SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.03.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Hoch Nordmeer zyklonal (HNz) – aber nur sehr geringfügig zyklonaler denn
antizyklonal, am Montag Übergang zu Hoch Mitteleuropa (HM)

Teils spätwinterlich mit Nachtfrösten und örtlich etwas Schnee bis in tiefere
Lagen. Dazwischen aber auch teils freundlich und trocken. Ab Montag von Norden
sonnig, in der Nacht zum Dienstag aber vielfach mäßiger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… ergibt sich beim Blick auf die aktuellen Karten und
Remote-Sensing-Verfahren eine Zweiteilung über Deutschland. Fangen wir dabei mal
mit der eher antizyklonal geprägten Nordhälfte an:

So thront über dem nahen Ostatlantik ein umfangreiches blockierendes Hoch, das
auch durch umfassende WLA an dessen Westflanke weiter gestützt wird. Am Boden
liegt der Schwerpunkt des Hochs, das den Namen JUMA bekommen hat heute Mittag
mit etwas über 1025 hPa vollumfänglich über Irland mit einem recht breiten Keil,
der zum südlichen Baltikum verläuft. Damit liegen vor allem die Küstenregionen
Deutschlands inmitten der Divergenzachse und verstärktes Absinken hat
eingesetzt. So trocknet die niedertroposphärisch feucht-kalte Luftmasse der
Vortage allmählich ab und die Wolkenlücken werden größer und zahlreicher (bei
klarem Himmel -5°C an der Dänischen Grenze heute Morgen). Für Schauer reicht es
so gut wie nicht mehr. Die Auslösetemperatur wird zwar im Laufe des Vormittags
mit rund 5°C rasch erreicht, es sind aber nur noch flache Quellungen, deren
Aufstieg spätestens an der Inversion bei 800 hPa bei -10°C gestoppt wird.
Eventuell reicht es hier und da noch für ein paar Tropfen daraus, vor allem an
den Nordosträndern der Mittelgebirge mit Unterstützung durch Staueffekte.

Im Süden – und dort insbesondere südlich des Mains und der Pfalz – sieht die
Sache etwas anders aus. Dort befinden wir uns im Randbereich eines Cut-Offs über
dem Zentralmassiv. Es trägt zwar Züge eines Kaltlufttropfens mit „inversem“
WLA-KLA-Muster und nur kaum Signaturen im Bodendruckfeld (geht eigentlich erst
auf der Vorderseite über dem Golf von Genua und Oberitalien auf). Durch die
umliegenden Blockaden (weiterer kräftiger Rücken über Südosteuropa) und einer
stark baroklin geprägten Vorderseite (-5°C in 850 hPa über Frankreich, +20°C
über der Großen Syrte) agiert es aber eher wie ein abgeschlossenes Zentraltief.
Wir haben es somit mit einer leicht westlichen verschobenen High-over-Low Lage
oder aber alternativ auch einer Sattelpunktlage im Viererdruckfeld (letzter
Gegenspieler ist ein hochreichender Tiefdruckkomplex am Nordkap). Nun aber weg
von den akademischen hin zu den praktischen Überlegungen.

Die Bisenlage (kalter Nordostwind am Boden) beschert dem Süden eher
ungemütliches Wetter mit kompakter Bewölkung, die durch einen gewissen Anteil an
WLA durch den Fortbestand des Südwindes in der Höhe aufrechterhalten wird. Dazu
fällt gelegentlich etwas Nieselregen, oberhalb von 700 bis 800 m auch Schnee.
Die Mengen sind allerdings nur gering, bis zum Abend kommen kaum einmal 5 l/qm
zusammen. Mitte März braucht es da für ein paar Flocken, die oberhalb von weit
über 1000 m tagsüber irgendwo auch mal liegen bleiben keine Warnung mehr.

Der Wind legt im Flachland tagesgangbedingt etwas zu und an Bodensee und
Hochrhein könnte es stundenweise für eine kleine Windwarnung (Bft 7) reichen.
Sonst sind aber nur die Gipfellagen von Schwarzwald, Thüringer Wald und
Bayerischem Wald mit Böen bis Stärke 9 Bft betroffen (ebenfalls
Einzelfallentscheidung).

Mit maximal 4 bis 9 Grad bleibt es recht kühl.

In der Nacht zum Sonntag findet über Skandinavien ein beginnender Arctic
Outbreak statt. In Lappland gehen die Temperaturen in 850 hPa auf unter -15°C
zurück, in 500 hPa auf unter -45°C. Dadurch weitet sich der Trog an dessen
Südrand zunehmend Richtung südliche Ostsee und Baltikum aus. Im gleichen Zuge
kann der Schwerpunkt des Atlantikhochs etwas nach Osten vorrücken, vor allem
wird aber erstmal der Keil über Norddeutschland südwärts gedrückt.

Dadurch weitet sich der Bereich mit größeren Auflockerungen zunehmend zur
Landesmitte aus. In der feuchten Luftmasse herrscht vor allem in der
windschwachen Divergenzachse von Niedersachsen bis nach Vorpommern und
Berlin/Brandenburg eine erhöhte Nebelneigung. Diese nimmt an der Küste mit
Winddrehung und -zunahme aus West in den Frühstunden eher wieder ab. Im Vorfeld
der sich nordwärts ankündigenden Kaltfront ziehen erste tiefe Wolkenfelder auf,
es bleibt aber noch weitgehend trocken.

Dies trifft nach wie vor nicht auf den äußersten Süden zu, wo es immer noch ab
und an leichte Niederschläge gibt. Mit dem Potentialanstieg aus Norden und
nachlassender Gegenstromsituation kommt aber nach wie vor nicht allzu viel dabei
herum. Die Summen belaufen sich auf 1 bis 3, in Staulagen vom Oberallgäu und
Südschwarzwald allenfalls auf um 5 l/qm. Die Schneefallgrenze sinkt wieder etwas
ab auf 600 bis 700 m.

Die Tiefstwerte liegen 0 bis -5°C, nur direkt an der See und in tiefen Lagen im
Süden bleibt es bei +1 bis +4°C teils frostfrei. Vor allem in den Nebelgebieten
muss stellenweise mit Reifglätte gerechnet werden.

Sonntag… macht der skandinavische Kaltluftvorstoß weitere Fortschritte
südwärts und der Trog weitet sich bis nach Polen aus. Zwischen dem sich westlich
anschließenden Hoch dreht die Strömung damit über Deutschland hochreichend auf
Nordwest bis Nord, während der Hochkeil Süddeutschland erreicht. Die einstige
Zweiteilung des Wettergeschehens geht nun in eine Dreiteilung über.

Norden:
Die Kaltfront erreicht diesen Bereich im Tagesverlauf. Sie ist zwar im
Bodendruckfeld mit einem kräftigen Windsprung von W/NW auf NE verbunden, fließt
insgesamt mit rund 1020 hPa aber auf relativ hohem Druckniveau und vor allem in
der Höhe auch recht antizyklonal nach Deutschland ein. Zudem wird sie zum
Nachmittag und Abend aus Norden zunehmend von KLA überlaufen. Da hilft auch der
präfrontale Einschub feucht-milder Nordseeluft (T850 kurzzeitig >0°C) nicht
sonderlich viel. Die Feuchtzunge beschränkt sich auf die unteren Luftschichten
und aus der kompakten Bewölkung fällt nur gelegentlich etwas Regen oder
Sprühregen.

Mitte:
Im Bereich der Keilachse winkt nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder ein
überwiegend sonniger Tag.

Süden:
Das Höhentief über Frankreich hat mittlerweile durch den Potentialanstieg aus
Norden eine zunehmend elliptische, langgestreckte Form angenommen. Das
mehrkernige Zentrum reicht von der Biskaya bis zur nördlichen Adria. Südlich des
Alpenhauptkammes sind noch immer Warmluftreste vorhanden. Insbesondere aber
staubedingt wird nun nochmal das „Letzte“ aus der feucht-kalten Luftmasse der
vergangenen Tage herausgequetscht. Südlich einer Linie Augsburg-Ulm fallen nun
doch recht langanhaltende und teils auch Niederschläge mäßiger Intensität. Dabei
fallen binnen 12h meist 2 bis 5, an Alpen und Bodensee bis 10 l/qm. Die
Schneefallgrenze liegt tagsüber bei 800 bis 1000 m. Nun würde sich oberhalb
davon eine Schneefallwarnung angesichts der Raten anbieten.

In letztgenannter Region liegen die Höchstwerte dann auch nur bei +1 bis +6°C,
sonst zwischen 7 und 12°C mit den höchsten Werten an Mittelrhein und Mosel.

In der Nacht zum Montag erreicht die Kaltfront den Südwesten und Süden des
Landes und zeigt mit jedem Kilometer weiter nach Südwesten
Auflösungserscheinungen. Postfrontal fließt in der Nordosthälfte gealterte
Meereskaltluft arktischen Ursprungs (T850 bis an die -10°C) ein. Mitunter
kräftige KLA weitet sich bis zu den Alpen aus. Der folgende Druckanstieg lässt
das Hoch mit über 1030 hPa von Schottland bis Bornholm anwachsen.

Die Kaltfront erreicht als zunehmend schmales Wolken- und Niederschlagsband bis
zum Morgen etwa eine Linie Eifel-Bayerischer Wald. Während im Westen kaum etwas
ankommt, fallen östlich von Harz und Thüringer Wald doch 1 bis 3, im Stau des
Erzgebirges auch um die 5 l/qm. Die Schneefallgrenze liegt anfangs noch bei 600
bis 800 m, sinkt bis zum morgen aber teils bis in tiefe Lagen ab. Also selbst im
Thüringer Becken und im Erzgebirgsvorland könnte es hier und da nochmal
anzuckern.

Eine höhere und großflächigere Gefahr geht aber wahrscheinlich von der
überfrierenden Nässe aus, da es postfrontal recht schlagartig aufklaren sollte.
Der Wind, der teils mäßig unterwegs ist, hilft zwar beim Abtrocknungsprozess
kräftig mit, aber ob er das großflächig in den Nachtstunden schafft, darf
zumindest bezweifelt werden. An den Küsten kommt es immerhin vorübergehend zu
steifen Böen Bft 7 aus Nordost.

Im Süden lassen die Niederschläge mit der KLA dagegen tendenziell nach.
Kompensatorisch kann es aus Norden auch mal größere Auflockerungen geben,
weshalb auch dort das Thema überfrierende Nässe eine gewichtige Rolle spielen
kann.

Die Temperaturen gehen je nach Bewölkung auf +2 bis -4°C zurück.

Montag… nimmt das blockierende Hoch über den Britischen Inseln respektive der
Nordsee durch eine omega-förmige Flankierung DIE zentrale Rolle auch im
anschließenden Mittelfristzeitraum ein. Ein schwacher Randtrog tangiert
anfänglich noch den Südosten Deutschlands mit einem Streifschuss von
Höhenkaltluft bis nahe -30°C. Ansonsten dominiert bei uns auf der Vorderseite
des Rückens Absinken.

Die Reste der Front lösen sich daher im Tagesverlauf auf und es setzt sich
vielfach die Sonne durch. Lediglich vom Erzgebirge bis zum Schwarzwald und den
Alpen dauert es teilweise bis in den Nachmittag hinein bis sich auch dort
größere Auflockerungen durchsetzen. Anfangs gibt es gebietsweise auch noch
leichte Niederschläge (teils Schnee bis in tiefe Lagen), die sich zum Nachmittag
aber immer mehr Richtung Berchtesgaden zurückziehen und schließlich abklingen.
In den dortigen Staulagen kommen nochmal wenige Zentimeter Neuschnee dazu.

Infolge des postfrontalen Druckanstiegs legt die Bisenlage wieder an Fahrt zu
und in exponierten Kamm- und Leelagen sowie rund um den Bodensee kann es erneut
die ein oder andere steife Böe (Bft 7) aus Nordost geben. Eine flächendeckende
Starkwindlage ist abermals nicht zu erwarten.

Bei den Höchstwerten tut sich im Vergleich zu den Vortagen wenig. In der Nacht
zum Dienstag allerdings sind bei vielfach klaren und windschwachen Verhältnissen
in der frisch eingeflossenen, bereits abgetrockneten Kaltluft gebietsweise
mäßige, in Bodennähe teils strenge Nachtfröste zu erwarten. Zeitlich
fortgeschrittener Vegetation könnte damit der erste kräftige Rückschlag dieses
Frühjahres bevorstehen.

Modellvergleich und -einschätzung

Modellunterschiede, welche vollkommen im handelsüblichen Rahmen liegen,
beschränken sich auf wenige kleinere Details wie nächtlicher Nebelausbreitung
und kleinerer Unschärfen bezüglich der Niederschläge im Süden sowie mit
Frontpassage. In den Basisfeldern herrscht breite Zustimmung zur ICON-Variante.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen