschland reicht,
zu einem starken Auffrischen des Windes mit stürmischen Böen. Auch abseits
dieses Streifens muss vielfach mit steifen Böen gerechnet werden. Davon
ausgenommen sind nur die Niederungen Süddeutschlands und der Nordosten, wo der
Wind etwas schwächer bleibt. An der Nordseeküste bei auflandigem Wind, aber auch
auf den Bergen der Nord- und Osthälfte sowie auf den Alpengipfeln ist mit
Sturmböen zu rechnen, auf dem Brocken mit schweren Sturmböen.
Die hohe Labilität sorgt in der Nordosthälfte für zahlreiche Schauer und
einzelne Gewitter. Ganz im Osten, nahe dem Kernbereich des Troges, ist dabei die
Scherung schwach, so dass sich dort hautsächlich wenig organisierte Gewitter
bilden. Nach Westen hin ist die Geschwindigkeitsscherung sowohl in den unteren
Levels als auch hochreichend hoch, so dass sich eine Zone mit gutem Überlappen
von Labilität und Scherung ergibt, die von Schleswig-Holstein über den Osten
Niedersachsens und Thüringen bis nach Nordbayern reicht. In dieser Region
dürften linienartig angeordnete Schauer und Gewitter auch häufiger mal Graupel
bringen und vor allem auch mit Sturmböen einhergehen. Eventuell sogar schwere
Sturmböen wären synoptisch durchaus vorstellbar, es gibt allerdings seitens der
Numerik (konvektionserlaubende Modelle) derzeit keine Hinweise darauf. Auch
Starkregen ist aufgrund begrenzten Feuchteangebots und hoher
Zuggeschwindigkeiten kein Thema. Die vielen und schnell ziehenden Schauer sorgen
aber für eine gute Flächenverteilung des Niederschlags und somit flächendeckend
etwa zwischen 3 und 7 l/qm in der Nordosthälfte. In den übrigen Regionen fallen
allenfalls beim Durchzug der Okklusion mal ein paar Tropfen, bzw. im Südosten
fallen am Vormittag noch ein paar Tropfen und Flocken. Richtung Südwesten bleibt
es vielfach komplett trocken.
Dort kommt auch am ehesten Mal die Sonne länger zum Vorschein, ansonsten
überwiegen heute die Wolken. Die Temperatur erreicht meist 10 bis 14°C, an der
See bei auflandigem Wind und auf den Bergen ist es etwas kühler.
In der Nacht zum Montag weitet sich der Trog knapp östlich unseres Landes rasch
nach Süden aus, der Höhentiefkern erreicht dabei bis zum Morgen schon
Tschechien. Bodentief Yaro gelangt dabei rasch auf die Rückseite unter Absinken
und geht stark geschwächt im Westen Polens an Land und verschwindet bis zum
Morgen im Bereich einer meridionalen Rinne tiefen Drucks über dem östlichen
Mitteleuropa. Westlich unseres Landes nähert sich dagegen Hoch Noemi langsam an,
so dass sich der Druckgradient (zunehmend West-Ost gerichtet) zwar abschwächt,
aber doch nicht allzu gering wird. Der weiter auf Nordwest drehende Wind
schwächt sich dennoch deutlich ab, dafür sorgt auch der Tagesgang. Er bleibt
aber bis zum Morgen noch mäßig. Warnungen braucht es bis Mitternacht vor allem
noch an einigen Küstenabschnitten, wo aber meist nur noch steife Böen auftreten.
Auch auf den Bergen nimmt der Wind in der Nacht langsam ab, so dass die
Warnungen bis Montagmorgen meist auslaufen können. Lediglich auf den
Alpengipfeln hält sich der Wind über die Nacht hinweg und dreht in der ersten
Nachthälfte, wenn die Kaltfrontokklusion eintrifft, auf Nordwest.
Dann setzt dort staubedingter Niederschlag ein. Mit auf -2°C zurückgehender
Temperatur in 850 hPa sinkt die Schneefallgrenze im Verlauf der Nacht auf etwa
800 Meter und damit bis in die höheren Täler. Und um schon mal vorzugreifen: Der
Niederschlag hält bis Dienstagfrüh an. Aufgrund der tiefen Schneefallgrenze ist
dieses Mal keine Dauerregenwarnung nötig, auch wenn in den tieferen Alpentälern
wohl nicht viel Schnee liegen bleiben wird. Stattdessen ist eine markante
Warnung für Lagen ab 1000 m angeraten, denn im westlichen Alpengebiet erscheinen
etwa 15 bis 30 cm Neuschnee, im östlichen Alpengebiet 30 bis 50 cm Neuschnee
realistisch. In den höheren Alpentälern ab etwa 800 m muss vielfach mit 10 bis
20 cm Neuschnee gerechnet werden. Auch am Erzgebirge (und im Bayerwald von
Tschechien her) stauen sich die Schauer, dort sind aber die Niederschlagssummen
viel geringer. Oberhalb etwa 700 m kann es auch dort 1 bis 5 cm Neuschnee geben.
Auch an den kleineren Mittelgebirgen und weiter westlich staut es an und es
kommt zu Schauern, die aber meist unergiebig ausfallen und nicht zur Bildung
einer Schneedecke führen. Ansonsten lassen die Schauer in der Nacht nach und es
bleibt zunehmend trocken. Die Wolken lockern aber kaum auf, erst gegen Morgen
soll es von Nordwesten her größere Wolkenlücken geben. Bei den vielen Wolken
bleibt es abgesehen von den Hochlagen frostfrei bei meist 6 bis 2°C.
Am Montag… zieht das stark meridional auseinandergezogene Höhentief östlich
unseres Landes seinen Südkurs fort und erreicht die obere Adria. Das Höhenhoch
nähert sich dagegen weiter an und erreicht im Tagesverlauf die Bretagne.
Bodennah greift immer mehr das Bodenhoch auf unser Land über, dessen Schwerpunkt
am Abend die südliche Nordsee erreicht. Da wir immer mehr ins Zentrum geraten,
nimmt dabei der Druckgradient weiter ab. Dennoch kann der Wind tagsüber noch
einmal leicht auffrischen und weht dann oftmals mäßig mit frischen Böen um Nord.
Letzte stürmische Böen aus Nordwest gibt es noch auf den Alpengipfeln, ansonsten
spielt sich der Wind unterhalb der Warnschwellen ab.
Die schauerartigen Niederschläge an den Alpen dauern staubedingt weiter an,
wobei die Schneefallgrenze tagsüber leicht auf vielleicht etwa 1000 m steigen
kann. Auch am Erzgebirge und Bayerischen Wald staut es noch an, dort fallen aber
die Niederschlagssummen überschaubar aus (bis 5 l/qm) und Schnee fällt nur in
Hochlagen. Abseits der Gebirge fallen im Südosten noch örtlich leichte
schauerartige Regenfälle, allerdings aus einer sehr flachen Schicht, denn eine
Absinkinversion kommt schon auf 700 hPa herunter. Lediglich am äußersten
Ostzipfel Bayerns liegt das Höhentief noch so nahe, dass es noch zu
hochreichender Konvektion reichen könnte und ein kurzes Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen ist.
Im Norden und Westen macht sich schon der Hochdruckeinfluss bemerkbar. Dort
bleibt es trocken. Allerdings hält sich auch dort unterhalb der Inversion, die
schon auf etwa 800 hPa sinkt, noch recht viel Bewölkung, so dass erst am
Nachmittag vor allem ganz im Westen und Norden die Sonne länger zum Vorschein
kommt. Lediglich in Nordseenähe gibt es einen schon recht sonnigen Tag. Mit der
eingeflossenen kühleren Luftmasse geht das Temperaturniveau im Vergleich zum
Vortag leicht zurück auf Höchstwerte meist zwischen 8 und 13°C. Im Südosten
bleibt es bei der leichten Schauertätigkeit noch kühler und in den höheren
Mittelgebirgslagen und Alpentälern werden es oftmals nur 1 bis 4°C.
In der Nacht zum Dienstag wandert der Schwerpunk der Höhenantizyklone weiter
nach Norden bis Nordengland und beginnt sich langsam von dem Höhenkeil
abzuschnüren. Dazu trägt auch bei, dass das Höhentief zunehmend einen Westkurs
einschlägt und nach Mittelitalien weiterzieht. Aufgrund der Struktur des
Höhentiefs hat das zur Folge, dass über dem Süden Deutschlands ein recht
scharfer Trog westwärts schwenkt. In dieser Region ist auch das Zentrum der
Höhenkaltluft zu finden.
Für die Niederschläge an den Alpen heißt dies, dass diese zunächst noch stark
getriggert werden, gegen Morgen dann aber auf der Rückseite des Troges Absinken
einsetzt. Damit schwächen sie sich dann deutlich ab. Die Schneefallgrenze dürfte
noch etwas tiefer sinken als in der Nacht zuvor und damit meist bis in die
tieferen Täler. In den östlichen Mittelgebirgen schwächen sich die Schneefälle
schon früher ab, dort kann es aber in den Hochlagen auch noch mal geringe
Neuschneeakkumulation geben.
Im übrigen Land herrscht Hoch Noemi, dessen Schwerpunkt in der Nordsee ostwärts
wandert. Vor allem in der Nordhälfte Deutschlands verringert sich der Gradient
weiter und der Wind weht nur noch schwach um Nord. Im Süden weht bei noch etwas
stärkerem Gradienten der Nordostwind auch in der Nacht noch spürbar. Dort halten
sich auch noch viele Wolken, so dass es bei Tiefstwerten zwischen 4 und 1°C
meist frostfrei bleibt, abgesehen von höheren Lagen. Im Norden klart es dagegen
häufiger auf und die Temperatur geht meist auf 2 bis -2°C zurück. Bei dem
schwachen Wind kann sich auch hier und da Nebel bilden.
Am Dienstag… schwenkt der von dem italienischen Höhentief nach Norden
ausgreifende Kurzwellentrog weiter westwärts und erreicht am Abend das
Zentralmassiv. Dies führt zu leichtem Druckfall über Frankreich, während sich
Hoch Noemi mit seinem Kern über Dänemark und der angrenzenden Nordsee weiter
hält. Das hat Gradientzunahme vor allem im Südwesten unseres Landes zur Folge,
womit es zu einer Bisenlage kommt. Insbesondere nach ICON soll dabei der Wind in
den mittleren Höhenlagen Südwestdeutschlands (ausgreifend bis ins Saarland und
Allgäu) mit starken bis sogar stürmischen Böen aus Ost bis Nordost wehen. In den
Kammlagen des Schwarzwaldes wären dann Sturmböen, exponiert sogar schwere
Sturmböen zu erwarten. Etwas defensiver ist die internationale Konkurrenz der
Modelle aufgestellt, bei der man locker mit einem Bft weniger rechnen darf.
Generell ist aber am Dienstag in der Südwesthälfte des Landes mit mäßigem, in
Böen frischen Nordostwind zu rechnen, während der Wind nach Norden zu schwächer
weht.
Die letzten Niederschläge an den Alpen klingen ab, insbesondere in Alpennähe
bleibt es aber noch dicht bewölkt. Generell ist der zyklonale Einfluss im
gesamten Südosten nicht zu leugnen, wo es noch wolkig bis stärker bewölkt
bleibt. Nach Norden und Westen hin setzt sich dagegen vielfach die Sonne durch.
Das treibt dort die Temperatur wieder auf frühlingshafte 13 bis 16°C, an der See
bleibt es naturgemäß etwas kühler. Ebenso ist es in der Südosthälfte mit 8 bis
13°C etwas kühler, im Bergland und am Alpenrand bleiben wir sogar noch darunter.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich die Druckkonstellation nur wenig.
Tagesgangsbedingt schwächt sich die Bise in den Tieflagen ab, in den mittleren
Lagen und Hochlagen bleibt sie aber in ähnlicher Stärke wie tagsüber. Mitunter
kann es durch nächtliche Low-Level-Jets sogar punktuell noch stärker werden.
Generell bleibt in der gesamten Südwesthälfte in der Nacht mäßiger Nordostwind
erhalten, während dieser im Norden und Nordosten schwächer weht und gebietsweise
auch einschlafen kann.
Die Wolken lockern auch im Süden weiter auf, allerdings drückt der Nordostwind
die Restfeuchte an die Alpen bzw. die südwestlichen Mittelgebirge, so dass dort
hochnebelartige Bewölkung erhalten bleibt. In den übrigen Gebieten wird es
dagegen oft klar, insbesondere nach Nordosten hin kann sich bei schwachem Wind
auch mal ein Nebelfeld entwickeln. Dort ist auch die Frostneigung bei
Tiefstwerten zwischen +4 und -2°C etwas größer als im Süden bei +5 bis -1°C.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptische Entwicklung bis Montag wird von den Modellen einheitlich
gesehen. Zum Dienstag ergeben sich größere Unterschiede. Dies betrifft zum einen
die genaue Lage und Stärke des im Süden westwärts schwenkenden Troges, zum
anderen werden wir von UKMO und IFS aus dem Osten mit Eiern beworfen (sollen die
mal besser in die USA schicken…). Bei UKMO schlägt das Höhentief schon
Dienstagmittag im Osten des Landes auf, bei IFS dann in der Nacht zum Mittwoch.
Damit wären in der Folge natürlich dann auch Niederschläge verbunden. Auf die
Unterschiede beim Wind am Dienstag wurde oben im Text schon eingegangen.
Vorläufig sollten wir da etwas defensiver bleiben als ICON und auf eine etwas
weniger starke Bisenlage setzen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann