#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 28.03.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.03.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Übergang zu Tiefdruckeinfluss mit aufkommenden markanten Stauniederschlägen am
Alpenrand, in den höheren Bergen dort Schnee. Am Sonntag im Norden windig, teils
stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… arbeitet die Atmosphäre mal wieder daran, den Hochdruckeinfluss
passend zum Wochenende zu beenden, was den in diesem bald endenden Monat teils
mit Niederschlägen ziemlich unterversorgten Landschaften vor allem im Nordosten
Deutschlands zumindest eine kleine Portion Nass bescheren dürfte.
Dabei spielen 2 Protagonisten eine Rolle, die den für den Hochdruckeinfluss
verantwortlichen Höhenkeil als sich abkapselndes Höhenhoch in die russische
Einöde verdrängen, womit sich auch Bodenhoch MANUELA nach Osten zurückziehen
muss.
Verantwortlicher Nummer 1 ist ein Höhentief, das über dem zentralen Mittelmeer
seine Kreise zieht und von einem weniger kräftig ausgestatteten Kollegen am
westlichen Mittelmeer begleitet wird. Der Einflussbereich des Höhentiefs weitet
sich im Tagesverlauf von Südosten her ein wenig auf Deutschland aus, was
korrespondierend auch am Boden passiert. Damit werden feuchte Luftmassen nach
Deutschland verfrachtet. Folglich nimmt die heute unter Hochdruckeinfluss
vielerorts geringe Bewölkung im Süden Deutschlands zu, bis zum Abend bleibt es
aber bei bis dahin fehlender Hebung noch trocken.
Verantwortlicher Nummer 2 ist ein Langwellentrog, der heute Morgen über den
Britischen Inseln liegt, um im Tagesverlauf unter Amplifizierung Richtung
Bretagne seine Wellenlänge zu verkürzen und dadurch bei seiner ostwärtigen
Verlagerung im Zusammenspiel mit der Blockierung des Höhenkeils etwas an
Geschwindigkeit zu verlieren. Bodennah besitzt der Trog mit Tief XERO mit
Zentrum zwischen Island und Schottland ein Pendant, der im Tagesverlauf durch
die Amplifizierung in 2 Teile gespalten wird und dabei vor die Küste Norwegens
zieht. Die Kaltfront dieses Tiefs steuert zwar allmählich auf Deutschland zu,
erreicht sie bis zum Abend aber noch nicht. Zunächst macht sie sich nur durch
etwas zunehmende Bewölkung im äußersten Nordwesten bemerkbar.
In den anderen Landesteilen erwartet uns unter noch dominierendem Absinken von
MANUELA ein sonniger oder heiterer Tag, wobei die Sonne 80 bis 90% ihrer
möglichen Zeit ausschöpfen könnte. In der alternden Luftmasse mit T850 hPa von 1
bis 6 Grad erwärmt sich die Luft in 2 m auf 11 Grad an der See und im Südosten
und bis 19 Grad im Westen und Norden.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus diversen Richtungen.
In der Nacht zum Samstag machen beiden Protagonisten weitere Fortschritte beim
Abbau des Hochdruckeinflusses.
Protagonist 1 in Form des Höhentiefs über dem zentralen Mittelmeer schickt die
feuchten Luftmassen noch weiter bis fast zur Mitte des Landes zu uns, in den
späten Abendstunden folgen von Südwesten bei zunehmender WLA und den Aufbau
einer Gegenstromlage (Südwest am Boden, Ost bis Südost in der Höhe) Regenfälle,
die vermutlich den Anfang einer Dauerregenlage am Alpenrand markieren. Die
Regenfälle breiten sich bis zum Morgen bis etwa auf eine Linie südlicher
Schwarzwald – Mittelfranken – Oberpfalz aus, dabei sind 1 bis 8, im
Berchtesgadener Land um 10 l/qm bis zum Morgen zu erwarten.
Protagonist 2 steuert mit seinem Langwellentrog die Nordsee, Benelux und die
Mitte Frankreichs an, im Südteil tropft er unter weiterer Amplifizierung
Richtung westliches Mittelmeer ab. Die dem Trog vorgelagerte Kaltfront von XERO
I (oder II) wird damit nach Deutschland geschoben, sodass zunächst die Bewölkung
im Westen und Nordwesten weiter zunimmt und etwa ab Mitternacht vom Emsland bis
zur Eifel auch leichte Regenfälle mit Mengen von 0 bis 5 l/qm aufkommen. Durch
das Abtropfen des Troges und dem von Südwesten zunehmenden Höhentiefeinfluss
verliert die Kaltfront allerdings immer mehr an Fahrt und Substanz, zumal auch
die Hebung nachlässt. Vor allem nach Norden hin werden die Niederschlagsimpulse
im Laufe der Nacht immer geringer, vielfach dürfte es bei Ankunft der Kaltfront
keine nennenswerten Regenmengen mehr geben.
In den beiden Regionen dazwischen ist es zunächst vielfach gering bewölkt, im
Laufe der Nacht nehmen die Wolkenanteile allerdings zu. Das passiert im
Südwesten zuerst, im Nordosten dauert es zum Teil noch bis zum Morgen. Die
allgemein zunehmende Bewölkung verhindert eine längere Ausstrahlung, die in den
vergangenen Nächten noch gebietsweise zu leichtem Frost geführt hatte. Am
ehesten könnte es im Nordosten stellenweise knapp unter den Gefrierpunkt gehen,
wenn die Phase geringer Bewölkung länger durchhält. Ansonsten sind Tiefstwerte
von 7 bis 1 Grad zu erwarten.
Während der Wind meist nur schwach unterwegs ist, frischt er mit der Kaltfront
im Westen und Nordwesten schon ein wenig auf. Nebel ist damit vornehmlich im
Nordosten möglich.
Samstag… tropft der Langwellentrog endgültig im westlichen Mittelmeer ab und
regeneriert das Höhentief. Das zuvor dort liegende kleine Höhentief ist derweil
vom westlichen Mittelmeer an der Südflanke des Höhentiefs über dem zentralen
Mittelmeer nach Südosten gewandert. Alle drei Höhentiefs vereinigen sich am Ende
des Tages und bilden einen breiten Höhentiefkomplex, der weite Teile des
Mittelmeers abdeckt und dann ein Drehzentrum über Mittelitalien besitzt.
Dieses Höhentief steuert weiterhin feuchte Luftmassen und WLA nach Deutschland,
wobei der betroffene Bereich sich nicht weiter nach Norden ausweitet. Allerdings
regnet es in diesem Bereich weiterhin, die Regenmengen betragen 1 bis 8, am
Alpenrand 10 bis 15, lokal bis 20 l/qm in 12 Stunden. Die Schneefallgrenze sinkt
allmählich auf 1500 bis 1200 m, oberhalb davon kann es wenige Zentimeter
Neuschnee geben.
Der Langwellentrog hingegen setzt nach dem Abtropfen seine Reise mit einem
Trogresiduum fort, welches über Norddeutschland hinweg Richtung Ostsee schwenkt.
Die weiter frontolytische Kaltfront dringt bis zum Abend auf eine Linie
Vorpommern – Westerzgebirge – Nordschwarzwald vor, mit 0 bis 1 l/qm fällt in
ihrem Umfeld aber kaum noch Regen. Im Südwesten verschmilzt sie zudem mit dem
Regengebiet aus dem Südosten. Postfrontal kommt es am Nachmittag im Westen und
Nordwesten großflächig zu Auflockerungen.
Zudem fließt hinter der Kaltfront maritim erwärmte Polarluft (mP) ein, sodass
die T850 hPa auf 0 bis -2 Grad sinken, präfrontal werden noch 0 bis 2 Grad
erreicht. In 2 m steigen die Temperaturen daher nur noch auf 9 bis 15 Grad.
Der Wind frischt allgemein etwas auf und weht meist mäßig aus West bis Nordwest,
im Bereich der Kaltfront frischt er zuweilen böig auf, ohne die Warnschwellen
häufiger zu übertreffen.
In der Nacht zum Sonntag zieht das Trogresiduum ostwärts ab und mit ihm auch die
Kaltfront. Im Süden verschmilzt sie weiter mit dem dort liegenden Regengebiet.
Da sich das Höhentief über dem zentralen Mittelmeer aber allmählich etwas
Richtung Südosten verlagert, verliert es zunehmend seinen Einfluss auf
Deutschland, womit sich auch die Niederschläge immer mehr Richtung auf den
Alpenrand beschränken. Die Niederschlagsmengen liegen südlich der Donau zwischen
0,5 und 5, am Alpenrand bei 10 bis 15, punktuell um 20 l/qm in 12 Stunden.
24-stündig gesehen werden damit die Warnschwellen tangiert, in den Modellen
herrscht über die Quantität des Niederschlags Uneinigkeit. Geht man vom Worst
Case aus, den EZMW liefert, fallen vom zentralen bis zum östlichen Alpenrand
gebietsweise 30 bis 45 l/qm in 24 Stunden bis Sonntagmorgen. ICON6-Nest liefert
20 bis 40 l/qm in 24 Stunden, GFS hingegen bleibt mit 15 bis 25 l/qm in 24
Stunden unterhalb der Warnschwellen. Eine markante Warnung wäre aufgrund der
ersten beiden Modelle gerechtfertigt, auch wenn es immer noch gewisse
Schwankungen innerhalb der Modelle gibt.
Die Schneefallgrenze liegt weiterhin bei etwa 1200 bis 1500 m, oberhalb davon
können bis zu 10 cm in 12 Stunden zusammenkommen.
Im Rest des Landes sorgt postfrontale Subsidenz für Auflockerungen, die im
Nordwesten alsbald wieder durch neue Wolken ersetzt wird. Hintergrund ist ein
neuer Randtrog, der mit einem Drehzentrum von Island rasch nach Dänemark zieht.
Es steuert ein Tief nach Südnorwegen, dessen okkludierendes Frontensystem von
der Nordsee den Nordwesten und Norden Deutschlands erfasst. Damit kommen nicht
nur Wolken, sondern ausgangs der Nacht auch zeitweilige Regenfälle mit Mengen
von 1 bis 5 l/qm bis zum Morgen auf. Zudem frischt der Wind an der Nordsee
bereits auf, weil durch das Tief der Gradient verstärkt wird. Auf den Inseln
treten daher erste steife Böen um 55 km/h (Bft 7), auf den nordfriesischen
Inseln vereinzelt stürmische Böen um 65 km/h (Bft 8) aus Südwest auf. In den
anderen Regionen weht schwacher Wind um West.
Die Temperaturen sinken in der einfließenden kühlen Luftmasse auf 6 bis 0 Grad,
vom Südwesten bis in den Nordosten gibt es bei längeren Auflockerungen
gebietsweise leichten Frost bis -3 Grad. Dann könnte insbesondere im Schwarzwald
nach letzten Niederschlägen am Abend zuvor lokal Glätte ein Thema werden.
Sonntag… zieht mit dem schwindenden Höhentiefeinfluss letzter Regen bzw.
Schneefall am Alpenrand bald nach Südosten ab. Ansonsten sorgt ein Keil eines
Hochs über dem Nordostatlantik für Zwischenhocheinfluss mit einigen
Aufheiterungen vom Südwesten bis in den Osten Deutschlands.
Der neue Randtrog amplifiziert Richtung Tschechien mit Tendenz zum Abtropfen.
Das zugehörige, achsensenkrecht darunter liegende Bodentief hat seine
Entwicklung überschritten und beginnt sich aufzulösen. Das Frontensystem
schwenkt als okkludierende Kaltfront zwar noch von Nordwest nach Süd über
Deutschland hinweg, schwächt sich dabei aber immer mehr ab. So nimmt im Westen
und Südwesten die Bewölkung zwar zu, es fallen jedoch höchstens ein paar
Tropfen. Im Nordosten und Osten sind die Niederschlagssignale in der Nähe zum
Randtrog etwas üppiger, wobei es schauerartigen Regen oder Graupelschauer mit
Mengen von 1 bis 8 l/qm gibt. Gewitter sind bei linkem Jetausgang, geringem
ML-CAPE und Labilität zwar möglich, allerdings Überlappen die Bereiche genauso
wie die Hebung nicht gut. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Modelle
zurückhaltend sind bei der Simulation elektrischer Aktivität.
Deutlicher sind die Signale beim Wind. Dieser frischt mit dem Gradienten stärker
auf und bringt im Norden und Teilen der Mitte steife Böen bis 60 km/h (Bft 7),
an der Nordsee und westlichen Ostsee sowie auf dem Fichtelberg stürmische Böen
um 70 km/h (Bft 8) und auf dem Brocken schwere Sturmböen bis um 90 km/h (Bft 10)
um West.
Im Süden und Südwesten bleibt der Wind unterhalb der Warnschwellen, frischt zum
Teil aber auch böig auf.
Die Temperaturen steigen auf 9 bis 15 Grad.
In der Nacht zum Montag wandert der abtropfende Randtrog ins westliche Ungarn,
ausgangs der Nacht verliert er den Kontakt zur Höhenströmung und fristet sein
Dasein fortan als Höhentief weiter.
Die schauerartigen Regenfälle konzentrieren sich dann mehr und mehr auf den
Südosten (Sachsen, Bayern), dabei sind 1 bis 8, im Stau des Erzgebirges und der
Alpen 10 bis 15 l/qm in 12 Stunden zu erwarten. Auf den Gipfeln sind bei einer
Schneefallgrenze von etwa 800 m geringe Neuschneezuwächse möglich.
Im Rest des Landes übernimmt ein breiter Rücken, der sich von den Iberischen
Halbinsel in Richtung Britische Inseln aufwölbt, das Kommando. Im Norden, Westen
und Südwesten lockern die Wolken folglich auf und es bleibt meist auch trocken.
Vereinzelt bildet sich im Westen und Südwesten bei nachlassendem Wind Nebel.
Auch sonst lässt der Wind bei wieder aufweichenden Gradienten nach, an der
Ostsee und auf exponierten Gipfeln kommen noch steife Böen um 55 km/h (Bft 8),
exponiert stürmische Böen um 65 km/h (bft 8) vor.
Die Temperaturen sinken auf 7 bis 1 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die Prozesse sehr ähnlich, an den Niederschlagsmengen am
Alpenrand scheiden sich aber noch ein wenig die Geister. EZ und ICON haben sich
jedoch angenähert, GFS kann bei solchen Lagen gerne außen vor gelassen werden.
Hinsichtlich einer Warnung vor Dauerregen sollen die 6 UTC-Läufe weiteren
Aufschluss geben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler