S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.03.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft, im Bergland teils Schnee, Sonntag im Norden vorübergehend windig
bis stürmisch. Ab Montag von Westen Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.04.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag befindet sich Deutschland auf der
Vorderseite eines langgestreckten und im Tagesverlauf in Richtung westliches
Mittelmeer abtropfenden Troges. Das Trogresiduum zieht im Norden über das Land,
der Bodendruck steigt etwas an, in der Höhe dominiert die Brücke hohen
Geopotenzials. Von Westen her hat uns eine Kaltfront mit dichter Bewölkung und
etwas Regen erreicht, die im Tagesverlauf ostwärts zieht und in ihrem Nordteil
unter Druck- bzw. Geopotenzialanstieg bzw. in einen Bereich kompensierenden
Absinkens gerät und so nach Osten hin mehr und mehr an Wetterwirksamkeit
verliert und kaum noch Regen bringt. Nach Süden hin wird durch den
Abtropfprozess die Verlagerung verlangsamt. Im Süden und Südosten regnet es
daher verbreitet, in der Nacht zum Sonntag zieht sich der Regen mehr und mehr an
die Alpen zurück. Dort regnet es anhaltend. Allerdings sickert rückseitig der
Kaltfront auch kühlere Luft mit 850 hPa-Temperaturen um, nachts dann leicht
unter 0 Grad ein, so dass die Schneefallgrenze von tagsüber etwa 1300 m nachts
auf etwa 1000 m absinkt. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt also an den Alpen,
dort werden erhöhte Mengen teils um 30 l/m² simuliert. Daher besteht dort ein
gewisses, aber geringes Dauerregenrisiko. Die EPS-Verfahren zeigen geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/m² on Staulagen teils um 20 bis 25 %,
allerdings dürften das eben überwiegend auch Lagen sein, in denen dann Schnee
(ohne unmittelbare Abflussrelevanz) fällt. Leichte Schneefallwarnungen für
alpine Lagen oberhalb 1000 m dürften zu erwarten sein, geringes Risiko für
mäßigen Schneefall. In der Nacht zum Sonntag nähert sich das Frontensystem eines
Nordmeertiefs, die Bewölkung nimmt zu und in der zweiten Nachthälfte setzt im
Nordwesten Regen ein und über der Nordsee frischt der Südwestwind langsam stark
böig auf. Zwischen diesen beiden Systemen bleibt es verbreitet trocken und die
Bewölkung kann gebietsweise auch auflockern.

Dieses Nordmeertief wird im Vergleich zu den gestrigen IFS-Vorhersagen deutlich
weiter nördlich simuliert und somit dann auch am Folgetag (Sonntag) einen
geringen Einfluss als gestern beschrieben, vor allem auch hinsichtlich
Niederschlagsmengen, -schwerpunkt und Wind.

Am Sonntag zieht das eben erwähnte Tief vom Nordmeer in Richtung Dänemark und
nachfolgend weiter Richtung südliche Ostsee/Vorpommern und in der Nacht zum
Montag unter Abschwächung weiter gen Nordpolen. Der korrespondierende Trog hat
etwas Höhenkaltluft im Gepäck, so dass die Niederschläge, die entlang der
okkludierenden Front tagsüber von Nordwesten etwa über die Nordhälfte ziehen,
vor allem in Trognähe und somit im Norden und Nordosten teils schauerartig
verstärkt ausfallen können. Bei 850 hPa-Temperaturen um oder leicht unter 0 Grad
kann in Hochlagen von Harz und Erzgebirge etwas Schnee dabei sein. Auf der
Süd-/Südwestflanke des Tiefs ist der Gradient etwas kräftiger, so dass im Norden
mit starken bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) gerechnet werden muss. Der Wind
dreht von Südwest auf West, im Norden später Nordwest. Dann sind an exponierten
Nordseeabschnitten (Nordfriesland) evtl. noch einzelne Sturmböen (Bft 8 bis 9)
möglich. Vor allem zwischen Main und Donau ist es teils locker bewölkt und
tagsüber häufig trocken, der Regen bzw. Schnee an den Alpen klingt im
Tagesverlauf vorübergehend ab. In der Nacht zum Montag schwächt sich das Tief
über Polen ab, der Gradient fächert auf und der West- bis Nordwestwind lässt
deutlich nach. Der Trog streckt sich über dem östlichen Mitteleuropa gen Süden,
über Westeuropa dehnt sich der Keil bzw. das korrespondierende Bodenhoch in
Richtung Westdeutschland aus. Damit klingen dort die Niederschläge ab, im Osten
und Südosten fällt Regen, im höheren Bergland Schnee – vor allem zunächst auch
am Erzgebirge, dort fällt mit leichtem Nordwestanstau auch etwas mehr
Niederschlag. In der zweiten Nachthälfte erreicht der Niederschlag dann auch
wieder den Alpenrand, auch dort gibt es leichte Staueffekte und die
Schneefallgrenze kann noch mal etwas absinken (etwa 800 m).
Insgesamt wird also in der Fläche deutlich weniger Niederschlag simuliert, als
gestern. Die Schwerpunkte liegen zudem nun tagsüber im Norden und Nordosten und
in der Nacht zum Montag im Osten und Südosten und später dann vor allem am
Alpenrand.

Am Montag wölbt sich der Keil über Westeuropa noch etwas auf und verlagert sich
leicht ostwärts. Das Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt über dem Kanal. Die
Niederschläge klingen unter steigendem Luftdruck im Tagesverlauf insgesamt meist
ab, am längsten dauert das im Südosten bzw. vor allem am Alpenrand. In der Nacht
zum Dienstag umläuft den bis ins Mittelmeer langgestreckten Trog über dem
östlichen Mitteleuropa ein kurzwelliger Anteil. Damit einhergehend zieht ein
flaches Randtief samt Niederschlagsgebiet von Südskandinavien süd-/südostwärts
in Richtung Polen/Tschechien und streift somit den Nordosten und Osten unseres
Vorhersagegebietes. Im Bergland (Erzgebirge, Bayerischer Wald, ausgangs der
Nacht auch am Alpenrand) kann wieder Schnee dabei sein. Im Westen und Südwesten
bleibt es meist trocken und die Bewölkung lockert teils auf.

Am Dienstag ist von besagtem Kurzwellen-/Randtrog und dem korrespondierenden
Niederschlagsgebiet noch der Osten/Südosten des Landes betroffen. Insgesamt
verlagert sich die Trog-Keil-Struktur vor allem im Nordteil etwas nach Osten,
über dem Süden verhindert dies besagter Randtrog bzw. setzt ein Abtropfprozess
ein und ein kleines Höhentief (evtl. auch Kaltlufttropfen) verlagert sich von
Tschechien in Richtung Adria. Das Bodenhoch hat seinen Schwerpunkt über
Dänemark/Südskandinavien. Insgesamt herrscht Absinken vor, den Osten tangieren
aber wahrscheinlich noch Hebungsprozesse des Randtroges/Höhentiefs und vor allem
am östlichen Alpenrand klingt der Regen bzw. Schnee in Hochlagen nur langsam
oder evtl. auch in der Nacht zum Mittwoch noch gar nicht ab (IFS hat hier die
Variante zu bieten, die dort noch am längsten Regen bringt). Auf der Ostflanke
des Bodenhochs sickert von Osten/Nordosten nach wie vor bzw. sogar leicht
verstärkend recht kühle Luft ein: 850 hPa-Temperaturen meist zwischen 0 und -5
Grad, lediglich ganz im Westen und Südwesten leicht über 0 Grad.

Am Mittwoch kippt der Höhenkeil im Nordteil noch etwas weiter nach Osten und
stützt den Cut-Off-Prozess über Osteuropa. Das Trogresiduum zieht übers Baltikum
und Nordwestrussland weiter ab. Über Südosteuropa und dem östlichen Mittelmeer
resultiert ein umfangreicher Höhentiefkomplex mit mehreren Drehzentren. Das
Bodenhoch erstreckt sich über weite Teile Europas, der Schwerpunkt liegt im
Bereich der südlichen Ostsee. Das Randtief zieht südwärts ab, die
Hebungsprozesse lassen auch im Südosten nach, insgesamt steigt der Bodendruck
über Deutschland noch etwas an und das Absinken verstärkt sich, so dass
insgesamt störungsfreies Wetter vorherrscht, auch die eventuell noch leichten
Niederschläge am östlichen Alpenrand klingen spätestens in der Nacht zum
Donnerstag wohl vollends ab. Vor allem in de Südosthälfte sickert nach wie vor
die kühle Luftmasse, je nach Aufklaren ist daher Nachtfrost möglich.

In der erweiterten Mittelfrist ergeben sich voraussichtlich wenig Änderungen in
der Druck- und Geopotenzialverteilung: Es herrscht hohes Geopotenzial im Bereich
der Britischen Inseln, das korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich bis nach
Mitteleuropa. Das Wetter ist antizyklonal geprägt und meist trocken. Die
Luftmasse erwärmt sich peu à peu bzw. sickert von Westen allmählich mildere Luft
ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann zu Beginn der Mittelfrist
am Samstag noch als gut bezeichnet werden, so dass die gestern getätigten
Aussagen für den Samstag soweit kaum angepasst werden müssen.

Bereits ab der Nacht zum Sonntag zeigt sich aber eine deutliche Abweichung der
Trog-Keil-Struktur bzw. der Systeme im Bodendruckfeld. Das zum Sonntag relevante
Tief wird deutlich weiter nördlich simuliert, so dass der Einfluss auf unser
Vorhersagegebiet geringer ausfällt. Ähnliche Lösungen zeigten bereits die
gestrigen ICON und GFS-Modellläufe und sie zeigen es auch mit den aktuellen 00
UTC-Läufen in ähnlicher Form – IFS hat sich diesen Modellen also angenähert und
die gestern gemachten Aussagen zur Niederschlagsverteilung müssen heute wohl
doch erheblich korrigiert werden. Auch die Windentwicklung betrifft im Gegensatz
zu den gestrigen Lösungen voraussichtlich nur die nördlichen Landesteile und in
abgeschwächter Form (meist nur starke bis stürmische Böen, Bft 7, vereinzelt Bft
8 im Küstenumfeld).

Im weiteren Verlauf der Mittelfrist wird das Trog-Keil-Muster etwas markanter
und im Vergleich zur gestrigen 00 UTC-Vorhersage vor allem aber gen Osten
verschoben simuliert. Und damit mit mehr Einfluss auf unser Wettergeschehen.

Zur erweiterten Mittelfrist in der zweiten Wochenhälfte der kommenden Woche soll
sich nach Lesart der aktuelleren IFS-Modelläufe insgesamt Hochdruckeinfluss mit
störungsfreiem Wetter und allmählich ansteigendem Temperaturniveau durchsetzen.
Diese antizyklonale Tendenz für die erweiterte Mittelfrist deutete sich bereits
gestern an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit Blick auf andere Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen sich mit der
Annäherung des IFS nun insgesamt sehr ähnliche Strukturen, ICON und GFS hatten
die Tiefentwicklung am Sonntag ja bereits in den gestrigen Modellläufen weiter
nördlich und damit mit weniger Einfluss auf unser Vorhersagegebiet im Programm.

Im weiteren Verlauf zu Beginn der kommenden Woche sind sowohl ICON als auch GFS
hinsichtlich des antizyklonalen Einflusses vom westeuropäischen Keil noch etwas
flotter bzw. forscher aufgestellt, so dass sich danach die Wetterberuhigung auch
in den östlichen Landesteilen bereits im Laufe des Montags auch im Osten und
Südosten durchsetzen würde.

In der erweiterten Mittelfrist zeigt das IFS (wie bereits gestern) eine
weitgehend antizyklonal geprägte, störungsfreie Witterung. Und das GFS behält
seine Tendenzen für di erweiterte Mittelfrist bei und schwenkt dann allerdings
von Westen her wieder auf rasch zunehmenden Tiefdruckeinfluss um.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Samstag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster mit 21, 16 und 14 Membern, Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 1. Es lassen sich Unterschiede in der genauen
Ausgestaltung des abtropfenden Troges über Westeuropa und auch in der Position
und Stärke des für Sonntag relevanten Nordmeertiefs finden. Hinsichtlich der
Niederschlagsprognose könnten sich aufgrund der Lage des Cut-Off-Tiefs und auch
der Lage des Bodenhochkeils über Deutschland Differenzen andeuten, eine
Abschätzung im Detail ist aber schwierig.
Für den Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+120 bis +168
h)werden ebenfalls drei Cluster angeboten (22, 18 und 11 Member, HL+KL in
Cluster 1), allesamt werden dem Blocking-Regime zugeordnet. Hierbei zeigt sich
eine Unterschiedliche Ausprägung des hohen Geopotenzials (Cluster 1 und 3 zeigen
ein abgeschlossenes Höhenhoch, Cluster 2 „nur“ einen Keil, auch die Position
variiert etwas. Auch der oben erwähne Randtrog am Montag wird vor allem durch
Cluster 1 (inkl. HL+KL) angedeutet, Cluster 2 zeigt einen markanteren Haupttrog
über dem Nordosten/Ostsee, der die östlichen Landesteile nachhaltig tangieren
könnte, Cluster 3 ist insgesamt antizyklonaler aufgestellt.

Die Rauchfahnen einiger deutscher Städte zeigen weiterhin recht große Spreads
sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als auch hinsichtlich des Geopotenzials in
500 hPa. Beim Geopotenzial lässt sich aber zumindest eine recht gute Bündelung
und damit Trend zu steigendem Geopotenzial im Laufe der kommenden Woche
ausmachen. Mit Blick auf die Temperaturen ist das Bild recht indifferent, dabei
scheint sich zunächst nicht viel zu ändern, ein Trend nach oben deutet sich erst
zur erweiterten Mittelfrist an. Niederschlagssignale sind vor allem am
Wochenende vorhanden, nehmen zu Beginn der kommenden Woche meist deutlich ab.
Vor allem Richtung Süden/Südosten sind sie noch bis in die kommende Woche hinein
nennenswert vorhanden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warnwürdige Ereignisse finden sich voraussichtlich vor allem am Alpenrand:
Geringes Dauerregenrisiko inkl. EFI-Signal und EPS-Wahrscheinlichkeiten für mehr
als 30 l/m² lokal (Staulagen) um 20 bis 25 % am Samstag, aufgrund der
Schneephase oberhalb 800 bis 1000 m in entsprechenden Lagen aber wahrscheinlich
nicht unmittelbar abflussrelevant und daher Ausgabe eher unwahrscheinlich.
Zeitweise ab Samstag, aber auch im weiteren Mittelfristverlauf leichter bis
mäßiger Schneefall. Auch hier gibt es Hinweise im EFI, mäßiger Schneefall am
ehesten Samstagfrüh bis Sonntagfrüh am Alpenrand. Sonst meist leichte
Intensitäten, vorübergehend auch am Erzgebirge oder auch Bayerischen Wald.

Außerdem mit nördlicher Tiefpassage starke bis stürmische Böen im Norden am
Sonntag.

Sonst kommende Woche je nach Bewölkungsverhältnissen nachts gebietsweise
leichter Frost vor allem in der Südosthälfte.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger