#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 25.03.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.03.2025 um 10.30 UTC
Zum Samstag wechselhafter, gebietsweise regnerisch, im Bergland Schnee. Im
Verlauf zunehmend unsichere Vorhersage.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.04.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag dominiert zunächst störungsfreies, häufig
auch sehr freundliches Wetter unter einem Höhenkeil bzw. einer Bodenhochbrücke.
Vor allem nach Osten und Südosten hin ist es länger sonnig. Insgesamt wird es
mild bis sehr mild, die Höchsttemperaturen liegen meist zwischen 14 und 18 Grad,
bei viel Sonnenschein sind besonders im Osten (Brandenburg/Ostsachsen) auch um
20 Grad möglich. Im Nordwesten bleibt es etwas kühler, dort überwiegt bereits
meist stärkere Bewölkung. Grund dafür ist ein zunehmend markanter Trog über
Westeuropa, der im späteren Tagesverlauf bzw. in der Nacht zum Samstag von
Westen her auf Deutschland übergreift Das dazugehörende Frontensystem erreicht
den Westen ab den Abendstunden und bringt etwas Regen. In der Nacht
streckt/amplifiziert der Westeuropatrog weiter und tropft in Richtung Golf von
Genua/zentrales Mittelmeer ab. Damit setzt auch im Südwesten und an den Alpen
zunehmend Regen ein. Durch den Abtropfprozess und kompensierendes Absinken
zwischen dem Cut-Off-Tief im Süden und dem Trogresiduum im Norden steigt in der
Mitte und im Norden des Landes der Luftdruck, die Kaltfront verliert an
Wetterwirksamkeit und es fallen dort dann meist nur noch geringfügige
Niederschläge. Die Regenfälle im Süden dagegen dauern die Nacht über meist an.
Mit rückseitig der Front einfließender kälter Luft (850 hPa 0 bis -3 Grad) kann
in höheren Lagen Schnee fallen. Die Mengen sollten 1 bis 5 cm in Hochlagen
oberhalb 1000 meist nicht überschreiten und auch hinsichtlich der Regenmengen
deuten sich bis zum Morgen keine Warnschwellenüberschreitungen an.
Am Samstag tagsüber verlagert sich das Cut-Off-Tief weiter nach Süden ins
zentrale Mittelmeer, das Trogresiduum zieht im Norden über das Land, der
Bodendruck steigt noch etwas an, in der Höhe dominiert die Brücke hohen
Geopotenzials. Insgesamt dominiert an der wenig wetterwirksamen Kaltfront, die
von der Mitte ostwärts zieht, recht dichte Bewölkung und hier und da noch etwas
Regen erwartet. Nachfolgend kann es auch ein paar Auflockerungen geben. Im Süden
und vor allem an den Alpen regnet es dagegen noch länger, dort wird die
Frontverlagerung durch das Mittelmeertief deutlich behindert bzw. es entsteht
durch die nördliche Anströmung der Alpen ein Staueffekt. Die Regen- bzw.
Schneefälle an den Alpen halten noch länger an, erst im späteren Tagesverlauf
klingen sie von Westen allmählich ab. Der niederschlagsschwerpunkt liegt also
recht eindeutig (das wird auch noch durch ICON und GFS gestützt) an den Alpen.
Ob dabei Dauerregenwarnschwellen überschritten werden ist unsicher, da zum einen
in Lagen etwa oberhalb 1000 m Schnee fällt (leichte bis mäßige
Schneefallwarnungen dürften wahrscheinlich sein) und zum anderen die Signale in
den EPS-Verfahren für Dauerregen sehr zurückhaltend sind. Ab dem Abend greift
dann von Nordwesten der nächste Trog samt korrespondierendem Bodentief über der
nördlichen Nordsee und dazugehörendem Frontensystem auf Deutschland über. Dabei
nimmt zunächst die Bewölkung zu und im Nachtverlauf setzt vom Nordwesten bis in
die mittleren Landesteile Regen ein. Auch der Gradient nimmt im Nordwesten dabei
im Verlauf der Nacht zum Sonntag im Nordwesten zu, an der Nordsee und im
westlichen Bergland sind stürmische Böen, exponiert wohl auch Sturmböen aus
Südwest bis West nicht ausgeschlossen. Hier lässt sich kurz anmerken, das mit
dieser Entwicklung das IFS die deutlich zyklonalste Variante anbietet, vor allem
in den letzten beiden Modellläufen. ICON und GFS lassen das besagte Tief über
der nördlichen Nordsee bzw. teils sogar Nordmeer auf einer deutlich nördlicheren
Bahn ostwärts ziehen, so dass dabei deutlich geringes bis gar keine
Niederschlagssignale über Deutschland verbunden sind und auch der Gradient eher
nur im Norden nennenswert zunehmen würde.
Zum Sonntag kommt es zur weiteren Austrogung, der Trog über der Nordsee streckt
sich über Deutschland nach Süden, das Bodentief zieht von der Nordsee nach
Norddeutschland, das okkludierende Frontensystem bringt nach Lesart von IFS
verbreitete und wiederholte Niederschläge. Nach GFS fällt lediglich im Norden
geringer Regen… Die Unsicherheiten nehmen also weiter zu. Nach IFS herrscht
rückseitig des Tiefs zudem ein markanter Gradient, so dass der auf Nord drehende
Wind vor allem in der Westhälfte zeitweise stark bis stürmische aufleben würde,
im Bergland und an der Nordsee müsste mi Sturmböen gerechnet werden. Mit der
nördlichen Strömung gelangt dann auch wieder ein Schwall polarer Meeresluft nach
Deutschland, so dass die Niederschläge im Bergland auch wieder in Schnee
übergehen würde. Hinsichtlich Niederschlagsmengen zeigt das IFS erhöhte Mengen
in Richtung Schwarzwald und (westlichem) Alpenrand, aufgrund mangelnder
Unterstützung des EPS und anderer Modelle scheint und einer potenziellen
Schneefallgrenze um 800 bis 1000 m scheinen Dauerregenwarnungen nur gering
wahrscheinlich, leichte bis mäßige Schneefallwarnungen sind nicht ganz
ausgeschlossen, aber nur wenn sich die aktuelle IFS-Variante bewahrheiten würde.
Zu Beginn der kommenden Woche (Montag/Dienstag) dominiert dann voraussichtlich
eher niedriges Geopotenzial und das Höhenhoch liegt nordwestlich unseres
Vorhersagegebietes. Wie genau dann die Drehzentren und potenziell kurzwellige
Anteile ausgerichtet sind, ist unsicher. Tendenziell deutet sich aber vor allem
nach Süden/Südosten hin Tiefdruckeinfluss an, nach Norden und Nordwesten kann
die Hochrandlage auch für weitgehend störungsfreies Wetter sorgen. Wobei
allerdings auch am Südrand umlaufende Kaltlufttropfen nicht ausgeschlossen
werden können (Signale dafür gibt es im IFS), die dann auch im Norden für
zeitweise wechselhaftes Wetter sorgen könnten.
Das Temperaturniveau ist insgesamt relativ niedrig. Nach dem teils sehr milden
Freitag werden ab Samstag die Höchstwerte voraussichtlich meist nur noch
zwischen 8 und 13 Grad liegen, auch leichter Nachtfrost spielt gebietsweise
immer wieder eine Rolle – je nach Bewölkungsverhältnissen.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich der zunehmende Einfluss hohen
Geopotenzials an, das (Höhen-) Hoch über dem Nordmeer bzw. der nördlichen
Nordsee streckt sich südwärts gen Mitteleuropa, das Höhentief von
Süd-/Südwesteuropa verlagert sich westwärts und macht Platz. Der nächste Trog
östlich von uns, scheint sich deutlich weiter östlich zu amplifizieren… Wo
genau sich die Drehzentren befinden, wird aber noch recht sehr unterschiedlich
simuliert.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann eigentlich nur zu Beginn
der Mittelfrist am Freitag als gut bezeichnet werden, nachfolgend nehmen
zunächst die zeitlichen Differenzen zu, wobei die neueren Modellläufe zeitlich
etwas forscher aufgestellt sind. Im weiteren Verlauf nehmen die Unsicherheiten
auch mehr und mehr in der Trog-Keil-Struktur zu.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Mit Blick auf andere Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen sich bereits zu
Beginn der Mittelfrist einige Timing- und Amplitudenunterschiede, diese nehmen
mehr und mehr zu und es fällt auf, dass IFS über weite Strecken der Mittelfrist
die zyklonalste Lösung präsentiert.
Im Laufe der erweiterten Mittelfrist übernimmt dann allerdings das GFS diese
Rolle, während IFS wie oben erwähnt die potenzielle Wetterberuhigung anvisiert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS liefert für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC
bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) fünf Cluster mit 22, 13, 9, 4 und 3 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Es zeigen sich einige Unterschiede im
Timing und in der Ausgestaltung des abtropfenden, sich von Westeuropa nähernden
Trog und dem daraus resultierenden Cut-Off-Tief. Für Freitag scheint sich daraus
kaum Prognoserelevanz zu ergeben, eventuell für das Timing und den Schwerpunkt
der in der Nacht zum Samstag aufkommenden Niederschläge. Insgesamt halten sich
die Unsicherheiten für diesen Zeitraum trotz der fünf Cluster aber noch sehr in
Grenzen.
Für den Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC werden zwei Cluster
mit 29 bzw. 22 Membern angeboten, Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 1
mit insgesamt 29 Membern einsortiert. Cluster 1 zeigt dabei die sehr zyklonale
Variante, Cluster 2 erinnert eher an die Lösungen von ICON und GFS mit einer
nördlicheren Tiefpassage und tendenziell höherem Luftdruck bzw. einer Hochbrücke
über größeren Teilen des Landes. Wobei hier ein Höhentief am Montag zumindest
für eine Unterbrechung des weitgehend störungsfreien Wetters sorgen könnte.
Interessant ist allerdings auch ein Blick auf die Zahlen der jeweils
repräsentativen Member. Während Cluster 1 eine Population von 29 Membern
bescheinigt wird, werden aber nur 5 repräsentative Member gezählt. Cluster 2
dagegen soll bei einer Population von 22 Membern ganze 42 repräsentative Member
aufweisen. Das mutet irgendwie komisch an und bestätigt die Zweifel an der
Zuverlässigkeit der deterministischen Prognosen…
Für die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch werden vier Cluster angeboten, dabei
überwiegen tendenziell antizyklonal geprägte Entwicklungen.
Die Rauchfahnen sind insgesamt von einem relativ großen Spread vor allem mit
Blick auf das Geopotenzial in 850 hPa dominiert. Tendenziell ab Beginn der
Mittelfrist sinkendes Geopotenzial und erst zum Ende der Mittelfrist bzw. zur
erweiterten Mittelfrist wieder ansteigend. Auch der Spread in Bezug auf die
Temperatur in 850 hPa ist relativ groß. Nach dem Höhepunkt der milden Phase am
Freitag zurückgehendes Temperaturniveau und erst wieder im Laufe der kommenden
Woche ansteigend – bei zunehmendem Spread und zunehmend geringerer Bündelung der
Member in einem Bereich. Auch die Niederschlagsignale sind vor allem ab Samstag
reichlich vorhanden und unruhig. Voraussichtlich wieder zurückgehende
Niederschlagsneigung zu Beginn der kommenden Woche – bis dahin wechselhaft.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Niederschläge können gebietsweise aufgrund der Nähe zum Höhentief südlich
der Alpen vor allem im Süden und Südosten auch mal kräftiger bzw. anhaltender
ausfallen, in Hochlagen (ggf. Staulagen, oberhalb etwa 800 bis 1000 m, Montag
ggf. noch etwas absinkend) fällt dann teilweise auch wieder Schnee. Ob markante,
also warnwürdige Niederschlagsmengen dabei zu erwarten sind, ist unsicher, da
die Signale der Modellwelt durchaus sehr unterschiedlich ausfallen. Auch die
EPS-Verfahren und auch EFI springen nur minimal an (max. etwa 10 %). Es bleibt
auch festzuhalten, dass das IFS tendenziell die kälteste und nasseste
Vorhersagevariante liefert. Schneesignale liefert auch der (IFS-)EFI.
Warnwürdige Böen werden am ehesten am Sonntag erwartet. Auch hier sind die
Signale noch uneindeutig, das Risiko für stürmische Böen/Sturmböen besteht vor
allem aber wohl von der Nordsee bis zum Alpenrand.
Sonst bleibt noch der gebietsweise leichter Nachtfrost als Warnparameter.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS – mit Unsicherheiten
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger