#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 18.03.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.03.2025 um 10.30 UTC
Anfangs sehr frühlingshaft, am Wochenende Wetterumschwung: Deutlich
unbeständiger und kühler, einzelne Gewitter. Auf den Alpen Föhnsturm.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.03.2025
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag steht der dieses Jahr bisher
wärmste Tag ins Haus. Verbreitet werden Höchstwerte um 20 Grad, im Westen und
Südwesten lokal auch Richtung 25 Grad erwartet. Etwas kühler bleibt es im
Nordosten, aber auch dort sollten zumindest die 15 Grad geknackt werden. Warum
ist das so? Nun, wir liegen direkt unter einem Rücken, der sich etwa von
Tunesien, meridional über uns hinweg bis ins Nordmeer erstreckt. Flankiert wird
er zum einen von einem breit angelegten Trog über Nordosteuropa, an dessen
Südwestflanke ein Kurzwellentrog abläuft (wird später noch interessant für uns).
Zum anderen sticht ein von Grönland über die Iberische Halbinsel bis nach
Nordwestafrika verlaufender Langwellentrog ins Auge, der neben seinem
Hauptdrehzentrum südöstlich von Grönland ein weiteres westlich der Biskaya
aufweist. Während letzteres als hochreichendes Tief (Bodendruck knapp unter 990
hPa) ist über dem Ostseeraum das Zentrum des für unser Wetter bestimmenden Hochs
(knapp 1030 hPa) zu finden. Während T850 im Nordosten Deutschlands nur bei rund
3 Grad liegt, ragt in den äußersten Südwesten bei zunehmend auf Südost bis Süd
drehender Strömung, bereits die 10-Grad-Isotherme rein. Bleibt noch zu erwähnen,
dass sich die Nähe zur atlantischen Tiefdruckzone im Südwesten WLA-bedingt durch
den Aufzug hoher/mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar macht. An den Alpen wird es
zudem föhnig.
Am Samstag wird der Rücken über uns abgeschnürt und es entsteht eine
eigenständige Hochdruckparzelle, die sich über den Ostseeraum verlagert. Der
Kurzwellentrog über Nordosteuropa tropft ab und der entstandene Kaltlufttropfen
wird an der Südflanke des Hochs nach Polen geführt. Der Atlantiktrog beginnt
ebenfalls (weiter) abzutropfen, sodass wir es nun mit einem Höhentiefkomplex
über dem nahen Ostaltantik/Biskaya/Ib. Halbinsel zu tun haben, von dem ausgehend
ein schwacher Randtrog über uns nordwärts hinweg geführt wird. Am Boden entfernt
sich das Ostseehoch langsam etwas ostwärts, gleichzeitig macht das Atlantiktief
Boden nach Westen gut. Es ergibt sich eine sehr lebhafte Südost- bis
Ostströmung, an den Alpen nimmt der Föhn weiter zu, der dann sogar in die Täler
durchbrechen könnte. Die Luft im Südwesten und Westen wird zunehmend
angefeuchtet, sodass dort einzelne Schauer auftreten können. Ob es bereits für
Gewitter reicht, ist fraglich.
Am Sonntag verlagert sich das Höhenhoch nach Nordwestrussland. Der
Kaltlufttropfen zieht nach Dänemark und wird vom (ehemals) atlantischen
Höhentiefkomplex aufgenommen. Damit besitzt dieser nun drei Drehzentren:
Dänemark, Südwestengland, Nordwestspanien. Der Süden und Südwesten gelangen
dabei unter eine straffe, leicht diffluente Höhenströmung. Am Boden weitet sich
ausgehend vom Tief über dem westlichen Ärmelkanal eine Rinne nach Süddeutschland
aus. Damit zusammenhängend kommt es in der Südwesthälfte zu schauerartigen
Regenfällen, die auch einzelne Gewitter im Gepäck haben können. Lokal könnte es
dabei für Starkregen reichen. An den Alpen könnte der Föhn noch dagegen halten.
Am Montag kommt die Rinne samt eingebetteter Luftmassengrenze und schauerartiger
Regenfälle bis in den Norden voran und interagiert dabei mit dem mittlerweile
zur Nordsee gezogenen, ehemaligen Kaltlufttropfen. Dadurch entsteht ein neues
Tief über der südlichen Ostsee, während sich das ursprüngliche Tief über dem
Ärmelkanal auffüllt. In der Folge kippt die Rinne zunehmend in
Nordost-Südwest-Ausrichtung. Während T850 im Nordwesten bereits wieder knapp
unter 0 Grad liegt, liegt sie im Südosten noch bei 6 Grad. Spätestens jetzt
bricht der Föhn zusammen.
Am Dienstag zieht das Bodentief nordostwärts ab, das Höhentief bleibt uns
dagegen erhalten. Ein weiteres Höhentief über Südfrankreich lenkt ein sich
verstärkendes Bodentief von Norditalien nach Süddeutschland. Die damit
verbundenen teils kräftigen Hebungsprozesse lassen schauerartige Niederschläge
von Süden her auf weite Teile des Landes übergreifen. Diese könnten stellenweise
sogar Warnschwellen für Dauer- bzw. mehrstündigen Starkregen überschreiten und
in der Nacht zum Mittwoch in der Südwesthälfte bei T850er-Werten von bis zu -4
Grad im Bergland auch als Schnee runterkommen.
Auch die erweiterte Mittelfrist steht nach Lesart des 00-UTC-Laufs des IFS
zunächst vollkommen im Zeichen der eben angesprochenen Tiefdrucktätigkeit. Erst
am Freitag würde sich demnach von Nordwesten her wieder höherer Luftdruck
bemerkbar machen. Die Unsicherheiten sind aber noch sehr groß.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des heutigen 00-UTC-Laufs des IFS kann, was die großräumigen
Strukturen angeht, als gut angesehen werden. Demnach schwächt sich der
Hochdruckeinfluss am Wochenende ab und wir geraten zunehmend in den
Einflussbereich eines Höhentiefkomplexes/Langwellentrogs mit mehreren
Drehzentren. Letztere sind dafür verantwortlich dafür, dass sich im Detail vor
allem in der neuen Woche größere Unterschiede ergeben. Diese beziehen sich vor
allem auf die Schwerpunkte/Regionalisierung, Intensität und Phase der
Niederschläge. Dem aktuellen Lauf nach könnten diese in der Nacht zum Mittwoch
sogar Warnschwellen für Dauerregen überschreiten.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen an dieser Stelle betrachteten Globalmodelle (ICON, GFS, UK10)
stützen die IFS-Version – zumindest was die großräumigen Strukturen angeht.
Demnach steht am Wochenende ein Wetterumschwung ins Haus: Es wird wieder
deutlich unbeständiger und kühler. Im Detail ergeben sich jedoch größere
Unterschiede, was vornehmlich auf die genaue Lage, Zugbahn und Ausprägung der
angesprochenen Höhentiefs zurückzuführen ist. So lässt beispielsweise GFS die
schauerartigen Regenfälle am Wochenende bereits am Samstag bis weit in die Mitte
des Landes vorankommen. Richtung Ende des mittelfristigen Zeitraums nehmen die
Unsicherheiten dann generell zu. Als Beispiel hat ICON am Dienstag ein Sturmtief
über der Nordsee mit markanten Kaltfrontdurchgang im Programm. Nahezu ganz
Deutschland würde mit subpolarer Kaltluft geflutet werden (T850 zwischen -5 Grad
und 0 Grad).
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte zeigen quasi über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum, ja eigentlich sogar in der erweiterten Mittelfrist ein
recht einheitliches Bild, das die Entwicklung des Hauptlaufes im Großen und
Ganzen stützt. Bis Freitag geht es mit der Temperatur bergauf, danach langsam
aber stetig wieder bergab, ehe sie sich ab Mittwoch auf einem Niveau um 0 Grad
einpendelt. Der Spread ist dabei relativ gering.
In Sachen Niederschlag sind die ersten nennenswerten Signale durchweg ab Sonntag
zu sehen. Bis dahin bleibt es nahezu trocken, wenn man mal von einzelnen
Schauern im Südwesten und Westen am Samstag absieht. Auffällig ist, dass einige
Member am Montag und Dienstag durchaus auch mal bis zu 10 mm oder sogar etwas
mehr in 6 Stunden zeigen.
Beim Clustering ergeben sich für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag vier
Cluster, die allesamt dem Blockingregime zuzuordnen sind (Haupt- und
Kontrolllauf im 17-Member-starken Cluster 1). Wesentlich neue Erkenntnisse
lassen sich daraus nicht ziehen. Alle zeigen den sich uns nähernden
Höhentiefkomplex, der in seiner Ausprägung von jedem Cluster etwas
unterschiedlich simuliert wird.
Für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag (erweiterte Mittelfrist) steht nur ein
Cluster zu Buche (ebenfalls Blocking). Daraus lässt sich die Entwicklung des
Hauptlaufes (Tief zieht über die Alpen nach Süddeutschland) nicht ablesen,
sondern eher eine Art Vb-Entwicklung, die sich aber recht weit weg von uns über
dem östlichen Mitteleuropa abspielt.
FAZIT: Auf den wärmsten Tag des bisherigen Jahres am Freitag, folgt eine
Wetterumstellung im Laufe des Wochenendes hin zu wieder deutlich nasserem und
kühlerem Wetter. Wie intensiv die Niederschlagsentwicklung sein wird und ob
sogar Warnschwellen überschritten werden, ist jedoch noch sehr unsicher, genauso
wie die generelle Wetterentwicklung ab Wochenmitte (Stichwort: „Sturmtief bei
ICON“).
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Warnparameter sind zunächst sehr übersichtlich und beziehen sich rein auf
den Wind:
An den Alpen setzt ab Freitag Föhn ein, der am Samstag bis in die Täler
durchbrechen könnte. Auf den Gipfeln sind dann schwere Sturm- bis orkanartige
Böen möglich. Spätestens am Montag bricht der Föhn dann wieder zusammen.
Am Samstag sind zudem in den Hochlagen von Erzgebirge und Harz sowie mit
geringer Wahrscheinlichkeit auch auf manchen Nordseeinseln zeitweise stürmische
Böen (Bft 8) zu erwarten.
Am Sonntag kommen im Südwesten schauerartige Regenfälle auf, die auch einzelne
Gewitter mit lokalem Starkregen im Gepäck haben können. Ob es im Laufe des
Dienstags bzw. in der Nacht zum Mittwoch dann regional für Dauer- bzw.
mehrstündigen Starkregen reicht, ist noch sehr unsicher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz