#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 19.03.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.03.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
HM, allmählicher Übergang zu S/SEa
Allmählich abnehmender Hochdruckeinfluss; dabei deutliche Milderung und nachts
abnehmende Frostgefahr.
Keine markanten Wettererscheinungen, erst in der Nacht zum Samstag in einigen
Hochlagen Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… befindet sich Deutschland nach wie vor im Einflussbereich eines
umfangreichen, nahezu ganz Mitteleuropa überdeckenden Höhenrückens. Dieser
stützt im Bodenfeld das nach wie vor für ins wetterbestimmende Hochdruckgebiet
„KONSTANTINA“, das seinen Schwerpunkt inzwischen Richtung Balkan verlagert hat,
von dem ausgehend aber weiterhin ein mächtiger Hochkeil über Mitteleuropa und
die Nordsee bis zur Norwegischen See reicht. Dabei bleibt nach wie vor die
eingeflossene sehr trockene Festlandsluft im Vorhersagegebiet wetterbestimmend
(mit am gestrigen Dienstag Taupunkten im teils zweistelligen negativen Bereich),
die sich durch Absinken auch niedertroposphärisch inzwischen etwas erwärmt (T850
hPa um 18 UTC zwischen 2 und 5 Grad).
Der Höhenrücken wird flankiert von einem Höhentief westlich der Iberischen
Halbinsel und einem langwelligen Trogkomplex über Nord- bzw. Osteuropa
(letzterer beschert z.B. der Türkei einen veritablen Kaltlufteinbruch mit 850
hPa-Temperaturen bis nahe -10 Grad), während die nur flaue und mäandrierende
Frontalzone somit weit nördlich um den Rücken herumgeführt wird. Immerhin wird
der Rücken an seiner West- und Nordflanke von kurzwelligen Troganteilen
umlaufen, wodurch das Geopotenzial auch über dem Vorhersagegebiet etwas fällt.
Der sonnigen und trockenen Witterung hierzulande tut das aber keinen Abbruch.
Abgesehen von vielleicht ein paar dünnen, hohen Cirrusfeldern zeigt sich der
Himmel somit auch heute wieder weitgehend wolkenlos. Dabei macht die Erwärmung
der Luftmasse weiter Fortschritte; im Ruhrgebiet sowie an einigen
Mittelgebirgshanglagen verlief die vergangene Nacht bereits vielerorts
frostfrei, während es mach Osten zu teilweise nochmals bis in den mäßigen
Frostbereich abkühlte (in den klassischen Kältelöchern auch darunter). Mit dem
beständigen Sonnenschein und der niedertroposphärischen Erwärmung der Luftmasse
(und letztendlich auch der zunehmenden Tageslänge geschuldet) wird es teilweise
schon deutlich milder als gestern; die Höchsttemperaturen erreichen meist Werte
zwischen 12 Grad im Osten und Südosten sowie ganz im Norden und knapp 18 Grad am
Niederrhein. Lediglich an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bewegen sich
die Höchstwerte im einstelligen Bereich.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich das umfangreiche Höhentief nur langsam
der Iberischen Halbinsel an. Auf dessen Vorderseite verstärkt sich die
mitteltroposphärische WLA über West- und Südfrankreich, wodurch sich ein über
die Bretagne nach Irland gerichteter Höhenkeil aufwölbt. Zwischen diesem Keil
und dem sich allmählich abschwächenden und seine Achse etwas nach Osten
verlagernden Höhenrücken wird ein flacher Trog Richtung Ostfrankreich und
Ärmelkanal geführt.
Am Hochdruckeinfluss hierzulande ändert sich dadurch erst einmal nichts
Wesentliches. Nach wie vor bleibt ein Keil über Mitteleuropa zur Nordsee
gerichtet und weitet sich sogar noch weiter Richtung Britische Inseln aus.
Dennoch feuchtet vorderseitig des Troges die Troposphäre auch über dem
Vorhersagegebiet etwas an, bodennah wird die Advektion trockener Festlandsluft
zudem noch gekappt, wodurch die Taupunkte von Südwesten her ansteigen. Das macht
sich einerseits durch einzelne hohe und auch mittelhohe Wolkenfelder bemerkbar,
die zeitweise über den Westen und Nordwesten des Landes hinwegziehen,
andererseits auch durch eine leicht steigende Wahrscheinlichkeit für die
Ausbildung flacher Dunst- und Nebelfelder in einigen Flussniederungen,
insbesondere im Südwesten und Süden. Somit nimmt die Frostgefahr im Westen
bereits deutlich ab, dort bleibt es vielerorts frostfrei, ähnlich wie erneut in
einigen Hanglagen. Ansonsten muss aber erneut vielerorts mit leichtem, nach
Osten zu auch mit mäßigem Frost gerechnet werden. Ob der Nebel irgendwo
warnrelevant werden wird, ist aber mehr als fraglich.
Donnerstag… zerfällt der flache Trog mehr und mehr in kurzwellige Anteile und
greift zögernd auch auf das Vorhersagegebiet über. Weiter westlich verstärkt
sich durch WLA vorderseitig des Höhentiefs der von Frankreich nach
Großbritannien gerichtete Höhenkeil, während der bisher für uns
wetterbestimmende Höhenrücken abgebaut wird und sich nach Osteuropa zurückzieht.
Im Bodenfeld kann sich vorderseitig des Höhentiefs vor der Iberischen Halbinsel
der Druckfall über Westeuropa etwas verstärken, der zur Nordsee und zum Westen
der Britischen Inseln gerichtete Hochkeil wird langsam nach Osten bzw. Nordosten
abgedrängt, wobei sich in der Nacht zum Freitag eine eigenständige
Hochdruckparzelle über Südskandinavien etabliert.
Für das Vorhersagegebiet hat das wettertechnisch keine großen Auswirkungen. In
einem insgesamt antizyklonalen Umfeld bleibt die Wetterwirksamkeit des
zerfallenden Troges auf den Durchzug von lockeren Wolkenfeldern vor allem über
den Westen und Norden Deutschlands beschränkt, aus denen aber kein Niederschlag
fallen dürfte. Ansonsten steht erneut ein recht sonniger Tag ins Haus.
Allmählich wird von Südwesten her auch advektiv etwas wärmere und feuchtere Luft
herangeführt (PPWs steigen im Westen und Norden auf über 10 mm), so dass die 850
hPa-Temperatur im Südwesten und Süden auf 5 bis 7 Grad steigt. Sonst verharrt
sie zwischen 2 und 5 Grad. Insgesamt wird es mit Höchstwerten zwischen 14 und 18
Grad, am Rhein („Wärmepol“ jetzt wohl eher Richtung Kraichgau) örtlich um 20
Grad geringfügig milder als am Vortag, lediglich an den Küsten, vor allem bei
auflandigem Wind, bleibt es kühler.
In der Nacht zum Freitag kommt das Höhentief vor der Iberischen Halbinsel
allmählich nach Norden voran und interagiert zunehmend mit einem vom mittleren
Nord- zum Ostatlantik vorstoßenden Höhentrog. Durch kräftige vorderseitige WLA
bleibt der vorgelagerte Höhenkeil robust und kann sich weiter nordwärts
aufwölben, wobei er etwas nach Osten vorankommt und mit seiner Achse morgens den
äußersten Westen des Vorhersagegebietes erreicht. Dabei setzt sich vor allem
auch niedertroposphärisch die Advektion etwas feuchterer Luft insbesondere in
den Westen und Norden des Landes weiter fort, über Norddeutschland simulieren
einige Modelle (auch ICON-EU) sogar ein recht kompaktes Hochnebelfeld, das von
Norden her dorthin driften soll. Wie auch immer – die Wahrscheinlichkeit für
Nebel bzw. Hochnebel nimmt vor allem dort etwas zu.
Auch sonst ziehen gebietsweise lockere hohe bzw. mittelhohe Wolkenfelder über
das Vorhersagegebiet hinweg, vielerorts bleibt es aber auch gering bewölkt oder
klar. Die Frostgefahr nimmt weiter ab; im Westen und Südwesten dürfte es
komplett frostfrei bleiben, auch nach Osten zu gibt es bei Weitem nicht mehr
überall Frost.
Freitag… hat sich aus dem zum Ostatlantik vorstoßenden Höhentrog und dem
ehemaligen Höhentief vor Südwesteuropa ein umfangreicher Langwellentrog
etabliert, der sich allmählich Westeuropa annähert und abends von Grönland bis
zum Westen der Iberischen Halbinsel reicht und auch über der Biskaya zwei
Drehzentren (das ehemalige Höhentief) aufweist. Vorderseitig stützt kräftige WLA
den Höhenkeil über Benelux und der Nordsee, der allmählich nach Osten vorankommt
und sich dabei noch deutlich verstärkt, wobei sich später sogar eine
eigenständige Höhenantizyklone über dem nördlichen Mitteleuropa abspaltet.
Entsprechend verstärkt sich auch im Bodenfeld das Hochdruckgebiet über
Südskandinavien und verlagert seinen Schwerpunkt allmählich zur mittleren Ostsee
bzw. zum Finnischen Meerbusen. Über dem Vorhersagegebiet setzt somit von
Südwesten her verstärkt Druckfall ein und über den Westalpen dreht die Strömung
nieder- bzw. mitteltroposphärisch bereits auf Süd, wobei dort Südföhn einsetzt.
Auch ins Vorhersagegebiet wird nun niedertroposphärisch deutlich mildere Luft
advehiert, bis zum Abend steigt die 850 hPa-Temperatur vor allem im Westen und
Süden deutlich an. In Südbaden werden zum Abend bereits (föhnmodifiziert) die 10
Grad überschritten, während sie im Nordosten nach wie vor zwischen 2 und 5 Grad
verharrt und Richtung Oder sogar ein wenig zurückgeht. Mit dem Druckfall
verschärft sich von Südwesten her auch der Gradient und vor allem in mittleren
Höhenlagen frischt der Wind aus Südost auf, ist aber tagsüber wohl noch nicht
warnrelevant.
Somit steht ein weiterer, vielerorts zumindest halbwegs sonniger Tag ins Haus.
Eventuelle Nebel- und Hochnebelfelder im Norden sollten sich mehr oder weniger
rasch auflösen bzw. werden mit dem auflebenden Südostwind nordwärts abgedrängt.
Vor allem im Südwesten ziehen im Tagesverlauf dann auch zunehmend dichtere hohe,
eventuell auch mittelhohe Wolkenfelder auf. Die Temperatur macht gegenüber dem
Vortag noch einmal einen deutlichen Sprung nach oben; neben der
niedertroposphärischen Milderung sorgt auch der auffrischende Südostwind vor
allem an den Nordhängen einiger Mittelgebirge für bessere Durchmischung. Im
Westen und Südwesten liegen die Höchstwerte meist zwischen 18 und 22 Grad, an
den Nordrändern einiger Mittelgebirge dort können vielleicht sogar 23 oder gar
24 Grad erreicht werden. Sonst muss man sich mit 15 bis 19 Grad begnügen; je
nach Nebelauflösung bleibt es ganz im Norden bzw. Nordosten mit Werten unter 15
Grad, an den Küsten teilweise nur um 10 Grad etwas frischer.
In der Nacht zum Samstag stößt der Langwellentrogkomplex mit seinem Südteil über
der Iberischen Halbinsel nach Osten bzw. Süden vor, ein markanter und
kurzwelliger Randtrog wird dabei vom Löwengolf nordwärts nach Ostfrankreich
geführt. Der Höhenrücken bzw. Höhenkeil bekommt dadurch über Mitteleuropa eine
deutliche Schwachstelle, während die Höhenantizyklone über dem nördlichen
Mitteleuropa sich weiter verstärkt und ihren Schwerpunkt allmählich von Dänemark
nach Süd- bzw. Mittelschweden verlagert.
Das korrespondierende Bodenhoch kann sich weiter verstärken und verlagert sich
zögernd ostwärts Richtung Westrussland, wobei ein kräftiger Keil nach
Südskandinavien gerichtet bleibt. Dagegen fällt der Druck mit Annäherung des
Randtroges über Frankreich und Südwestdeutschland nun deutlich, wodurch sich der
Gradient über dem gesamten Vorhersagegebiet weiter verschärft. Das macht sich
vor allem in höheren Lagen bemerkbar; in den Kamm- und Gipfellagen einiger
Mittelgebirge springen die lokalen Windsysteme, gestützt durch Low Level Jets,
an und es gibt steife bis stürmische Böen, exponiert eventuell auch
(warnrelevante) Sturmböen. An den Alpen verstärkt sich der Föhn und erfasst
vielleicht auch schon die Bayerischen Alpen, auch dort kann es in Gipfellagen
dann Sturmböen aus Süd bis Südost geben. An den Küsten frischt der Wind
ebenfalls aus Ost bis Südost auf; ob warnrelevant, bleibt abzuwarten.
In der gesamten Südwesthälfte werden die Wolken mit Annäherung des Randtroges im
Laufe der Nacht dichter; ob es an der Grenze zu Frankreich, Luxemburg oder
Belgien für erste Tropfen reicht, ist aber noch fraglich. Gering bewölkt bleibt
es hingegen im Osten und Norden. Mit dem auffrischenden Wind sollte es
allerdings kaum für die Ausbildung von Nebelfeldern reichen.
Frost tritt nun so gut wie keiner mehr auf, allerhöchstens noch in den Tälern
der östlichen und ostbayerischen Mittelgebirge sowie der Alpen. Im Westen und
Südwesten liegen die Minima sogar gebietsweise im zweistelligen Bereich.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der vorliegenden Modelle lassen sich keine prognose- und warnrelevanten
Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff