SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.03.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Tief Mitteleuropa (TM), zum Dienstag wahrscheinlich Übergang zu Brücke
Mitteleuropa (BM)

Leicht wechselhaft, im Norden und Osten aber weiterhin oft trocken mit erhöhter
Waldbrandgefahr! Sonst gebietsweise Schauer und Gewitter, meist aber
unspektakulär. Nur heute im östlichen Alpenvorland erhöhte Gefahr markanter
Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… hat die sich vollziehende Wetterumstellung über Nacht weitere
Fortschritte gemacht. So hat sich unser Tief VOLKER über Frankreich eingegraben
und schaufelt fortwährend feucht-milde Luftmassen aus Süden und Südwesten nach
Deutschland. Exemplarisch die Tiefstwerte am heutigen Sonntagmorgen, die entlang
des Rheins die 10 Grad Marke teilweise nicht unterschritten haben. Das einst
blockierende Hoch LIORA über Russland zieht sich trotz Skandinavienkeils weiter
zurück.

Als Folge haben inzwischen auch dichtere Wolkenfelder den äußersten Norden und
Osten Deutschlands erreicht. Lediglich an der vorpommerschen Ostseeküste kommt
man noch überwiegend sonnig durch den Tag. Beim Blick auf die Höhenkarte erkennt
man auch zwei Kaltlufttropfen (um 12z Raum Danzig und unmittelbar vor der
Südküste Norwegens), die allerdings kaum nennenswerte Hebungsimpulse setzen. Da
die Grenzschicht in diesen Bereichen aber weiterhin sehr trocken bleibt (Wind
bleibt auf Ost mit Zufuhr trockener Kontinentalluft, teils negative Taupunkte),
sind trotz gelegentlicher Radarechos keine nennenswerten Niederschläge zu
erwarten. Das bedeutet im Umkehrschluss leider auch, dass die Waldbrandgefahr
sehr hoch bleibt (teils Stufe 4 von 5). Der Wind kommt längst nicht mehr so
ruppig wie noch am Vortag daher und ist nur noch an einigen Abschnitten der
Ostsee warnwürdig mit Böen der Stärke 7 Bft.

Südlich angrenzend wird es da in einem breiten Streifen vom Emsland und NRW bis
nach Sachsen und Bayern deutlich interessanter. Durch die derzeit noch
vorherrschende Föhnsituation an den Alpen hat sich aktuell bereits ein flaches
Leetief gebildet (VOLKER II), das bis zum frühen Nachmittag Richtung
Niederösterreich zieht. Im Zusammenspiel mit VOLKER I formiert sich damit über
der Landesmitte eine diffuse Tiefdruckrinne. Die Luftmasseneigenschaften sind
jetzt Ende März naturgemäß noch nicht allzu berauschend hinsichtlich schwerer
Konvektion. Man darf im Tagesverlauf vor allem über den zentralen und westlichen
Mittelgebirgen aber doch von dem ein oder anderen „Gewitterchen“ ausgehen. Bei
minimalem ML CAPE aufgrund der doch recht kompakten Bewölkung, PPW’s bis 20 mm
bei quasi null Scherung werden es nur kurzlebige Einzelzellen sein, die im
schlimmsten Fall auch mal Platzregen an die 15 l/qm binnen einer Stunde
produzieren. Häufig bleibt es aber auch bei Schauern oder leichten Regenfällen,
die dann auch nicht jeden treffen werden.

Der Fokus liegt gewittertechnisch aber eindeutig auf dem östlichen Alpenvorland
heute. Dort räumt eine VOLKER II nachfolgende (leichte) Druckwelle, die sich
bereits aktuell über der Schweiz und Baden-Württemberg ankündigt, zunächst den
Föhn weg. Um 12z ist die Druckwelle in etwa bis auf Höhe des Großraums München
vorgestoßen. Östlich davon sind die Winde noch schwach umlaufend. Zeitgleich
schwenkt ein flacher Randtrog (gut im IPV Feld sichtbar) über diesen Bereich
nordostwärts hinweg. Die Luftmasse wurde im Vorfeld entsprechend ordentlich
labilisiert und bekommt dann den Hebungsimpuls und bodennahen Feuchteeintrag aus
Westen. So werden am Inn und weiter östlich CAPE Werte auch über 500 J/kg
simuliert. Zudem markiert die Grenze zu Österreich den Bereich, wo auch noch
halbwegs passable Scherungswerte von 15, lokal bis 20 m/s anzutreffen sind. Die
hochauflösenden Modelle reagieren entsprechend mit der Bildung einzelner
isolierter Zellen, die auch mal etwas giftiger ausfallen können und
Superzellencharakter annehmen. Dabei sind neben Starkregen um 15 l/qm binnen
kurzer Zeit und kleinkörnigem Hagel von 1-2 cm vor allem die Sturmböen im Fokus.
Böen um 80 km/h (9 Bft) sind dann schnell zu erreichen. Hervorzuheben ist die
Einigkeit zwischen AROME, Super HD und ICON-D2/ICON-RUC! ICON-D2 EPS hat bis zu
25% für Bft 9 östlich des Inns im Programm, schon ein beachtliches Signal.
Einziger zweifelhafter Aspekt ist die doch recht kompakte Bewölkung über dem
Alpenraum aktuell.

Bleibt noch der Südwesten Deutschlands zu erwähnen, der im Tagesverlauf eher
eine Wetterbesserung erfährt. Gut zu sehen in der Tendenz der spezifischen
Feuchte, wie sich allmählich etwas trockenere Einschübe an der Südwestflanke der
Rinne den Weg bahnen, womit es dort am Nachmittag auch kaum noch Niederschläge
gibt. Klassischer Fall von kompensatorischem Absinken innerhalb des
umfangreichen Tiefdruckkomplexes.

Die Höchstwerte liegen bei leicht schwül angehauchten 13 bis 18 Grad. An
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bleibt es mit 8 bis 12 Grad kühler.

In der Nacht zum Montag zieht das Randtief VOLKER II der Höhenströmung folgend
nordwärts Richtung Warschau und gliedert sich allmählich dem dann ehemaligen
Kaltlufttropfen über der südlichen Ostsee respektive dem Baltikum an. Das
einstige Zentraltief über Frankreich verlagert sich unterdessen unter
Abschwächung langsam südwärts. Dadurch wird die Rinne über Deutschland effektive
etwas auseinandergezogen und kommt in der Höhe unter leichten Potentialanstieg
und damit unter Absinken. Der Gradient an der Nordflanke weicht nun auch an der
Ostseeküste hierzulande immer mehr auf.

Das resultiert nach Beendigung des Tagesgangs in einer deutlichen Abschwächung
der Wetteraktivität mit nur noch einzelnen, meist leichten Schauern vor allem
über der Landesmitte. Bei insgesamt nur schwacher Luftbewegung lockert es
gebietsweise stärker auf, womit sich in der feuchten Grundschicht rasch Dunst
und Nebel bilden dürften. WarnMos und auch das polnische UM springen neben den
Flussniederungen von Franken bis nach Hessen vor allem Richtung Niederrhein und
Münsterland verstärkt an mit Signalen für besonders dichten Nebel.

Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 7 und 2 Grad.

Montag… verbleiben wir im Randbereich des Tiefs über dem Baltikum sowohl am
Boden als auch in der Höhe unter schwach zyklonalem Einfluss. Im Tagesverlauf
macht sich ein Rücken, der vom Azorenhochkeil über die Britischen Inseln sich
bis nach Dänemark ausweitet, bemerkbar.

Mit der nördlichen Strömung macht sich zum Nachmittag von den Küsten die
trockenere Luft mit spezifischen Feuchten unter 5 g/kg wieder auf etwas Boden
nach Süden gutzumachen. Über der Norddeutschen Tiefebene kommt es zwar auch zu
Quellungen, die aber rasch gedeckelt sind, was allenfalls noch vereinzelt mal
für einen schlappen Schauer reicht. Somit geht die Trockenheit im Norden und
Osten weiter.

Sonst geht bei der diffusen Sumpflage in einer leidlich labilen Luftmassen nach
teils zäher Auflösung von Dunst, Nebel und Hochnebel das konvektive „Geblubber“
von neuem los. Schwerpunktmäßig ist wohl erneut ein Streifen von NRW über
Thüringen und Hessen bis nach Niederbayern betroffen, wo Feuchte und Labilität
noch am besten überlappen. Bei allenfalls wenigen hundert J/kg ML Cape kommt es
neben Schauern lokal auch zu einzelnen Gewittern, die zwar nur langsam ziehen,
sich aufgrund der fehlenden Scherung aber auch selbst und/oder gegenseitig
förmlich „die Luft zum Atmen nehmen“. So ist erneut die Kategorie gelb der
Maßstab, etwas despektierlich auch als „elektrische Schauer“ bezeichnet. Wenn’s
dumm läuft, kanns lokal auch mal für einen Starkregen knapp oberhalb der 15 l/qm
binnen einer Stunde reichen. Erneut gilt: Fest mit Regen planen lässt sich bei
der Lage natürlich nicht. Auch unmittelbar am Alpenrand sind die Bedingungen für
Schauer und lokale Gewitter erneut günstig.

Reste des nächtlichen flachen Keils des kompensatorischen Absinkens lassen sich
noch über dem Südwesten ausmachen, weshalb dort wie am Vortag bei einem Mix aus
Sonne und Wolken ein Niederschlagsminimum wahrscheinlich ist.

Windtechnisch sind wir von Warnschwellen inzwischen meilenweit entfernt. In
Sachen Höchstwerte ändert sich bei unveränderter Luftmasse auch wenig, erneut
stehen 13 bis 18 Grad auf der Karte, an der See teilweise nur einstellige Werte.

In der Nacht zum Dienstag arbeitet sich die weit im Norden auflebende
Frontalzone über Skandinavien ostwärts voran und drückt den angesprochenen
Rücken an dessen Südflanke südwärts. Letzterer umspannt in den Frühstunden die
gesamte Nordwesthälfte Deutschlands, was sich auch am Boden in der Kräftigung
und Ausweitung des Azorenhochkeils mit bis an die 1020 hPa ganz im Westen
äußert. Die zu einem Randtief über Südnorwegen gehörende Kaltfront bleibt
zunächst über der Nordsee noch außen vor.

So sind es über der Nordhälfte Deutschlands abermals Grenzschichtprozesse, die
für Kopfzerbrechen sorgen werden. Nach Auflösung er letzten Quellwolken stellt
sich dann die Frage, wann, wie schnell und wo sich Nebelfelder ausbilden werden.
In der Fläche aktuell etwas geringer ist die Tendenz im Osten/Nordosten
einzuschätzen (geringe bodennahe Feuchte, stark gealterte, eventuell sogar
kontinental geprägte Luftmasse mit T850 um 0°C). Das führt unweigerlich zu der
Frage, ob östlich der Elbe nach kurzer Unterbrechung mal wieder Frostwarnungen
fällig werden. MosMix geht konsequent diese Richtung mit inzwischen recht
verbreitet Tmin zwischen 0 und -2°C.

Entlang und südlich der zentralen Mittelgebirge sind die Taupunkte dafür zu
hoch. Reste des Höhentroges sorgen in der feuchten Luftmasse anfangs noch für
einzelne Schauer, die zunehmend abklingen. Im Anschluss reichen kurze
Auflockerungen neuerliche Nebel- und Hochnebelfelder, die ziemlich verbreitet in
den Frühstunden anzufinden sein dürften. Entsprechend offensiv gehen auch
WarnMos und Co vor mit Wahrscheinlichkeiten von Schleswig-Holstein bis zur Donau
von oft 30-60% für dichten Nebel mit Sichtweiten unter 150 m.

Abgesehen vom frostgefährdeten Osten und Nordosten liegen die Tiefstwerte
allgemein bei 7 bis 2 Grad.

Dienstag… ist das Höhentief, das einst in Verbindung zu VOLKER I stand,
inzwischen im Raum Korsika angelangt. Das heißt, dass der äußerste Süden
Deutschlands in dessen Randbereich weiterhin leicht zyklonal beeinflusst bleibt.
Es schließt sich der o.e. Schlauch des Azorenhochkeils weiter nördlich an, der
allmählich zur Landesmitte schwenkt, dort aber zusehends zu schwächeln beginnt.
Es mangelt einfach an hochreichender WLA oder kräftiger Hebung an den Flanken.
Damit wird der Weg frei für die aus Nordwesten übergreifende Kaltfront eines
noch namenlosen und sich intensivierenden Tiefs über dem Oslofjord. Dessen
Wetteraktivität wurde in den jüngsten Läufen gefühlt sukzessive etwas nach oben
geschraubt.

So kann man nicht von einem weitgehend antizyklonalen Einfließen sprechen, kommt
das Feuchtefeld in 700 hPa mit über 300 km Nord-Süd Ausdehnung von mehr als 90%
rel. Feuchte beim IFS doch ziemlich stattlich daher. Im ICON ist es nach dem
neusten 0z Lauf nicht mal die Hälfte (ca. 130 km). Im Endeffekt gibt es somit
beim Timing der Eintrübung noch gewisse Diskrepanzen, unstrittig ist gleichwohl,
dass die Niederschlagssummen mit hoher Wahrscheinlichkeit 5l/qm binnen 12 h wohl
kaum überschreiten werden. In den von Trockenheit geplagten Gebieten also wohl
erneut allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, der zu erwarten ist. Bis zum
Abend erreicht der Regen von den Küsten kommend maximal die zentrale
Mittelgebirgsschwelle.

Präfrontal bleibt es nach meist trübem Tagesbeginn mitunter länger dicht
bewölkt, vor allem am Mittag und Nachmittag aber auch zeitweise aufgeheitert und
trocken.

Ein gewisses Maß an Restlabilität ist noch im Süden Deutschlands vorhanden,
womit noch einzelne Schauer oder schauerartige Regenfälle, aber nur noch ganz
vereinzelt kurze Gewitter auftreten. Staubedingt kann es an den Alpen auch
längere Zeit regnen. Die Schneefallgrenze liegt bei knapp 2000 m.

Für Böen jenseits der 7 Bft reicht es wohl selbst bei Frontendurchgang an
exponierten Küstenabschnitten nicht. Son weht ein schwacher, teils mäßiger Wind
aus nordwestlicher Richtung. Bei den Höchstwerten tut sich wenig.

In der Nacht zum Mittwoch ist die Frostgefahr vorerst einmal wieder gebannt. Im
Zuge der Frontpassage fällt stellenweise etwas Regen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf marginale Unterschiede der Basisfelder zum Dienstag hin (textlich
erwähnt) ist selbst die Übereinstimmung bezüglich der Konvektion der
hochauflösenden Modelle bemerkenswert hoch.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen