S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.03.2025 um 10.30 UTC

Aufkommender Wetterumschwung: Deutlich unbeständiger und kühler, einzelne
Gewitter mit Starkregen. Auf den Alpen Föhnsturm.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.03.2025

Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag schnürt sich ein vom
zentralen Mittelmeerraum nach Skandinavien verlaufender Rücken über unseren
Köpfen ab. Die dabei entstehende eigenständige Hochdruckparzelle verlagert sein
Zentrum bis zum Abend nach Südfinnland. Sie stützt ein kräftiges Bodenhoch über
Osteuropa. An der Südflanke des Höhenhochs wird ein Kaltlufttropfen von
Nordpolen westwärts zur Nordsee gesteuert. Abgesehen von etwas Bewölkung bleibt
seine Wetteraktivität aber sehr limitiert. Anders sieht es mit Blick Richtung
Atlantik aus, wo sich ein Höhentiefkomplex mit zwei Drehzentren befindet – eines
über der Biskaya und ein weiteres westlich von Portugal. Das zugehörige
Trogresiduum ist über dem Europäischen Nordmeer zu finden. Im Tagesverlauf
geraten wir auf die leicht diffluente Vorderseite des Biskaya-Höhentiefs. Zudem
rückt uns langsam aber sicher das teilokkludierte Frontensystem des zugehörigen
Bodentief. Präfrontal sickert zunehmend feuchtere Luft in den Westen und
Südwesten des Landes, in der es den ein oder anderen Schauer, eventuell auch
einzelne Gewitter geben kann. Lokaler Starkregen ist dabei nicht ausgeschlossen.
Kommen wir zum Wind, der zwischen Biskaya-Tief und Osteuropa-Hoch vor allem in
der Nordosthälfte sehr lebhaft weht und auf dort auf manchen Gipfeln und Inseln
für stürmische Böen sorgt. Auf den Alpen gibt es Föhnsturm. Mit maximal 15 bis
knapp 20 Grad bleibt es noch recht sehr frühlingshaft.

An diesem Temperaturniveau ändert sich am Sonntag wenig, die schwächelnde Front
greift von Westen mit ein paar Schauern auf uns über und kommt etwa bis zur
Mitte voran. Ob es für einzelne Gewitter reicht, ist fraglich. Am ehesten sind
diese an bzw. vor der Front vorstellbar. Sollten sie auftreten, wäre lokaler
Starkregen nicht ausgeschlossen. Der Wind lässt etwas nach, auf den Alpen bleibt
es aber noch einmal föhnig mit Sturmböen. Ansonsten wird der Kaltlufttropfen vom
Trog über dem Europäischen Nordmeer aufgenommen und löst sich auf. Der
Höhentiefkomplex kommt etwas weiter nach Osten voran. Die beiden Drehzentren
liegen nun über Westfrankreich und Spanien. Stromauf wölbt sich ein mächtiger
atlantischer Rücken auf, der bis nach Grönland reicht. Er stützt ein kräftiges
Azorenhoch am Boden, das versucht, über die nördliche Nordsee und
Südskandinavien hinweg eine Brücke zum Osteuropa-Hoch zu schlagen.

Daraus wird allerdings nichts, denn der Trog über dem Nordmeer stößt am Montag
südwärts nach Mittelskandinavien vor. Die Kaltfront des korrespondierenden
Sturmtiefs am Boden kommt nur schleppend südwärts voran, da sie von einem
weiteren nordostatlantischen Tief zurückgehalten wird. Letzteres greift ab der
Nacht zum Mittwoch mit etwas Regen von Nordwesten auf Deutschland über. Der
atlantische Rücken biegt sich nun zwar mehr und mehr Richtung Deutschland,
schafft es aber erst am Dienstag, sich etwas mehr durchzusetzen und für
stabilere Verhältnisse zu sorgen. Am Montag stehen gebietsweise dagegen noch
einmal schauerartige Regenfälle auf der Karte und der Föhn bricht zusammen.

Unser südwesteuropäischer Höhentiefkomplex verlagert sich derweil bis Mittwoch
Richtung Norditalien. Über dem westlichen Mittelmeerraum kommt es dabei zur
Zyklogenese. Ausgehend davon zieht am Mittwoch ein weiteres Tief auf
Vb-ähnlicher Zugbahn Richtung Baltikum. Die damit verbundenen Hebungsprozesse
sorgen im Südosten Deutschlands für teils kräftige und länger anhaltende
Regenfälle, die besonders am Alpenrand die Schwelle für Dauerregen überschreiten
können.

Der Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt zunächst den Abzug der
angesprochenen Tiefs und Frontensysteme. Ihnen folgt ein Schwall subpolarer
Meereskaltluft, die unter zunehmendem Hochdruckeinfluss gerät. Richtung
Wochenende sollen wir dann jedoch schon wieder auf die Vorderseite des nächsten
hochreichenden Tiefs über Südwesteuropa und damit in den Zustrom wärmerer und
feuchterer Luftmassen gelangen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Vergleich zu den beiden gestrigen IFS-Läufen hat sich im heutigen 00-UTC-Lauf
doch einiges getan, weshalb der Konsistenz kein gutes Zeugnis ausgestellt werden
kann. Als Beispiel wäre hier der Kaltlufttropfen (KLT) zu nennen, der am Samstag
von Osteuropa nun zur Nordsee zieht und am Sonntag in einem Trog über dem
Europäischen Nordmeer aufgeht. Im gestrigen 00er-Lauf war dieser KLT am Sonntag
noch über Dänemark und fungierte in der Folge als weiteres Drehzentrum des
südwesteuropäischen Höhentiefkomplexes. Des Weiteren wird das Übergreifen eines
dieser Höhentiefs von Norditalien aus auf Süddeutschland am Dienstag/Nacht zum
Mittwoch samt sich intensivierendem Bodentief in der Form nicht mehr gesehen.
Stattdessen wird nun am Mittwoch die Entwicklung eines Vb-Tiefs simuliert, das
bis Donnerstag zum Baltikum zieht und den Südosten Deutschlands mit anhaltenden
Regenfällen beeinflusst. Hinweise auf ein solches Szenario bot gestern bereits
das Clustering für die erweiterte Mittelfrist.
Am ab Samstag grundsätzlich aufkommendem unbeständigen und langsam auch wieder
kühleren Wettercharakter ändert sich aber nichts, auch wenn, was die
Niederschlagsentwicklung angeht, mitunter große Unterschiede bestehen –
verglichen mit den Vorläufen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) zeigt hinsichtlich
der großräumigen Strukturen zunächst keine großen Diskrepanzen. Bei genauerem
Hinsehen fallen aber durchaus markante Unterschiede auf. Im Detail geht es – wie
so oft – um die genaue Zugbahn und Ausprägung der angesprochenen Höhentiefs.
ICON lässt beispielsweise eines der beiden Drehzentren des südosteuropäischen
Höhentiefs am Montag über die Mitte Deutschlands ostwärts ziehen. Dabei
interagiert es mit dem vom Ostalpenrand nordwärts abziehenden Leetief. In der
Folge kommt es über der zentralen Mitte zu langanhaltenden und teils kräftigen
Regenfällen, die lokal sogar die Unwetterschwelle (> 50 l/qm in 24 h) reißen.
GFS und UK10 wollen davon zum Glück ebenso wenig wissen, wie das IFS.
Ein weiterer Punkt ist der Trogvorstoß am Montag, den GFS bis nach Deutschland
vorankommen lässt. Die Kaltfront des zugehörigen Bodentiefs überquert uns dabei
bereits am Dienstag, gefolgt von bundesweitem Hochdruckeinfluss.
Und wie sieht es mit dem potentiellen Vb-Tief aus? Dies bleibt ein IFS-Szenario.
Die anderen Modelle zeigen zwar ebenfalls eine kräftige Zyklogenese über dem
Mittelmeerraum, die damit verbundenen Hebungsvorgänge halten aber weitegehend
Abstand zu Deutschland.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte sind hinsichtlich des
Temperaturniveaus zunächst recht eng gebündelt. Ab Dienstag nimmt der Spread
allerdings deutlich zu, auch wenn tendenziell ein leichter Rückgang der
Temperatur zu erkennen ist. Das dürfte die Unsicherheiten der Ausprägung des
Trogvorstoßes widerspiegeln und das damit verbundene Voranschreiten der
Kaltfront. Niederschlagssignale sind bis in die erweiterte Mittelfrist vorhanden
und im Süden deutlich stärker ausgeprägt als im Norden.

Beim Clustering ergeben sich für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch stolze
fünf Gruppierung, von denen Cluster 1 (15 Member) dem Regime NAO+ zugeordnet
wird, die anderen dagegen nahezu ausnahmslos dem Blocking-Regime. Haupt- und
Kontrolllauf sind in Cluster 2 zu finden (13 Member). „Hauptstreitpunkt“ ist die
Frage, wie weit der Trogvorstoß am Dienstag nach Süden vorankommt. Cluster 1 ist
dabei am forschesten und ragt ähnlich wie GFS bis an die deutsche Grenze ran.
Die Zyklogenese im Mittelmeerraum zeigen nur die ersten drei Cluster. Cluster 5
bietet mit einem Tief direkt über Deutschland eine „interessante“
Außenseiterlösung an.

Im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag (erweiterte Mittelfrist) ergeben sich
drei, recht gleichverteilte Cluster und sind alle nahezu durchweg dem
Blocking-Regime zugeordnet. Das Trogvorderseiten-Szenario des Hauptlaufes wird
dabei nur von Cluster 1 (19 Member) getragen. Nach Cluster 3 würden wir dagegen
nach kurzem Hochdruckeinfluss wieder unter einen Trog geraten. Cluster 2 setzt
dagegen eher auf eine „High-over-Low“-Lage.

FAZIT: Ähnlich wie am gestrigen Dienstag gilt: Die Wetterumstellung hin zu
wieder deutlich nasserem und kühlerem Wetter ist fix, genauso wie die Föhnlage
anfangs in den Alpen. Wie intensiv die Niederschlagsentwicklung vonstattengeht
und ob sogar Warnschwellen überschritten werden, ist jedoch weiterhin unsicher.
Das Potenzial dafür ist aber durchaus gegeben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Liste markanter Wettererscheinungen ist recht übersichtlich. Zu nennen wäre
da, dass am Samstag in exponierten Lagen von Nord- und Ostsee einzelne
stürmische Böen (Bft 8), in den Hochlagen der ost- und südostdeutschen
Mittelgebirge sowie des Harzes teils auch Sturmböen (Bft 9) aus Ost bis Südost
zu erwarten sind. Auf den Alpengipfeln wartet zudem der Föhn mit Sturmböen (Bft
9) aus südlichen Richtungen auf. Letzterer ist dort auch noch am Sonntag aktiv,
während der Wind ansonsten nachlässt.
Dazu gesellen sich am Wochenende mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne
Gewitter, bei denen lokaler Starkregen nicht ausgeschlossen werden kann. Am
Samstag sind diese am ehesten im Südwesten, am Sonntag über der Mitte und dem
Süden (abseits der Alpen) zu erwarten.
Der Wochenstart dürfte ohne markante Wettererscheinungen ablaufen. Danach gibt
es von Seiten des IFS-Ensembles zwar schwache Hinweise für Dauerregen an den
Alpen von Mittwoch bis Donnerstag, diese Entwicklung ist aktuell aber noch sehr
unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz